Vorarbeiten: Eine Wohnkabine entsteht ...


"Aus vielen Ideen entstand ein Holzmodell im Maßstab 1:5, bei diesem Modell wurde auch bereits die Inneneinrichtung mit einbezogen." 

So kann man es lesen im Beitrag "Auch Eigenbau macht´s möglich" in unser Rubrik "Expeditionsfahrzeuge". Nur dürre Worte im Vergleich zu dem, was dahinter steht: Jede Menge Überlegungen, Vorarbeiten, Berücksichtigung von Konzepten, Erfahrungen - kurz, ein ganzes Bündel von Aspekten, die zu beachten sind, wenn man sich an eine vergleichbare Aufgabe wie den Selbstbau einer Wohnkabine für einen Pickup macht.

Und nichts weniger als das hatten sich unser Autor Thomas Frech, sein Bruder Sascha und sein Freund Reto in den Kopf gesetzt, als sie im Frühjahr 2002 mit ihrem Projekt begannen: Den Selbstbau einer kompakten Wohnkabine, die sie in Verbindung mit ihrem Toyota Hilux-Pickup für künftige Reisen verwenden wollten.

Das selbst gebaute Holzmodell im Maßstab 1:5, ein fast meterlanges Gebilde, zeigt nun sehr schön bereits einige zentrale Punkte, die für diese Art von Kabinen typisch sind: Neben den Aussparungen für die Radkästen an den Seiten der Pritsche des Fahrzeugs ist an der Höhe des Kabinenmodells erkennbar, dass es sich hier nicht um einen Festaufbau handelt, sondern vielmehr um die Basis für eine Hubdach-/Klappdachkabine. Die hat ihre typischen Vor- und Nachteile gegenüber Festkabinen, die sehr sorgfältig bei der Entscheidung für ein individuelles Expeditionsfahrzeug abzuwägen sind.

In einer solchen Kabine gibt es bekannte "Problemzonen". Da ist zunächst einmal der in unserem Modell erkennbare Alkoven: Hier ist in der Regel bei derartigen Kabinen das Bett untergebracht. Ist die Wohnkabine breit genug (wie z.B. bei amerikanischen Aufsätzen wie dem "Scamper"), können nach Hochklappen/Hochkurbeln des Dachs in diesem Bett zwei Personen quer zur Fahrtrichtung/Längsachse des Fahrzeugs schlafen - das Bett muss in diesem Fall beim Herunterklappen des Dachs nicht weiter besonders behandelt, nicht mal besonders aufgeräumt werden ...

Nachteil des Ganzen: Aufgrund der Breite der Kabine behindert sie bei europäischen/japanischen Basisfahrzeugen in der Regel die Sicht nach hinten und allgemein die Handlichkeit.

Ganz anders bei schmaleren Kabinen wie der hier im Modell abgebildeten: Da muss in der Regel im Alkoven nach Hochklappen des Dachs ein Bett ausgeschoben werden, in dem zwei Personen ebenfalls recht komfortabel, aber in Fahrtrichtung untergebracht werden. Klar ist, dass die Technik dieser Lösung etwas anspruchsvoller ist als im anderen Fall und auch das Bett täglich neu "gebaut" und aufgeräumt werden muss ...

Ebenfalls in unserem Modell zu sehen: Ein Tisch, an dem mindestens zwei Personen bequem gegenüber sitzen und dort auch in der unwirtlichsten Gegend am Abend bei Kerzenschein ein Mehrgänge-Menü genießen können - ja, wenn denn die "Chemie" der Crew unter beengten räumlichen Verhältnissen stimmt und Outdoor-Küche sowie zugehörige Köchin (oder der Koch?) das "gebacken" kriegen ...

Der Tisch ist nun ebenfalls eine Problemzone: Oft werden hier Klapptische oder solche verwendet, die auf einer wackligen Röhre aufgesteckt werden und im entscheidenden Moment immer dann nachgeben, wenn das Gegenüber die Ellbogen hoch nimmt - ein beherzter Griff verhindert dann vielleicht noch den Sturz des Bierkruges (über ein gefülltes Rotweinglas wollen wir an dieser Stelle besser gar nicht nachdenken!).

Vorteil solcher Klapptische natürlich: Man kann sie jederzeit z.B. im Alkoven verstauen und gewinnt dadurch wertvollen Raum in der Kabine, wenn man dort mal nicht nur am Tisch sitzt. Ach ja, die Sitze: Auch im Modell sind diese als Staukästen gestaltet, in dem ein großer Teil der Expeditionsausrüstung untergebracht werden kann und muss (ggf. bis hin zur Porta-Potti). Wenn der Platz in den Sitzbänken nicht reicht: Unter der Sitzecke gibt es vielleicht im Boden noch einen "Keller", der z.B. nicht nur Frischwasser- und/oder (sehr viel weniger erforderliche) Abwasserkanister enthalten kann, sondern auch Stauraum für andere wesentliche Dinge.

Die Lösung für den Eingang ist im Modell eindeutig: Durch sein Klappdach wird das Fahrzeug immer in Windrichtung geparkt (gut, wenn bei Sturm dann das Dach nicht nur über Gasdruckfedern offen gehalten wird, sondern auch über ein zusätzliches Klapp-Rohrgestell! ). Hinten hat man durch diese Aufstellrichtung dann immer den Windschatten und kann so sein Fahrzeug auch bei widrigsten Wetterbedingungen recht bequem entern (Bei waagerechtem Regen sogar völlig trocken ). Gut übrigens, wenn man dann noch über eine Klapptür verfügt, die nicht zur Seite aufgeht, sondern als Regendach nach oben geklappt werden kann.

Vom Modell zur Realität ...Hinter dem Eingang befindet sich auch in unserem Modell die Küchenzeile. Ob diese auf der rechten oder linken Seite liegt, wird wohl Geschmackssache und vielleicht auch abhängig von der gegenüber liegenden Installation sein. Hier im Modell ist dort ein Schrank, eine Kühlbox und vielleicht auch die Gasflasche untergebracht. 

Auch dies ist in der Regel sehr individuell: Die Höhe des Turms entscheidet sicher über den verbleibenden Wohnraum und auch über das Raumgefühl. Ob man für mehr Raumgefühl allerdings ggf. auf seine Kühlbox in der Kabine verzichtet und diese statt dessen vielleicht lieber im Fahrerhaus unterbringt (mit allen Konsequenzen bis hin zur Frage der Stromversorgung bei längeren Standzeiten), muss jeder für sich entscheiden.

Alles in allem ein sehr schönes Modell, anhand dessen man sicherlich viel erzählen und diskutieren kann - was will man mehr?

Und noch was: Wie so ein Modell schließlich in der Realität aussehen kann, zeigt unser letztes Bild unten rechts ... 


© 2003 J. de Haas, Modell und Fotos: Thomas Frech, siehe dazu Beitrag: Auch Eigenbau macht´s möglich