Von Seevögeln, Delphinen und der Welwitschia in der Mondlandschaft ...

3. März. Auf dem Programm stand: Der Ausflug nach Walvis Bay, im Gegensatz zu Swakopmund ganz britisch geprägt, und in die Namib-Wüste. Die Mondlandschaft im Namib Naukluft National Park wurde zu einer unheimlich kontrastreichen Reise in die Tierwelt des Meeres, die so erstaunliche Welt der Pflanzen der Wüste, die Geschichte der Geologie der Erde, der Geschichte von Namibia.

Unsere Führer von Charly´s Adventure Tours, alles deutschstämmige Namibier, die ihr Leben lang hier gearbeitet und gelebt haben, vermochten mit vielen Fakten, Daten, aber auch Anekdoten uns das Land sehr nahe zu bringen.

Zunächst ging es aufgeteilt in mehreren Gruppen auf kleinen Motorbooten durch den Hafen von Walvis Bay. Hier werden 95% des namibischen Außenhandels abgewickelt. Haupterwerbszweige sind Fischfang, Fischverarbeitung, sowie Salzgewinnung und die Gewinnung und Vermarktung von Guano, dem Kot der Vögel auf der Guano-Insel. Auf vielen eisernen Pfählen, einer 17.000 qm großen Insel nisten Tausende von Pelikanen und Kormoranen. Nach der Brutzeit wird im Februar deren Kot, bis zu tausend Tonnen, abgebaut, mit einer Seilbahn an Land gebracht und gewinnbringend vor allem in Südafrika als Dünger verkauft. In der warmen Morgensonne bot diese üppige Vogelwelt ein beschauliches Bild.

Die berühmte Mondlandschaft ...Dann kam die Robbe, hautnah. Keiner war so darauf gefasst. Platsch war sie auf unserem Boot und wir im Vorschiff. Von hier aus konnten wir auch wieder die Kameras zücken und meterlange Filmstreifen abknipsen, während unser Bootsführer das immerhin fast 70 kg schwere Tier mit Fischen fütterte, es kraulte, mit ihm spielte. Die Robbe machte sich lang und genoss es, eine Weile mit dem Boot mitzufahren, ehe sie mit einem Satz wieder in ihr eigentliches Element zurücksprang. Eine Zeitlang begleitete sie uns. Wir staunten, wie schnell sie mit dem Boot mithalten konnte. 

Neben Robben tauchten Delphine auf, die uns mit ihren Sprüngen entzückten, auch sie schienen an die Boote gewöhnt zu sein und nahmen es durchaus mit ihnen im Schwimmen auf. Die Bucht von Walvis Bay wird vor der offenen See durch eine flache Landzunge geschützt, deren nördliches Ende der Pelican Point begrenzt. Unzählige Robben tummelten sich am Strand, während wir auf unseren Booten mit Champagner, Austern und anderen Leckereien gestärkt wurden. Und nur durch einen Schnellstart konnten wir uns vor manch gefräßiger, bedrohlich nahe heranschwimmenden Robbe retten.

Welch Kontrast zur frischen Meeresbrise war die heiße stehende Luft um "Düne 7", eine 7 km außerhalb Walvis Bay liegende 50 m hohe Sanddüne auf unserem Weg durch ein Stück der Namib-Wüste Richtung Namib Naukluft National Park. Trotzdem ließen sich die Sportlichen in unserer Gruppe nicht abhalten, den Sandhaufen zu erklimmen, um mit viel Spaß anschließend wieder herunter zu springen oder zu rutschen. Nächster Stop war ein Aussichtspunkt auf die sogenannte Mondlandschaft. 

Diese ist ein nahezu vegetationsloses Gebiet, entstanden vor 450 Millionen Jahren durch Ablagerungen von weicheren Gesteinsschichten, in die der Fluss Swakop sich eingegraben hat. 

Durch tiefe Täler, zwischen schlackenartigen Erhebungen fuhren wir vorbei an einer Oase mit Palmen und einer seit 1848 bestehenden Farm, um unter einem 200 Jahre alten Kameldornbaum uns von unseren Führern mit einem üppigen Picknick überraschen zu lassen. 

Die Husab: Bis zu 2000 Jahre alt ... Nahezu vegetationslos ist diese Wüste und doch gibt es einzelne Pflanzen, die sich adaptiert haben. Zum Beispiel gibt es 100 Arten von Flechten, die nur durch die Feuchtigkeit des regelmäßigen Morgennebels zum Leben erwachen. Sie dienen nicht nur den Tieren als Nahrung, sondern schützen vor allem durch ihren Bewuchs den Boden vor weiterer Erosion. 

Eindrucksvoll demonstrierte uns dies ein Führer, indem er durch Bespritzen einer schwarz verdorrten Pflanze diese zum grünen Entfalten brachte. 

Die berühmteste unter den endemischen Pflanzen dieser Region ist die Welwitschia mirabilis, eine eher unspektakulär am Boden sich ausbreitende Pflanze mit einer bis zu 3 m langen Pfahlwurzel. Das älteste Exemplar, die Husab, wird auf 2000 Jahre geschätzt. Nur zwei olivgrüne, lederartige Blätter wachsen aus dem knotigen flachen Stamm, um sich am Boden von Wind und Wetter zerfranst bis zu 8 m auszubreiten, um die Feuchtigkeit des regelmäßigen Morgennebels aufzunehmen. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen, deren Befruchtung durch Insekten erfolgen.

Wie Kakteen aussehende Akazien, der Köcherbaum, Wüstenkürbis, noch manch Wunder der Pflanzenwelt in dieser kargen Natur wurde uns gezeigt. Und wundervoll abgeschlossen wurde dieser Tag mit einem mitten in die Wüste gezauberten Dinner unter dem traumhaften südlichen Sternenhimmel, bei dem natürlich auch das "Kreuz des Südens" nicht fehlte.

Auf nach Südafrika!

4. März. Traumhaft.
Alles ganz traumhaft.
Die liebe Frau Hoffman, Chefin von Charly's Adventure Tours in Swakopmund, hatte es geschafft: Der Zoll kam zum "Kunden", also zu uns mit der Konsequenz, dass wir nicht nach Walvis verlegen mussten am 4. März, um aus Namibia auszureisen.

Swakopmund: In aller Ruhe ... ... werden die Flugzeuge vorbereitet ...

Das war gut so, denn außer sehr viel Zeit hatten wir uns auch große Probleme vom Hals geschafft damit, denn es gab den -eigentlich- üblichen Nebel morgens. Gelassen machten die Crews am 4. März ihre Maschinen fertig, vor ihnen stand ein wunderbarer Flug und "schwerstem" CAVOK bei Sichten von hundert Meilen.

Einige nutzten das, um niedrig fliegend die Schönheit Namibias aufzunehmen, später IFR nach Kapstadt hineinzusegeln. 2000 Meter Sicht forderte der Swakopmunder "Luftaufsichtende" für den Take Off einer Einmotorigen, 1.600 Meter für eine Twin. Als erste ging die Crew Brazel mit ihrer schnieken Seneca an den Start, gefolgt von der Mooney TLS des Ehepaares Rädisch.

Über der Namib-Wüste auf dem Weg nach Kapstadt ...Danach rollten wir mit der Aerostar auf die Gravelpiste 24, hoben ab mit einem langen, langen Direct auf den Wegpunkt KOBEN auf der FIR Cape Town gelegen, rund 400 NM von Swakopmund entfernt: Fly Africa, fly direct.

Windhoek übergab an Cape Town, allerdings stellte sich der Funkkontakt erst hinter Alexander Bay ein. Die Company-Frequenz hatte sich mittlerweile gefüllt, offensichtlich waren die Maschinen kurz hintereinander in Swakopmund gestartet. 

Wir flogen mittlerweile voraus, bekamen den ersten Kontakt mit Cape Town auf 125,1: "N60HT you are cleared to Cape Town, proceed NW, WY, runway 19, weather is fine, report to unmanned frequency 126,5 and call overhead NW on this frequency." Kurze Zeit später meldete sich Uli Busche aus seiner schnellen TBM 700, er bekam den selben Spruch angeboten.

Auf der Company-Frequenz war mittlerweile auch unser Problemflugzeug der Crew H.: Böse Worte hatte es gegeben wegen der eigentlich unglaublichen Art und Weise, wie dieser Pilot nach Instrumentenflugregeln flog, sein Hauptproblem dabei war, dass er den Funk nicht verstand aufgrund mangelnder Englisch-Kenntnisse.

Durch meine mehrtägige Trennung von der Gruppe kannte ich das bis dato nur vom Hörensagen, aber das, was ich jetzt hörte, stellte mir doch die Nackenhaare auf. Einiges Entsetzen bereitete mir daher die Vorstellung, der Mann könnte unsere gesamte Flotte in Cape Town blamieren.

Deshalb diktierte ich ihm die Freigabe von Cape Town, die beim Erstanruf ausgegeben wurde, auf der Company-Frequenz (siehe oben): Unmöglich. Der Mann war nicht in der Lage, diesen Spruch aufzuschreiben und zurückzulesen. Wie genau der nach Kapstadt hineinkam, erlebte ich nicht, da wir reichlich schneller flogen als er.

Es kam, was kommen musste: Uli Busche rauschte kurz vor Cape Town noch an uns vorbei. Nach einem herrlichen Anflug mit voller Sicht auf den Tafelberg landeten wir in der schönsten Stadt Südafrikas. Praktisch alle fanden sich bei Cape Aviation Business Center ein, um das Öl zu wechseln, kleine Mängel abzustellen oder nur das Angebot anzunehmen, die Maschine für 30,- Mark waschen zu lassen.Am Tafelberg: Anflug auf Kapstadt ...

Noch am Sonntag wurde uns die neue Suction-Pumpe eingebaut, die Türdichtung so gut wie möglich repariert. Kapstadt war prima gerüstet und vorbereitet: Ein Mitarbeiter des Flughafens erwartete uns, kassierte zunächst die Landegebühr - ca. 40,- Mark -,  fuhr die Crews dann zur Immigration, brachte sie anschließend zum AVIS-Schalter, wo wir unsere Leihwagen reserviert hatten. Mit diesen konnten wir dann direkt zum Flugzeug fahren, um unser Gepäck umzuladen: Service vom Feinsten! Und so breitete sich eine äußerst gelassene Stimmung aus. 

Wir fuhren dann Richtung Hotel, auf dem Highway Richtung Waterfront, vorbei am Groote Schuur-Hospital, in dem Christian Barnard am 03.12.1967 die erste Herztransplantation der Welt vorgenommen hatte.

Untergebracht waren wir im Protea-Hotel an der Bantry Bay, aus den großzügigen Appartements hatte man freien Blick auf den Südatlantik. In Kapstadt hatten wir bewusst auf ein Programm verzichtet: Zu vielfältig ist das Angebot dieser Stadt und seiner Umgebung. So zeigte sich auch, dass die Crews von morgens bis abends voll beschäftigt waren, die Umgebung zu erkunden. 

Impressionen aus Kapstadt ... Mit der Harley durch Weinanbau und Obstgärten ...

Es gab eine Ausnahme: 6 Harley Davidson waren angemietet worden für Sonntag, den 5. März. Traumhaftes Sommerwetter an diesem Tage: Donnernd verließen wir morgens um neun die leere, sonnenüberflutete Innenstadt Kapstadts, brachten uns mit Harley-Getöse einige Meilen auf dem Highway N1 aus der Metropole heraus, dann ging es durch die Weinlandschaften, später in die Obstgärten Südafrikas. Nach einem Pass erreichten wir die Küste des Indischen Ozeans, dort ging es auf der wunderschönen Küstenstraße zurück - 320 Kilometer im Sattel vergingen wie im Fluge, es war einer jener Tage, deren Schönheit man nicht vergisst.

Wohl alle waren am oder auf dem Tafelberg, der sich an den folgenden Tagen in Wolken hüllte, wohl alle waren "unten" am Kap der Guten Hoffnung, dem südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents ...


© Text/Bilder 2000 Heiko Teegen, Pilot und Flugzeug 05/00-06/00