England
Schwerpunkt Hinterlassenschaften: Nach Stonehenge ...
Stonehenge ist ein in der Jungsteinzeit errichtetes und mindestens bis in die Bronzezeit genutztes Bauwerk in der Nähe von Amesbury in Wiltshire, England, etwa 13 Kilometer nördlich von Salisbury.
Es besteht aus einer Grabenanlage, die von einer aus mehreren konzentrischen Steinkreisen gebildeten Megalithstruktur umgeben ist. Die beiden auffälligsten Steinkreise sind der äußere Kreis aus von Decksteinen überbrückten Pfeilersteinen sowie die innere hufeisenförmige Struktur aus ursprünglich fünf Trilithen (je zwei Tragsteine, die von einem Deckstein überbrückt werden). Dazwischen befinden sich weitere Strukturen aus kleineren Steinen sowie Löchern im Boden. Weitere Megalithe sowie zwei Hügelgräber finden sich in unmittelbarer Nähe (Wikipedia).
Vom AIDA-Liegeplatz im Hafen von Southampton fahren wir zum neuen Besucherzentrum von Stonehenge, das seit 2013 eröffnet ist: Mit Galerie für Dauer- und Wechselausstellungen, Souvenirshop und Café ist es der Ausgangs- und Endpunkt einer jeden Besichtigung der Steine, die rund 2,5 km entfernt und von hier aus über einen Shuttlebus-Service erreichbar sind.
Direkt gegenüber vom Besucherzentrum ist ein jungsteinzeitliches Dorf aufgebaut, wie es vor rund 5.000 Jahren ausgesehen haben könnte, also etwa zur Zeit der Entstehung von Stonehenge. Als wir uns nähern, fällt sofort eine Reihe von Männern in gelben Warnwesten mit astronomischen Teleskopen auf. Die wollen offensichtlich hier etwas beobachten, was besonders gut zu diesem Platz zu passen scheint.
Wir erkundigen uns bei ihnen worum es geht und erfahren, dass wir an einem besonders bedeutenden Datum für Astronomen hier und heute vor Ort sind: Es ist der 9. Mai 2016 und damit der Tag des "Merkurdurchgangs" vor der Sonne.
Der innerste Planet unseres Sonnensystems, der Merkur, läuft zwar alle 116 Tage zwischen der Erde und der Sonne hindurch, steht dabei allerdings nur alle paar Jahre so günstig, dass er auch als kleine schwarze Scheibe vor der Sonne sichtbar ist. An diesem 9. Mai dauert der Transit etwa ab 13 Uhr mehr als 7 Stunden lang, so dass man mit einem für die Sonnenbeobachtung ausgerüsteten Amateurteleskop das Ereignis gut verfolgen kann, was diese Männer bei relativ gutem Wetter heute auch vorhaben. Und wenn nicht hier bei Stonehenge, wo dann ..?
Wir verzichten bei unserer Tour auf die angebotene Audio Information in 10 Sprachen und ziehen es vor, uns anderweitig oder auch später detaillierter zu informieren. Aber die Ausstellung im Besucherzentrum ist auch so informativ genug für eine Einstimmung in die anschließende Exkursion zur Kultstätte. Besonders interessant für uns die Hinweise auf vergleichbare andere Anlagen in Europa: Die Alignements von Carnac in der Bretagne haben wir bereits besucht und bei unserer bevorstehenden Irlandreise wollen wir anstelle des hier erwähnten Newgrange ein vergleichbares megalithisches Zentrum ebenfalls im irischen County Meath aufsuchen: Unweit von Oldcastle erwarten uns dort die Loughcrew Cairns, aber davon später mehr ...
Nun heißt es aber endlich rausgehen zur Kultstätte: Aufgrund unseres engen Zeitplans müssen wir die Strecke vom Besucherzentrum bis zu den Steinen komplett mit dem Bus fahren und können nicht von dessen möglichem Halt auf halber Strecke Gebrauch machen, um auf der Reststrecke die ganz eigene Magie der hiesigen Landschaft zu Fuß zu genießen.
Bereits unmittelbar nach Verlassen des Shuttlebusses, an dessen Haltestellen das Personal ganze Besucherströme kontrolliert und sortiert, wird das ganze Ausmaß der Touristen-Invasion an diesem Orte klar: Ganze Horden von Besuchern sind bereits auf dem restlichen Fußweg zu den schon sichtbaren Steinen unterwegs oder von dort her wieder auf dem Rückweg.
Die weiträumig mit Seilen abgetrennte Kultstätte wirkt auf den ersten Blick kleiner als erwartet, was vielleicht jedoch an der Entfernung liegt, die man zu deren Schutz hier und heute einhalten soll. Zwar gelingt es mit Hilfe des Teleobjektivs ähnlich menschenleere Bilder zu schießen, wie man sie oft von diesem Ort zu sehen bekommt, jedoch kann man mit Normalobjektiv heute auch ganz andere Bilder machen, die das aktuelle Geschehen wesentlich realistischer abbilden als derartige mythische Illusionsbilder ...
Wesentlich schlimmer als am heutigen Maitag soll es allerdings noch zu anderen Terminen an diesem Ort zugehen: Bei all den emotional aufgeladenen Sonnwendterminen wimmelt es hier offenbar von derart vielen Hobby-Druiden und anderen Besuchern, dass sogar davon abgeraten wird, sich dieser Gegend überhaupt mit dem Auto zu nähern ...
Über die Hintergründe der Kultstätte nachzudenken, fällt vor den realen Besucherströmen tatsächlich nicht leicht: War Stonehenge nun Kultstätte und Versammlungsplatz, eine Tempelanlage und Begräbnis- oder gar Hinrichtungsstätte oder vielleicht ein gigantischer Kalender und astronomisches Observatorium, das nach der Sonnenwende ausgerichtet ist? Wie dem auch sei, wir werden es heute weder erfahren noch später klären können, was uns bleibt sind nur ganz eigene Hypothesen ...
Früher als uns eigentlich lieb ist müssen wir uns wieder auf den Rückweg zum Shuttlebus machen, denn die Uhrzeit des Treffens zur Rückreise naht - und vorher soll ja schließlich auch noch ein zumindest kurzer Besuch im Souvenirshop erfolgen.
Und der Besuch im Shop verläuft erfolgreich: Selbstverständlich soll etwas mit in den Modellkeller des Explorer Magazins, denn wenn nicht hier, wo sonst soll man von dieser Stätte etwas mit nach Hause nehmen? Und tatsächlich - etwas kleines, geeignetes zum Mitnehmen findet sich in einer Art 3D-Puzzle: "Build your own Stonehenge" nennt sich die kleine Packung, die ihren Weg in diesen besagten Keller findet und dort geeignet erscheint zum "Nachbau" der Anlage und Erklärung der Druiden-Welt.
Gemeinsam mit den wichtigsten Steinen der Anlage und später mit Knete modellierten Ergänzungen wie z.B. dem "Fersenstein" (Heel Stone), kann nun auch im Modellkeller demonstriert werden, wie zur Sommersonnenwende das Licht einfällt über diesen "Fersenstein", den "Opferstein" und die "Sarsensteine" bis zum "Altar" ... wer da nicht zum heimischen Druiden wird, dem kann wirklich nicht geholfen werden ...
Noch ganz im Banne der Kultstätte und der magischen Landschaft rund um die Anlage, die wir auch aus dem Bus noch einige Zeit bei der Rückfahrt Richtung Salisbury auf uns wirken lassen können, beenden wir unseren heutigen Besuch bei Stonehenge - auch AIDA-Fahrer müssen offenbar nicht auf Kultur verzichten ..!
© 2017 J. de Haas