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Kapitel 5: Weitere Exkursionen auf Kamtschatka

Auf nach Kamtschatka!

Eine Bootsfahrt ...

Auf der Suche nach einem Anbieter für interessante Exkursionen treffe ich in einem Büro Stefan, und der kann relativ gut Englisch. Nebenbei unterhalten wir uns ein bisschen über den Russland – Ukraine Konflikt: Er meint, dass das Ganze darauf hinausläuft, dass es einen Krieg zwischen Amerika und Russland geben wird, da Amerika mit aller Gewalt versucht, seine Vormachtstellung in der Welt zu behaupten.

Er sieht keinerlei Probleme in den Sanktionen, die könnten alle über Kasachstan und Usbekistan und andere umgangen werden. Die Boeing-Flugzeuge fliegen weiterhin mit Wartung und Ersatzteilen pünktlich. Ressourcen hat Russland ohne Ende, er meint, am Schluss geht Russland als Gewinner aus diesen ganzen Konflikten hervor ...

Tagestour zum halben Preis? Am Hafen ... Der Tisch an Bord ist reich gedeckt ...

Er bietet mir eine Halbtagestour mit Boot für 70 Euro an, die aber morgens früh startet. Ich frage, ob auch mittags etwas machbar wäre, er will mal schauen und wird mich kontaktieren. Am Abend bietet er mir an, da noch Platz auf dem Boot sei, die Tagestour zu machen für denselben Preis, obwohl die sonst 150 Euro kostet. Da kann ich nicht Nein sagen und begebe mich früh am nächsten Morgen zum Hafen.

Bei der Bootstour treffe ich eine Führerin für Vulkantouren, welche relativ gut verdient mit ca. 2.500 Euro monatlich. Sie hat einen freien Tag und will mit ihrem Sohn einfach mal einen Ausflug unternehmen auf dem Boot. Wir sind zusammen nur sechs Personen, darunter drei Chinesen sowie zwei Leute Besatzung, ein Kapitän und ein Koch. Ein reichlicher Tisch wird gedeckt!

Wir passieren eine Felsengruppe, genannt die "Drei Brüder".

Die Fremdenführerin erklärt mir das Konzept der Selbstversorgung auf Kamtschatka: Was Fleisch und Milchprodukte betrifft, ist man in der Lage, sich weitgehend selbst zu versorgen. Es werden Kühe, Schafe und Ziegen auf Farmen gehalten. Der Winter kann bis zu -15°C mit sich bringen, der Sommer bis zu +30°C. Die Wassertemperatur liegt bei maximal 14°C. Sie hatte vor ein paar Jahren überlegt, nach Kaliningrad zu ziehen und dort zu arbeiten, aber jetzt bei der gefährlichen Sachlage ist sie froh, auf Kamtschatka geblieben zu sein. Dann zeigt sie mir, wie man die großen Krabben von Kamtschatka anfassen kann, ein ganzer Eimer davon ist an Bord und wird später gekocht und zum Verzehr angeboten.

Auf den kleinen Inseln oder Felsbrocken leben zahlreiche Vogelarten, auf einem Felsbrocken tummeln sich Seelöwen und Seeelefanten.

"Drei Brüder" voraus! Selbstversorgungs-Krabbe ... Wassertemperatur maximal 14°C
Zahlreiche Vogelarten auf kleinen Inseln oder Felsbrocken Entlang der Küste ... Seelöwen und Seeelefanten tummeln sich auf Felsbrocken ...
Schwertwale in Sicht! Und auch einen Seehelden gibt es Bord ... ;-)) Eigenartiger Vogel: Taporke ...

Wenn man an der Küste langfährt und die langestreckten grünen Täler bis zum Strand sieht, dann kommen Visionen auf von Besiedlung dieser fruchtbaren Täler in den nächsten 100 Jahren. Wenn sich die Erde eventuell noch ein wenig erwärmt, werden das idyllische Plätze werden ...

Wir haben sogar das Glück, ein paar Schwertwale zu sehen, die größte fleischfressende Delphinart. Da wundert man sich schon über die Begeisterung der so veganen, übermoralisierten jungen Mitbürger, die dann, wie einst auch auf Gomera beobachtet, in Massen diese Killerwale bewundern ...

Sten Bergmann bemerkt in seinem Buch auch über den Vogel Taporke, den ich mehrfach zu sehen bekomme: "Er ist ein sehr eigenartiger Vogel, er ist kohlschwarz, hat roten Schnabel und rote Füße und zwei lange gelbe Federbüsche am Kopf. Er gehört zu den Alk Vögeln und hat es nicht leicht rasch vom Wasser aufzufliegen. Wenn sich das Motorboot nähert versucht er zuerst davon zu schwimmen, sieht aber bald ein, dass dies nicht gelingen wird, und versucht aufzufliegen. Ist aber der Körper zu schwer, patscht er das Wasser erst einige Zeit mit den Schwingen, bis es ihm gelingt, sich über die Wasserfläche zu erheben."

Fische gibt es hier in Unmengen, als wir zu sechst in ca. 15 oder 20 Minuten ein bisschen zu Angeln versucht haben, hat jeder mindestens drei Fische herausgezogen, darunter Flundern und Kabeljau. Und die wurden dann abends im Hotel zubereitet und verspeist ...

Der schwarze Strand

Heute wurde ein Ausflug zum "schwarzen Strand" gemacht, ca. 40 km von Petropawlowsk entfernt, das Wetter war wieder schön. Kolja, ein Russe, der ein paar Brocken Englisch konnte, hat mich für 50 Euro mit seinem Geländewagen dorthin gefahren, einschließlich einer kleinen Bergwanderung und einem Imbiss.

Dort sind wir dann ein wenig spazieren gegangen, auf einen Berg geklettert und haben uns die Landschaft angeschaut. Anschließend folgte noch der Versuch, ein Bad zu nehmen. Allerdings lag die Wassertemperatur unter 10°C, es tat richtig weh an den Beinen. Später haben wir noch ein kleines Picknick am Strand gemacht ...

Ausflug mit Geländewagen ... Strandspaziergang 40 km von Petropawlowsk entfernt ... ... ein ziemlich schwarzer Strand ...
Bergtour muss sein dabei ... Blick auf Felsen ... ... und weit ins Land ...
Bei 10°C nur kurzer Wasseraufenthalt Dafür aber ein ausgiebiges Strand-Picknick!

Er meint, in zwei bis drei Jahren sei Russland kaputt, die Regierung wäre unfähig und würde nur Probleme schaffen. Ich sagte, aber in Europa sieht es im Moment auch nicht gut aus, die Wirtschaft hat Probleme, alles wird nur noch in Waffen gesteckt und das nütze weder der Bevölkerung noch der Infrastruktur oder den globalen Problemen. Einig waren wir uns hingegen, dass Amerika eine Schlüsselrolle spielt in dieser ganzen Problematik und dass die Chinesen versuchen, in Russland immer mehr das Sagen zu bekommen. Der Kommunismus war seiner Meinung nach eine völlige Katastrophe, er habe das Land nur zurückgeworfen und diejenigen, die an der Spitze der Partei standen, waren eigentlich nichts anderes als heute die Oligarchen. Dabei verwies er noch auf den brisanten Unterschied zwischen Nord- und Südkorea. Als es in den 1990er Jahren in Russland sehr schwierig war, zu überleben und die Privatisierung mit Scheinen anfing, ähnlich wie in Lettland, haben viele ihre Privatisierungsscheine von Kolchosen und Ähnlichem für einen Appel und Ei an clevere Leute verkauft, die sich später damit große Grundstücke und Gebäude in Städten unter den Nagel rissen.

Er sieht technologisch keine Zukunft für Russland, da das Land nicht in der Lage wäre, eigenständig hochwertige Technologie hervorzubringen. Alles seien nur Kopien, Plagiate, das hätte schon mit den Autos in den 1930er Jahren angefangen. Auch der Schnellzug zwischen Petersburg und Moskau wurde von Siemens hergestellt und die Langstreckenflugzeuge sind Airbus oder Boeing. Allerdings sieht er auch das globale Problem der wachsenden Bevölkerung bzw. Überbevölkerung, und da hat Russland natürlich riesige Flächen, wohin sich Menschen in Ruhe zurückziehen könnten. Das ganze große Sibirien, auch Kamtschatka könnte durchaus noch viele Menschen ohne Probleme ertragen und ihnen eine Zukunft bieten ...

Tal des Lebens

Das Leben auf der Erde ist vermutlich vulkanischen Ursprungs. Wir sitzen genau genommen auf einem heißen Vulkan, welcher zurzeit etwas ruhiger ist im Vergleich zu Millionen von Jahren davor. So wie die Menschheit sich entweder selbst vernichtet oder es schafft, anders als die Dinosaurier eine Naturkatastrophe globalen Ausmaßes durch technische Fähigkeiten zu überwinden, oder sich vorher selber durch Kriege und Ausplünderung der Rohstoffe zu vernichten ...

Die heutige Exkursion ist anstrengend, zunächst fast zwei Stunden mit dem Geländewagen auf über 1.000 Meter Höhe, dann sechs Kilometer Bergsteigen auf schlammigen Pfaden, um die kleinen Geysire zu betrachten. Dann aber werden die ersten Tümpel des Lebens entdeckt, kleine warme Quellen, die weißen Schlieren sind Kleinstbakterien.

Ein kleiner Imbiss gehört zur Tour, weiter oben am Berg sieht und riecht man Schwefeldämpfe, die aus heißen Spalten hervorkommen. Im Folgenden zusätzlich auch noch ein paar Impressionen aus dem Vulkanmuseum ...

Die Vulkantour beginnt ... Über 1.000 Meter hoch wird´s anstrengend ... Vulkanisches Gelände ... Man ahnt bereits die Schwefeldämpfe ...
Ein kleiner Imbiss gehört zur Tour Bergsteigen auf schlammigen Pfaden ... Durch eine Mooslandschaft ... Die Kraxelei geht weiter ...
Wann kommen die kleinen Geysire? Die ersten Tümpel des Lebens, kleine warme Quellen ... Man riecht Schwefeldämpfe, die aus heißen Spalten kommen ...
Im Vulkanmuseum (1) Im Vulkanmuseum (2) Im Vulkanmuseum (3) Im Vulkanmuseum (4)

Der Führer kommt eigentlich aus der Ukraine bzw. seine Eltern und seine Verwandten. Alle sind aus der Ukraine schon weg nach Amerika oder Europa. Er lebt gut auf Kamtschatka und hat überhaupt kein Interesse, in die Armee einzutreten. Der Patriotismus hält sich auf Kamtschatka in Grenzen: Es gibt genügend junge Männer, die hier rumlaufen, arbeiten, irgendwelchen Dinge nachgehen und die nicht zur Armee verpflichtet sind. Wer klug ist, flieht vor dem Krieg ...

Tanz auf dem Vulkan

Es folgt noch ein Ausflug zum Vulkan, erneut auf über 1.000 Meter Höhe rumpeln wir mit einem russischen Geländelasterbus rund zwei Stunden durch ein ausgetrocknetes Flussbett nach oben. Nur zwei der achtköpfigen Besuchergruppe versuchen ein wenig, den Berg hochzuklettern: Aleksander und ich. Die anderen beschäftigen sich mit dem flüssigen Hobby ...

Und noch ein Vulkan-Ausflug ... Nur wenige versuchen zu klettern ... Flüssiges Hobby bei den anderen ...
Eindrücke am Berg  (1) Eindrücke am Berg  (2) Eindrücke am Berg  (3) Beeindruckter am Berg ...
Vulkan-Zeitschrift von 1939 Berichte zur Vulkantätigkeit 1937/38 (1) Berichte zur Vulkantätigkeit 1937/38 (2) Berichte zur Vulkantätigkeit 1937/38 (3)

Diesmal hat der Vulkan nicht geraucht oder war sonstwie tätig, 1937/38 allerdings sah das anders aus, wie man der Zeitschrift entnehmen kann, die in meinem Besitz ist, wie viele andere alte Bücher auch, die zum Verkauf stehen ...


© 2025 Michael Gallmeister, Lett-landweit