Die Karawane zieht weiter: Unterwegs mit der Reisegruppe ...
(Bericht von Dr. Angelika Reitenspieß)
Nach dem Ausfall der Redaktionsmaschine flog die Gruppe weiter, Khartoum-Kilimanjaro stand auf dem Flugplan des 26. Februar. 1.200 NM - nur von wenigen in einem Leg zu schaffen, die Aerocommander von Egon Evertz und die TBM 700 von Uli Busche flogen durch non stop.
Hinzu kamen spärliche Wetterinformationen, kein Hinweis auf die herrschenden Winde. Die verbleibenden 16 Maschinen flogen Lokichogio zum Auftanken an, ein kleiner UN-Flugplatz im unwegsamen Norden Kenias.
Durchgeschüttelt von der starken Thermik zwischen Berghängen landeten wir auf einer 1.300 m langen, sehr schmalen Bahn, links und rechts Grals, Blechhütten und große Zelte der UN-Base.
Zoll und Treibstoff waren uns schriftlich zugesagt. Allerdings befand sich der Sprit in Fässern in einem Depot der Caltex, 1,5 Meilen vom Flugplatz entfernt. Mit viel Verhandlung und Feilscherei, unterstützt von 350,- Dollar Schmiergeld konnten wir einen Traktor mit Anhänger auftreiben, der uns die Fässer brachte. Zwei Pumpen wurden von der UN ausgeliehen, das alles bei 37° C und in der prallen Sonne.
Die Gruppe bewies Härte. Nach drei Stunden Bodenzeit hob die erste Maschine wieder ab.
Belohnt wurden die Piloten aber auf dem 2. Tagesleg: Aufklarendes Wetter zeigte in der rot untergehenden Abendsonne den Kilemanjaro beim Anflug auf den gleichnamigen Flughafen am Fuße des höchsten afrikanischen Berges.
Neben der schon erwähnten Panne der C 337 hatte die Extra 400 Probleme mit dem Bugrad, das sich nicht einfahren ließ, wenig später fielen Autopilot und Flightdirector des EFIS-Systems aus ...
Für die meisten wurde es eine kurze Nacht in der zauberhaften Landschaft Tanzanias. Ein bisschen bekamen wir während der fast einstündigen Taxifahrt in das Hotel in Arusha hin und zurück doch mit.
Kilimanjaro - Victoria Falls in Zimbabwe am folgenden Tag schafften aufgrund günstiger Winde doch mehrere im non stop-Flug. Allerdings mussten die Ersten beim Tanken die Regenschirme aufspannen, denn ein heftiger Schauer ergoss sich am Zielflugplatz. Die Nachkommenden hatten es besser, das Wetter klarte auf.
So schaffte es jede Crew, sich zum Sundowner auf der Terrasse der traumhaft gelegenen Victoria Safari Lodge einzufinden. Bis auf die Crew der Cessna 414, die aus privaten Gründen in Lilongwe, Malawi, einen Stop machen wollte und dann wegen schlechten Wetters dort hängen blieb, sie landete am folgenden Tag in Victoria Falls.
Wir unternahmen einen Spaziergang entlang der brausenden, dampfenden Victoriafälle, dann eine Bootsfahrt auf dem Zambesi River, es wurde Bier und Champagner gereicht, Flusspferde grüßten, drei Elefanten zeigten sich interessiert, ein Krokodil dagegen lag desinteressiert und bewegungslos faul am Ufer.
Blauviolette Gewitterwolken am Abendhimmel - Afrika präsentierte sich von seiner stimmungsvollsten Seite.
Nach einem Tag in Victoria Falls Aufbruch nach Mokuti Lodge in Namibia am Rande der Etosha Pfanne, der Flug knapp 600 NM lang: Das Wetter erlaubte den VFR-Flug, was die meisten auch taten, auf jeden Fall aber direkt jenseits aller Airways - egal ob nach IFR oder VFR.
Customs war nach Mokuti bestellt worden, so sparten sich alle eine Landung auf einem Airport of Entry.
Die Mokuti Lodge empfing uns bestens vorbereitet, der General Manager selbst stand mit dem Funksprechgerät am Platz. Einer nach dem anderen schwebte ein, rollte nach einem Backtrack ab, reihte sich ein vor den Tankstellen für Jet und AV GAS, die Koordination der Crews untereinander war vorzüglich ...
In prächtigster Stimmung nach einen wunderschönen Flug fanden sich die Crews zwischen Rhododendron-Büschen und Palmen am Pool oder der Pool-Bar wieder zusammen. Der nächste Tag wartete mit dem zweiten touristischen Höhepunkt dieser Reise nach Victoria Falls: Um 7 Uhr bereits ging es ab im offenen Truck in die Etosha Pfanne ...
Als erstes lief uns ein Schakal über den Weg, gefolgt von Giraffen, Herden von Impalas, Gnus, Wasserbüffeln, Warzenschweinen - 40 Elefanten sahen wir entlang unserer Route, die an den in dieser Jahreszeit reichlich vorhandenen Wasserstellen grasten. Immerhin zeigte sich auch ein Löwe in beträchtlicher Entfernung.
Die glitzernde Oberflächen der vielen Wasserstellen, der weiße Sand, das Grün der Savanne, die unendliche Weite, die Herden friedlich grasenden Wildes, das alles eingetaucht in ein weiches, helles Licht, ließ manchen die Kulisse als paradiesisch beschreiben. Und es war diese Stimmung Afrikas wohl, die dazu führte, dass wir an diesem Abend bis morgens um ein Uhr am Lagerfeuer der Bush-Boma unter einem phantastischen Sternenhimmel saßen nach reichlichem Essen: Der Kontinent hatte uns eingefangen, vereinnahmt, wir schwärmten von dem Erlebten ...
Nächste Etappe: 250 Meilen bis Swakopmund, der strahlend blaue Himmel zwang förmlich zum VFR-Fliegen. Per Telefon oder Fax den Flugplan aufgegeben, dann starteten die Maschinen eine nach der anderen. Windhoek Info wimmelte alle Positionreports ab mit dem Hinweis, die deutschen Flugzeuge Richtung Swakopmund sollten analog zum Flugplan fliegen, sich auf der "Company Frequenz 124,8" abstimmen, um später Swakop Tower auf 126,30 zu rufen.
Alle hatten einen traumhaften Flug über eine bizarre Landschaft mit kahlen Felsrücken, Sandwüsten, ausgewaschenen Flusstälern, bevor sie auf der Gravelpiste 24 in Swakopmund landeten. Fast alle aber erschraken über einen schwarzen Arbeiter, der sorglos an der Schwelle stand und jedem Flugzeug fröhlich zuwinkte. Die Maschinen waren rasch versorgt, ab ging es in die deutsche Puppenstube Swakopmund ...
© Text/Bilder 2000 Dr. Angelika Reitenspieß, Pilot und Flugzeug 05/00-06/00