Südafrika   "Bouldern" in Südafrika

Eine Reise in die Zederberge ...


Bouldern (engl. boulder "Felsblock") ist das Klettern ohne Kletterseil und Klettergurt an Felsblöcken, Felswänden oder an künstlichen Kletterwänden in Absprunghöhe. Seit den 1970er Jahren ist das Bouldern eine eigene Disziplin des Sportkletterns und hat vor allem seit den 1990er Jahren eine rasante Entwicklung erlebt.

Eigene Disziplin des Sportkletterns ...Der Bouldersport wurde durch John Gill (USA) und Wolfgang Fietz (Deutschland) maßgeblich geprägt. Gill entwickelte bereits in den 1950er und 1960er Jahren neue Klettertechniken und setzte dabei Elemente aus dem Geräteturnen ein.

Er verwarf die Drei-Punkt-Regel, nach der beim Klettern von den vier Haltepunkten stets drei mit dem Fels in Kontakt sein sollen, und praktizierte stattdessen einen dynamischen Bewegungsstil. Hierdurch konnte er den Schwung der letzten Bewegung für den nächsten Zug nutzen, so dass eine fließende Gesamtbewegung (sogenannter "flow") entstand.

Gill hat zudem die Verwendung von Magnesia in den Klettersport eingeführt. Mit diesem Pulver wird die Griffigkeit der Hände erhöht und der auftretende Handschweiß getrocknet. Zum Schutz vor Sturzverletzungen dienen Bouldermatten. Quelle: Wikipedia.

Vorbemerkung der Red.: Auf der Strecke von Clanwilliam nach Wupperthal, einer Stadt in Südafrika, der wir bereits einen eigenen Bericht gewidmet haben, führt die Straße auch über den Pakhuis-Pass.

Hier im Bereich der Zederberge in der südafrikanischen Provinz Western Cape (Westkap), rund drei Autostunden entfernt von Kapstadt, befinden sich auch die "Rocklands": Eine wilde Bergregion, die bereits als Mekka für den Bouldersport gilt. Autor Martin Stolzenberger, Chefeinkäufer von Bergzeit.de, führt uns in seinem Beitrag in diese landschaftlich wie sportlich höchst reizvolle Region ...


Warum im Hochsommer nach Südafrika? Ganz klar, weil dann in Südafrika Winter und bester Grip herrscht. Und außerdem wartet mit den "Rocklands" wohl eines der absolut besten Bouldergebiete der Welt auf den Reisenden.

Also rein ins Flugzeug und ab zur Traumstadt Kapstadt. Vorausgesetzt man hat Glück und die Crashpads, wie die Bouldermatten auch genannt werden, sind mitsamt der Kletterausrüstung trotz Sperrgut auch am richtigen Zielflughafen angekommen, kann man gleich mit einem Bouldertrip am 45 Minuten entfernten Muizenberg anfangen.

Wilde Landschaft ... ... und fantastische Felsblöcke ...

Perfekte Aussicht über Kapstadt, das Meer und den Tafelberg ist garantiert. Aber Achtung, der Sandstein ist unglaublich rau, also Haut und Kletterschuhe schonen denn die Rocklands kommen ja erst noch. Es empfiehlt sich daher auf robuste Kletterschuhe zu achten ...

Am besten nimmt man sich einen Mietwagen, denn die Rocklands liegen ziemlich im Outback, 250 km Richtung Norden und Namibia in der Nähe des kleinen Städtchens Clanwilliam. Dort sollte man auf jeden Fall nochmals tanken und Vorräte einkaufen, denn dies ist der letzte Ort vor den Rocklands.

Unterkunft, schon fast ein Muss, ist der Pakhuis Campground auf der anderen Seite des gleichnamigen Passes. Beim Pakhuis Campground kann man entweder zelten oder sich einen Bungalow nehmen, auf jeden Fall ist immer etwas los, denn hier wohnen so gut wie alle Boulderer und Kletterer. Aber auch die Unterkünfte Alpha Excelsior Guest Farm oder Travellers Rest sind zu empfehlen. Der vor einiger Zeit geschlossene Campingplatz Kliphuis des Nationalparks vor dem Pass soll ebenfalls in Kürze wieder geöffnet werden. Wer nur auf der Durchreise ist und keine Crashpads dabei hat, kann sich diese auch beim Pakhuis Campground ausleihen, allerdings sind dies meist Matten, die aus sehr guten Gründen von Boulderern zurückgelassen wurden. Also damit lieber die "Highballs" weglassen, die besonders schwierigen und gefährlichen Passagen.

Permits erforderlich ...Nun aber zu den wirklich wichtigen Dingen: Wer das erste Mal hier ist, sollte eigentlich erst einmal am Pass parken und in das Gebiet "The Pass" laufen. Alle, die sich nicht den "Reiseführer" von Scott Noy zugelegt haben, den "Rocklands Bouldering Guide", werden spätestens hier wieder umdrehen, denn man läuft mitten in tausende von Blöcken jeder Größe.

Unfassbar was hier herumliegt! Nach 15 Minuten sieht man auf der linken Seite gleich einen der großen Klassiker der Rocklands: "The Rhino", und tatsächlich sieht er von der Seite aus wie ein Rhino mit offenem Maul. Weiter geht es und fast direkt am Weg warten mit dem "Power of Balance" und "Sunset Traverse" weitere Megaklassiker.

Alle Sektoren zu beschreiben würde hier den Rahmen sprengen, ich möchte sie dennoch kurz ansprechen. Am benachbarten Kliphuis Campground wartet mit dem "Teapot" wohl einer der meistfotografierten Boulder, landschaftlich unglaublich schön gelegen. Der "de Pakhuys Sektor" ist sehr bequem von der Unterkunft aus zu erreichen und wurde maßgeblich von dem Österreicher Klem Loskot erschlossen.

Ebenfalls ziemlich neu ist "8 days rain", ein Bereich, der 2007 nach 8 Tagen Sauwetter gefunden wurde. Wer's draufhat, sollte unbedingt auch "The Arc" versuchen. Der Sektor "Traveller's Rest" schließlich ist etwas schwierig zu erreichen, aber eigentlich ein Muss, denn den Block "Shosholoza" sollte man schon probieren. Traumhaft hier im Sonnenuntergang zu bouldern ...

Zu erwähnen ist noch, dass sich alle Blöcke auf Privatgrund befinden und Permits für die jeweiligen Sektoren gekauft werden müssen. Wenn man bei Pakhuis wohnt, sind die Permits für diese Gebiete mit enthalten.

Unglaublich, wie viele Rottöne die Natur hergibt, in den Rocklands scheinen sie sich alle zu versammeln, und das auch noch mit diesem perfekten Sandstein. Die Kletterei ist meist athletisch mit Leisten, aber auch mit Slopern, also bestimmten Grifftechniken. Alle, die jetzt glauben, die Ausstiege der Boulder wären plattig und glatt, den muss ich leider enttäuschen. Unglaubliche Henkel in den Ausstiegen schonen die Nerven von Kletterer und Spotter (so nennt man die Person, die unten steht und einen im Notfall auffängt). Auf alle Fälle kann man einen guten Spotter gut gebrauchen, denn das Absprunggelände ist durchaus felsig.

Für alle, die ihre Kletterausrüstung nicht guten Gewissens zu Hause lassen konnten, gibt es auch einige Sportkletterouten. Aber auch alle Alpinisten kommen hier voll auf ihre Kosten, vorausgesetzt, sie haben Keile und "Friends" dabei. Mit Hilfe dieser mobilen Sicherungsmittel kann man Risse im Fels auch ohne gebohrten Haken ganz gut absichern. Vor kurzem erst hat eine europäische Gruppe mit 24 neuen Touren die "Salewa Wall" erschlossen. Roger Schäli nannte die Tour "Wave Up" - seine schönste jemals erschlossene Einseillängen-Tour ...


© 2012 Martin Stolzenberger