Das Inland vom Eiland

Garda, Roma, Weinanbau, Melonen, wer denkt da nicht an Italien: Dennoch findet sich alles auf Gotland! Im Norden sind neben der Landwirtschaft auch viel Wald, Sumpf und einige Seen zu finden. Von oben betrachtet fallen die großen Steinbruchgebiete bei Slite und der Bucht von Kappelshamn ins Auge. Der Süden der Insel ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt.

92 Kirchen ..! Manchmal auch kleine ... Auch bewaffnete Segler dürfen in die Kirche ...
Romakloster ... Italien ist nahe ..? Viele spannende Kilometer auf Feld- und Waldwegen ...

In der Mitte gibt es einen Streifen mit sehr wenig Besiedelung und viel Wald, der einen gefühlt ins schwedische Kernland versetzt und wo man viele Kilometer auf Feld- und Waldwegen die Gegend erkunden kann. Allerdings wird man auf Gotland vergebens auf einen Elch warten: Die Insel ist der einzige Bereich in Schweden, in dem es keine Elche gibt. Dafür gibt es aber auch hier vor allem in Waldgebieten zahlreiche Mücken, für die Schweden ja auch berühmt ist ...

Nicht so zahlreich wie Mücken, aber dennoch in beeindruckender Anzahl vorhanden sind mittelalterliche Kirchen! Das Bistum Visby verfügt über 92 davon (!) und wer sie alle sehen will, hat viel zu tun. Neben dem Dom in Visby muss man allerdings auch die Ruinen vom Romakloster gesehen haben. Der gleichnamige Ort befindet sich fast am geografischen Mittelpunkt der Insel. Neben diesem Kloster gibt es in einer alten Zuckerfabrik noch eine Whiskybrennerei, die im Jahr 2010 leider erst in der Entstehung war. Wie auch beim Wein vom "Weinberg" der Langmyre-Kellerei wird man aber von dort keine Einkäufe mitbringen: Alle alkoholischen Getränke gibt es nur in Restaurants oder Bars, oder eben im Systembolaget, dem autorisierten Schnapsladen in Schweden ...

Nebensaison ... Töpferei
Lantbruksmuseum Wer möchte den nicht mal fahren ..? Fantastische Exponate warten ...

Anders ist es bei der sonstigen Landwirtschaft: Produkte von Gotlandsschafen (die Felle sind wunderschön, aber extrem teuer), Gemüse, Obst (aufgrund des milden Klimas gedeihen hier sogar Melonen!), Honig und Töpferwaren kann man vor Ort beim Erzeuger kaufen. Natürlich haben auch die Wikinger jede Menge Spuren im Inland hinterlassen. Es gibt einige Bildsteine, Schiffssetzungen und historische Stätten aus der Bronzezeit zu entdecken.

Schiffssetzungen ... ... und Wikingerbehausungen ... Fast schon ein "Kreuzfahrtschiff" ..?
Halbwilde Ponys ... Freundliche Begrüßung ... Auch die Gotlandsschafe sind aufgeschlossen ...

Will man sich ein Pferd kaufen, ist das auf Gotland auch möglich: Hier werden die Pferde der Rasse Gotlandsruss in halbwilder Form gezüchtet. Das muss man gesehen haben: In einem Waldgebiet bei Lojsta Hed werden die Ponys in der Herde gezüchtet und mit Geduld und Umsicht kann man sich im Wildpark den Tieren vorsichtig nähern. Wir mussten damals eine Weile suchen, aber man kann dem Wiehern der Pferde entlang der Waldwege auch mit dem Auto folgen, bevor man sich dann zu Fuß an einem der extra eingerichteten Überstiege ins Gehege begibt.

Das Gotland-Fazit

Wer das schwedische "Freizeitland" auf Gotland sucht, muss in der Hauptsaison von Midsommar bis Mitte August auf die Insel kommen. Dann gibt es Strandbars, Pippi Langstrumpf-Erlebnispark und Party. Wer sich Zeit nehmen will und kann, kommt entweder im Frühjahr oder ab Ende August auf die Insel. Allerdings muss man dann auch in Kauf nehmen, dass viele "Attraktionen" bereits geschlossen sind, oder nur an den Wochenenden öffnen. Angeblich ist Gotland der Ort in Schweden mit den meisten Sonnenstunden, jedoch darf man auch hier kein Mittelmeerklima erwarten.

Windgeschützt und wärmer ist es an der Ostküste, an der Westküste werden passionierte Kitesurfer mit dem zuverlässig auflandig blasenden Wind sicher glücklich. Wir waren zwei Wochen auf Gotland und konnten manche Gegenden, auch aufgrund unserer "Basisstation" bei Tofta, leider nur kurz besuchen. Bei einem nächsten Gotlandaufenthalt - den es sicher irgendwann einmal geben wird - nehmen wir uns mehr Zeit und lassen die "Perle der Ostsee" in allen Facetten auf uns wirken ...


© 2021 Matthias Bernhard


Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Matthias finden sich in unserer Autorenübersicht!