Was man nicht haben muss (2) -
Britische Kreisverkehre zum Zweiten, oder: Der Wahnsinn hat Methode ...
Reiseziele, wo man nicht gewesen sein muss: The Magic Roundabout, Swindon
Dass wir eingefleischte Kreisverkehr-"Fans" sind, und das insbesondere der britischen, weiß man nicht erst seit unserem Reisebericht Schottland 98. Und zu unseren damaligen Texten stehen wir unverändert:
"... weicht von europäischen Standards ab und macht den britischen Kreisverkehr (gemeinsam mit anderen Regelungen) zu einem extrem gefährlichen Verkehrssystem, das auf die Erzeugung von Verkehrsunfällen anstatt auf ihre Verhinderung hin programmiert zu sein scheint ..."
"... werden sie gezwungen, sich ihren Weg (zusätzlich zum ungewohnten Linksverkehr) durch unzählige Kaskaden komplizierter und extrem gefährlicher, veralteter, überlasteter, mehrspuriger britischer Kreisverkehre zu bahnen, die sehr häufig nur unzureichend beschildert sind ..."
Trotz allem wird hierzulande - ebenfalls unverändert - unverdrossen jener Unfug verbreitet, den man aus einspurigen Minikreiseln an Ortseinfahrten hergeleitet hat, die oft nur 2-3 Ausfahrten haben und an denen viele Autofahrer dennoch regelmäßig überfordert sind, wie man am fehlenden oder falschen Blinken bei der Ausfahrt sehen kann: "Der Kreisverkehr macht den Verkehr sicher und flüssig" ist die Aussage, die immer verallgemeinert wird.
So als ob dies tatsächlich auch für Fahrer vom "Kontinent" auf den (zum Glück!) vom Festland getrennten britischen Inseln gelten würde.
Anlässlich unseres damaligen Unfalls in Newcastle upon Tyne, dieser unsäglichen britischen Stadt, die leider zugleich auch "Zwangs"-Fährhafen für viele Urlauber ist, die gar nicht nach England, sondern vielmehr nach Schottland wollen, hatten wir schon detailliert über mehr als hirnverbrannte Verkehrsregeln berichtet, die ein Autofahrer dort zu beachten hat.
Eingearbeitet hatten wir uns anlässlich des Unfalls seinerzeit in ein Regelwerk, das die Unterschiede zwischen den Vorschriften und der tatsächlichen Fahrpraxis deutlich machte, von der auch der ADAC zu berichten wusste.
Folgendes sollte man hier beachten:
Blinkregelungen
bei Einfahrt in den Kreisverkehr mit Fahrtrichtung
- 12 Uhr, äußere Spur: nicht blinken
- 3 Uhr, Spurwechsel auf innere Spur: rechts blinken
- 9 Uhr: äußere Spur, links blinken
im Kreisverkehr
- innere Spur: vor jeder Ausfahrt, die nicht genommen wird, rechts blinken
- äußere Spur: vor jeder Ausfahrt, die nicht genommen wird, nicht blinken
- äußere Spur: nach der letzten Ausfahrt, die nicht genommen wird und vor der Ausfahrt, die genommen wird, links blinken
Wer glaubt, dass dies allein bereits beweist, dass hier Verrückte beim Design des Verkehrsflusses tätig sind, der irrt. Denn er hat eines noch nicht gesehen: Den sogenannten "Magic Roundabout". Hatten wir auf unserer Tour bereits Kreisverkehre erlebt, die aufgrund ihrer Größe und Verkehrsdichte scheinbar nicht mehr beherrschbar waren und deshalb mit zusätzlichen (!) Ampeln an allen möglichen und unmöglichen Stellen ausgerüstet wurden, so setzt dieses "magische" Teil dem allen doch die Krone auf.
Um hier zusätzliche "Entflechtungen" des Verkehrs zu bewirken, gibt es innerhalb des eigentlichen großen Kreisverkehrs mehrere kleine Sub-Kreisel, die wiederum zu einer Umkehrung der Hauptrichtung des Verkehrs im Hauptkreisel führen. Außen herum hat man zusätzliche Spuren für Rad- und Motorradfahrer eingerichtet, da es hier zu bösen Unfällen gekommen ist, bei denen diese zuerst zu Schaden kamen.
Wer jetzt meint, unser Hass auf Kreisverkehre hätte uns nun endgültig die Sinne verwirrt, der möge sich das wohl berühmteste Beispiel eines derartigen Bauwerks anschauen, von denen es in England mehrere gibt und das in Swindon bei London zu bewundern ist. Und eines ist gewiss: Hier handelt es sich nicht um einen Aprilscherz, wie man vielleicht vermuten könnte ..!
Wir schauen uns auf dem Bild unten zunächst an, wie das "magische" Teil im Prinzip funktioniert - sollte sich unser kontinentaleuropäischer Autofahrerverstand danach weigern, dies zu akzeptieren, keine Bange: In diesem Fall funktioniert er noch, der gesunde Menschenverstand!
Auf jeden Fall macht das Bild eines klar: Warum der Schöpfer die Briten auf eine Insel verbannt hat - man kann ihm heute noch dankbar sein dafür!
Und vor diesem Hintergrund werden nun wie durch ein Wunder viele weltpolitische Zusammenhänge klar, über die man in den Monaten des Auftakts zum Irak-Krieg im März ´03 nur den Kopf schüttelte: Vertreter des von der US-Regierung so bevorzugten "neuen" Europas sind unter anderem neben den Briten auch die Spanier. Berücksichtigt man nun die Straßenverkehrssysteme, die wir auch im spanischen Einflussbereich kennen gelernt und beschrieben haben, ergeben sich in der Tat direkte Verwandtschaften zu britischen Verhältnissen.
Und da wird eines klar: Offenbar sind Weltpolitiker vom Schlage eines Tony Blair nur allzu häufig in unserem "magic roundabout" im Kreis gefahren - und wie es scheint, bleibt so etwas nicht ohne Folgen!
© 2003-2005 Bilder Swindon Magic Roundabout: The Digital Norseman; Schemazeichnung: roundabout.net
- Was man nicht haben muss (1): Ein Unfall in Newcastle upon Tyne ...
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