Abschlusstour: Saison-Ausklang in Slowenien ...

Anmerkung eines Reiseteilnehmers: Im Sommer 1980 habe ich in Slowenien einen traumhaften Urlaub verbracht mit Wildwasserfahren (2er-Kanadier) und herrlichen Wanderungen im Triglav Nationalpark. Damals hat meine Liebe zu Slowenien begonnen und erst in diesem Herbst wird sie wieder aufgefrischt, denn Slowenien hat nichts von seinem Charme eingebüßt ...

Wir wollen diesmal insgesamt 4 (kurze!) Strecken aus dem Buch "Geländewagen Touren Band 3 Slowenien und Istrien" von Theo Gerstl nachfahren (ISBN 3-00-003806-X, erhältlich z.B. bei Lauche & Maas, dem Därr Expeditionsservice oder aber auch direkt beim Autor). Über unsere Erfahrungen damit wollen wir im Anschluss natürlich berichten (1980 war übrigens das überwiegende Straßennetz von Slowenien noch Off-Road-Gelände). Wir nehmen unsere Slowenien-Karte 1:250.000 von freytag & berndt mit - vor Ort werden wir uns später noch eine 1:50.000 Karte des Geodetski zavod Slovenije, Lubljana, zulegen - doch mehr dazu und zu den Navigationsfragen, die sich stellten, in unserer GPS-Rubrik beim Thema Map Datum und Leserbriefe ...

Die Tour führt uns im Zeitraum vom 16.10. - 23.10.99 in den wildromantischen nordwestlichen Teil Sloweniens.

Freitag, 15.10.99: Die Vorbereitung ...

Ein letzter Check der RoutenplanungEigentlich ist alles schon geplant. Dank eines detaillierten Campingführers, den uns das Büro des slowenischen Fremdenverkehrsamtes in München nach Anforderung per Email sofort zuschickt, wissen wir, dass die Campingsaison im wesentlichen am 30.09. beendet ist. Nur noch wenige Plätze haben geöffnet und als wir den einen oder anderen sicherheitshalber anrufen (hier spricht man deutsch!), erklärt sich der bei Bled bereit, uns trotz Schließung aufs Gelände zu lassen. Wir sollen uns vor Ort halt melden.

Kurt reist schon am frühen Nachmittag an, bis auf die Zähne bewaffnet u.a. mit Sandschaufel, Schneeschaufel und Schaufel zum Eishacken ... Es bleibt uns genug Zeit, die Anreise und die einzelnen Touren zu besprechen, Kurts GPS mit Waypoints zu füttern, österreichische Autobahnpickerl aufzukleben und - nicht zu vergessen - die Expeditionsfahrzeuge mit Hundehaaren, Diesellappen und Klosteinen auszustatten.

Wofür? Tja, als Abschreckung für meinen Marder, der nachts nichts so sehr liebt wie das Knabbern an japanischen Isolierungen, Zündkabeln, Kühlschläuchen und ähnlichem! Nach diesen Vorbereitungen können wir bald beruhigt schlafen gehen, schließlich soll um 6:00 Uhr morgens die Reise beginnen, um allen Staugefahren zu entrinnen ...

Samstag, 16.10.99: Anreise

5:00 Uhr! Der Wecker klingelt, draußen ist es Nacht, wir krabbeln aus den Federn, Kurt muss schon seit Stunden auf sein (hat er etwa Mardernachtwache gehalten?). Bei seiner morgendlichen Frische und seinem Elan verfliegt unsere Müdigkeit schnell. Die Autos werden inspiziert, zwar hat der Marder nirgends genagt, aber fette Fussabdrücke hat er schon hinterlassen. Ohne Frühstück rollen wir Richtung Autobahn München-Salzburg, es beginnt zu nieseln, die Wolken hängen tief, das Wetter sieht düster und ungemütlich aus. Dank CB-Funk wird uns nicht langweilig und alle Funkdisziplin vergessend artet es zeitweise in eine wüste "Bügelei" aus ...

Kurt tarnt sich funktechnisch als Lkw und fragt regelmäßig bei den "Kollegen" die vor uns liegende Strecke ab. Bis Salzburg sehen wir nicht allzuviel, auch nachdem es hell geworden ist, halten sich die Berge bedeckt. Auf der Tauernautobahn  reißt es doch hin und wieder auf und wir werden mit Bergblick belohnt. Das nutzen wir und halten an, um uns ein zünftiges Frühstück zu gönnen. So gestärkt geht es weiter bis Villach, wo wir die Autobahn verlassen und den Wurzenpass hochfahren. Es ist 12:30 Uhr und oben erwartet uns die österreichisch-slowenische Grenze im Sonnenschein.

Die Österreicher schauen kaum hoch, doch die Slowenen machen ihren Dienst vorschriftsmäßig. Was denn im Explorer wäre, will eine strengblickende Zöllnerin wissen. "Alles Camping!" antworten wir kurz. Die Dame will es genauer wissen und bittet uns, den Explorer hinten zu öffnen. Kein Problem, der Explorer wird geöffnet und die Zöllnerin erhält eine professionelle Kurzpräsentation der Wohnkabine von den Aufbauhinweisen zum Bett bis zur Fassungsmenge der Frischwassertanks - da macht sich der Standdienst in Bad Kissingen bezahlt! Sichtlich beeindruckt von der Informationsflut will sie nichts mehr wissen und lässt uns einreisen. Das Funkgerät, aus dem Kurt quäkt ("Was ist denn da vorne los?") scheint trotz Genehmigungspflicht zum Glück vollkommen uninteressant zu sein, ebenso unsere mit Bier gefüllten Außenkisten (wie wir später feststellen ist Bier nach Slowenien tragen wie die berühmten Eulen nach Athen ...).

Nach dem Pass noch mal kurz einen prüfenden Blick in den Motorraum ...

Wir machen kurz Pause und decken uns mit der einheimischen Währung Tolar (10 Tolar = 1 DM) ein. Bei herrlichem Wetter geht es den Wurzenpass wieder runter bis zur Staatsstraße Nr. 1. Wir sehen einen Abzweig in den Wald mit einer interessanten Brücke.

Eine aufwendige rostige Stahlkonstruktion mit holperigen Eisenbahnschwellen als Brückenboden erhebt sich vor uns. Kaum bleiben wir stehen, um das  technische Meisterwerk zu bestaunen, kommt auch schon ein Slowene aus dem Wald daher gebrettert. Überhaupt sind die Slowenen ein sehr freundliches, jedoch recht flott fahrendes - rasendes - Bergvölkchen.

Wir fahren weiter in östlicher Richtung zu unserem ersten Camp, das ganzjährig und damit für uns auch offiziell geöffnet ist: Der Campingplatz von Mojstrana (N46°27.85662´ E013°57.46365´), einladend am Hang gelegen.

Kurt will noch nicht zum Camp, sondern sucht sich eine Wiese zum Dösen, Träumen, ..., während wir uns einen Stellplatz suchen, alles aufbauen und es uns richtig gemütlich machen - u.a. auf der wunderschönen Wiese dahinter zum Dösen, Träumen, ...

Den Explorer trägt die Brücke leicht!

Ein sonniger Stellplatz, was wollen wir mehr? Im Dunst schimmert das Triglavmassiv ...

Es hat 15°C im Schatten, wir sind 680 m hoch und das Wetter lädt ein zu einem Spaziergang über die Wiesen hoch durch den bunt gefärbten Wald, aus dem sich die Kalksteinfelsen erheben. Wir haben freien Blick auf den Triglav (2.863 m), den höchsten und beliebtesten Berg der Slowenen, der sogar in deren Wappen verewigt ist!

Ungestört am Wegesrand haben die Wespen einen riesigen Bau erstellt
An diesen Gestellen trocknet ansonsten das Heu
Indian Summer in Slowenien ... ... und mit den farbigen Wäldern kommen die Kalksteinfelsen so richtig zur Geltung ...

Mittlerweile kommt auch Kurt von seinem Ruheplätzchen und wir genießen die letzten Sonnenstrahlen, denn kaum geht die Sonne unter, sinkt die Temperatur schnell auf 6°C. Da helfen nur noch ein warmer Isländer, ein deftiges Abendessen aus der Explorerküche und Tee mit Rum (oder Rum mit Tee) ...


© Text/Bilder 1999 S. Zerlauth