In den Norden ... |
Landpartie ...Zunächst geht es von Ulanbaatar nach Westen, denn der Osten der Mongolei soll nicht so interessant sein. Als erste Ziele stehen Karakorum und die Ulan Gol Wasserfälle auf dem Plan. Karakorum gilt als die Wiege der Mongolei. Von der alten Stadt, ist leider nichts mehr übrig: Nur ein paar klägliche Ruinen haben überlebt. Neben der Ausgrabungsstätte steht aber noch das alte Kloster - eine sehr große Anlage und die eigentliche Attraktion. Pech habe ich mit dem Wetter, obwohl es Hochsommer ist, regnet es und die Temperaturen sind auch nicht gerade erfreulich. So fällt die Besichtigung sehr kurz aus. Auch in der nahegelegenen Stadt gibt es kaum etwas zu besichtigen. Die Versorgung auf dem Lande ist allgemein schlecht, man muss schon deutliche Abstriche machen. Es fällt selbst schwer, sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Dadurch bleibt wenigstens die Reisekasse verschont. Mir macht es auch nichts aus, da ich genügend Vorräte mit an "Bord" habe, um mich zu versorgen ... Im allgemeinen machen alle mongolischen Städte einen heruntergekommen Eindruck. Für uns, die wir es gewohnt sind, dass alles möglichst in Ordnung und perfekt ist, ein ungewohntes Bild! Jetzt ist Sommer geht es noch, aber im Winter muss das Leben hier fast nicht zu erragen sein. Ich frage mich, wie es die Leute aushalten. Aber die Mongolen sind ein wirklich zähes Volk: Wenn man mal gesehen hat, mit wie wenig sie bei diesen unglaublich harten Witterungsbedingen auskommen, möchte man es kaum glauben. Im Sommer oft mehr als +40°C und im Winter bis zu -50°C. Ich glaube, erst wenn man selbst mal solche Temperaturen erlebt hat - und der Winter ist lang -, kann man ermessen, wie gut es uns schon rein klimatisch in Deutschland geht. Den Ulan Gol Wasserfall erreicht man natürlich nur auf Pisten. Diese sind schlecht, der Reiseführer beschreibt den Weg auch falsch, aber irgendwie komme ich hin. Der Wasserfall besticht nicht durch seine Größe, sondern mehr durch die Lage in der Landschaft ... Er befindet sich in einem weitem Tal, das eingerahmt wird von mehreren fast Dreitausendern. Selbst im Hochsommer wird es hier empfindlich kühl und es ist oft regnerisch. Vereinzelt siedeln Nomaden mit ihren Jurten in der Gegend, da diese hier sehr fruchtbar ist. Es setzt langanhaltender Nieselregen ein, der das Passieren der Pisten sehr erschwert. Die Rückfahrt vom Wasserfall wird zu einer einzigen Rutschpartie: Immer wieder schlingert der Wagen auf den schrägen Pisten gefährlich nah an den Abgrund, den der Fluss im Laufe der Zeit in das Tal gefressen hat. Aber mit sehr viel Ruhe gelingt der Rückweg schließlich. Gastfreundschaft ...Die Flüsse sind durch den Regen in wenigen Stunden stark angeschwollen und die Furten werden zu tückischen Fallen. An einer Furt warten Touristen schon mehr als einen Tag auf die Möglichkeit zum Weiterfahren. Zum Ausgleich für die Wartezeit bereiten die einheimischen Fahrer eines der Nationalgerichte zu: Ziege in der Milchkanne. Ich werde eingeladen und erlebe die Zubereitung hautnah mit. Durch einen geschickten Schnitt in den Brustkorb und durch einen schnellen Griff zur Aorta wird eine junge Ziege schnell und schmerzlos geschlachtet. Das Fleisch, Kartoffeln, gelbe Rüben und Zwiebeln kommen in eine Milchkanne. Zuvor wurden Felssteine mehrere Stunden stark erhitzt. Diese kommen jetzt mit in die Milchkanne, immer abwechselnd: Erst eine Lage Fleisch, dann die Steine. So wird die gesamte Kanne gefüllt. Sie wird luftdicht verschlossen und so entsteht eine Art von Dampfdruckkochtopf. Nach ca. 20 Minuten ist alles gar. Die Steine werden aus der Kanne genommen und jeder Gast erhält einen der Steine, die er vorsichtig in den Händen halten muss. Das bringt Glück und ist ein alter Brauch. Ich verbrenne mir dabei fast die Finger ... |
© Text/Bilder 2001 Vait Scholz