Österreich 2019
Ehrwald in Tirol: Wenn die Bergfeuer ausfallen ...
Märchen und Sagen ..?
Die Legende erzählt von einem kleinen tapferen Bergvolk, das vor Menschengedenken einen missgünstigen großen Nachbarn hatte, das Volk der Pifkesen. Diese waren schon seit Jahrhunderten neidisch auf das kleine Bergvolk, hatte dieses doch immer schon die klügeren Herrscher als die vom gesunden Verstand her übersichtlichen Pifkesen. Auch hatte das Bergvolk immer schon die viel höheren und schöneren Berge als die benachbarten Flachland-Horden. Als diese während der Zeitläufte schließlich mehrfach damit drohten, sich das kleine Bergvolk einfach einzuverleiben, den gesunden Verstand auch bei diesem abzuschaffen und sogar all ihre Berge zu rauben, kamen die weisen Herrscher des Bergvolks auf eine wunderbare Idee ...
Sie vermählten Kinder ihres Hauses mit solchen der Pifkesen und anlässlich der anstehenden Feierlichkeiten schenkten sie diesen einen ihrer niedrigen Berge, den die Pifkesen für einen sehr hohen hielten, hatten sie doch noch niemals vorher einen solchen gesehen oder gar besessen. Von nun an waren die Pifkesen stolz auf ihren höchsten Berg, den sie für einen der höchsten des Erdkreises hielten.
Beim tapferen Bergvolk brach daraufhin große Heiterkeit aus, aber alle achteten sehr darauf, dass die Pifkesen nichts davon bemerkten und weiterhin glaubten, sie könnten nun einen der höchsten Gipfel des Erdkreises ihr Eigen nennen.
Um sich von nun an auch in aller Zukunft heimlich darüber amüsieren zu können, baute sich auch das Bergvolk einen eigenen Weg hinauf auf den Hügel, um jederzeit zur Erheiterung auf der anderen Seite hinauf fahren und herzhaft über die stolzen Pifkesen lachen zu können. Die flanierten auf ihrer eigenen, ach so hohen Ostspitze mit güldenem Kreuz und bemerkten die Besucher vom tapferen Bergvolk kaum, die auf ihrem unauffälligen Weg zur direkt daneben liegenden Westspitze hochfuhren. Von dort aus konnte man sich fortan von Herzen erfreuen über die Gipfelgockel, die stets stolzgeschwellt IHREN höchsten Berg entlangspazierten, dabei die vermeintlich höchsten gebratenen Würste des Erdkreises vertilgten, und auch am eigenen güldenen Kreuz vor allem allerlei Unfug trieben ... Satiremodus aus
Auf zu den Bergfeuern!
Wir wissen nicht. ob wir diese Legende - nur vom Hörensagen bekannt - wirklich richtig verstanden haben, vielleicht wurde dabei ja auch einiges verwechselt, man weiß es nicht. Aber wie dem auch sei, so oder ähnlich kam das Volk vom Lande D vermutlich an seine Zugspitze, die wir im Juni 2019 wieder einmal nach vielen Jahren besuchen wollten. Hatten wir doch zuletzt dort vor rund zwei Jahrzehnten tatsächlich Testmessungen mit unserem guten alten Suunto gemacht, der auch diesmal wieder fit wie einst mit von der Partie sein sollte.
Allerdings, einen Unterschied sollte es diesmal geben: Wir würden nach Ehrwald in Tirol fahren, was nicht nur ein weiteres Kapitel für unsere "Tirolsaga" würde, sondern gleichzeitig auch unser jahresüblicher Trip zu den dortigen Bergfeuern, die wir in den letzten Jahren vornehmlich von Innsbruck aus verfolgt hatten.
Da es allerdings in der Tiroler Zugspitz Arena in Ehrwald ganz besonders berühmte Bergfeuer geben soll, wollen wir das diesmal anders handhaben. Im Gegensatz zu den Feuern bei Innsbruck zählen die Bergfeuer hier nämlich seit dem Jahr 2010 zum "immateriellen UNESCO Kulturerbe".
Grund dafür sind Feuerskulpturen mit Symbolen aus Mythologie und Glauben, hingewiesen wird z.B. auf "funkelnde Kerzen, leuchtende Kreuze, brennende Hirsche oder strahlende Herzen". Da müssen wir wohl also auch endlich mal hin! Termin für die Feuer ist Samstag, der 22.06.2019 und wir machen uns deshalb bereits am Mittwoch davor auf den Weg nach Ehrwald, denn schließlich haben wir hier ja auch noch jede Menge anderes vor ...
Wir erreichen kurz nach Mittag das Camping Dr. Lauth, das nicht nur vom Namen her irgendwie gut zu uns und unserem Vorhaben zu passen scheint, sondern vor allem auch wegen der Lage und seiner Infrastruktur: Nicht nur liegt es relativ nah bei der Talstation der Seilbahn auf die Zugspitze, sondern verfügt auch noch über ein Restaurant samt Biergarten - was wollen wir noch?
Nun, auch einen "speziellen" Stellplatz bekommen wir nach kurzer Debatte mit dem Betreiber "Mehmet" zugewiesen, der uns auch in Hinblick auf Stellrichtung bei in diesen Tagen möglichen Gewitterstürmen günstig erscheint - schnell zeigt sich, dass Mehmet mit Platzerfahrung genau die Windverhältnisse beschreibt, die wir hier vermuten.
Die Aussicht vom Platz aus ist grandios: Gut erkennbar in der Wand hinter uns ist die Bergstation der Tiroler Zugspitzbahn, auch die Masten und die in die Höhe verlaufenden Drahtseile der Bahn samt den auf- und abfahrenden Gondeln sind von hier aus erkennbar. Vor dieser Kulisse verbringen wir selbstverständlich den ganzen Nachmittag hier vor Ort, am Abend ist natürlich dann auch ein Gang zum Biergarten-Restaurant fällig - im Verlauf der Dämmerung wird erkennbar, wie beliebt der festlich beleuchtete Platz bei vielen Campern hier wohl ist ...
Der nächste Tag bringt zunächst einen Rundgang zu Fuß hinunter nach Ehrwald, das vor einer beeindruckenden Bergkulisse liegt. Insbesondere die Sonnenspitze fällt aufgrund ihrer besonderen Form sehr auf in der Umgebung, auch hinter dem Campingplatz hatte sie uns schon mächtig beeindruckt. Der Ort kann als "touristisch sehr gut erschlossen" eingestuft werden, was natürlich auch insbesondere in Hinblick auf die Gastronomie positiv zu werten ist, von der wir in den Tagen mehrfach Gebrauch machen können.
Ein Pub befindet sich ebenfalls im Ort, den wir natürlich unbedingt auch noch bei unserem Aufenthalt besuchen wollen. Bei seiner Außenwerbung mit "8 to l8" hat der Wirt hinter der ersten "8" allerdings offenbar das "pm" vergessen, was man beachten sollte, wenn man ab 20:00 Uhr bis "late" im Pub verweilen und nicht schon kurz nach 8 Uhr morgens hier vor verschlossener Tür stehen will ...
Auch das lang erwartete Gewitter erwischt uns schließlich noch am Platz und beweist wieder einmal, wie beeindruckend so etwas in den Bergen ist: Vor der Zugspitze hinter uns ballen sich tiefhängend gewaltige Regenwolken und das gesamte Areal scheint in weißgrauen Schwaden zu verschwinden. Man fragt sich, bis zu welchem Wetter wohl die kaum noch sichtbare Tiroler Zugspitzbahn fahren wird - leider wissen wir es hier und heute nicht ..!
© 2019 J. de Haas