Weiter auf den Spuren des Explorer Magazins und eigene Entdeckungen ...

Heute ist Karsamstag und es gibt frisches Brot zum Frühstück. Mit genügend Proviant machen wir uns am Vormittag auf, um das Roadbook von Gerstl/Leeb zur Slowenischen Grenzkammstraße unter die Räder zu nehmen. Dass uns dabei keine kernigen Offroadstrecken erwarten, ist uns klar, aber wir wollen doch eine kleine Zeitreise machen. Eine Reise ca. 90 Jahre zurück in die Zeit des ersten Weltkriegs, der gerade hier in der Gegend deutliche Spuren hinterlassen hat.

Wir werden nicht enttäuscht: Bereits am Anfang des Roadbooks oberhalb von Livek zeigen restaurierte Wehranlagen und Tafeln mit mehrsprachigen Texten, dass man daran interessiert ist, diesen Teil der Geschichte Sloweniens den Menschen näher zu bringen. Auch wir erkunden die in die Hügel gebauten Wehrgänge und können uns angesichts des schönen Wetters und der blühenden Frühlingswiesen nur schwer vorstellen, was die Soldaten hier - vor allem im Winter - durchmachen mussten ...

Wehrgänge ... ... Zeugen blutigen Gemetzels ... ... bei schönem Wetter und blühenden Frühlingswiesen ...

Das bereits in den erwähnten Slowenien-Berichten genannte Roadbook aus Gerstl/Leebs Band "Geländewagen Touren Band 3 Slowenien und Istrien" ist mittlerweile schon etwas in die Jahre gekommen. Es ist aber immer noch gut zu gebrauchen, obwohl natürlich die Straßen mittlerweile zum großen Teil asphaltiert sind und wenig Offroad-Feeling aufkommt.

Fotomotive so weit das Auge reicht ...Wir finden dennoch kleinere Wege abseits des Roadbooks und bekommen so nicht nur die erwarteten Fotomotive, sondern auch ein phantastisches Plätzchen für unsere Mittagspause mit direktem Blick auf den Triglav-Nationalpark gegenüber. Nach einer sehr abwechslungsreichen Strecke ist dann ein paar Kilometer vor Nova Goriza das Roadbook zu Ende und wir fahren ein Stück der gut ausgebauten Straße 402 zwischen Zäunen und Stacheldraht.

Hier durchschneidet die slowenische Straße italienisches Territorium und wir fühlen uns plötzlich in die Zeit des jugoslawischen Sozialismus zurück versetzt.

Wieder Soca-aufwärts gehört ein kleiner Rundgang durch das idyllisch gelegene Kanal zum Pflichtprogramm (siehe hierzu auch den Bericht Slowenien 00), bevor wir weiter nach Tolmin fahren. Das Flussbett der Soca ist hier wesentlich breiter und wir fühlen uns fast wie an der heimischen Isar. Das nächste Mal sollten wir vielleicht doch unseren Aufblas-Kanadier mitbringen ...

Pflichtprogramm ... Rundgang durch Kanal ...

Eine Bergstraße lockt uns dann noch an den Rand des Triglav Nationalparks: Auf meist einspuriger und abenteuerlich angelegter Teerstraße fahren wir immer höher, bis wir am Fuß des Berges Krn ankommen. Ein phantastischer Blick auf das Bergmassiv entlohnt uns üppig für diesen letzten Abstecher unserer heutigen Tour. Jetzt geht es nur noch zurück zum Camp: Die abendliche Pfannkuchen-Schlacht am Heinze-Kocher ist dann der krönende Abschluss des Tages und noch lange diskutieren wir über unsere erfolgreiche Tour ...

Auf abenteuerlicher Teerstraße ... zum Fuß des Berges Krn  ... Lagebesprechung bei Pfannkuchenschlacht ...

Nachts ist es heute nicht ganz so kalt, und in der Früh fängt es leicht zu regnen an. Den Sonntag hatten wir uns anders vorgestellt, wollten wir doch noch weiter in die umliegende Bergwelt vordringen und möglichst viel kennen lernen. Aber es gibt ja Alternativen! Nach einem Frühstück im Zelt fahren wir nach Kobarid und besuchen das Heimatmuseum. Man sollte es vielleicht eher Kriegsmuseum nennen, denn es geht hier hauptsächlich um die Zeit des Ersten Weltkriegs. Das Museum unterstreicht unsere Eindrücke vom Vortag und in einem beeindruckenden Film lernen wir noch mehr über die Geschehnisse im Tal des Isonzo (die heutige Soca) und verstehen immer besser die Zusammenhänge ...

Nachdem wir gehört haben, dass das Wetter von Westen her besser werden soll, beschließen wir kurzerhand dem schönen Wetter entgegen zu fahren. Am späten Mittag sitzen wir bereits in Udine beim Pizzaessen und genießen das schöne Wetter: Von diesem Ort sind wir total überrascht. Die Altstadt ist echt sehenswert und meine Digicam bekommt wieder jede Menge Arbeit ...

In Udine ... ... sehenswerte Altstadt ... ... und jede Menge Arbeit ... ... für die Digicam ...

Nach einer ausgiebigen Besichtigung beschließen wir zurück zu fahren und nehmen dabei eine direkte Route in Richtung Livek, dem Ausgangspunkt der Roadbooktour vom Vortag. Prompt gibt es jetzt auch hier einen Grenzübergang, der auf unserer Karte noch nicht vermerkt ist und die Grenzstation ist sogar besetzt. Wir werden nur freundlich gefragt, ob wir unsere Ausweise dabei haben und sind schon wieder in Slowenien.

Zurück in Slowenien: Mildes Licht auf den Bergwiesen ...Ein Blick in unsere Karte zeigt hier noch eine Bergstraße nördlich von Livek, die ich ohne langes Überlegen ansteuere. Das Wetter hat sich jetzt auch hier gebessert und die Abendsonne wirft ein mildes Licht auf die Bergwiesen ...

Es dauert nicht lange und wir haben den Asphalt hinter uns gelassen. Was nun folgt ist die absolute Krönung des Tages: Wir befahren eine Straße aus dem Ersten Weltkrieg, die auf den Berg Matajur führt.

Die Straßendecke ist natürlich längst nicht mehr vorhanden, aber das Fundament aus groben Steinen ist auch nach 90 Jahren noch bestens erhalten. Langsam gewinnen wir an Höhe und ich muss gut aufpassen, dass ich nicht direkt über die spitzesten Steine fahre und mir meine Winterreifen ruiniere. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt und auf halber Strecke lassen wir einen Einheimischen mit seinem Pickup vorbei. Sonst sind wir die Einzigen hier oben ...

Fundament aus groben Steinen ... ... und heftige Auswaschungen ...

Auf einer Alm erwarten uns dann noch heftige Auswaschungen, die bei vorsichtiger Fahrweise kein Problem darstellen, aber ein gutes Fotomotiv abgeben. Wir genießen die tolle Aussicht auf den Triglav-Nationalpark und fahren den gleichen Weg wieder zurück. Im unteren Drittel der Straße entdecken wir dann noch zum Teil erhaltene Wehrgänge, die wir beim Hinweg vor lauter Begeisterung nicht beachtet hatten. Auch hier ist wieder eine Tafel aufgestellt, die erklärt, was sich auf dem Matajur im Jahr 1917 ereignete:

"In der 12. Isonzoschlacht griff die Truppe des Oberleutnants Erwin Rommel - 3 Gebirgskompanien und 1 MG-Kompanie - aus dem Verband des Württemberger Gebirgsbatallions die italienischen Stellungen auf dem Matajur an. Am 3. Tag der Offensive, am 26. Oktober 1917, begann sie in den frühen Morgenstunden mit dem Angriff oberhalb von Jevsek und nahm dann um 11.40 Uhr den Matajur ein."

Wehrgänge ... ... aus der 12. Isonzoschlacht ...

Nach ausgiebiger Erkundung der Wehrgänge fahren wir schließlich wieder zurück zur Teerstraße bei Livek: Hoch zufrieden und hundemüde kommen wir im Camp an und lassen den Tag ruhig beim Schein unserer Petromax ausklingen ...

Am nächsten Morgen ist das Zelt komplett nass vom Morgentau und das Wetter ist wieder schön. Trotz gemütlichem Frühstück und viel Zeit beim Zusammenpacken müssen wir das Außenzelt zuletzt nass in eine Plastiktüte stopfen. Gegen 10 Uhr verabschieden wir uns vom Kamp Koren und dem Soca-Tal. Über den Karawankentunnel nach Kärnten und weiter über Salzburg-München fahren wir wieder nach Hause und lassen uns von unseren Damen erzählen, wie schön doch der Wellnessurlaub war ...

Die Fahrt hat uns nicht nur riesigen Spaß gemacht, sondern wir haben auch viel über Slowenien und die Geschichte dieses Landes erfahren. Langweilig wurde uns nie und an den Abenden hatten wir jede Menge Gesprächsstoff. Unsere Campingausrüstung hat sich bewährt und wir sind auch in Sachen Offroad nicht enttäuscht worden. Das neue Euro-Land Slowenien ist für uns zumindest in der Nebensaison immer eine Reise wert ...      


© 2009 Matthias Bernhard 


Anm. der Red.: Inzwischen gibt es bereits etliche andere Beiträge von unserem Autor Matthias Bernhard, so dass wir Google bemühen können in unserem eigenen Magazin! Deshalb hier also für alle Interessenten einen Überblick über weitere Beiträge von Matthias - es lohnt sich auf jeden Fall, sie zu "suchen" ..!