Zur Ostküste
Freitag, 22. November: An diesem Morgen zahlt es sich aus, dass wir "vorgearbeitet" haben: Durch die 10 km Zusatz von gestern kommen wir heute "nur" auf knapp 120 km - immerhin noch mehr als genug bei unseren Gewohnheiten. Wir lassen nun nicht nur die neuseeländischen Alpen hinter uns, sondern machen den "Durchmarsch" bis zur Ostküste, von dort aus bis zu unserem endgültigen Ziel Christchurch ist es dann nur noch ein Katzensprung - zumindest für motorisierte Katzen ...
Unser letztes Camp liegt natürlich direkt am Meer und verspricht einen angenehmen Aufenthalt: Es handelt sich um den Woodend Beach Holiday Park und der Name ist hoffentlich Programm! Ein Abend am Strand sollte eigentlich drin sein, allerdings für ein letztes Abschiedsessen auf Tour wäre der Weg wohl zu weit: Das nächstgelegene Restaurant ist einige Kilometer entfernt und so muss wohl wieder die Heckküche ran.
Doch zunächst heißt es erst mal unsere letzten 120 km auf der Südinsel zurückzulegen und so schleicht sich bereits eine gewisse Melancholie an Bord, während wir wie üblich durch die unvergleichliche Landschaft Neuseelands rollen - davon wird man noch eine lange Zeit zehren müssen ...
Die letzte größere Strecke hält keine unangenehmen Überraschungen bereit, lediglich die Straßenführung kurz vor dem Erreichen des Camps bringt noch eine ungewohnte Besonderheit mit sich. Und dann doch noch einen letzten Fluch, als wir schließlich erneut einen größeren Kreis fahren müssen, um dann beim zweiten Mal wieder vor derselben Situation zum Stehen zu kommen - nun ja, auch der neuseeländische Linksverkehr hält ab und zu noch kleine Überraschungen bereit!
Im Camp angekommen inspizieren wir nach dem Einchecken zunächst die Dumpstation, die wir morgen benutzen werden, danach beziehen wir einen Stellplatz vor einem bewaldeten Hang, der zwischen uns und dem Platz auf der einen Seite und dem kurzen Weg zum Strand auf der anderen Seite liegt.
Das Camp ist noch recht mäßig belegt, auch wenn nun schon erkennbare Wochenendcamper an diesem Freitag im Laufe des Nachmittags anrollen und ihr Lager aufschlagen. Auch Dauercamper haben hier am Meer stattliche Unterkünfte errichtet, es ist zu vermuten, dass viele Bewohner vom nahen Christchurch hier regelmäßige Gäste sind.
Klar, dass wir uns schon recht bald nach unserer Ankunft auf den kurzen Fußweg von unserem Stellplatz durch den beschaulichen Nadelwald an den Strand machen: Der ist trotz des guten Wetters noch recht menschenleer und reizt so zu einem ausführlichen Spaziergang. Auch nach der Rückkehr lassen wir es ruhig angehen: Der Abreisestress wird uns noch früh genug treffen. In diesem Sinne ist das eine oder andere Nachmittagsbier in der Sonne angesagt, bis wir uns endlich entschließen können, mit den Abreisevorbereitungen zu beginnen ...
Zunächst ist aber ein letztes "Heckküchenessen" angesagt, das wieder einmal höchst interessiert von neuen Vogelfreunden verfolgt wird: Diesmal sind es überwiegend Amseln, die uns umgeben, allerdings spaziert auch ein Pärchen von Schopfwachteln bei uns vorbei, die hier California quail heißen - ob man will oder nicht (letzteres erscheint aber kaum möglich! ), man wird in diesem Land einfach zum begeisterten Vogelkundler!
Während sich unsere Vogelnachbarn mit dem hübschen Wedel auf dem Kopf doch vergleichsweise zurückhalten, kann man das von den Amseln in keiner Weise behaupten: Wie vor zwei Tagen die Wekas im Goldsuchercamp stürzen sich heute die Amseln auf alles, was nicht niet- und nagelfest ist im und um das Fahrzeug: Auch sie versuchen sogar alles aus einem schon fast gepackten Koffer zu zerren, was sich zerren lässt. Auch Pfannen, Töpfe und Teller sind natürlich nicht tabu: Eine Amsel in der Pfanne zu braten wäre vermutlich heute möglich gewesen, aber wer würde so etwas schon machen, denn lustig sind sie im Gegensatz zu unangenehmeren Invasoren doch schon!
Bereits bevor das große Saubermachen, Zusammenräumen und Kofferpacken anfing an diesem Nachmittag, hatten wir uns bereits in der Nachbarschaft der Camper unauffällig umgesehen: Wem könnten wir noch heute und morgen früh alles das schenken, was wir nicht mehr brauchen, nicht im Flieger mitnehmen können oder wollen und was wir auf keinen Fall einem Vermieter wie Jucy Car schenken wollen?
Dass wir denen nicht ein einziges der von uns notwendigerweise zugekauften Teile überlassen würden, stand bei uns bereits seit Anfang der Reise fest: Lediglich für zwei Stühlchen und einen Billigtisch hatten wir die Zusage, dass wir die Rechnungen vorlegen könnten - und bei jedem Sitzen auf diesen Stühlen hatten wir uns das vorgenommen! Erwartet war ja von uns vor wenigen Wochen durchaus nicht so etwas wie unsere im heimischen Explorer bewährten "King Goanna" Stühle von OZtent, aber mit einer wenigstens minimalen Bestuhlung des Campers hatten wir schon gerechnet ...
Nun, jetzt gab es nicht nur Vorräte, sondern auch Eimer, Trittstufe, Aufbewahrungskiste und mehr. Alles bis auf die Trittstufe kann heute schon raus und wir haben auch bereits zwei mögliche Adressaten für die Ausrüstung im Auge. Als wir aber schließlich so weit sind, die Nachbarn zu beglücken, ist nur noch eine Partei vor Ort: Ein freundliches australisches Paar, das in einem kleinen Camper unterwegs ist und sich sicher über unsere milden Gaben freuen wird!
Man kommt schnell ins Gespräche mit den Beiden und und in der Tat: Sie freuen sich sehr über die unverhoffte Geschenkflut, aber schließlich ist ja hierzulande auch im nahen Sommer bereits alles voll auf Weihnachten vorbereitet! Wie auch für viele andere Australier ist das nur rund zwei Flugstunden entfernte Neuseeland so etwas wie das Mallorca der Deutschen und entsprechend hoch ist auch die Zahl der australischen Touris hierzulande.
Nachdem wir alles hergeschenkt haben, bleibt für morgen nur noch jemanden für unser Trittstufe zu finden, aber auch das wird kein Problem sein! Wir packen weiter alles zusammen was geht, stark unterstützt von unseren Vogelfreunden, die dafür sorgen wollen, dass unsere Koffer nicht zu voll werden.
Das morgige "Dumpen" ist erst zum dritten und letzten Mal während der Tour nötig, eine ziemlich unangenehme Sache mit dem möglichst tropffreien Anschließen eines muffigen Faltschlauchs aus einer Plastiktüte. Obwohl es nur Grauwasser ist und wir auch die Porta Potti kein einziges Mal während der Reise verwendet haben, sind wir doch die wesentlich unkompliziertere Handhabung im heimischen Explorer gewohnt: Nicht nur das modulare System mit Kanistern für Frischwasser ist wesentlich flexibler als die umständliche Befüllung eines einzigen großen Tanks, sondern auch besonders die Grauwasserentsorgung mit einem unter dem Explorer liegenden Abwasserfaltsack. Das alles hat sich in mehr als zwei Jahrzehnten als erheblich einfacher erwiesen als die nur an bestimmten Stellen mögliche aufwändige Entsorgung eines großen Abwassertanks. Da kann man abschließend nur sagen: Nein, danke, sowas brauchen wir nicht!
Am Abend ist das Fahrzeug zur Rückgabe bereit, es wird wohl spannend, was uns morgen da bei Jucy erwartet ..!
© 2020 J. de Haas