Erste Etappe Schweden: Auf nach Stockholm!
Am ersten Tag fliegen wir vom Flughafen Hahn mit Ryanair nach Stockholm Skavsta, das etwa 100 Kilometer von Stockholm entfernt liegt. Es ist mein erster Flug mit einer Billig-Airline und ich kann über Ryanair nichts Schlechtes sagen. Der Flieger ist pünktlich, der günstige Preis wird durch Provinzflughäfen und enge Sitzreihen erreicht. Außerdem ist ständig eine Stewardess unterwegs, die während des Fluges Kaffee, Essen, Glückspiellose und allerlei anderen Krimskrams verkauft: Wir kommen uns vor wie auf einer Kaffeefahrt, aber bei einem Preis von 120 Euro für zwei Erwachsene mit Kleinkind, akzeptiert man das gerne!
Nach der Landung in Schweden geht es mit dem Bus nach Stockholm. Der Junge hat die Windel voll, hinter uns diskutieren zwei Mitreisende darüber, ob der vorbeiziehende Wald wohl mit Gülle gedüngt wird oder aber unser Junge so stinkt ...
Am Busbahnhof in Stockholm nehmen wir uns nach erfolgloser Suche nach einer Hotelvermittlung ein Taxi und bitten den Fahrer, mit uns ein möglichst günstiges Hotel zu suchen.
Leider spricht er kaum Englisch, ein anderer Taxifahrer hilft bei der Verständigung. Normalerweise funktioniert die Hotelsuche mit dem Taxi in jeder Stadt wunderbar, diesmal habe ich aber weniger Glück: Der Fahrer ist offensichtlich sehr neu in dem Job und fährt mit Navigationssystem 200 Meter weiter zum "World Trade Center", das von außen eher nach einem teuren Tagungshotel aussieht.
Wir fahren noch ein paar Meter weiter und finden kurz darauf auf der anderen Seite des Bahnhofs das Hotel "Terminus": Es ist zwar nicht günstig, liegt dafür aber sehr zentral.
Nachdem wir uns etwas ausgeruht haben, holen wir in einem Büro der Viking Line unsere Tickets für die Weiterfahrt nach Aland und machen anschließend einen Spaziergang entlang des königlichen Schlosses bis zu einem Freiluftlokal. Wir essen dort Burger mit Lightbier, die anwesenden Schweden geben teilweise Unsummen für eine Flasche Rotwein aus.
Stockholm gefällt uns gut: Es ist eine schöne Stadt mit viel Wasser und Grünanlagen. Auch die Leute sind sehr nett und hilfsbereit. Als wir nur kurz mit unserem Stadtplan an einer Ecke stehen, spricht uns sofort eine ältere Dame auf Englisch an und zeigt uns unaufgefordert wo wir uns befinden. Lennox schläft irgend wann auf dem Arm ein und wir machen uns auf Weg zurück ins Hotel ...
Unseren zweiten Tag in Stockholm verbringen wir fast ausschließlich in Skansen, einem Freilichtmuseum, das zahlreiche für Schweden typische Bauwerke, Pflanzen und Tiere beherbergt. In diesem Mini-Volksheim schauen wir uns die vielen alten Gebäude und die Elche, Rentiere und Seehunde an. Mittags essen wir zartes Rentierfleisch mit Kartoffelpüree. Der Junior darf auf den verschiedenen Spielplätzen herumtoben, bis er müde wird und auf dem Arm einschläft. Während er sich auf einer Bank ausschläft, erledigen wir noch ein paar Einkäufe im nahen Supermarkt. "Siehste", sage ich zu meiner Freundin, "sogar im kuscheligen Wohlfahrtsstaat Schweden machen die Supermärkte am Sonntag auf, nur in Deutschland scheint so etwas nicht möglich zu sein".
Wiedersehen mit den Aland Inseln ...
Der 3. Tag beginnt schon um 05:30 Uhr. Um 07:45 Uhr legt unsere Fähre nach Aland ab, die ich erstmals bereits bei meiner "Online-Tour" Skandinavien 2003 besucht hatte. Spätestens um 07:00 Uhr sollen wir am Check-In sein. Unserem Jungen gefällt es gar nicht, zu dieser frühen Zeit aufzustehen. Er kann zwar kaum sprechen, aber sein Gebrabbel lässt stark vermuten, dass er überhaupt nicht einverstanden ist, so früh geweckt zu werden ...
Ein Taxi bringt uns zum Terminal der Viking Line, wo wir noch eine halbe Stunde warten, ehe wir an Bord dürfen. Wir verstauen unser Gepäck in zwei Schließfächern und gehen erstmal frühstücken. Anschließend setzen wir uns auf Deck in die Sonne. Unser Junior tobt sich erst aus und holt dann auf einer Bank seinen verpassten Schlaf nach während die Fähre durch die wunderschöne Schären-Landschaft fährt: Auf vielen der kleinen Inselchen befinden sich Wochenendhäuschen, in die man nur zu gerne selbst einziehen würde ...
Die Tickets sind mit 250 SEK sehr günstig. An den Tickets verdient die Reederei vermutlich kaum etwas, an den Tax-Free-Verkäufen und den Glückspielautomaten dafür umso mehr. An jeder Ecke stehen Spielautomaten und zahlreiche Leute füllen sie mit Geld. In den verschiedenen Tax-Free Shops ist viel los, auch wir kaufen verschiedene Biere und ein paar Süßigkeiten. Die meisten Passagiere steigen nach der Ankunft in Aland direkt wieder auf eine andere Fähre um, die sie zurück nach Stockholm bringt, aber wir gehen mit einigen wenigen anderen Passagieren an Land.
Wenige hundert Meter von Mariehamns Westhafen entfernt, befindet sich das Hotel Cikada, in dem wir ein günstiges Zimmer mit Blick auf das historische Segelschiff "Pommern" nehmen. Nach der Ankunft ruhen wir uns erstmal etwas aus: Ich lese das Buch "Who is who in Aland", in dem alle (sind es wirklich alle?) Bewohner Alands mit Foto und den wichtigsten Daten aufgeführt sind.
An diesem Tag machen wir noch einen Spaziergang, um im nächsten Supermarkt Milch für Lennox zu kaufen und gehen abends im Hotelrestaurant lecker essen ...
Am 4. Tag besichtigen wir nach dem Frühstück zunächst die Pommern, ein altes Segelschiff, das einst in Rekordzeit von Australien nach Aland gesegelt ist, und seit dem Ende der der kommerziellen Segelschifffahrt fest vertäut am Westhafen von Mariehamn liegt. Anschließend besuchen wir noch das gegenüberliegende Seefahrtsmuseum, dann macht das Kind erstmal seinen Mittagsschlaf im Hotelzimmer.
Nach einem Spaziergang am Nachmittag durch die Lindenallee zum Büro der Viking Line besorgen wir uns die Tickets für die Weiterfahrt nach Helsinki. Wieder ist es ziemlich günstig: 89 Euro kostet die Überfahrt, inklusive Kabine auf dem Oberdeck. Danach schlendern wir noch durch die Innenstadt. Viel gibt es nicht zu sehen, aber was man sieht, ist sehr schön.
Bevor wir uns auf den Rückweg machen, gehen wir noch eine Kleinigkeit essen: Ich bestelle, weil ich gerne die örtlichen Spezialitäten probiere, irgendwas mit "Aland" im Namen und ein Bier. Der Kellner schaut mich komisch an und bringt mir kurz darauf eine Art Grießpudding mit Marmelade. Es schmeckt sehr gut, nur das Bier will nicht so recht dazu passen ...
Wir laufen zurück durch die schöne Lindenallee und kommen auch beim deutschen Honorarkonsul vorbei, der hier bestimmt einen ebenso ruhigen wie sinnlosen Job ausübt.
Das Hotelrestaurant ist an diesem Abend voll mit schwedischen Rentnern: Die meisten haben eine Flasche Wein auf dem Tisch stehen und viele winken zu unserem Jungen, der an diesem Abend viel mit Zurückwinken beschäftigt ist.
Mitten in der Nacht geht plötzlich der Feueralarm los. Ich vermute gleich einen Fehlalarm und frage über Telefon bei der Rezeption nach, ob die Sache ernst sei und ob man den Lärm vielleicht abstellen könne. Nein, nichts Ernstes und man sei schon beim Abstellen, versichert man mir. Lennox wird wach und winkt den Leuten zu, die sich unter unserem Balkon in Schlafzug und Bademantel versammelt haben.
Nach Finnland: Helsinki wartet ...
Den 5. Tag gehen wir ausgesprochen ruhig an, denn unsere Fähre nach Helsinki geht erst um 23:45 Uhr. Bis dahin sind es noch über 12 Stunden und das ist in einer Stadt wie Mariehamn sehr viel Zeit. Zuerst frühstücken wir gemütlich, checken kurz vor Mittag aus und deponieren unser Gepäck in einem Schließfach am Viking Terminal. Den restlichen Tag verbringen wir in der Nähe des Jachthafens.
Dort gibt es eine Voliere mit Wellensittichen, Hasen und andere Kleintiere und Spielplätze. Lennox darf auch am Strand spielen und wird irgendwann gewaltsam aus dem kalten Wasser geholt, um eine Erkältung möglichst zu vermeiden. Zwischendurch gehen wir in der Stadt Pizza essen, schreiben Ansichtskarten in die Heimat und machen es uns auf einem Felsen bequem, während unser Junge seinen Mittagsschlaf macht.
Später folgt eine Sandkastenbekanntschaft mit zwei aländischen Müttern, die gerne wissen möchten, wie uns Aland gefällt. Ich bezeichne Aland als "little paradise" und ernte wohlwollendes Lachen.
Am späteren Abend gehen wir in der Nähe des Viking-Terminals noch lecker essen, genießen den Sonnenuntergang und bekommen das erste Mal auf der Reise Besuch von ein paar Mücken: Diese werden allerdings noch im Anflug erschlagen und können uns nicht wirklich beeindrucken.
Danach sind es immer noch 2 Stunden bis zur Abfahrt. Wir setzen uns ins Viking-Terminal und bauen Lennox ein Nachtlager aus unseren Jacken, auf dem er bald einschläft. Die Fähre kommt irgendwann und nach einem Schlummertrunk im Bordrestaurant gehen auch wir schlafen ...
Wirklich gut schläft in dieser Nacht niemand von uns. Am Morgen des 6. Tages frühstücken wir schließlich erst einmal gemütlich. Es ist etwa 07:00 Uhr morgens, die Männer um uns herum trinken ein Bier zum Frühstück, nur ich trinke Kaffee - unsportlich!
Vor der Ankunft in Helsinki decken wir uns im Tax-Free Shop noch mit Bier und Süßigkeiten ein und sitzen kurze Zeit später schon im Taxi zum Hotel. Der Taxifahrer spricht allerdings nur finnisch und schwedisch, was die Verständigung nicht gerade leichter macht. Er bringt uns aber gut zum gewünschten Hotel. Leider ist dort nur kein Zimmer mehr frei.
Die Taxizentrale dolmetscht und der Taxifahrer bekommt den Auftrag, ein gutes und möglichst günstiges Hotel für uns zu suchen. Kurze Zeit später habe ich tatsächlich ein Zimmer in zentraler Lage für 56 Euro pro Nacht. Ich bezahle gleich für 2 Nächte. Dem Taxifahrer gebe ich als Anerkennung für seinen Einsatz ein für finnische Verhältnisse sehr gutes Trinkgeld, wofür er sich mit seinem gesamten Englisch-Wortschatz bedankt.
Als wir unser Zimmer betreten, tritt Ernüchterung ein: Haben wir den günstigen Preis vielleicht zu sehr betont? Stand da nicht irgendwo Hostel? Mist! Wir sind in einer Jugendherberge gelandet, mit Etagenklo und Gemeinschaftsdusche. Wir beschließen, hier nur eine Nacht zu bleiben und schon morgen nach Tallinn weiter zu fahren. Ich gehe zur Rezeption und bekomme ohne Probleme das Geld für eine Nacht zurück. Danach holen wir erstmal etwas Schlaf nach und suchen anschließend das Viking-Büro, um uns ein Ticket nach Tallinn zu besorgen. Diesmal kostet es 39 Euro.
Auf dem nahen Markt essen wir eine Kleinigkeit und fahren dann mit einer Mini-Fähre zum Zoo, der sich auf einer kleinen Insel befindet. Es ist ein schöner Zoo, in dem man sogar Kinderwagen ausleihen kann, was wir sehr genießen. Sonst muss unser Junge entweder selbst laufen oder er sitzt bei mir auf der Schulter, was den Rundgang auch nicht gerade gemütlicher macht.
Besonders mit den Braunbären haben wir viel Freude: Etliche Minuten können wir, nur durch eine Glasscheibe getrennt, einem Bären direkt in die Augen schauen. Mehrmals drückt er seine Tatze gegen die Glasscheibe, aber die hält zum Glück ...
Mit der Fähre geht es zurück und auf dem Rückweg folgt noch ein Besuch in einem Supermarkt, wo wir unser Abendessen und sonstige Sachen kaufen ...
© 2008 Text/Bilder Karsten Franke
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