Zu den Kreidefelsen, aber diesmal richtig ...
Der Campingplatz bietet am frühen Morgen einen Shuttleservice an nach Sassnitz.
Der Bus wird voll und der Wirt startet: Nach einer wahren Höllenfahrt durch die kurvige Abfahrt wird der Hafen von Sassnitz entgegen mancherlei Befürchtungen lebend und unverletzt erreicht. Von hier aus soll man per Schiff endlich mal einen schönen Blick auf die Kreidefelsen erhaschen können: Am Vormittag ist das Licht am Besten.
Am Hafen wird man von Damen im "Hard selling"-Stil regelrecht überfallen, angeblich sind alle Schiffe ausgebucht und man müsse bis Mittag warten, aber natürlich jetzt schon die Karten kaufen. Das ist uns zu spät: Bei der Touristinformation gibt es noch Karten für die Kap Arkona, die in wenigen Minuten ablegen soll, natürlich am anderen Ende des Hafens.
Im Eilmarsch wird das Schiff gerade noch rechtzeitig erreicht: Es ist voll ausgebucht, aber dennoch gibt es einen guten Platz an Deck für den Blick auf die Kreidefelsen. Diesmal ist das Panorama wirklich beeindruckend und nach einigen Minuten Fahrt schließlich sind wir am Königsstuhl angelangt. Der Kapitän gibt zum Besten, man könne sich den Besuch der Aussichtsplattform schenken, den wirklich schönen Blick hätte man nur vom Schiff aus. Da muss man dem Seebären wirklich Recht geben! Mitleidig schauen wir vom Schiff zur Plattform hoch, wo sich jetzt wieder Unmengen von Touristen drängeln ...
Wieder zurück in Sassnitz: Es ist nun Zeit, sich neben dem Anlegeplatz der Kap Arkona das britische U-Boot HMS OTIS anzuschauen. Dieses U-Boot der Oberon-Klasse hat in den Jahren von 1963 bis 1991 seinen Dienst versehen unter anderem im Falklandkrieg und im Persischen Golf. Das U-Boot ist hier nun ein Museum: Keine Warteschlange zu sehen, also werden schnell die Eintrittskarten für das "U-Boot-Erlebnis" gekauft.
Schnell stellt sich heraus, es gibt nur kurze besuchsschwache Zeiten: Kaum im U-Boot angelangt, werden wir von Massen von Touristen durchgeschoben. Zwar ist das U-Boot wirklich sehr interessant, aber sehr eng, so dass man kaum irgendwo in Ruhe die Erläuterungen lesen kann, ohne einfach weiter geschoben zu werden. Man kann trotzdem nette Fotos machen, obwohl auf den Eintrittskarten Video- und Fotoerlaubnis explizit ausgeschlossen sind. Nun, das betrifft sicher nur die Kommerziellen ...
Der Hafen füllt sich, nach ein oder zwei Bier in einer Hafenbar macht es der Riesenrummel einfach, einen in den Wald zu treiben, um die 11 km bis Nipmerow zurück zu laufen. Dieser Weg ist zwar auch nicht recht einsam, aber die vielen Stellen, an denen man einen Blick auf die Kreidefelsen hat und die Wege durch den urwaldähnlichen Buchenwald führen, machen die Wanderung trotzdem sehr schön, auch wenn sie sich gegen Ende ganz schön in die Länge zu ziehen scheint ...
Der Abend wird wieder in der Spechthöhle verbracht und der Explorer anschließend "fährenbereit" gemacht, denn morgen soll es endlich losgehen Richtung Russland.
Dazu gehört auch ein letzter Test von TomTom´s Lisa, ganz gemütlich im Wald vor dem Explorer sitzend. Unsere bis jetzt bewährte Navigatorin beginnt die Route von hier aus nach Sassnitz/Mukran zu berechnen: Sie rechnet und rechnet und rechnet und kommt zu keinem Ende. Andere Ziele werden ausprobiert, Lisa gerät jedes Mal in eine Endlosschleife. Die Optionen werden auf Fußweg und Fahrrad umgestellt, und siehe da, Lisa schafft es. Nur mit dem Auto kommt sie einfach nicht zum Ziel. Was tun? Ein Reset hilft nicht. Das Leeren des Akkus (Lisa muss die ganze Nacht eine Strecke simulieren) hilft ebenfalls nicht. Da kommt am Morgen ein Verdacht: Könnte es sein, dass unser Stellplatz so weit hinten im Campingplatz liegt, dass Lisa mit einem Auto nicht mehr hinaus findet - zu Fuß und per Fahrrad aber schon? Bingo, das war es, kaum trägt man Lisa in Richtung Rezeption, fängt sie sich wieder und beginnt, neue Routen zu berechnen.
Trotzdem ist die Endlosschleife allerdings ein ganz übler Fehler: Aber, Lisa - Nobody is perfect!
Die Fähre legt erst gegen 16:00 Uhr ab, also bietet es sich an, die Zeit zu einem Besuch des nahe gelegenen KdF (Kraft durch Freude) Ferienheims in Prora zu verbringen. Riesige Bauten aus der Zeit des Dritten Reichs schlängeln sich an einem wunderschönen Sandstrand entlang. Sie sollten einst 20.000 Gäste aufnehmen können. Die Bauten konnte man aber nie völlig fertig stellen und Teile der errichteten Rohbauten wurden später von den Russen gesprengt.
Andere Teile der Bauten wurden im Laufe der Geschichte als Lazarett, Kaserne, Schule oder Jugendherberge genutzt. Insgesamt kann diese gigantische Bauruine "Koloss von Prora", ebenso wie etliches andere, was wir im Laufe der Zeit bereisen konnten, als ein Symbol für den Größenwahn des Dritten Reichs angesehen werden ...
© 2009 Text/Bilder Sixta Zerlauth