Szenenwechsel nach Luxor: Die Aufholjagd beginnt ...

Läuft wieder - der rechte Motor beim Endanflug auf Khartoum ...Szenenwechsel, die Gruppe aalte sich auf der Mokuti Lodge und genoss Afrika in vollen Zügen - was sie auch sollte, was schließlich der Sinn der Reise war. Sechs Uhr aufstehen in Luxor, es wurde klar, was sich am Abend angekündigt hatte: Aerostar kuriert, nun hing der Pilot in den Seilen. Appetitlosigkeit, Schweißausbrüche, nicht schlimm, aber eben da. 

Grund für weitere Schweißausbrüche lieferte die Abfertigung in Ägypten, der Entschluss, beim Außenministerium die Sache anzusprechen, reifte. 

Airborne kurz nach acht. Allah schlug wieder zu: Die Door Seal blies nicht auf. Folgen: Ein Höllenspektakel in der Kabine und eben keinen Differenzdruck. Refilt: Statt FL 230 nach Khartoum, nun FL 130 - es war das reinste Martyrium. Egal: 0918 UTC Landung in Khartoum bei den netten Sudanesen. Körper rebellierte leicht, aber verträglich.

Take Off um 1008 UTC, es sollte der schlimmste Flug meines Lebens werden. 

Wollte ich meinen Plan, nämlich die Gruppe in Swakopmund zu treffen, realisieren, waren eben in zwei Tagen 3.800 NM zu fliegen. Khartoum-Kilimanjaro non stop war deshalb angesagt. Fl 150 musste eingehalten werden bei einer Minimum Safe Altitude von 14.500 ft über Kenia, Kabinenhöhe 13.500 ft. 

Derartige Legs schafft die Aerostar bei leicht gezügelter Leistung: 5 Stunden und 54 Minuten dauerte daher der knapp 1.300 NM lange Flug, die durchschnittliche Speed lag dabei deutlich über 210 kts. 

Dafür Door Seal kaputt ...Nachtlandung in Kilimanjaro. Dann 50 Minuten Autofahrt ins Hotel. Besondere Beigabe: Schloss man die Fenster des Taxis, füllte sich der Innenraum mit Abgasen. Öffnete man das Fenster, blies es gegen eine schweißnasse Stirn. Hotelzimmer. Hinlegen, nein: Umfallen und mit sämtlichen verfügbaren Decken für heftiges Schwitzen gesorgt. 

Nächster Morgen: Alles war schon wieder besser, eine halbe Kanne Orangensaft weckte Lebensgeister. Die Abfertigung in Kili war nett und schnell. Ich suchte und fand das Loch in der Türdichtung: Es fällt schwer zu glauben, dass das eben nicht jemand mutwillig angebracht hat, denn es liegt geschützt im U-Rahmen der Türöffnung und nicht etwa ungeschützt. Hatte ich zuviel auf Allahs Soldaten geschimpft?

High Speed Tape musste herhalten, vielleicht half es ja. Es half. Nach dem Start um 0709 UTC hangelte ich mich hoch auf FL 180, bei einer Kabineninnenhöhe von 11.500 ft war das entsetzliche Pfeifen verschwunden. Problem nur: Die elektrische Pumpe für die Dichtung erwies sich als zu schwach, also musste ich beide Suction-Pumpen aufschalten. Erfolg: Nach etwa zwei Stunden Flug stieg die erste aus, alles hing nun wieder am seidenen Faden einer Pumpe.

Nach einer Stunde gab es Eis, ich sollte es nicht mehr los werden, mal mehr, mal weniger, mal in der Sonne, mal im Overcast. Nette Gewitter säumten nun den Flugweg, die Wetterkarte, die man mir in Kili übergeben hatte, stimmte
also. Egal: Radar war an Bord. Aber pechschwarz. Es dauerte eine Zeit bis ich begriffen hatte: Die fast senkrecht stehende Sonne - wenn sie denn schien - heizte unerträglich das Panel auf.

Also Karten zur Isolierung draufgelegt - und siehe da: Das brave RDR 160 blinkte wieder mit netten roten Punkten. Einen erwischte ich, beim Anflug auf Victoria Falls - ziemliche Unordnung anschließend in der Kabine. Landung um 1210 UTC nach 5:01 h. Getankt. Wiederstart um 1311 UTC, FL 180, laut Wetterkarte in bessere Umgebung hinein. Das machte sorglos.

Angekommen: In Swakopmund ...Ich sortierte wohl den allfälligen Schriftkram, blickte irgendwann wieder aus dem Cockpit: Shit happens. Der einzige CB weit und breit gehörte mir. Wieder ziemliche Unordnung in der Kabine. Es war ein Wettlauf mit der Zeit, ich gab der Aerostar ordentlich die Sporen. 

Auf der Wetterkarte per GPS mitgekoppelt, recht genau erreichte ich die vorhergesagte Grenze des Schlechtwettergebietes, etwa an der Grenze Botswana-Namibia. Galt es noch einen Slalom-Kurs zwischen einigen Build Ups zu meistern - dann lag Namibia unter einem frivol blauen Himmel vor mir.

 Nach 03:08 h Flug Landung in Walvis Bay. Nächster Schock: Der Zoll war schon fort, der schließt um Sieben sein Office zu. Eine nette Dame vom Tower setzte alle Hebel in Bewegung, tatsächlich erschien ein gut gelaunter schwarzer Officer, stempelte meinen Pass: Noch vier Minuten Flug. Gegen die untergehende Sonne landete ich in Swakopmund, Namibia

3.800 NM in zwei Tagen. Für ein leicht angeschlagenes Duo keine schlechte Leistung. Man traf sich abends zum Bier im Brauhaus in der Kaiser-Wilhelm-Straße: Die Gruppe war wieder komplett ...


© Text/Bilder 2000 Heiko Teegen, Pilot und Flugzeug 05/00-06/00