Die dritte Reise: Österreich-Slowenien-Ungarn, Dezember 2022
Zur Schlüsselübergabe ...
Es ist soweit: Nach einigen Wochen ist nun Schlüsselübergabe und intensives Haustraining bis hin zum detaillierten "Winterfestmachen" angesagt, auch eine kurze Vorstellung im Ort bei den künftigen Nachbarn sowie beim Bürgermeister ist geplant, wo man offenbar schon recht gespannt ist auf die "Neuen".
Da sich eine Schranklieferung, die bei dieser Tour gleich überstellt werden sollte, zu Hause als falsch erwiesen hat (offenbar guter deutscher Standard in diesen Zeiten), wird diesmal anstelle des Redaktions-Pickups ein kleinerer Bruder eingesetzt: Diesmal soll ein Suzuki Jimny für die Reise reichen und die Menge der "Mitbringsel" ist überschaubar.
Fast schon gewohnt verläuft die Bewältigung der ersten Teilstrecke in Richtung Ungarn, auch diesmal bei weit besserem Wetter als für den heutigen Tag Anfang Dezember angekündigt: Da die steirische Hauptstadt Graz spätestens seit dem letzten Aufenthalt dort auch nun wieder als attraktives Ziel erscheint, wollen wir dort erneut einen Zwischenstopp einlegen. Das Ziel ist diesmal das Tagungshotel Steiermarkhof, da es am westlichen Stadtrand liegt und man es nach dem Eindruck vom Kartenbild recht einfach und schnell von der Autobahn aus erreichen kann.
Wieder in Graz ...
In der Realität sieht es leider dann aber wieder mal etwas anders aus: Der sogenannte "Stadtrand" unterscheidet sich nicht sehr von der City anderer Orte und auch die kurze Entfernung von der Autobahn ist bei der Anfahrt am Steuer nicht so recht zu erkennen ...
Das Hotel erweist sich wie erwartet als angenehm, verschiedene schon vorweihnachtlich angehauchte Veranstaltungen im Haus schaffen auch gastronomisch eine vielfältige Atmosphäre hinter dem originellen Eingang des Hotels: Der Grazer Künstler Dieter Kunz schuf dort aufgrund der häufigen Verwechslung von "Austria" mit "Australien" ein Kunstwerk mit dem Titel "Ein Steirer mit Weitblick", das einen Grazer vor einem Loch zeigt, durch das er zum 12.762 km entfernten Antipoden hinunterschauen kann. Dabei wird er von einem Känguru beobachtet, das offenbar von der Gegenseite aus durch einen zweiten Schacht nach oben gelangt ist - ein sehr gelungenes Arrangement!
Der Abend bringt uns nach einer längeren Busfahrt in die City: Die Busfahrerin hatte erklärt, dass sie inzwischen keine Fahrkarten mehr verkaufen darf, sondern dass man das mittlerweile digital erledigen müsse. Das wird nun auch bewältigt, wofür allerdings die gesamte Fahrtzeit draufgeht, unterbrochen von besorgten Erkundigungen der ausländischen Fahrerin, ob alles ok wäre und woher man denn käme. Auch erklärt sie, dass sie nach der Neuerung mit der Fahrkartenausgabe kaum noch was zu arbeiten hätte und nur noch fahren müsse. "Nur noch fahren"? denkt man daraufhin, als sie sich mit uns und dem Bus durch den dichten Grazer Abendverkehr winden muss. Was für eine beeindruckende Person, sie hat es verdient, dass wir uns am Ende der Fahrt persönlich mit Dank von ihr verabschieden! Und wie es der Zufall will: Abends nach Rückkehr wird sie uns tatsächliche noch freundliche Grüße von der geöffneten Tür eines anderen Busses aus zurufen, mit dem sie gerade ebenfalls an unserer Ausstiegshaltestelle angekommen ist - eine wahrlich unglaubliche Geschichte für jemanden, der vielleicht bisher mit einem öffentlichen Verkehrsmittel in München unterwegs gewesen ist ..!
Der Abend in Die Herzl weckt eher sentimentale Erinnerungen an den letzten Aufenthalt dort: Der damals so sensationelle Blaufränkische ist an diesem Abend nur noch Standard und auch die Weinkarte ist in "Überarbeitung", vermutlich sind allerdings die dort demnächst sichtbaren Preise schon heute aktuell. Wie dem auch sei, der Aufenthalt in der abendlichen City von Graz lohnt sich auch heute, besonders die großartigen vorweihnachtlichen Dekorationen im regen Treiben der Innenstadt lassen den Besucher Kälte und Stress schnell vergessen ...
Zurück in Ungarn ...
Der nächste Tag bringt uns wieder in bekannte Regionen: Diesmal tanken wir an der vorletzten Tankstelle, bevor wir wieder die bekannte "letzte" im österreichischen Heiligenkreuz passieren. Wieder sind wir kurz darauf in Ungarn, und auch der nicht gerade einladende Grenzübergang wirkt nun schon seltsam vertraut. In Sachen Spritpreise hat sich in der Zwischenzeit das Bild verändert: Es gibt keine besonderen Preise mehr für inländische Fahrzeuge, der aber immer noch günstige Preis gilt nun wieder für alle Fahrer ...
Aber ein AHA-Effekt folgt schon bald, als wir unweit des damaligen Kurses unserer ersten Tour diesmal vorzeitig rechts abbiegen: Wir fahren nun auf einem bisher nicht genutzten Weg zum heutigen Ziel unseres neuen Standortes und sind wirklich geflashed: Eine derartig großartige Anfahrt hätte man nicht erwartet! Durch eine wunderbare weitläufige Landschaft nahezu ohne Verkehr kommen wir gut voran und halten mehrfach staunend unterwegs an: Wie fantastisch muss diese Gegend erst während der anderen Jahreszeiten sein, wenn sie nun sogar in der trüben Dezemberatmosphäre so beeindruckend wirkt?
Jetzt passt ganz plötzlich alles zusammen: Ein neuer Standort unweit eines Touristengebietes, der sowohl landschaftlich als auch mit seiner Infrastruktur vergleichsweise viel zu bieten hat und eine Natur, die nicht nur zu endlosen Radfahrten, sondern auch zu anderen Indoor- und Outdoor-Aktivitäten verleiten wird - man darf gespannt sein!
Wir erreichen zum mit den Verkäufern verabredeten Termin unseren neuen Alternativ-Standort: Eine detaillierte zweitägige Einweisung in alles Erforderliche ist angesetzt, außer einer Schlüsselübergabe werden gemeinsam alle Zählerstände für eine Übergabe abgelesen. Alles wird besprochen und in Checklisten dargestellt, was in Sachen Gas, Wasser, Strom, Versicherung, Bank etc. zu wissen und zu regeln ist, insbesondere auch für eine Übergangszeit bis zu einer vollständigen Inbetriebnahme ...
Wir verbringen gemeinsam die nächsten drei Tage, besuchen mit kleinen Aufmerksamkeiten auch die nächsten Nachbarn, klären Versicherung und Bank, machen uns bereits mit ungewohnten ungarischen Begriffen vertraut, auch wenn viele Ungarn Deutsch sprechen, was von unschätzbarem Vorteil ist und sogar beim hiesigen Bürgermeister der Fall ist. Auf dem Land ist das natürlich nicht überall der Fall, so dass man sich wohl oder übel in naher Zukunft intensiv mit einer Sprache auseinandersetzen muss, die wie schon erwähnt aus gutem Grund als "Sprache des Himmels" gilt - aber vielleicht gibt es ja auch kürzere "Ewigkeiten" ...
Wir verabschieden uns herzlich von den Verkäufern, die mit deutscher Gründlichkeit alles getan haben, was sie für uns und einen gelungenen Übergang machen konnten. Nach dem gemeinsamen abendlichen Restaurantbesuch im nahen Nachbarort sind wir uns sicher: Mit diesen großartigen Leuten werden wir mit Sicherheit in Kontakt bleiben!
Das Haus ist wieder "winterfest" und wir treten die Rückreise an. Erneut soll dabei ein Zwischenstopp in Österreich erfolgen, diesmal haben wir uns für Leoben entschieden, die zweitgrößte Stadt der Steiermark. Wir bemerken auf der Anfahrt bereits, dass der angekündigte Wetterwechsel naht: Schneefall und schlechtere Straßenverhältnisse werden bald folgen, machen uns aber heute noch nicht zu schaffen ...
Vorläufig letzte Rückkehr ...
Die Unterkunft im Ort, das Kongresshotel Leoben, liegt mitten in der Altstadt, die wie die nähere Umgebung über ein unglaublich vielfältiges gastronomisches Angebot verfügt. Auch hier herrscht vorweihnachtliches Treiben in der Altstadt, auch hier hat man sich um eine bunte Dekoration der Gassen bemüht, die mehr als einladend wirken.
Der Blaufränkische "zwischendurch" in einem der nahen Bistros entspannt voll und ganz nach all den Anstrengungen der letzten Tage und sorgt für eine wohlige Atmosphäre. Viel später erst geht es weiter, heute Abend soll es "asiatisch" sein. Wieder muss man nur "dreimal hinfallen" und schon stehen wir in einem kleinen "Wohnzimmer"-Asiaten. Bei dem Asia Wok handelt es sich um ein sehr ungewöhnliches China-Restaurant: Ausgestattet wie ein Trödlerladen werden dort unzählige verkäufliche Dinge in der Dekoration angeboten, bei denen man sich fragt, wie diese im Laufe der Zeit entstaubt werden können. Die Bedienung ist freundlich, das Essen sehr gut und auch ein chinesischer Weißwein passt großartig zum Essen und Abschluss eines Tages, der wirklich genug Abwechslung zu bieten hatte ...
Die Rückfahrt am nächsten Tag verläuft passend zum ganzen Unternehmen: Bei erträglichen Wetter- und Verkehrsverhältnissen erreichen wir wieder unseren "Hauptstandort": Wie lange wird er das wohl bleiben ..?
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