Bodega López de Heredia Vina Tondonia - die Puristen
Bei der Bodega handelt es sich um ein traditionelles Weingut, das 1877 von Don Rafael López de Heredia y Landeta gegründet wurde. Ein Weingut zu gründen war damals eine gewinnbringende Geschäftsidee, denn die Franzosen benötigten Wein, da die Reblaus in ihren Weinbergen wütete. Schon damals wollte man nicht nur eine einfache Kellerei, nein, man errichtete eine Kathedrale des Weins La Catedral del Vino, die nie vollendet wurde und nie vollendet sein wird. Auf dem Gelände von ca. 50.000 qm befinden sich zahlreiche verwinkelte Gebäude mit ca. 20.000 qm und ca. 3.500 qm Keller. Bewirtschaftet werden 163 ha Weinberge.
Das alte Wohnhaus mit seinem Aussichtsturm, der Txori Toki (baskisch Vogelhaus) heißt, findet sich auf zahlreichen Flaschenetiketten. Die Galerie mit den Buntglasfenstern soll nach der Restaurierung als Empfang dienen.
Neben den Produktionsstätten für Wein befindet sich in den Gebäuden eine eigene Küferei für die Herstellung der Fässer, ein antik gestalteter Degustationsraum mit zahlreichen historischen Fotos und ein Shop. Der Shop wurde neu gebaut von der irakischen Architektin Zaha Hadid. Ursprünglich wollte man den alten Messestand der Bodega, der auf der Weltausstellung in Brüssel von 1910 stand, im Jahr 2002 anlässlich des 125 jährigen Firmenjubiläums auf einer Messe in Barcelona aufbauen. Als klar war, dass der antike hölzerne Messestand im Freien stehen müsste, suchte man nach einer schützenden Lösung - man benötigte ein "Gehäuse". Zaha Hadid gestaltete dies in Form eines Dekanters. Nach der Messe in Barcelona zogen der Dekanter und der alte Messestand auf das Gelände der Bodega.
Unser Rundgang beginnt im Dekanter und führt uns durch die Bodega Blondeau, dem Raum mit den großen Holzgärtanks. Die Weidenbündel liegen bereit für die Filterung des Weins von Traubenschalen und Kernen. Wein wird hier sehr traditionell hergestellt.
An der Wand hängt ein Stück der Schicht, die sich in den Tanks bildet, die an Lava erinnert. Auf alten Fässern liegen alte Flaschen aus und fast jeder etwas ältere Besucher kann eine Flasche aus seinem Geburtsjahr, dem seiner Eltern und seiner Großeltern entdecken ...
Es geht hinab in die Kellerwelt: Der Hauptkeller El Calado ist 140 m lang und wurde 1892 durch den Felsen getrieben bis an das Ufer des Ebros.
Die Wände sind beschichtet mit dem schwarzen Edelschimmel, der auch "Kellertuch" genannt wird. Betrachtet man, wie er in Fetzen von der Decke hängt, weiß man warum der so genannt wird: Der Schimmel ernährt sich von den alkoholischen Dämpfen der gelagerten Weine, wird bis zu 2 cm dick und fühlt sich angenehm pelzig an. Darauf leben recht beeindruckende Exemplare von Spinnen, die vom Kellermeister sehr geliebt werden, da sie jegliches Ungeziefer fern halten. Bemerkenswert sind auch die Glühlampen, denn sie alle tragen das Logo der Bodega.
Am Ebro verlassen wir den Keller kurz, um den gewaltigen Felsen zu betrachten, in dem die unzähligen Fässer und Flaschen gelagert werden.
Ein Raum mit Nischen wird El Cementerio (der Friedhof) genannt. In den Nischen lagert zum Teil Wein mit einem Alter von mehr als 100 Jahren. Und wenn hiesige Winzer davon sprechen, was auf ihrem Friedhof liegt, so meinen sie damit oft nur ihre Weine ...
Neben reinem Felskeller gibt es auch Keller mit Betondecke: Das klingt zwar modern, aber die Stahlbetondecke stammt aus dem Jahr 1904 und hält immer noch.
Wir gelangen in die Küferei: Die Bodega macht ihre eigenen Fässer und verkauft kein einziges, auch alte Fässer werden entweder weiter verwendet als Möbel oder verbrannt im Ofen für das Erwärmen der Dauben (so heißen die Fassbretter). Historische Werkzeuge mit Bildern der Handwerker geben einen Eindruck von der Küferei im Wandel der Zeit.
Nach dem Rundgang werden weiße und rote Weine verkostet und dazu wird etwas Serranoschinken gereicht. Unser Führer erklärt uns, wie man professionell das goldene Netz der Weinflaschen soweit entfernt, dass es nicht zerstört wird, man aber die Flasche problemlos entkorken kann.
Dann erfahren wir, dass man großen Wert darauf legt, dass der Wein dem Kunden so schmeckt wie er ist. Schmeckt er dem Kunden nicht, so muss er eben weiter suchen. Man legt keinerlei Wert auf Klassifizierungen wie "Der Wein schmeckt nach Waldbeeren, Gewürzen, Tabak oder gar altem Ledersattel ...".
Ein puristischer Ansatz für die Verkostung, aber es wird dann schwieriger zu kommunizieren, wie der Wein schmeckt. Aber vielleicht soll man das gar nicht kommunizieren, sondern einfach nur trinken, genießen und wirken lassen ...
© 2015 Sixta Zerlauth
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