Autofahrten, die Spaß machen: Exkursionen ...
Klar, eigentlich wollten wir das Terrain erkunden für eventuelle spätere Explorer-Touren: Wäre das etwa die richtige Jahreszeit, wo man noch ungestört die Natur genießen kann, ohne dass die Mücken einem dies zur Hölle machen? Sonnige Tage erleben wir hier in Lappland, deutlich zu bemerken ist der nahende Frühling. Aber: Noch sind alle Seitenwege schneebedeckt, der Schlamm ist allerorten noch recht hoch und Osterspaziergänge werden zum feucht-matschigen Abenteuer für die Stiefel ...
Auch die landschaftliche Stimmung ist noch völlig anders als gewohnt: Der Übergang ist sehr spürbar, insgesamt herrscht hier noch nicht die Atmosphäre, die man sich für "wildes" Campen in der Natur doch wünschen würde - ganz abgesehen davon, dass viele Seitenwege auch mit Allrad kaum befahrbar und natürlich alle Campingplätze noch geschlossen sind. Aber in drei Wochen könnte es hier draußen vielleicht schon anders aussehen, also besser noch ein wenig warten mit einem derartigen Trip ...
Unser kleiner Mietwagen, ein Opel Corsa, hat noch seine Winterreifen mit Spikes aufgezogen, nur nutzen ihm die wenig an manchen auftauenden und verschlammten Steigungen. Wir können uns lebhaft ausmalen, wie es hier zuginge, wenn es in dieser Situation noch zwei oder drei Tage anhaltend regnen würde - wir hätten keine Chance an vielen Stellen abseits der Hauptstraßen!
Dass der Sprit mittlerweile hier billiger ist als zuhause in München, kann nicht allzu sehr genutzt werden bei den geringen Entfernungen, die wir auf diese Weise zurücklegen. Wir erinnern uns noch genau an Touren wie z.B. Skandinavien 99, wo man sich nur schaudernd einer Tankstelle näherte - aber sind die Zeiten wegen unseres Teuro deshalb wirklich besser geworden ..?
Die Einsamkeit der lappländischen Frühlingslandschaft schafft es wie stets, uns sofort in ihren Bann zu schlagen - es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell man es als selbstverständlich empfindet, wenn man nur äußerst selten einem anderen Fahrzeug begegnet - nur gut in Hinblick auf die ernüchternde Rückgewöhnung, dass der Trip diesmal lediglich ein paar Tage dauert!
Und immer wieder eine verblüffende Erfahrung für uns autofahrende Ratten aus dem dichten Gedränge des deutschen Straßen-Versuchskäfigs: Der gnadenlos wartende Schwede in seinem Auto an der Straßenkreuzung am Horizont, der unsere Nerven auf ganz besonders exotische Art und Weise strapazieren kann - wird er trotz der großen Entfernung wirklich weiter warten oder doch gerade dann losfahren, wenn man sich ihm endlich genähert hat?
Nein, er fährt nicht los, er wartet weiter - wartet, bis man endlich mal vorbei ist mit seinem Auto auf der Vorfahrtsstraße, ganz egal wie lange es noch dauert. Vielleicht wird er dann aber doch gleich überholen - oder er bleibt bis auf weiteres das einzige Auto im eigenen Rückspiegel ...
Exkursionen in verschiedene Richtungen folgen. Dass wir dabei jeden Abend zurückfahren müssen zur Farm, begrenzt unseren Radius erheblich. Wir sind erstaunt, wie beliebt offenbar unter den Einheimischen das Naturreservat Mårdselforsen bei Mårdsele (N64°40.92´ E019°14.32´) ist, wo sich auch die Stromschnellen des Vindelälven befinden, etwas nordöstlich gelegen vom Ort Lycksele, den wir ebenfalls besuchen.
In diesem Naturschutzgebiet finden sich jede Menge Grillplätze, es handelt sich um eine bekannte Touristenattraktion, die vermutlich im Sommer gut überlaufen sein kann, denn bereits um diese Zeit finden sich Besuchergruppen, die hier in der Mittagssonne ihren Grill angeworfen haben.
Ein ausführlicher Rundgang lohnt sich bereits allemal, das gesamte Areal ist auch zu dieser Zeit in halb aufgetautem Zustand schon sehr reizvoll, wie mag es hier wohl erst im Sommer zugehen?
Nächstes Ziel: Der Ort Lycksele und sein Wahrzeichen, der "Ice-Dick". Dass dieses Gebilde tatsächlich so heißt, erläutert uns eine Runde vollständig betrunkener, aber dennoch sehr freundlicher Einheimischer: Die noch recht jungen Leute erklären mit deutlichen Ausspracheschwierigkeiten, dass dieser "Dick" jedes Jahr aufgebaut wird und er dieses Jahr 37 Meter hoch ist.
Das Verfahren ist alljährlich dasselbe: Man lässt Wasser auf ein Gerüst laufen, das Wasser gefriert und dieses imposante Gebilde entsteht nach und nach. Sein knisterndes Tauen ist heute im strahlenden Sonnenschein recht beeindruckend und man kann sich gut vorstellen, wie es gewesen sein muss kurz nach der zweiten Errichtung dieses "Bauwerks": Es stürzte vor den versammelten Einwohnern um ...
Ebenfalls leicht zu erreichen von hier aus: Der Ort Vindeln, den wir auf einer weiteren Tour nach Osten durchfahren - die nächst größere Ansiedlung, wo zumindest einige Geschäfte und Ähnliches zu finden ist.
Weiter geht´s von hier aus auf unverändert angenehm leeren Straßen in Richtung Skellefteå an der Ostküste Schwedens - unverkennbar auch hier der Frühling, der sich in einer Vielzahl von in Auflösung befindlichen Eisschollen am Ufer des Bottnischen Meerbusens zeigt. Wer hier auf sich hält, hat natürlich auch ein Häuschen am Meer, wie man sehr schnell merkt, wenn man nur über Grundstücke von zum Teil noch unbewohnten Anwesen zum Wasser vordringen kann ...
© 2003 J. de Haas