Weißwurscht-Äquator (West): N49° E011°

Der Einstieg im Westen: N49° E011°24. März 2001: Es gießt wie verrückt, als wir an diesem Samstagmorgen Richtung Norden aufbrechen - sollte das etwa das richtige Wetter sein, um Confluences zu besuchen?

Nichtsdestotrotz, wir haben es uns vorgenommen und nun werden wir unser "Unterprojekt" auch durchziehen! Was uns etwas zuversichtlicher werden lässt, ist die Tatsache, dass der Wetterbericht für den nördlicheren Teil von Bayern auch trockene Abschnitte gemeldet hat - was will man mehr. 

Die Fahrt nach Norden in Richtung auf unser erstes Tagesziel, den Confluence-Punkt N49° E011° beginnt auf der Autobahn. Wieder mal war es mit Hilfe von Autoroute kein Problem, den gesamten Trip einschließlich erforderlicher Waypoints vorzubereiten.

N49° E011° ist ein sogenannter "secondary" Punkt, mit denen es die folgende Bewandnis hat: 

Wie wir schon in unseren GPS-Basics erläutert haben, beträgt der Abstand zwischen zwei Längengraden (Meridianen) am Äquator ca. 111 km und wird in Richtung auf die Pole hin immer geringer. 

Um nun die Anzahl der Confluence-Punkte in Richtung der Pole zu begrenzen, wurde seitens des DCP die Regelung getroffen, ab dem 49. Breitengrad jeden dritten Längengrad wegzulassen. Weiter nach Norden bzw. Süden zu wird die Zahl der übersprungenen Meridiane immer höher, bis schließlich am 89. Breitengrad nur noch 10 von 360 möglichen übrig bleiben und bei 90° nur noch einer. Die übersprungenen Meridiane sind nun als "secondary" eingestuft, die übrigen als "primary". Dieses Verfahren reduziert die Gesamtzahl zu besuchender Confluences erheblich. Die weggelassenen "secondary" Punkte sind jedoch trotzdem gültig und werden veröffentlicht, wenn sie jemand besucht, aber sie liegen nicht im vorrangigen "Zielgebiet" des Projektes. Aus diesem Grund wird seitens des DCP empfohlen, sich vor dem Besuch eines Confluences nördlich oder südlich des 48. Breitengrads über dessen Status zu informieren.

Klar, dass wir das getan haben, aber ehrlich gesagt interessiert uns diese Einstufung angesichts der geringen Zahl von unbesuchten Confluences in unserere Nähe sowie unseres "Weißwurscht-Äquator"-Projektes nicht im geringsten. Wir wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die Einstufung des N49° E011° als "secondary" auch andere Besucher nicht die Bohne stört und sich auf diesen Punkt noch ein ungeahnter Run ergeben wird ...

Wir sind wie immer bestens ausgerüstet: Nicht nur sind wir mit unserem GPS bewaffnet, sondern haben uns aus der topografischen Karte TOP 50 "Bayern Nord" auch die Umgebung unseres Zielpunktes bereits genau angesehen: Er liegt mitten im Wald nordöstlich des Dorfes Haardt und zwar offenbar genau auf einem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Waldweg - welch ein Zufall! Also dürfte es kein Problem sein, diesen Punkt bequem zu erreichen.

Die TOP 50 zeigen: Gesuchter Punkt liegt auf einem Waldweg ...

Der Regen hat nicht nachgelassen. Rechts und links der Autobahn wirken die Felder zum Teil wie Seen - werden wir etwa Gummistiefel für unseren Besuch brauchen? Es ist geplant, von unserem ersten Punkt N49° E011° weiter zu fahren nach Osten und dort den zweiten Confluence-Punkt N49° E012° aufzusuchen.

Wir durchqueren eine wunderbare Landschaft, der Regen geht in Schauern über und ab und zu kommt sogar die Sonne durch. In dieser Gegend liegen die berühmten Steinbrüche, aus denen bayerischer Marmor, die "Sollnhofer Platten", kommen und wir erreichen den Naturpark "Altmühltal" in der Nähe des mittelalterlichen Städtchens Weißenburg und der großen Europäischen Wasserscheide. 

Wo lauert die Hexe von Blair ..?Wir finden den gesuchten Abzweig von der Bundesstraße, allerdings ist die Einfahrt verboten. Da wir nicht direkt bei unserem ersten Punkt schon die Verkehrsregeln brechen wollen und auch bereit sind, einen Fußmarsch einzulegen, nehmen wir den nächsten Abzweig und parken in einem nahen Abschnitt des Waldes. Hätten wir das Verbotsschild missachtet, könnte man mit dem Auto bis zum Confluence-Punkt fahren ...

Aber auch der Fußweg lohnt sich: Wir nehmen eine Abkürzung und verlassen den Weg, um querfeldein in Richtung auf unseren Punkt zu gehen. Das Waldstück hier wirkt regelrecht verwunschen, überall scheinen moosbedeckte Zweige auf dem Waldboden mysteriöse Zeichen zu formen und das Knacken der Zweige wirkt ein wenig unheimlich in der Stille. Und dann denken wir an noch ein anderes, jetzt schon das dritte Projekt in Verbindung mit unserem Trip: Wer schon einmal den Film(-Schmarrn) "The Blair Witch Project" gesehen hat, weiß es sofort: Die haben den Film an der falschen Stelle gedreht - der richtige Fleck wäre hier rund um diesen Confluence ...

Erfüllt von der magischen Atmosphäre des Ortes, in Gedanken verloren an römische Grenzen, Wasserscheiden, Wurst-Grenzen usw. beginnen wir mögliche Konsequenzen zu diskutieren, die damit verbunden sein könnten, wenn man direkt 3 Confluences innerhalb kurzer Zeit besucht. Was würde mit uns passieren? Würden wir enorme Kräfte erlangen? Würden wir die Fähigkeit erhalten, Psi-Phänomene wahrzunehmen? Würde es uns etwa Kraft kosten und schwächen? Belustigt über unsere Ideen gelingt es uns, immer neue mögliche Folgen zu erfinden, bis wir plötzlich an unserem Ziel angekommen sind, nachdem noch ein steiler Hang hinunter wieder zurück auf den Weg führt.

Und tatsächlich muss es etwas Magisches geben an diesem Ort des Confluences: Kein Regentropfen fällt und auch die Sonne kommt wieder kurz durch, während wir den Punkt mit dem GPS nehmen und unsere Bilder machen, direkt an dem erwarteten Waldweg, sogar mit einem Hochsitz dicht daneben ...

Auch die Bilder sind vorgeschrieben, die wir hier machen: Mindestens zwei am Confluence-Punkt ohne Besucher, aufgenommen z.B. in unterschiedliche Himmelsrichtungen. Weitere Bilder können auch mit Besuchern oder in der Umgebung gemacht werden, insgesamt können es bis zu 6 Bilder sein, die zu einem Confluence-Punkt veröffentlicht werden, eines davon das "Beweisfoto": Ein Bild vom GPS mit seinen Anzeigen ...

Bild #1: Blick vom Confluence-Punkt nach Süden Bild #2: Blick vom Confluence-Punkt nach Norden
Bild #3: Confluence-Jäger mit Hochsitz ... Bild #4: Ausflug ins Blair Witch Project auf dem Weg zum Punkt ...

Offizielle Confluence-Bilder

  • Bild #1 (oben links): Blick nach Süden
  • Bild #2 (oben rechts): Blick nach Norden
  • Bild #3 (unten links): Confluence-Jäger mit Hochsitz
  • Bild #4 (unten rechts): Ausflug ins Blair Witch Project
  • Bild #5 (rechts): Das GPS "Beweisfoto"
Bild #5: Das GPS-Beweisfoto - wir waren da!

Das war es also, der Erfolg ist unser! Könnte es sein, dass man an solchen Punkten auch andere Besucher trifft? Wir lachen bei dem Gedanken an eine Warteschlange von Besuchern, die sich an einem solch abgelegenen Ort mitten im Wald einfinden könnte, alle nur ein Ziel vor Augen: Diesen imaginären Punkt zu fotografieren! Wir ahnen gar nicht, wie nahe wir der Wahrheit damit gekommen sind, als wir auf dem Rückweg noch an einem weiteren, größeren Hochsitz vorbei gehen und uns aufmachen zu unserem nächsten Ziel: N49° E012°!


© 2001 J. de Haas