02. November 2008: Slowakei - Österreich

Es gibt schöne und sehr schöne Momente einer Reise. In der Slowakei erlebten wir zunächst einen der schönen Momente und waren teilweise enttäuscht über den Verlauf unseres Besuchs. Das fing an bei der etwas chaotischen Organisation der Pressekonferenz, ging über unfreundliche und unhöfliche Polizisten in der Landeshauptstadt Bratislava bis hin zu Ärger mit unserem Hotel.

Als sich die Chrysler-Niederlassung in der Slowakei unserer annahm, wurde es besser. Man ermöglichte uns, die Werkstatt und technische Infrastruktur zu nutzen, um einen Cross-Check der Fahrzeuge vorzunehmen und uns der wie wir feststellen mussten, unzureichenden Federung der Fahrzeuge - die wir im Zuge der Umbauarbeiten hatten einbauen lassen, anzunehmen (dazu später mehr). Dank der guten Kontakte zur Presse mobilisierte Chrysler am Freitag noch 10 Medienvertreter, die sich über das Projekt informierten. Ganz besonderen Dank müssen wir Tomas, einem Mechanikausbilder der Niederlassung, aussprechen, der auch an einem der großen Feiertage des Landes, Allerheiligen mithalf, die Autos für die Umbauarbeiten in Berlin vorzubereiten und zu testen.

Sonntags früh machten wir uns dann auf den Weg nach Wien. Im nahe gelegenen Driving Camp in Pachfurth hatte Chrysler Österreich ein Frühstück mit über 100 Jeepern organisiert - eine tolle Veranstaltung! Es gab viele interessierte Fragen zum Projekt, viele gute Wünsche und auch eine von den Anwesenden signierte Flaschenpost, die wir mitnehmen werden - eine sehr schöne Geste, wie wir fanden.

Speziellen Dank an Gabor Kaitan, den Präsidenten des Jeep Club Austria und Leiter des Marketing bei Chrysler Österreich, fürs Organisieren des Events und an alle Jeeper, die uns die Ehre ihres Besuchs erwiesen haben. Danach ging’s zum Fotoshooting in die Wiener Innenstadt, wo unser Tag mit einer nächtlichen Fiakerfahrt durch die wunderschöne Stadt endete ...

03. November 2008: Tschechien

Nach dem problemlosen Überqueren der österreichisch-tschechischen Grenze wurden wir von einem Konvoi des tschechischen Jeep-Clubs abgeholt und vom Präsidenten des Clubs sowie den Mitgliedern sehr herzlich begrüßt. Zuerst ging es mit unserem nun 15-Auto-starken Konvoi nach Znojmo. In der Hauptstadt des südmährischen Bezirks konnte Lena (unsere Fotografin) tolle Bilder des Teams und der Fahrzeuge in historischer Umgebung schießen. Durch die altertümliche Altstadt ging es bis zur St. Nikolaus-Kirche, von der wir einen tollen Ausblick auf das Tal der Thaya hatten.

Kurz darauf ging es zu unserem Tagesziel Prag, auch die "goldene Stadt" genannt. Dank der hervorragenden Disziplin der tschechischen Jeeper war die Konvoifahrt das reinste Vergnügen. Auch hatten wir kaum mit Sprachproblemen zu kämpfen, da vielerorts sehr gut Deutsch gesprochen und verstanden wurde. Am Abend luden uns die Jeep-Freunde zu einer tschechischen Nacht ein. Den kleinen Rest der Dunkelheit verbrachten wir im Haus des Präsidenten des Jeep Clubs, der uns mit seiner Familie dankenswerterweise eingeladen hatte und uns die große Gastfreundlichkeit des Landes spüren lies. Am Morgen des 04. November erlebten wir in der wahrscheinlich schönsten deutschen Botschaft weltweit einen optimalen Pressetermin mit Vertretern aus TV, Radio, Print, Wirtschaft etc.

Es war schon ein besonderes Gefühl, den Balkon im Palais Lobkowitz zu sehen, auf dem am 30. September 1989 der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher bekannt gab, dass die Ausreise der Flüchtlinge aus der DDR in den Westen nun möglich sei - faktisch der Beginn des Zusammenbruchs des Eisernen Vorhangs. Besonders war auch, dass unsere Wagen im Botschaftsinnenraum standen, nur einige Meter vom legendären "laufenden Trabi" entfernt ...

Im Anschluss an den Botschaftstermin konnten wir Dank der sehr guten Vorbereitung (inkl. aller Polizeibearbeitung) und dem großen Engagement des Jeep Clubs super Fotos an geschichtsträchtigen Orten in Prag machen - vom Wenzelsplatz bis zum Hradschin über den Dächern der Stadt. Am späten Nachmittag wurden wir dann von unseren neuen Freunden zur deutschen Grenze geleitet, wo wir unsere Reise in Richtung Berlin fortsetzten.

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals für die gewährte Gastfreundschaft sowie die hervorragende und professionelle Vorbereitung durch alle Beteiligten bedanken!

05. - 08. November 2008: Berlin

Das Expeditions-Quintett hatte Quartier bezogen in einem kleinen aber sehr schönen Ferienhaus im Spandauer Bezirk. Spät angekommen hieß es nur noch Wake up Call bei den Kollegen in Limburg bestellen, rein in die Betten und die Augen zu ...

Nicht schlafen konnten sechs Extrem Eventler, die sich in dieser Nacht mit den beiden Roka-Trailern, weiterem Material und dem Notfallschwimmsystem auf den Weg nach Berlin machten.

Punkt sechs Uhr kam der Weckruf und das Team schälte sich aus den Federn. Heute sollte das Meilenwerk im Herzen Berlins mit seinem stilvollen Ambiente das Projekt Willkommen heißen. Das ehemalige größte Straßenbahndepot begrüßt heute als Forum für Fahrkultur mehr als 450.000 Menschen jährlich. Unser Partner Chrysler hatte hier das Atrium gebucht, wo mit Requisiten der Babelsberger Filmstudios, einem Gespann und Gegenständen unseres Projektes ein echtes Expeditions-Feeling entstand. Eine mobile Gulaschkanone stärkte alle Beteiligten.

Am Nachmittag dieses Tages fuhren wir zusammen mit Herrn Dr. Lührs, der extra aus Rügen mit seinem Jeep Grand Cherokee angereist war, auf den Pariser Platz, um dort Foto- und Filmaufnahmen für uns zu machen. Aber: wir sollten wiederkommen. Noch am Abend rief die dpa an, und lud uns ein ebenfalls am Brandenburger Tor Fernsehaufnahmen u. a. für den Stern durch zu führen.

Die zweite Heimat des Teams wurde die Chrysler-Werkstatt in der Seeburger Straße, wo nochmals ein letzter Check der Autos vollzogen wurde. Kühlmittel für die Kälte Sibiriens wurde eingefüllt und Bremsbeläge getauscht. Die wohl kniffeligste Arbeit war es das Fahrwerk zu optimieren. Denn wie sich während der Europatour herausstellte, war das Dämpfer und Federsystem, das uns anstelle des originalen eingebaut wurde, keineswegs ausreichend. Zu schwache Federn ließen den Wagen selbst ohne große Beladung zu stark einfedern. 

Schon in Bratislava hatten wir gemeinsam mit Chrysler an einer Lösung gearbeitet, für das unser Team in Limburg unterdessen die Materialien beschafft hatte. Das Rubicon Express Fahrwerk wird nun von insgesamt 6 zusätzlichen Eibach Federn pro Fahrzeug unterstützt, um das System der Autos auch mit Beladung haltbar zu machen. Bis tief in die Nacht brannte das Licht in der Werkstatt und das Technikteam zeigte einen Einsatz bis zum letzten Schweißtropfen - dann war es geschafft! Am Freitagabend rollten die Autos mit den Hängern auf die Berliner Straßen zurück.

Am Samstagmittag nun geht es über Frankfurt/Oder, wo wir nochmals kräftig Bioethanol unseres Partners Alcosuisse auftanken. Die rund 2.650 Liter wurden vor einigen Tagen an die Firma "Die Werkstatt" geliefert, die die 16 Fässer mit eigener Muskelkraft vom LKW entluden. Vielen Dank für den Enthusiasmus und die Hilfsbereitschaft an diese Männer der Tat. Hier warten auch 160 Flaschen ISO HEET, ein Additiv fürs Benzin, das demselbigen Wasser entzieht und somit den Gefrierpunkt senkt. Voll beladen, aber voller Pioniergeist wenden wir uns nun gen Osten und freuen uns auf die nächste Station in Warschau ...

08. - 10. November 2008: Berlin - Grenze Belarus

Am Samstag haben wir an unserer Unterkunft in Berlin den F1 und den F2 komplett neu beladen. Mit dabei war unser Partner Berthold Wolf, dessen Dachboxen beim Verladen des Materials gute Dienste leisten. Was würde Matthias mit dem ganzen Equipment bloß ohne diese Dachboxen machen?! Zu guter Letzt hat Berthold auf der Dachbox des F2 auch noch eine Ersatz-Frontscheibe befestigt - und wir können die Pacwolf-Boxen trotzdem weiter ohne Beeinträchtigung nutzen. Toll!

Erster und zugleich wichtigster Stopp auf dem Weg nach Polen war Frankfurt/Oder. Dort haben wir in einer reibungslos verlaufenen Tankaktion 3.000 Liter Bioethanol aufgenommen. Das war definitiv unser letzter Bio-Tankstopp vor Alaska!

Innerhalb von drei Stunden wurden alle verfügbaren Tanks in Jeeps und Trailern mit bordeigenen Schläuchen und Pumpe befüllt. Kameramann Peter Renè hat dabei eine unfreiwillige Bioethanol-Dusche genommen. Danach hätte er über längere Zeit in jeder Alkoholkontrolle große Erklärungsnot gehabt - seine Jacke roch nach Alkohol, als hätte er es bereits nachmittags so richtig krachen lassen und eine ausgiebige Vodka-Party gefeiert.

Gegen Mitternacht sind wir nach Warschau gestartet. Während einer spontanen Pause standen F1 und F2 mit ihren schlafenden Belegschaften für gut zwei Stunden einträchtig nebeneinander auf dem Parkplatz eines polnischen Supermarktes - eine Auszeit, die uns allen gut bekommen ist. Plangemäß und nach reibungsloser Fahrt haben wir am frühen Montagabend Warschau erreicht.

Vorab: Unser Aufenthalt in Warschau war Dank der fantastischen Vorbereitung durch die deutsche Botschaft in Kooperation mit Hoch-Tief ein rundum gelungenes Erlebnis! Zwar früh, aber erfolgreich ging es los: Matthias hatte einen Termin beim polnischen Frühstücksfernsehen, das Rondo Onz, das Gebäude für Pressekonferenz, Bannerausstellung und die Präsentation unserer Autos war ein Volltreffer - beste Lage, gute Atmosphäre und hohe Aufmerksamkeit für das Projekt.

Während der Pressekonferenz zogen unsere Fahrzeuge draußen das Interesse der Passanten auf sich. Nachdem unsere Kontakte in Warschau ihre Unterschriften auf den Autos verewigt hatten, standen Foto- und Filmaufnahmen in der Innenstadt auf dem Programm. Zu Recht ist die völlig zerstörte, aber originalgetreu wieder aufgebaute wunderschöne Altstadt Weltkulturerbe! Nach Schlossplatz und Altstadtmarkt war der abschließende Blick vom Kulturpalast auf Warschau von oben noch einmal ein echtes Highlight. Für diesen hervorragend vorbereiteten Tag möchten wir uns noch einmal ausdrücklich bei der Botschaft und Hoch-Tief bedanken!

Auf dem Weg nach Minsk wartete die nächste Herausforderung auf uns: An der Grenze zu Weißrussland soll für das Buch zur Expedition eine Trucker-Story entstehen. "Das lange Warten" ist der Arbeitstitel des Kapitels. Bedauerlicherweise wurde das auch zu unserem Motto der nächsten 24 Stunden. Ein polnischer Grenzbeamter hatte uns zunächst mit der Begründung, dass die Gespanne zu groß seien, die Weitereise nach Belarus verweigert. Bei unserem zweiten Versuch, diesen geplanten und vom Limburger Team vorbereiteten Grenzübergang zu passieren, hieß es dann von polnischer Seite, Weißrussland würde uns definitiv nicht einreisen lassen.

Druck und Sturheit der polnischen Grenzbeamten haben uns veranlasst, eine Alternative für unseren Grenzübertritt zu suchen und zur Trucker-Grenze zu fahren. Damit fing unsere Tour de Force erst richtig an. Mit viel Geduld gelang es Matthias, uns nach dreistündiger Verhandlung wenigstens den Weg aus Polen heraus zu sichern. Obwohl die deutsche Botschaft und unser Team im Vorfeld unserer Ankunft an der Grenze alle Formalitäten geklärt hatten, wurden die A.T.A. Carnets immer wieder zum Knackpunkt der Grenzpassagen - die Formulare zur Beschleunigung der Zollabfertigung unseres gesamten Equipments.

Die Bearbeitung dieser buchdicken Formularbündel nahm Stunden und Stunden in Anspruch. In unserem Fall Grund für fast 17 Stunden nervenaufreibender Warterei und zermürbender Diskussionen. Schließlich brachte die deutsche Botschaft den Prozess in Bewegung: Hätte sie sich nicht auf höchster Ebene bei den weißrussischen Regierungsstellen für uns umfangreich eingesetzt, hätte die Sondergenehmigung für unsere Expedition wahrscheinlich noch länger gedauert. In bester Absicht und gut vorbereitet sind wir schließlich an der Grenze zu Weißrussland eingetroffen - danach fuhren wir müde und etwa einen Tag später als geplant nach Minsk ...


© 2008-2009 Extrem Events