07.05. - 11.05.99: Australien (1) - Sightseeing im Nordosten
Von Jabiru nach Mornington ...
Nach der ersten Nacht auf dem roten Kontinent der erste, persönliche Kontakt mit Australiens Kultur, Charakter und Natur: Ein ganztägiger Ausflug in den Kakadu National Park erwartete uns.
Frühmorgens stiegen wir in Vierradbusse, ab ging es Richtung Arnhem Land und East Alligator River. Der Kakadu National Park hat seinen Namen von einem Aborigines Dialekt - Gag adju - und bietet intensiven Einblick in Lebensweisen der Ureinwohner Australiens.
Die Aborigines sind ein geheimnisvolles Volk mit einem wohl einmaligen ,,Schicksal": Holländer waren es wohl, die bei ihrer Landung an der australischen Küste die kleingewachsenen, pechschwarzen Menschen entdeckten und kurzerhand zu Tieren erklärten.
Was wohl kaum jemand weiß: Erst in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts wurden die Aborigines unter Tierschutz gestellt, um zu verhindern, dass nach wie vor die Jagd auf diese Menschen legitim war!
Und - unvorstellbar: Vor rund 35 Jahren bekamen die Aborigines erst ihre Menschenrechte - ein dunkles Kapitel Australiens, gewiss. Und wie um das schlechte Gewissen zu beruhigen, verschaffte man den Ureinwohnern Land, das von der Regierung zurückgeleast worden ist, so auch der Kakadu National Park.
Die Aborigines werden bis zum heutigen Tage nur schwer verstanden, im wahrsten Sinne des Wortes: 300 verschiedene Sprachen mit 900 Dialekten zählte man, jeder Stamm also hat seine eigene Art, zu kommunizieren, 260.000 Aborigines leben heute in Australien.
Berühmt sind die Malereien der Ureinwohner. Felsmalereien, denen Alter von 2.000 bis 5.000 Jahren zugesprochen werden, der Betrachter sieht das eher ungläubig, denn die Farben sind nach wie vor kräftig und leuchtend - teilweise jedenfalls. Es sind primitive Zeichnungen, die stets banale Geschichten erzählen. In Australien hat man Zeichnungen gefunden, denen ein Alter von rund 18.000 Jahren zugeordnet wird, was den Streit darüber lebhaft hält, woher die Aborigines überhaupt kommen, ob aus Indien oder Indonesien.
Zu den Reservaten gehört das Arnhem Land, betreten darf man es nur mit einer sehr restriktiv ausgegebenen Permission.
Auf der Fahrt in das Arnhem Land bekamen wir zunächst einen Eindruck von den Zuständen während der "Wet", während der Regenzeit, die just vor unserem Besuch endete: Teilweise zwei Meter hoch sind dann Straßen und das umliegende Gelände überflutet, an jeder Straßensenke stehen Maßstäbe, die dem Autofahrer signalisieren, wie tief das Wasser denn tatsächlich ist.
Geführt und begleitet wurden wir von ausgezeichneten Guides, die äußerst engagiert tiefe Einblicke in das Leben der Ureinwohner gaben, uns übrigens auch zu einem offenen Grab mit einem menschlichen Skelett führten, ein bewegender Anblick, der das Geheimnisvolle dieser Menschen eher noch dichter machte ...
Abwechslungsreich wurde dieser Tag durch einen Trip auf dem East Alligator River, wo wir tatsächlich in freier Natur diese gefährlichen, voller spontan explodierender Energie steckenden Tiere sahen - und rochen.
Der Tag im "Top End" Australiens war lehrreich und eindrucksvoll. Am späten Nachmittag, zurück im Hotel, nahmen wir den nächsten Tag in Angriff: Das Flugzeug wurde aufgetankt, das Ziel des 8. Mai hieß: Hamilton Island.
Bob McDonald und seine Crew erwiesen sich als äußerst hilfsbereit: Man gab uns Tipps, wie die Flugpläne aufzugeben sind, nämlich kostenlos per Telefon oder Fax, besorgte uns das Wetter. Gleich der erste Flug zeigte auch die Größe Australiens: Unser Ziel lag 1.053 NM von Jabiru entfernt, wir hatten eine Zwischenlandung auf einem Platz namens Mornington geplant, um zu tanken, sollte es mit dem Sprit knapp werden. Mornington liegt auf einer Insel im Gulf of Carpentaria.
Früh morgens, kurz nach Sonnenaufgang, startete als erste Maschine die Cessna 303, gefolgt von der Mooney, die Crew Dietzel-Bayer startete ihre Beech B58P, hinterher Walter Adam auf Aerostar 700, dann wir mit der N60HT.
Es war ein traumhaftes Wetter, wolkenlos, allerdings reichlich Gegenwind. Unterhalb von FL 200 befindet man sich in Australien - meist - im unkontrollierten Luftraum, auch IFR-Piloten bekommen nur Information Service.
Der Gegenwind setzte unserer Spritreserve etwas zu, leicht fiel, angesichts der wunderbaren Landschaft, schnell nach Mornington hinein zu fliegen, um zu tanken - wichtig war nur, nachmittags das Schiff um 16 Uhr nach Hayman Resort zu erreichen.
Wir leiteten unseren Descent aus FL 190 ein, überholten damit sogar noch Walter Adams N35WA, die VFR in niedrigen Höhen unterwegs gewesen war, auch in Mornington landen wollte.
Wer in Australien einen Flugplatz auf der Unicom Frequenz ruft, bekommt eher grundsätzlich keine Antwort - warum auch.
Nach der Landung bekamen wir eine Lektion in punkto Flugvorbereitung: Kein Avgas in Mornington. Per Funk nahmen wir am Boden stehend Kontakt mit Brisbane auf mit der Bitte, uns den nächsten Flugplatz mit Avgas zu nennen.
Weiter zum Hayman Resort ...
Brisbane empfahl zunächst Normanton, versprach aber, per Telefon nochmals zu verifizieren, dass wir dort tatsächlich betankt werden können. Gesagt getan: Wir starten die beiden Aerostars und flogen VFR 126 NM rüber nach Normanton, verständigten über unsere Company Frequenz den erreichbaren Rest unserer Gruppe: Kein Sprit in Mornington!
Ein brutales Hochdruckgebiet über Australien fegte jede Wolke über dem Kontinent fort - an der Küste aber hingen tiefe, regnerische Wolken, so dass Hamilton Island nur über einen echten IFR-Anflug, der hart ans Minimum ging zeitweise, erreicht wurde. Szenenwechsel - nein: Bühnenwechsel! Vom Outback hinein in den puren Luxus. Hamilton Island gibt dem Aviatiker Zugang zum sagenhaften Hayman Resort, Hamilton bleibt der einzige größere Flugplatz auf den dem Festland östlich vorgelagerten Inseln, die nahe dem Great Barrier Reef liegen ...
Dass man dort eher mit gehobener Kundschaft zu tun hat, wurde gleich nach der Landung klar: Gepäckwagen fuhren heran, Kreditkarten blanko abgezogen mit der Frage, wie das Flugzeug betankt werden solle, ein Van brachte uns vom Parkplatz zum Kai, an dem ein schneeweißer Katamaran wartete, um uns in einer knappen Stunde nach Hayman Resort zu bringen, es wurde - natürlich - Champagner gereicht ...
Hayman Resort ist eine Hotelanlage auf einer Insel, besser: Eine Insel mit einer Hotelanlage und sonst nichts - vergisst man den Yachthafen, den Hubschrauberlandeplatz, die Piste für Wasserflugzeuge, die charterbare Americas-Cup Yacht. Hayman Resort hat viele Größen dieser Welt als Gast gesehen, es gehört zu den 80 weltberühmten Hotels dieser Erde ...
Drei Tage haben wir dort gebucht, am Tage unserer Ankunft gab es abends eine Einladung von Pilot und Flugzeug zum Dinner, dieses subventioniert, gesponsort vom Aero Dienst, Nürnberg.
Vorher aber - wir waren allesamt in der East Wing untergebracht - genossen die Reisenden auf den Balkons der Appartements die milde, sanfte Luft, den herrlichen Ausblick, niemand störte sich an dem Nieselregen, der übrigens auch den nächsten Tag dominierte und die Gesellschaft richtig zur Ruhe kommen ließ.
Höhepunkt der Tage dort war ein Ausflug auf das Great Barrier Reef: Zwei urige Beaver standen zur Verfügung, mit je 5 Passagieren an Bord flogen wir knapp 15 Minuten Richtung Pacific. Dann tauchte unter uns dieses Welterbe der Menschheit auf, das größte Reef der Welt überhaupt, das sich von Australien bis nach Indonesien erstreckt.
Unser Pilot, Luftfahrtunternehmer, landete mitten im Reef auf türkisfarbenem Wasser, rollte zu einem vertäuten Glasbodenboot, wo wir zunächst fest machten. Kurze Zeit später landete die zweite Beaver, beide Wasserflugzeuge wurden an einer verankerten Boje fixiert.
Die Gruppe, umgestiegen auf das Boot, nahm Kurs über das Reef, staunend konnten wir zunächst durch den Glasboden die Unterwasserwelt beobachten, stiegen später mit Schnorcheln ins Wasser und erforschten die Natur - es war intergalaktisch! Wer etwas Brot in die Hand nahm, badete plötzlich in Fischen, die im wahrsten Sinne des Wortes aus der Hand fraßen.
Unser Pilot und Luftfahrtunternehmer entpuppte sich außerdem als sehr kenntnisreicher Führer in der Unterwasserwelt, er zeigte uns die phantastische Vielfalt der Flora und Fauna.
Zwei Stunden später enterten wir die beiden Beaver, mit einem bogenförmigen Startlauf hievten sich die Flugzeuge nur knapp vor den ersten dicht unter der Oberfläche liegenden Korallen aus dem Wasser, brachten uns zurück zum Hayman Resort: Nachdem der Pilot seine "four greens" angezeigt bekam, rollte er durch den Hafen und dort - wirklich spektakulär! - eine steile Rampe hoch zur Tankstelle.
Die drei Tage auf der Insel akklimatisierten, kompensierten den Stress der Anreise, Australien konnte nun in vollen Zügen genossen werden ...
© Text/Bilder 2000 Heiko Teegen, Pilot und Flugzeug 08/99-09/99