Ans windige Meer ...
Der Morgen beginnt kompliziert! Die Sonne scheint und so beschließt das Hotelpersonal, dass wir Gäste auf der sonnigen Terrasse frühstücken müssen. Von unserem Zimmer aus können wir die Vorbereitungen beobachten: Aufgrund fehlender Elektrifizierung am Frühstücksbuffet, das in der prallen Sonne steht, werden mehrere schaltbare Steckdosenleisten aneinander gesteckt, die Kabel liegen wellig auf dem Weg als kleine Stolperfallen. Toaster und eine Tassimo Kaffeemaschine werden angeschlossen.
Wir amüsieren uns, denn es gibt lauter weibliches Personal außer einem einzigen Mann, dem Koch. Und natürlich muss der ran an die Elektrik, wirkt aber recht verloren mit seinem Kabelwust ...
Als wir schließlich als erste am Buffet eintreffen, funktioniert zunächst gar nichts, denn man hat es versäumt, einige der Steckdosenleisten einzuschalten. Wir ändern auch die Verlegung der Kabel, damit kein verschlafener Gast unangenehm überrascht wird durch einen Sturz.
Die Tassimo ist nur halb gefüllt mit Wasser und wer diese Maschine kennt, weiß, dass sie eher für einen Singlehaushalt geeignet ist und weniger für einen Hotelbetrieb. Schätzungsweise drei Tassen Kaffee wird man der Maschine abringen können. Daneben steht noch eine Karaffe mit Trinkwasser, ansonsten ist nichts vorgesehen, womit man das Kaffeekontingent erweitern könnte.
Wir setzen uns an den Tisch und fragen das Mädchen vom Service, ob man Eier bekommen könne. Sie ist wohl eine Azubine, es ist ihr zweiter Tag im Hotel, und sie wirkt sehr unsicher. Leider spricht sie obendrein auch nur Spanisch und versucht nach unserem "Huevos mit fragendem Blick" mit vielen Worten etwas zu erklären, was für uns allerdings vollkommen unverständlich ist. Wir geben auf!
Irgendwie wirkt das Angebot am Buffet ein wenig sparsam. Also entscheiden wir uns für Toast und ein bisschen Belag. Die Managerin erscheint, wir fragen erneut nach Eiern und nun werden wir aufgeklärt: Es gibt jeden Tag ein Frühstücksmenü, das wird aber erst serviert, wenn der ganze Tisch besetzt ist. Wir können es kaum glauben: Die Frühaufsteher kriegen nix bis die Spätaufsteher sich ebenfalls an den Frühstückstisch begeben. Und was ist, wenn ein Frühstücksverweigerer gar nicht erst erscheint? Nach schier endlosen Diskussionen - mittlerweile ist auch Gerhild eingetroffen - erklärt man sich bereit, das Menü aufzufahren - und das kann sich sehen lassen: pochierte Eier, Gemüseflans, frisches Brot, Butter, Joghurt mit Früchten, Schinken, Wurst, Käse - alles regional und köstlich. Warum nicht gleich so!? Außerdem ist ein "Explorer" mittlerweile eigentlich schon fertig und will nicht nochmal neu mit Frühstück beginnen. Ein Sonnenschirm ist auch nicht zu bekommen, und so sitzen wir in der gleißenden Sonne, was nicht so ganz unseren Vorstellungen von einem gemütlichen Frühstück entspricht ...
Nach und nach treffen die Spätaufsteher ein, die Tassimo wird für drei weitere Tassen mit dem Trinkwasser aufgefüllt, und es passiert, was bei unerfahrenen Benutzern gerne passiert: Man legt die Kaffeekapsel ein (dabei wird sie perforiert), drückt den Knopf, nichts geschieht, man ist ungeduldig, öffnet wieder das Kapselfach, schließt es, drückt erneut und nun legt die Maschine "richtig" los: Da die Kapsel nun zweimal angepiekst wurde, schießt der Kaffee samt Kaffeemehl ringsum aus der Maschine - eine herrliche Sauerei am Buffet und erst mal das Ende der Kaffeeversorgung ...
Der Service holt - wie wäre es auch anders zu erwarten - den "Mann" im Team: Der baut die Tassimo ab und bringt nun eine Nespresso mit zugehörigen Kapseln und - auch hier keine Überraschung - mit fast leerem Wassertank ...
Nach überstandenem Frühstück fahren wir los in die Nähe von Petra zum Weingut Miquel Olivier: Seit etwas mehr als 100 Jahren produziert die Familie Olivier hier Wein. Einst lag die Kellerei inmitten von Petra, doch das wurde zu eng und so errichtete man anlässlich des hundertjährigen Bestehens im Jahr 2012 einen großzügigen modernen Neubau inmitten der eigenen Weingärten. In Petra erinnert noch eine Tafel an den alten Keller. Vor dem neuen Gebäude wurde eine lange Reihe mit Weinstöcken angelegt, in der man alle Sorten finden kann, die hier angebaut werden.
Bilder und Gegenstände aus der Historie dekorieren den nüchternen Bau. Hier ist alles mit modernster Technik ausgestattet und einige der Stahltanks wurden verkleidet, denn es gibt hier auch Führungen für Kinder. Im Rahmen der Führung kommt man schließlich auch auf die Dachterrasse mit einem fantastischen Blick übers Land. Im Showroom gibt es später exzellente Weine: Wir steigern uns von Winzer zu Winzer ..!
Für den Mittag hat Gerhild einen Ausflug zum Strand mit Picknick geplant: Wir machen einen kurzen Zwischenstopp in Petra für die Einkäufe. Wer bei dem Namen an die Felsenstadt in Jordanien denkt, liegt gar nicht so verkehrt, denn die Araber haben diesen Ort seinerzeit tatsächlich in Anlehnung an die jordanische Stadt benannt.
Mittlerweile ist der Ort ein ziemlich penetrantes Radfahrernest: Der Schweizer Hürzeler lockt jedes Jahr Tausende von Radfahrern auf die Insel, so dass man sie auf Landstraßen und in den engen Örtchen regelrecht als Plage empfinden kann.
Im Zentrum wollen wir die alte Kirche San Pere besichtigen, die aber just 5 Minuten vor unserer Ankunft geschlossen hat. So bleibt uns nur der Eindruck von außen, insbesondere eine Gedenktafel an den großen Sohn der Stadt: Fra Juníper Serra ein Franziskanermönch, der im 18. Jahrhundert zahlreiche Missionsstationen in Amerika gründete, aus denen unter anderem die Städte San Diego, Los Angeles, Santa Barbara und San Francisco hervorgingen.
Also nichts wie weg aus dem Ort und zum Strand - Vamos à la Playa es Trenc!
Es Trenc ist der längste Naturstrand Mallorcas und zählt mit seiner Dünenlandschaft zu den schönsten. Die Sonne scheint, das Meer rauscht ganz wunderbar, alles perfekt für ein Picknick!? Wäre da nicht der Wind, vor dem auch die Dünen keinen Schutz bieten. Aber Gerhilds Picknicke sind bekanntlich legendär: Im Restaurant Es Trenc ersteht sie einen vorzüglichen mallorquinischen Weißwein, biodynamisch und ohne Hinweis auf den Winzer. Als Dreingabe zum Wein gibt man uns Kisten als Möbelersatz. So ziehen wir an den Strand, doch lagern im Sand macht der Wind vollkommen unmöglich, und so wird das Ganze in eine Stehparty umfunktioniert - Brot, Schinken, Wurst und Wein schmecken auch so köstlich!
Über uns kreisen interessierte Möwen, aber sie sind zurückhaltend und wir werden außer mit einigen aufklärerischen Tief-Überflügen nicht attackiert ...
Unweit des Strandes befindet sich die berühmte Saline Es Trenc, wo wir noch einen Kaffee genießen, bevor wir zur Finca Son Dagueta mit dem Weingut Can Feliu aufbrechen.
Auch hier werden wir vom Winzer herzlich willkommen geheißen. Er erzählt, er wäre der einzige biodynamische Winzer auf der Insel. Zweifel kommen auf - hatten wir nicht soeben erst am Strand einen biodynamischen Weißwein getrunken? Can Feliu stand aber nirgends auf dem Etikett. Da lacht der Winzer und verrät, das ist sein Wein, den er nach Wünschen des Restaurants etikettiert hat, so wie er das für viele seiner Kunden macht. Am kuriosesten ist die Lieferung nach Kitzbühel, dort findet man auf dem Etikett eine sich lasziv räkelnde nackte Schönheit - alles speziell für die dort sehr wichtigen russischen Gäste ...
Da hier biodynamisch gearbeitet wird, gibt es viel zu besichtigen, denn der Weinanbau erfolgt ganzheitlich. Das bedeutet, man hält wollige Schweine und hübsche Rinder für den Dung und baut Kräuter und Gemüse an, z.B. für die Produktion von Spritzmitteln. Auf dem Weingut kann man auch übernachten und sich kulinarisch verwöhnen lassen.
Man mag das Idyll kaum verlassen, aber dennoch müssen wir weiter ...
In Inca erwartet uns das Team vom Restaurant Joan Marc, in dem ein mehrgängiges Menü für uns vorbereitet wurde. Zusammen mit dem Sommelier wählt Gerhild wieder mal die perfekten Weine aus: Sa Vita Blanc 2017 von Es Fangar, als Rotweine Brutus Son Fortesa 2014 von Riba sowie Elements Negre 2012 von Fangar. Der Service erläutert dazu genau so perfekt die Gerichte, die aus regionalen Produkten frisch zubereitet wurden. Ein gelungener Ausklang auch für diesen wunderschönen Tag ...
© 2018 Sixta Zerlauth