Handwerker-K(r)ampf ...
Gleich am nächsten Tag fangen wir an, uns um eine Wohnung in der Stadt zu kümmern: Das Sommerhaus ist, wie der Name schon sagt, nur für den Sommer gedacht. Im Winter ist es wegen fehlender Fenster, Heizung und nicht völlig dichten Wänden eigentlich kaum bewohnbar. Und wir haben Glück, gleich am zweiten Tag finden wir eine schöne Wohnung am Rande der Innenstadt. Dritter Stock, 70 m bis zum Strand, auf der anderen Seite Blick in die Berge auf unser Sommerhaus, was wollen wir mehr. Ab Juni ist sie unser. Aber eine Hürde haben wir noch zu nehmen. Die Handwerker!
Jetzt sind wir aber erst einmal zu einer Offroad Tour mit dem OFFROAD Club Alanya eingeladen. Der Club hat eine Tour geplant und wir sind mit dabei: Morgens Treffen in Mahmutlar, kurze Besprechung, dann ab in die Berge. Plötzlich stoppt der Tross: Ich sehe, wie die Fahrzeuge rechts in ein Bachbett abbiegen, steil geht's runter. Ich traue mich auch, aber plötzlich bricht die Zicke hinten nach rechts aus, hat sie Angst?
Aber sie fängt sich wieder und kommt heil unten an. Jetzt fahren ungefähr 20 Offroader durch das Bachbett. Diese Art OFFROAD wäre in Deutschland nicht möglich. Nach 3-4 Kilometern geht's wieder auf eine Piste in Richtung Grillplatz. Aber vorher fahren wir noch einen Berg hinauf: Ein herrlicher Ausblick auf die umliegenden Berge erwartet uns hier.
Am Grillplatz angekommen packt jeder etwas aus. Anschließend geht's wieder auf Umwegen zurück zum Startplatz. Man verabschiedet sich. Jetzt ist erstmal eine Pause angesagt, weil im "Ramasan" (arabisch: Ramadan) keine Touren stattfinden. Kommt mir sehr gelegen, da ich mit meiner Wohnung noch einige Arbeit habe!
Die Schlüsselübergabe verzögert sich um ein paar Tage: Die Handwerker sind nicht fertig geworden. Als wir die Wohnung beziehen wollen, merken wir bald, dass Sicherungen herausfliegen, Wasser im Badezimmer steht und dass es auch kein heißes Wasser gibt. Also den Vermieter kontaktiert: Der schickt die Handwerker noch einmal in die Wohnung. Aber bei der Kontrolle zeigt sich, immer noch liegt einiges im Argen.
Der Elektriker kommt mit seinem 10jährigen Sohn. Nachdem beide mehrere Kabel vertauscht haben, machen sie sich wieder davon. Im Flur muss ich das Licht für die Küche anknipsen, die Steckdosen funktionieren auch nicht. Einige Lichtschalter haben gar keine Funktion. Als ich abends die Wohnung verlasse, um in mein Sommerhaus zu fahren, schalte ich alle Sicherungen aus.
Am nächsten Morgen will ich sie wieder einschalten, da knallt es und einige Sicherungen fliegen heraus. Also wieder den Elektriker angerufen: Der meint, er hätte den Fehler nicht eingebaut, das wären wohl andere gewesen (wahrscheinlich sind über Nacht die Heinzelmännchen da gewesen und wollten mich ärgern! ).
Mir verschlägt es die Sprache, mein Hals wird immer dicker ...
Also suche ich mir einen anderen Elektriker: Der kommt sofort und bringt alles wieder in Ordnung. Der "Wassermann" ist nicht sehr viel anders: Erst repariert er einen Rohrbruch, dann setzt er andere Bodenfliesen wieder ein - schaut man sich besser nicht an. Dann vergisst er, den Ablauf der Duschkabine wieder anzuschließen. Ich flippe aus! Aber man sagt mir immer wieder, dass ist in der Türkei halt so ... Das Problem mit dem Heißwasserbereiter ist immer noch nicht gelöst. Aber wenigstens habe ich kaltes Wasser und kann im Sommerhaus duschen (wenn das Wasser dort nicht abgestellt ist).
So langsam wird es dennoch wohnlich in der Wohnung: Nachdem der Vermieter angerufen wurde, schickt er den Wassermann, der die Solaranlage überprüfen soll. Der sagt, die ganze Anlage muss getauscht werden, sie sei kaputt. Der Vermieter schickt nun den Wassermann, der die Anlage montiert hat. Ich habe so eine Vermutung, weshalb der Heißwasserboiler sich nicht aufheizt. Und genau diese Vermutung bestätigt sich, ein Rückschlagventil hängt fest. Kurz aufgeschraubt, wieder gängig gemacht und schon haben wir heißes Wasser ...
Ich bedauere die Ausländer, die hier Wohnungen haben und ohne technisches Verständnis den sogenannten "Fachleuten" hilflos ausgeliefert sind: Ich habe schon oft gehört, dass die Ausländer immer wieder übers Ohr gehauen werden oder auch überhöhte Preise verlangt werden. Ich habe allerdings den Luxus, dass meine Freundin Türkin ist, ein deutscher Freund in Alanya ebenfalls türkisch spricht und noch einige andere immer wieder weiter helfen können. Mein Türkisch ist zwar noch ausbaufähig, aber ich verstehe dennoch schon einiges.
Als ich meinen Anhänger vor die Tür stelle um auszuladen, werde ich gefragt, ob ich ein Geschäft aufmache. Ich schaue ungläubig und frage, wie man auf diese Idee kommt. Die Anwohnerin meint, ich hätte so viele Sachen dabei, die ich vielleicht verkaufen möchte ...
Nach drei Stunden ist der Anhänger und das Auto leer, dank zweier Freunde, die mir zur Hand gehen. Jetzt fehlt nur noch der Internetanschluss: Der soll in ein paar Tagen installiert werden. Und wieder schickt mir der Anbieter eine Pflaume, dem man schon von weitem ansieht, dass er keine Lust hat. Und genau so ist es. Nach dem Prüfen der Leitung sagt er, er könne nichts machen, wir bräuchten einen Elektriker, der die Leitung durchmisst. Diese Aktion dauert ca. 15 Minuten. Mir platzt der Kragen und ich beschwere mich beim Anbieter: Der kommt jetzt persönlich und richtet das Internet ein. Ich sage ihm, dass er mir den vorherigen Techniker nicht mehr zu schicken braucht.
Nachdem das Internet eingerichtet ist, sagt der Chef, dass im Büro der Internetzugang nun noch freigeschaltet werde. Dies würde so rund eine Stunde dauern. Ich frage ihn, eine türkische oder deutsche Stunde? Er lächelt und geht ...
Und tatsächlich, am nächsten Tag habe ich immer noch keinen Zugang: Wieder angerufen, zwei Techniker (einen kenne ich schon) kommen und basteln irgendwie an der Anschlussdose und sonstwo herum. Ich warte jetzt auf ein Wunder. Warum soll das mit dem Internet auf Anhieb funktionieren, Elektrik, Wasser und anderes hat schließlich auch etwas länger gedauert ..!
Aber dann im Laufe des Tages schließlich funktioniert doch irgendwie alles, jetzt haben wir endlich Ruhe vor diesen selbst ernannten Handwerkern. Ich laufe zum MIGROS (Supermarkt) um die Ecke und versorge mich erstmal mit Bier: Das werde ich mir oben in meinem Sommerhaus schmecken lassen, denn Abends fahren wir hoch, weil es in der Stadtwohnung zu warm wird. Die ist zwar mit Klimaanlagen ausgerüstet, aber ich mag die nicht und deshalb bleiben sie aus. Oben sitzen wir dann schließlich auf dem Balkon und schauen auf die Stadt.
Aber glaubt nicht, dass ich jetzt Ruhe habe: Meine Freundin will die Stadtwohnung nun eingerichtet haben. Also laufe ich mit Hammer, Nägeln, Dübeln, Bohrmaschine, Leiter, usw. durch die Bude und hänge hier und da etwas auf, befestige hier und da etwas an der Wand, bringe Blumentöpfe aus dem Sommerhaus mit, schleppe, fahre, bis mir dann irgendwann der Kragen platzt und ich streike: Bei fast 35°C ist das für Vaters Sohn kein Vergnügen ...
Schließlich: Es wird ...
Wie sagen die Türken: "yavas yavas" (langsam, langsam).
Die nächsten vier Wochen vergehen wie im Flug. Die Wohnung ist schon
fast fertig eingerichtet, die Technik funktioniert, das Bier
schmeckt, das Auto fährt, der Strand wird von mir fast jeden Abend
aufgesucht, was will ich mehr. Hier lässt es sich leben!
Jetzt mache ich mich so langsam wieder reisefertig: Zurück nach
Deutschland, meinen endgültigen Abschied bei meinen Arbeitskollegen
geben, mich vom Chef verabschieden, die letzten Sachen packen und
dann wieder ab in Richtung Süden.
Also, auf Wiedersehen in der Türkei. Wenn ihr mein Auto seht, bin ich nicht weit, kontaktiert mich ruhig. Ich hab ja jetzt Zeit ...
Und Fortsetzung folgt ...
Aber - es ist noch nicht vorbei! Die endgültige Absage an Deutschland (wenn auch vielleicht nur vorübergehend) folgt noch; Ende August fährt Hauy dann endgültig in den Süden. Und es gibt noch einen weiteren Teil, der ebenfalls spannend wird: Er muss sich noch eine Aufenthaltsgenehmigung (genannt Ikamet) besorgen, zum Zoll, das Auto eventuell einführen und schließlich zum Nüvus (Einwohnermeldeamt), sich anmelden. Das wird auch noch eine spannende Geschichte, die nachgereicht wird, wenn alles erledigt ist.
Wie heißt es immer so schön am Ende derartiger Stories bei "Goodbye Deutschland": Wir bleiben dran ..!
© 2016 Ludwig Hauhoff (Hauy)