14. Oktober 2008: Schweiz
Nach der Verabschiedung in Limburg am gestrigen Tag brachen wir heute in aller Frühe in Richtung Süden auf. Unser Ziel: die Schweiz - genauer gesagt unsere Partner Alcosuisse in Delemont und IBS in Thun. Der Werksleiter von Alcosuisse konnte unsere Neugier der Bioethanol-Produktion mit seinen Worten und dem Rundgang im Werk zu 100% erfüllen. Wir erfuhren, wie aus klein gehäckselten Abfallholz-Stückchen das Bioethanol produziert wird, das wir im Tank mit uns führen werden.
Weiter ging es in Richtung Thun. Dort, bei der Firma IBS, justierte der Experte Beat Wyss die Batterie-Steuersystem für unser Mehr-Batteriensystem in gekonnter Art und Weise. So werden die Batterien unserer Jeeps optimal geladen und wir haben genug Kapazitäten um 4 Seilwinden, Scheinwerfer, Funkgerät, Laptops uvm. zu nutzen.
Gerade um die Ecke tankten wir unsere Fahrzeuge an einer von Alcosuisse belieferten Spezial-Tankstelle aber nicht wie üblich einen kleinen Tank voll! Nein, gleich die gesamten Zusatztanks wurden mit dem kostbarem Bioethanol aus Holz gefüllt. Dem Tankstellenbesitzer lief ein verschmitztes Lächeln über das Gesicht, als er Matthias Jeschke die Rechnung für die insgesamt knapp 1.700 Litern ausstellte. Der biogene Treibstoff ist rein und klar wie Wasser, enthält 85% Ethanol und steht dank dem Grundstoff Abfallholz nicht in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln. Bioethanol der zweiten Generation ist einer der zentralen Komponenten unserer Idee, erneuerbare Energien für spektakuläre, automobile Rekordfahrten nicht nur einzusetzen, sondern mit der weit reichenden Medienpräsenz auf die Möglichkeiten und Notwendigkeit der Nutzung hinzuweisen.
Kaum losgefahren, wurde die Fahrertür von außen nass, aber es regnete nicht! Also hieß es raus und der Ursache auf den Grund gehen: Relativ schnell wurde klar, dass einer der Dachtanks leckte. Umgehend pumpten wir das Bioethanol ab und schweißten den Tank im Kaltschweißverfahren. Nach der Wiederbefüllung war alles in Ordnung. Besonderen Dank an dieser Stelle Beat von IBS, dessen Werkstatt wir hierfür benutzen konnten.
15. Oktober 2008: Barcelona
Die Nachtfahrt durch Frankreich verlief reibungslos und wir erreichten gegen Abend Barcelona. Die katalanische Hauptstadt ist geprägt von den Werken Antoni Gaudis und voller enger Gassen. Das war mit unseren breiten und fast 3m hohen Expeditionsjeeps ein Abenteuer für sich! Letztendlich wurden wir von einer freundlichen Polizeistreife mit Blaulicht durch die Stadt eskortiert und zu unserem Hotel gebracht.
Am späten Abend folgten dann noch zwei Fototermine und Matthias wurde von Vertretern der spanischen Motorpresse interviewt. Den Abend ließen wir dann bei einem guten, spanischen Essen ausklingen ...
16. Oktober 2008: Madrid
Nach einer kurzen Nacht ging es im Morgengrauen auf die Autobahn in westliche Richtung und über 650 km bis nach Madrid. Eine Teilstrecke von 200 km wurden wir von einer Journalistin eines 4x4-Magazines begleitet. Sie erhielt so hautnahe Einsichten - von den Menschen im Team aber auch von der Expedition. Als wir Madrid spät erreichten, fuhren wir zum Ausladen des Gepäcks zunächst ins gebuchte Hostel.
Dieses lag bedauerlicherweise in einem extremen Viertel - geprägt von Discotheken, Bars, der Drogenszene und dem Nachtleben, das Publikum war wild. Rustikal war auch das Hostel selbst, ein kahler Raum mit sechs eisernen Betten darin verbreitete schon fast Gefängnis-Atmosphäre.
Da das das Team zu Hause wieder mal ganze Arbeit geleistet hatte, konnten wir spät in der Nacht noch die Fahrzeuge auf das Gelände der Deutschen Botschaft stellen. Einen sichereren Aufenthalt als das Botschaftsgelände konnte es nicht geben! Per Taxi ging es dann ins Hostel.
Der nächste Tag stand dann ganz im Zeichen unseres Termins bei der deutschen Botschaft in Madrid. Dort war alles perfekt vorbereitet und optimal organisiert. Wir erlebten eine sehr gelungene Pressekonferenz unter Leitung des Deutschen Botschafters, der Anwesenheit von weiteren hochrangigen Vertretern der Deutschen Botschaft, Chrysler Spanien und spanischen Top Journalisten.
Nach zwei anschließenden Fotoshootings unter anderem mit Auto Bild und Filmaufnahmen in Madrid bereiteten wir alles für die 1.600 km lange non Stopp Fahrt nach Italien vor.
16. - 17. Oktober 2008: Fahrt nach Italien
Leider verlief die Fahrt nach Vidigulfo nicht so reibungslos wie die bisherigen 6.500 km. Unser dritter Wrangler (F3) streifte in einer engen Autobahnbaustelle eine mit Wasser gefüllte Barriere, kam ins Schlingern und in extreme Schräglage, wälzte ca. 40 Meter Barriere mit tausenden Litern Wasser platt und konnte nur durch hochgradig glückbehaftetes Reißen am Lenkrad am Umkippen gehindert werden ...
Schlitternd kam das Fahrzeug quer zur Fahrtrichtung zum Stehen. Keine Person und kein weiterer Wagen wurde in den Unfall verwickelt. Die sofort benachrichtigte Autobahnpolizei sicherte die Unfallstelle ab und eskortierte nach ersten Feststellungen dann unsere Fahrzeuggruppe zur nächsten Ausfahrt.
Der Kontakt mit der Polizei war sehr zuvorkommend und in höchstem Grade korrekt. Noch auf der Autobahnraststätte begannen wir mit den Notreparaturen (die wir später in Mailand fortsetzen wollten), denn F3 hatte einiges abbekommen.
Nach erfolgter Notreparatur konnten wir unseren Weg erstmal fortsetzen und trafen nach 33 Stunden am Abend in Vidigulfo ein. Am nächsten Tag standen Fahrtests auf einem der größten Autotestgelände in Italien an. Der Betreiber der Anlage - Quattroruote - eröffnet bald ihre Offroad-Teststrecke und wir waren - ermittelt von Chrysler Italien - als Ehrengäste zu Vortests geladen.
Anwesend waren neben 4 Fernseh- sowie 3 Fotografenteams auch die hochrangigsten Vertreter Goodyears in Italien einschließlich des Präsidenten. Es hat Spaß gemacht und es war eine schöne Veranstaltung. Die Betreuung durch Quattroruote war vorbildlich. Schön für uns zu sehen war auch die Steigfähigkeit unserer Wagen. Inkl. Equipment 80% Steigung vorwärts hoch, 100% Gefälle vorwärts runter und 100% Steigung rückwärts hoch sind Superwerte für jeden Offroader. Weiter geht es nun nach Slowenien und Kroatien ...
(Anm. der Red.: Jeep F3 wurde nach dem obigen Vorfall aus der Expedition genommen, da er zum einen nach dem Unfall in Italien repariert werden musste und zum anderen die zusätzliche Transportkapazität dieses Fahrzeugs nicht mehr gebraucht wurde. Ursprünglich war die Überfahrung der Beringstraße von Anfang an nur für zwei Fahrzeuge geplant. Da F3 dort ohnehin wieder zurückfahren sollte, wurde die Planung von nun an entsprechend geändert: Ab sofort wurde die Expedition nur noch mit F1 (Fahrer Mattias Jeschke) und F2 (Fahrer Evgeny Shmakov) fortgesetzt.
27. Oktober 2008: Von Mailand nach Zagreb
Dass unsere Expeditions-Jeeps für Aufsehen sorgen, hatten wir schon auf dem Euro Camp Jeep 2008 in Fleesensee erlebt. Dass dann gelegentlich auch die Handy-Kamera gezückt wird, haben wir auch schon mehr als ein Mal erlebt. Aber was wir in Mailand sahen, war dann doch eine andere Dimension: Der Fahrzeug-Konvoi hatte geparkt, ein italienischer Autofahrer sah unsere Jeeps, bremste mitten auf der Straße, zückte sein Handy und fing an Fotos zu machen - in dem Moment krachte es auch schon - insgesamt drei weitere Autos sind auf das Fahrzeug des Fotografierenden aufgefahren. Zum Glück gab es keine Personenschäden und nur wenig verbogenes Blech.
Die anschließende Fahrt nach Slowenien verlief dagegen problemlos - das Land selbst bot sehr angenehme Überraschungen für mich. Ich bereiste Slowenien zum ersten Mal und muss zugeben, dass ich überrascht war über die gepflegten Dörfer und Städte, die netten, gastfreundlichen Menschen und die hervorragend ausgebauten Straßen. Reisen erweitert eben den persönlichen Horizont!
In Ljubljana wurden wir im Gebäude der EU schon von Mitgliedern der Organisation Planet Earth erwartet, deren Gäste wir waren. Die EU Kommission stellte die Räumlichkeiten und Bewirtung zur Verfügung und wir gaben dort zusammen mit einer Abordnung der Deutschen Botschaft eine professionell organisierte Pressekonferenz, bei der Journalisten und Fotografen anwesend waren. Die Ausstellung zum Thema "erneuerbare Energien" wurde in Abstimmung mit der Kommission und Planet Earth im Eingangsbereich aufgebaut und traf auf positives Feedback.
Als Besonderheit überreichten wir Planet Earth symbolisch ein Zertifikat zur Pflanzung eines Baumes - sozusagen als offiziellen Start der PNY2009-CO2-Neutralisation. Nach einem Radio-Interview mit Radio Europa erhielten wir noch eine sehr informative Stadtführung durch eine Mitarbeiterin von Planet Earth - vielen Dank hierfür.
Danach ging es weiter in Richtung Zagreb - die Fahrt war auch hier problemlos und Dank der guten Organisation und Vorinformation durch die Deutsche Botschaft sowie unser Office-Team waren auch die Grenzbeamten über unser Kommen informiert und ließen unseren etwas außergewöhnlichen Konvoi trotz unseres russischen Teammitgliedes (ohne Visum!) problemlos passieren. Nachts angekommen schliefen wir in einem gigantisch groß geratenen Hotel mit schier endlosen Gängen friedlich ein ...
28. Oktober 2008: Kroatien
Wir bedauern außerordentlich und drücken unsere Anteilnahme aus über den Tod des deutschen Botschafters in Kroatien, seine Exzellenz Herr Botschafter Hans Jochen Peters, der vor kurzem verstorben ist.
Die Betreuung und Organisation der PNY-Präsentation übernahm auf Empfehlung seitens der Deutschen Botschaft die Universität Zagreb.
Was junge angehende Ingenieure auch im Eventbereich leisten können wurde uns in Zagreb bewiesen. Dort wurden wir an der größten kroatischen Universität bereits von vielen Menschen erwartet. Die studentische Vereinigung hatte uns einen herzlichen Empfang bereitet nachdem wir unsere Fahrzeuge direkt vor dem Universitätseingang abgestellt hatten. Man hatte für die Vorbereitung unserer Präsentation z.B. extra einen Crew- und Presseraum eingerichtet und das große Auditorium mit einer gigantischen Leinwand präpariert. Vor ca. 100 geladenen Personen und in Anwesenheit von führenden Professoren hielten wir dann die Projektvorstellung ab. Im Anschluss daran gab es ein Roundtable-Gespräch mit Studenten und Professoren der Fachrichtung Maschinenbau, die sich u. a. speziell für das Notfallschwimmsystem mit seiner Hydraulik interessierten und uns im Gegenzug einen von ihnen gebauten Raketenmotor erläuterten.
Nachdem wir uns in der Mensa gestärkt hatten und eine extra eingerichtete Chill-out-Zone genossen hatten, ging es zur Foto und Videosession zu Zagrebs schönsten Plätzen. Am späten Nachmittag brachen wir auf und machten uns auf den Weg in Richtung Ungarn ...
29. Oktober 2008: Budapest
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Für die heutigen 400 Kilometer hatten wir uns 7 Stunden Zeit genommen. Auf Grund der hervorragend ausgebauten Autobahn in Richtung Budapest waren wir jedoch schon nach der Hälfe der Zeit am Ziel.
Das gebuchte Hotel lag in Mitten des Rotlichtviertels und hatte entgegen der Ankündigung keine Parkplätze. Daher machten wir uns auf die Suche nach einer Alternative. Es folgte eine dreistündige Odyssey durch Budapest. Alle Hotels waren entweder ausgebucht oder hatten ebenfalls keine sicheren Parkmöglichkeiten für unsere 3 Jeeps. Als wir dann endlich ein passendes Hotel gefunden hatten, war es bereits 2 Uhr nachts.
Dementsprechend kurz war die Nacht, da der kommende Tag wieder ein volles Programm aufwies: Eine hervorragend organisierte Pressekonferenz in der Deutschen Botschaft, Filmaufnahmen und Fotoshooting im historischen Burgviertel und Termine mit weiteren Journalisten ließen die Zeit verfliegen. Am späten Nachmittag ging es dann auch schon weiter in Richtung Slowakei ...
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