Entspannung in Malawi ...
Die vier Tage in Kapstadt vergingen wie im Fluge, konnten aber ein Problem nicht verdrängen, das es zu lösen galt: Nach Kapstadt waren zwei Nächte in der Edel-Lodge SabiSabi im Kruger Park angesagt. Noch Wochen zuvor mussten die Touristen aus SabiSabi mit dem Hubschrauber evakuiert werden, die massiven Regenfälle in Mozambique und auch im Kruger Park sorgten für katastrophale Zustände.
Natürlich hatten wir vor der Abreise in Deutschland täglich Kontakt mit der Lodge, die durch Umbuchungen aus der -gefährdeten- River Lodge in die höher gelegene Bush Lodge unsere Gruppe in jedem Fall empfangen wollte. Der Flugplatz Skukuza hatte uns nach langem Drängen die Landegenehmigung erteilt - man fertigt sonst täglich nur 10 Bewegungen ab.
Aber auch Skukuza meldete fast 14 Tage Land unter, machte aber Ende Februar wieder auf. Ich hatte die Crews am 6. März abends um 20:30 Uhr zu einer Besprechung gebeten, gleichzeitig das Management von SabiSabi aufgefordert, bis 20:00 Uhr per Fax einen genauen Lagebericht von SabiSabi herein zu geben mit der ausdrücklichen Bestätigung, dass der Besuch und das Programm - Gamedrives morgens und abends - ohne Einschränkungen möglich seien. Dieses Fax kam nicht.
Aufgrund der vorliegenden Meldungen und auch des offiziellen Hinweises, dass die Malaria-Gefährdung im Kruger Park stark gestiegen sei, entschieden wir dann schweren Herzens, auf SabiSabi zu verzichten.
Die Reisenden zeigten ihre Klasse: Nonchalant organisierte man ein individuelles Kontrastprogramm. Einige buchten eine Lodge im Okawangu- Delta, "badeten" dort in Herden von hunderten Elefanten, andere flogen nach Sun City. Wir entschieden - wie diverse andere auch - einen Tag früher nach Mombasa zu fliegen.
Gesagt, getan: Flugplan Cape Town-Lanseria, ein Flugplatz querab von Johannesburg. Getankt und - ja und eine neue Suction Pump gekauft, denn die, die man mir in Kapstadt einbaute (eine überholte, man soll unbedingt die Finger davon lassen!), war nach nur 2 Betriebsstunden wieder dahin. Die neue legte ich zunächst in den Kofferraum, denn es hieß, so schnell wie möglich vom Hofe: Richtung Malawi, Lilongwe hieß die Destination dieses Tages, also westlich an dem Katastrophengebiet von Mozambique vorbei.
Der Platz schließt normal um 17:00 UTC, der rührige Herr Graumann, der uns vom fernen Deutschland unglaublich professionell betreute, veranlasste aber die Öffnung bis 19:00 Uhr. Trotzdem: Eile war angesagt, denn man flog in recht ungemütliches Wetter hinein, Gewitter umfliegt man lieber bei Tageslicht als in der Nacht.
Nun: Es war besser als erwartet, das Wetter. Um 15:29 UTC landeten wir kurz hinter zwei Cessna 340 unserer Gruppe nach einem Visual auf der regennassen Bahn von Lilongwe. Ein toller Empfang: Sie sind Piloten, fragte der Herr von Immigration? "Yes." Niemand wollte damit einen Pass sehen, mit einem mächtigen Schlag wurde die General Declaration abgestempelt, die freundlichen Polizisten (!) organisierten auf dem menschenleeren Flugplatz zwei Taxis für uns, es war eine reizende Atmosphäre.
Man kam ins Gespräch und erfuhr schnell das Hauptproblem dieses kleinen Staates, in dem man übrigens so gut wie keine Weißen sieht: Aids. Diese Seuche hat Malawi fest im Griff - es "mache überhaupt keinen Spaß mehr", sorgten sich die Polizisten.
In einem aus unerfindlichen Gründen eben nicht auseinander fallenden Taxi - Marke BMW - klapperten wir Richtung Hotel, mittlerweile stockfinster, auch das trübe Licht der Fahrzeugscheinwerfer half wenig weiter.
Dennoch: Irgendwann tauchte das Hotel auf, recht gepflegt, auch hier ausschließlich Schwarze. Wir waren drei Crews, 9 Leute trafen uns äußerst relaxed zum Abendessen, mit der guten Gewissheit, nach den 1.510 NM dieses Tages am nächsten nur ein Leg von schlappen 709 NM nach Mombasa vor uns zu haben.
Nach einem ausgedehnten Frühstück machten wir uns am 09.03. auf den Weg zum Flugplatz, sahen Malawi nun im Tageslicht: Ein ausgesprochen hübsches Land, grün-saftig, sauber mit einer lächelnden, freundlichen Bevölkerung - so jedenfalls unser sicher flüchtiger Eindruck.
Am Flugplatz wieder keine Probleme. Während die Aerostar betankt wurde, wechselte ich die linke Suction-Pumpe, in 45 Minuten war alles geschehen, Hände gesäubert: Es konnte losgehen nach Mombasa.
Wir starteten etwa 20 Minuten hinter der Cessna 340 der Crew Dr. Wollmarker/Eichhorn, etwa eine halbe Stunde nach uns hob mit einiger Verzögerung - der Tankwagen war leer und musste erst neu befüllt werden -, Herr Wermuth mit seiner Cessna 340 ab.
Kräftige Quellungen begleiteten uns über dem Malawi-See, wir kreuzten kurz Territorium von Mozambique - ohne jeden Funkkontakt mit Beira, flogen dann nach Tanzania ein, wo wir einigermaßen mühsam Daressalam ansprechen konnten, zur regelmäßigen Kommunikation kam es aber erst rund 100 NM vor diesem Flughafen.
Das Wetter wurde mit Annäherung an den Indischen Ozean immer besser, die Luft spürbar trockener, die Quellungen gingen komplett zurück, kurz vor Daresslam verschwanden auch die letzten Wolkenreste. Anflug auf Mombasa wieder mit einem Visual, straight mit etwas Rückenwind: 3:09 h für den Trip Lilongwe-Mombasa, 709 NM lang.
Aggressive Grundhaltung: Wieder in Kenia ...
Wieder in Kenia. Die Freundlichkeit Malawis wechselte zu einer eher aggressiven Grundhaltung, das unterstützt von einer gewissen Überforderung: Mombasa Ground etwa stellte sich dar als jemand, der ein Walkie-Talkie in der Hand hielt und sich mit dem Fahrrad auf der Ramp bewegte.
Eine Transportation zum elend weit entfernten Terminal gab es nicht, dafür waren die Einreiseformalitäten genau so unkompliziert wie in Malawi: Vom Piloten wollte auch hier niemand den Pass auch nur sehen, kein Zoll kümmerte sich um das Gepäck. Angesichts des sehr langen Fluges Mombasa-Lokochogio-Khartoum-Luxor am 13. März betankten wir die Maschinen sofort, was gut eine Stunde in Anspruch nahm.
Angelika hatte inzwischen einen Leihwagen besorgt, mit dem stürzten wir uns anschließend in das Verkehrschaos von Mombasa in der Hoffnung, ohne große Schwierigkeiten das Hotel Serenea Beach zu finden. Wir fanden es: Ein Luxushotel, auf dem absteigenden Ast zwar, aber doch traumhaft angelegt an einem großen Privatstrand mit üppigen Grünflächen unter grandiosen Palmen.
Morgens war es sehr warm, gegen Mittag aber zog eine kühlende Brise vom Indischen Ozean her auf. Der Ozean selbst war "bacherl" warm, geschätzt 26° bis 27°C. Einen Tag nutzten wir, eine wirklich interessante Holzschnitzer-Genossenschaft zu besuchen: Hunderte arbeiten dort und produzieren teilweise äußerst bemerkenswerte Kunstgegenstände aus Holz, die zu Festpreisen von einem angeschlossenen Markt verkauft werden.
Wir beluden die Aerostar mit einem Massai, einer Giraffe und zwei kleinen Hockern, die Cheyenne von Thomas Thurner hatte es noch schwerer: Gleich zwei Giraffen, ein riesiger Elefant und eine sehr wertvolle Ebenholzschnitzerei wurden an Bord gewuchtet ...
Nachmittags besuchten wir das Fort, hatten Glück, an einen äußerst belesenen Guide zu kommen, der uns plastisch und fachkundig die enorm blutige Vergangenheit des Handelspostens Mombasa schilderte. Übrigens: Die alten Handelswege vom Oman nach Ostafrika werden noch heute mit den alten, traditionellen Dhau, den arabischen Segelschiffen, befahren - wie im Mittelalter, damit ist auch der alte Hafen von Mombasa heute noch in Betrieb.
Die Tage im Serena Beach Hotel vergingen so schnell, wie die ganze Leserreise an einem vorbeirauschte. Zwischendurch haben wir noch eine Cessna 340 repariert, die einen Notabstieg aus FL 190 praktiziert hat: Jener dicke Schlauch, der die Laderluft zur Kabine bringt, war abgefallen.
Bereits am Nachmittag des 12. März klarierten wir den Flughafen Mombasa, ein Verfahren, für das eine gute Stunde knapp ausreicht. Versehen mit allen Stempeln und Quittungen kam es dann noch zu einem Zwischenfall: Mit reichlich verschlagenem Gesichtsausdruck wurde ich von jenem AIS- Mitarbeiter, der meinen Flugplan entgegen genommen hatte und einem weiteren Herrn, der angab, der CAA anzugehören, angesprochen.
Man hielt mir vor, keine "Permission" zu haben. Nun hatte ich die aber - wie alle anderen auch, von Herrn Graumann besorgt und dokumentiert. Ich solle bitte am nächsten Morgen gegen neun Uhr - vorgesehene Startzeit auf dem Flugplan: 8 Uhr Ortszeit - ins Office der CAA kommen - damit wäre meine gesamte Flugplanung durcheinander. Was die beiden wollten, war klar: Geld.
Ich drohte mit einem sofortigen Anruf bei der diplomatischen Vertretung der Bundesrepublik, was zumindest den AIS-Mann zusammenzucken ließ: Er befleißigte sich zu garantieren, ich könne am nächsten Morgen "garantiert" fliegen wie gefilt ...
© Text/Bilder 2000 Heiko Teegen, Pilot und Flugzeug 05/00-06/00