Baikalsee, ein Traum ...


Irkutsk

Irkutsk und somit der Baikalsee ist nach mehreren Tagen erreicht. Die Stadt liegt sehr hübsch am Angara, dieser Fluss ist der Ablauf vom Baikalsee und unglaublich kalt. Selbst im Sommer steigt die Wassertemperatur nicht über 6°C an - das liegt eben am Baikalsee.

Die Stadt selber ist recht überschaubar. Es geht hier alles etwas rustikaler zu. Man merkt deutlich, dass man nun doch schon etwas näher an den "Waldläufern" ist, auf den Straßen begegnen mir Menschen, die auch schon fast ein solches Aussehen haben. Ich erwarte hier meine Freundin, die mit dem Flugzeug nach Irkutsk kommen wollte. Ich bin etwas zu früh, deshalb habe ich Zeit für einen Ausflug an den See. 

Ich nehme eine kleine, unbefestigte Straße, der Baikalsee beeindruckt mich unglaublich. Fast 1.000 km lang, ca. 200 km breit und bis zu 400 m tief, gehört dieser See zu dem größten Süßwasserreservoir der Erde. Landschaftlich eingebettet zwischen zwei Gebirgszügen bietet dieser See nicht nur mir Erholung von der Fahrt, sondern es finden sich hier auch viele Russen zu ihrem Urlaub ein. Dennoch, baden ist nicht: Nur die obersten achtzig Zentimeter erwärmen sich so richtig im Sommer. Unter dieser Schicht herrschen fröhliche 4°C. Jetzt ist auch klar, warum der Angara im Sommer nicht so richtig warm ist! Ich verbringe zwei Tage am See ...

Wieder in Irkutsk angekommen, wird zum ersten Mal repariert. Die Auspuffanlage ist irgendwie abhanden gekommen. Vom Auspufftopf hatte ich mich schon in Moskau verabschiedet, aber jetzt muss auch das Endrohr erneuert werden. Es findet sich ein russisches Verkehrsschild, aus dem sich kunstgerecht ein neues Endrohr basteln lässt. 

Die Ankunft meiner Freundin verzögert sich etwas, da Nebel herrscht und das Flugzeug vorerst nur bis Novosibirsk gekommen ist - so ist das halt in Sibirien. Aber sie kommt irgend wann dennoch an und wir nehmen die Fahrt Richtung Ulan Ude (Rotes Tor) auf ...

Die Schönheit des Baikalsees ...

Nach ca. 80 km kommt man an einem der spektakulärsten Punkte auf der gesamten Strecke an: die Straße führt am südlichen Ende des Baikalsees vorbei. 

Am Baikalsee ...Von hier aus hat man eine unglaublich schöne Übersicht über den See, auch die Abfahrt zum See selbst ist einfach nur als schön zu bezeichnen. Dann fährt man noch durch eine Landschaft, die der schwedischen ähnelt - kein Wunder, auch hier herrscht reger russischer Touristenbetrieb. 

Man fährt aber nur ca. 100 km durch solch schöne Landschaft, dann gibt es mal wieder zur Abwechslung Agrarflächen zu bestaunen. Kurz vor Ulan Ude noch mal eine etwas aufwändigere Polizeikontrolle, deren Grund mir erst später klar wird. Danach hat man unvermittelt den Anfang der Wermutsteppe erreicht. Ulan Ude ist die Hauptstadt der autonomen Republik Burjatija - deshalb die verschärfte Kontrolle. 

Das sollte bestimmt auch gleichzeitig eine Art von Grenzkontrolle sei. Fast alle autonomen Republiken innerhalb Russlands wollen sich mehr oder weniger aus dem "Mutterland" lösen. Wir haben in Europa nicht die geringste Vorstellung davon, was sich innerhalb Russlands abspielt und welche Konsequenzen die Autonomiebestrebungen für uns haben. Man kann nur hoffen, dass Russland nicht in lauter einzelne Republiken zerfällt - andernfalls hätten wir eine Vielzahl unberechenbarer Kleinstaaten, mit zum Teil erheblichem Militärpotenzial ...

Ulan Ude ist nun noch etwas heruntergekommener als die meisten russischen Städte. Die Stadt ist im Wesentlichen ein Eisenbahnknotenpunkt: Die Transsib bestimmt das gesamte Stadtbild. Von hier aus zweigt nicht nur die Trasse nach Peking ab, sondern auch ich muss, wie eingangs erwähnt, hier "rechts" abbiegen.

Straßen und Straßenschilder können manchmal viel über die politischen Beziehungen von Ländern untereinander aussagen. So auch in Ulan Ude: Obwohl hier die einzige größere Straßenverbindung zur Mongolei beginnt, findet man weit und breit keinen einzigen Hinweis. Statt dessen werden sämtliche kleinen russischen Orte, ausgewiesen, die auf der Strecke bis zur Grenze liegen. Ich bin gespannt, wie es an der Grenze selbst werden wird ..! 

Aber vorher geht es jetzt fast in Richtung Süden. Die ersten 100 km noch auf sehr guter und neuer Straße, dann aber muss ich der der alten Straße weiter folgen und das heißt: Schlagloch-Slalom, den ich jedoch gelassen meistern kann. Unterwegs, an einer Brücke, wird das genaue Gesamtgewicht kontrolliert. Erst frage ich mich wieso, später, als ich dann über diese Brücke fahre, wird es mir mehr als klar ...


© Text/Bilder 2001 Vait Scholz