Und noch ein "Aufblas-Kanadier" -
Das "Grabner Adventure Eco" ...
Vorüberlegungen
Für eine Familie mit zwei Kindern gibt es nicht allzu viele Möglichkeiten, sich auf Binnengewässern in einem Boot paddelnd fortzubewegen. Will man dann noch mehr als eine Badeinsel für den Baggersee, muss man sich ernsthaft mit der Materie auseinandersetzen, um die richtige Wahl zu treffen.
Meine Suche startete ich zeitgleich mit der anregenden Lektüre im Explorer Magazin und dem Studium einiger Kataloge.
Auch bei Ebay war ich immer wieder dabei zu sondieren, was denn so alles angeboten wird. Ein Großteil der Boote taugt leider nur für zwei Erwachsene und ein Kind, so dass unsere Suche immer mehr in Richtung Kanadier ging.
Unser erster Ausflug mit einem geliehenen Glasfiber-Kanadier auf dem Sylvensteinsee gab uns dann letzte Sicherheit: Wir wollten einen Kanadier, weil wir dort drin alle Platz haben, aufrecht sitzend paddeln können und auch noch ausreichend Unterbringungsmöglichkeiten für Ausflugsgepäck vorhanden ist.
Aber wir wollten nicht 40 kg oder mehr auf das Autodach wuchten, was zusätzlich bei unserem Landrover einem wahren Kraftakt gleichkommt. Die Lagerung eines 5-Meter-Kanadiers macht uns ebenfalls Probleme, so dass für uns letztlich nur eine zerlegbare Variante in Frage kam ...
Kaufentscheidung
In der engeren Wahl standen zuletzt die Faltkanadier von Alley und das Grabner Adventure. Ein zufällig bei Ebay entdecktes Angebot in unserer Nähe gab dann den Investitions-Ausschlag und nahm uns weitere Überlegungen ab: Für lediglich die Hälfte des stolzen Neupreises von immerhin 1.800,- Euro ersteigerten wir ein Grabner Adventure Eco mit Paddel und Bootswagen in sehr gutem Zustand, das erst erst eine einzige Saison alt war. Das Modell Eco unterscheidet sich von der Heavy-duty-Version durch wenige, für uns nicht ausschlaggebende Details wie ein fehlender Lenzschlauch sowie drei nicht verstellbar zu montierende Sitzbretter (unsere Tochter hat als 4. Passagier im Heck derzeit noch genügend Platz, um es sich auf einem Gepäcksack gemütlich zu machen). Das robuste Material ist bei beiden Booten gleich und auch Länge und Zuladung sind identisch.
Aufbau
Mit Hilfe unserer Doppelhub-Pumpe machten wir dann einen ersten Aufblasversuch in der Garage. Eines war schnell klar: Wir wollten zwar ein bisschen Paddelsport und auch für den Aufbau war etwas Anstrengung eingeplant, aber diese Plackerei hatten wir nicht erwartet!
Durch die enormen Luftmengen und den für ein Luftboot stolzen Druck von 0,3 Bar, den der Kanadier braucht, um entsprechend stabil im Wasser zu liegen, mussten wir uns gewaltig ins Zeug legen. Schnell war die Anschaffung einer leistungsfähigen Elektropumpe beschlossen. Mit Hilfe dieser Pumpe gelingt der ganze Aufbau in weniger als 20 Minuten und das gänzlich ohne "dicke Oberarme" ...
Ein großes Plus beim Aufblasvorgang sind die speziellen Grabnerventile, die mittels Bajonettadapter angeschlossen werden. Die Drehventile können zum Luftablassen in der Offen-Stellung arretiert werden. Im Normalzustand wirken sie wie das berühmte Blitzventil im Fahrradschlauch und verhindern beim Abziehen der Pumpe zuverlässig jeglichen Druckverlust.
Drei Kammern gilt es aufzublasen: Zuerst wird der Boden aufgepumpt und danach die beiden Seitenteile. Die Sitzbretter sind schnell an den vorgesehenen Laschen eingeschraubt und schon ist das Boot fertig zum lospaddeln.
Der Test ...
Natürlich zog es uns gleich wieder an den Sylvenstein-Stausee zurück, wo wir unseren ersten Paddelausflug mit dem Leihkanadier gemacht hatten: Uns Vier trug das Boot komfortabel zum gewünschten Ufer, wo wir uns ausgiebig an der Abgeschiedenheit und der Ruhe erfreuen konnten. Im folgenden Sommer erkundeten wir bei mehreren Touren noch den ganzen See und entdeckten dabei traumhafte Badeplätze. Einmal fuhren wir sogar über Nebenarme ein Stück in den Zufluss der oberen Isar hinein. Sohn Tobias und ich sammelten dann später im Herbst noch unsere ersten Erfahrungen auf einem so genannten "Fließgewässer": Bei einer Fahrt auf der Isar zwischen Lenggries und Bad Tölz hatten wir mächtig Spaß und unser Kanadier war so richtig in seinem Element ...
Fazit
Das Grabner Adventure liegt außerordentlich gutmütig und sicher im Wasser: Die hohe Bordwand und der geräumige Innenraum mit seinem flachen Boden vermitteln Sicherheit. Die hat aber natürlich ihren einen Preis und der heißt Geschwindigkeit und Windanfälligkeit.
Im Unterschied zu einem Festrumpfboot ist der Aufblaskanadier erheblich schwerfälliger zu paddeln, obwohl er sich ähnlich gut steuern lässt. Bei Wind ist das Paddeln allerdings keine pure Freude: Die Konstruktion ohne Kiel und mit den aufgebogenen Enden an Bug und Heck erfordert viel Kraft und Steuergeschick, um überhaupt die Richtung zu halten ...
Auf einem Fließgewässer spielt das Boot hingegen alle seine Trümpfe aus: Wellen werden regelrecht abgeritten und auch als wir mangels Ruderkenntnissen einmal auf einen im Wasser liegenden Baumstamm treiben, kippt das Boot nicht um. Dennoch hat mittlerweile die ganze Mannschaft Schwimmwesten bekommen: So harmlos die Paddelei auch aussehen mag, wird man erst einmal unfreiwillig nass, ist es schnell vorbei mit lustig ...
Der einfache Aufbau und der noch einfachere Transport des Bootes sind für uns ideal. Mittlerweile waren wir auch wieder einmal in Frankreich (Dordogne) und in Schweden mit dem Boot unterwegs und hatten unseren Spaß dabei ...
© 2007 Matthias Bernhard