Denn das Gute liegt so nah ...
Da liegt sie nun, direkt am Bahnhof und dominant wie die Norröna im isländischen Seydisfjördur. Es ist noch genug Zeit für einen Besuch der Einkaufspassagen am Bahnhof. Sie werden offensichtlich von vielen Norwegern bevölkert, die die Kurzkreuzfahrt mit der Color Fantasy nutzen, um billig einzukaufen. Wie wir später erfahren, sind die begehrten "Lebensmittel": Schnaps, Wein, Zigaretten und Fleisch. Neben den Geschäften bietet die Einkaufspassage jedoch auch etwas für den Kunstliebhaber: Bedeutende Schleswig-Holsteiner hängen hier von der Decke ...
Wenn man noch Zeit hat, lohnt es sich, runter zum Schiff zu gehen: Beeindruckend ist seine Größe und auch, wie es festgemacht wird.
Vergleichen wir sie doch einmal mit der Titanic:
Titanic | Color Fantasy | |
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Länge | 269 m | 224 m |
Breite | 28 m | 35 m |
BRT | 46.328 | 74.500 |
PS | 55.000 | 42.400 |
250 Crewmitglieder sorgen für 2.750 Passagiere. Ist das Schiff ausgebucht, was zur Zeit ständig der Fall ist, schippern 3000 Menschen über die Ostsee. Das entspricht in etwa der Bevölkerung von Anzing, einem Dorf im Osten von München.
Im Abfertigungsgebäude der Color Line ist der Teufel los: Menschenmassen drängen sich in der Halle. Karstadt veranstaltet eine Kurzkreuzfahrt. Glück für uns: Während sich die Karstadtpassagiere an einem einzigen Schalter einreihen müssen, sind die Schalter für "normale" Passagiere leer und man bekommt ohne Anstehen die Bordkarten und etwas Infomaterial. Am Ende der endlosen Warteschlange erwartet die Karstadtpassagiere dafür neben der Bordkarte ein Glas Sekt und eine Rose ...
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An den Gateways gibt es zwei Eingänge: Einer ist bereits geöffnet, da können die Passagiere, die in Oslo gestartet sind, wieder zurück auf das Schiff in ihre Kajüte. Manche finden nur schwankend den Weg zurück zum Schiff. Auch rings um uns macht sich der Karstadt Sektausschank bemerkbar: Die Stimmung wird laut und ausgelassen. Wir müssen bis 45 Minuten vor dem Ablegen warten. Dann geht es endlich los. Drei Color Line Mitarbeiter stehen im Menschenstrom und registrieren mit Handscanner unsere Bordkarten. Über eine lange Gangway geht es zum Schiff.
Der Eingang befindet sich an der großen Promenade des Schiffs. Der erste Eindruck: Man betritt eine Art modernes Einkaufscenter. Gläserne Fahrstühle erwarten die Passagiere und alle richten ihren Weg zunächst zügig zur Kabine. Und die ist eine echte Überraschung: Keine Spur von Stockbett und das Bullauge ist ein großes Panoramafenster. Vom Bett aus kann man sitzend den herrlichen Blick genießen. Die Außenkabine ist gemütlich sowie zweckmäßig und hat einiges zu bieten: Eine Nasszelle mit hübschem Design, der Fernseher hat neben normalem Programm einen Kanal mit Bildern der Webcam mit Bugausssicht, einen Kanal mit Navigationsinformationen, zwei Spielfilme und zwei so genannte "Adult"-Kanäle. Später stellt sich heraus, dass ist nur ein "Adult"-Kanal vorhanden ist und die Filme problemlos im Nachtprogramm von Vox oder SAT1 oder wo auch immer laufen könnten (Norweger-Hardcore?) ...
Auch eine Minibar ist vorhanden: Sie öffnet sich erst, wenn man die Kreditkarte am Fernseher durchzieht. Man bezahlt den gesamten Inhalt. Es lohnt sich also im ausliegenden Informationsblatt nachzusehen, ob man das Sammelsurium an Inhalt überhaupt trinken mag, bevor man die Kreditkarte durchzieht.
Nun ist es Zeit, an Deck zu gehen und die Ausfahrt zu genießen, denn das Wetter ist wieder einmal entgegen allen Prognosen der Wetterfrösche herrlich! Aber es ist Winter und keine Decksbar hat geöffnet. Nur wenige Passagiere stehen in Wind und Sonnenschein an der Reling, als die Color Fantasy ablegt ...
Fortsetzung: Entdeckungstour ...
© 2005 Text/Bilder S. Zerlauth