Österreich 2020
Kärnten: "Trotz-Corona-Tour" oder "Corona-Trotz-Tour" ..?
Erneuter Aufbruch ...
Wer darf eigentlich meckern, wenn er erst noch im vergangenen November und Februar kurz "vor Lockdown" ungestört gereist ist?
Nun, eigentlich dürfte das keiner, aber ... die Pandemie-Zeit danach mit Ausgangsbeschränkungen aller Art, mit Home- und Garden-Offices, mit Masken und Maulkörbchen aller Art sowie Virtuellkonferenzieren erscheint allerdings schon derart lang, dass sich bei vielen wieder unbändige Reiselust breitmacht und das Gefühl "Nur raus hier!", was aber derzeit nicht ganz so leicht ist ...
Und wohin bloß? Mit dem Flieger in
Hochrisikogebiete? Stundenlang dicht an dicht in so einem Fluggerät, das angeblich
hinsichtlich Viren eine Luft wie im OP-Saal enthalten soll?
Nun, Zugluft von oben wie in einem Zug, bei dem man früher noch Fenster
öffnen konnte, wäre dann zwar möglich, aber Luft wie im OP-Saal?? So
ein Fachmann
erklärte zwar neulich, die Luft in einem Flugzeug wäre tatsächlich mit der in einem
OP-Saal vergleichbar, allerdings nur dann, wenn im OP-Saal
zweihundert Leute um den OP-Tisch herumstehen und bei der OP zusehen würden ...
Also nur in die Umgebung reisen, vielleicht in nun
dauerüberfüllte deutsche Lande? Auf ausgebuchte Campingplätze? Nein,
danke, geht gar nicht! Was aber dann ..? Im Verlauf des Juni 2020
ist bei uns noch immer kein Explorer aufgesattelt, auch wenn Camping in
diesen Zeiten so beliebt und so sinnvoll erscheint wie selten. Und
das ist nun auch massenhaft bei den "Neuen" in diesem Bereich
angekommen, die jetzt unbedingt
zum ersten Mal in ihrem Leben campen wollen ... aber was ist
mit uns in diesem Jahr?
Zugegeben, wie schon vor mehr als zwei Jahrzehnten berichtet, als das Teil noch ziemlich neu war, ist so ein Auf- und Absatteln der Explorerkabine immer wieder ein Aufwand, den man sich gern nur einmal in der Saison leistet und dann sollte es sich auch schon lohnen. Nur ein- bis zweimal anschließend damit unterwegs zu sein, lohnt folglich überhaupt nicht. In dieser Hinsicht war schon das vergangene Jahr 2019 ein besonders "gutes" Beispiel - mit nur einer einzigen Tour mit Kabine ins österreichische Ehrwald eigentlich nicht den Aufwand wert ...
Nun also das Jahr 2020 - noch übler: Keiner weiß im Frühjahr, wie sich das Ganze weiter entwickelt und wohin man dann eigentlich noch fahren kann. Also klare Entscheidung: Diesmal keine Kabine aufsatteln, dafür aber endlich mal wieder eine "richtige" Zelttour - wofür haben wir schließlich noch das in letzter Zeit fast schon vergessene OZtent, das doch auch schon in mehr als einem Jahrzehnt für etliche derartige Touren reichte?
Also heißt es in der letzten Juniwoche 2020 das OZtent samt Zubehör auf den Pickup laden und dann los!
Nach Kärnten: Keine Infizierten!
Wieder einmal lockt das Nachbarland
Österreich, diesmal aber vor allem aus ganz bestimmten Gründen. Zum einen nicht
weit weg von Bayern, zum andern gibt es zu diesem Zeitpunkt im
dortigen südlichsten Bundesland Kärnten laut Presseberichten keinen
einzigen Corona-Infizierten! Na sowas, wie machen die das bloß ..?
Nun, egal, auch scheint die letzte Juniwoche ideal, noch nirgendwo sind Große Ferien und auch telefonisch beruhigt die Dame vom Campingplatz: Alles noch ausreichend frei, Reservierungen würden sie auch deshalb derzeit nicht machen. Na dann los und auf nach Kärnten, Ziel ist diesmal das Seecamping Berghof am dortigen Ossiacher See, das mit der beruhigenden Auskunft!
Nach Kärnten muss man zwar auch von Bayern aus ein ganzes Stück weit fahren, aber es ist über die Autobahn bequem zu erreichen, zumal wenn man die leidige Pickerl-Geschichte unter den entsprechenden Voraussetzungen mittlerweile mit der "Digitalen Vignette" bequem auch online abwickelt.
Die Anreise verläuft entsprechend problemlos und schon kurz nach Mittag stehen wir an der Rezeption: Die Auflagen hier am Platz sind wirklich keine Belastung, das Kfz-Kennzeichen wird beim Einfahren gescannt und erlaubt anschließend das problemlose Ein- und Ausfahren im Seecamping. Aufgrund der geplanten Exkursionen wird gleich die "Kärnten CARD" an der Rezeption gekauft, die sich bereits nach kürzester Zeit mehr als bezahlt machen wird.
Wir beziehen einen Stellplatz zufällig nicht weit entfernt vom Waschhaus, das erst vor Kurzem renoviert wurde und keinerlei Wünsche offen lässt, auch was die nun erhöhten Hygiene-Anforderungen betrifft. Unser Stellplatz ist ziemlich groß, und wir haben diesmal erstmals seit langer Zeit wieder einen Zeltplatz ..!
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Das Seecamp ist doch schon gut belegt und man hört in der Rezeption, dass man bis Mitte August keine Reservierungen mehr vornehmen wird und voll belegt ist. Na danke! War wohl keine so schlechte Idee, bereits Ende Juni zu reisen ...
Landschaftlich schön gelegen ist das Camp ebenfalls
und sicher kein Wunder, dass vor allem bereits die Parzellen unten
am
Ossiacher See gut belegt sind, der idyllisch eingerahmt von
Bergen viele Freizeitaktivitäten ermöglicht. Aber auch in unseren
etwas höher gelegten Breiten ohne Sicht auf den See ist einiges los:
Nachbarn von uns schleppen ein zu uns passendes
"Explorer"-Schlauchboot vorbei, neben uns fährt sich glatt ein
Camp-Mitarbeiter mit einem Pkw fest und muss mit Traktor
geborgen werden. Ebenfalls kommt ein Traktor zum
Einsatz, als zwei deutsche Mädchen es schaffen, ihren Pkw in der
Eingangskurve zu unserem Stellplatz gegen einen Pfosten zu fahren:
Da sich die völlig fertige Fahrerin nicht traut, zurückzusetzen und am Berg rückwärts anzufahren, wird auch
nun der Bergungstrupp des Platzes
alarmiert. Diesmal entscheidet allerdings ein Mitarbeiter, sich
einfach ans Steuer zu setzen und rückwärts zu fahren, bevor er mit
der Hand wieder das Nummernschild der Mädels gerade biegt ... Wie
man sieht, ist für Unterhaltung auch für Zelter gesorgt ..!
Auch das Restaurant am Platz, das
Landgasthaus Berghof, ist mehr als einen
Besuch wert, vor allem, wenn man draußen "großräumig" sitzen kann in
Corona-Zeiten. Bereits am ersten Abend müssen wir allerdings innen
sitzen, weil draußen alles besetzt und drinnen ausreichend Platz
samt Belüftung ist. Was auffällt ist, dass in Kärnten die Lockerung
sehr zu spüren ist, der Erfolg von keinem einzigen Infizierten bis
dahin. Dennoch
trägt allerdings das Personal ein kleines klappbares Gesichtsvisier vor
Mund und Nase, das auch in der Optik kaum stört und in D wohl bisher nirgendwo zu
sehen ist - "Tu felix Austria"!
An einem der nächsten Tage ist es abends allerdings
auch innen gar nicht mehr so leer, als wir wieder einmal dort
einkehren. Zwar ist noch überall der Mindestabstand der Tische auch
in unserer Ecke des Lokals gegeben, aber die Lüftung ist nicht mehr
ganz so großzügig und als schließlich noch eine Familie mit zwei kleinen
Kindern dazu kommt, wird es schließlich doch unangenehm: Die nicht
mehr ganz so junge Mutter, die wohl äußerst stolz auf ihren ganz
jungen Nachwuchs ist, hält sich an überhaupt keine Regeln. Die
Kinder laufen zwischen den Tischen hin und her und auch die dauernd
herumschnupfende Mutter hustet uns beim Einsammeln eines dieser Kids
ungeniert in den Nacken - der Auftakt für eine entsprechende Bemerkung und
einen später recht laut werdenden Wortwechsel, als sie zuletzt noch wütend durch
die Wirtsstube schreit, man möge sofort aufhören,
ihre Kinder zu
fotografieren. Nun ja, auf solche Gestalten reagiert man
"angemessen" und als sie später endlich gehen, lässt uns auch die
Chefin hier im Lokal wissen, dass ihr diese "Gäste"
unangenehm aufgefallen seien. Tolle neue Corona-Zeiten ..!
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Später sind wir während unseres Aufenthaltes nur noch einmal im Außenbereich, innen ist es an einem regnerischen Abend bereits wieder derart voll, eng und stickig als wäre es nie anders gewesen. Stört allerdings nicht weiter, die Explorerküche funktioniert auch im Zelt mit gewohnt besten Ergebnissen ..!
© 2020 J. de Haas