Nach Süden, in die Gobi ... |
Pisten ohne Ende ...Die Fahrt weiter in Richtung Westen führt mich tief in das Changai Gebirge. Insgesamt wird die Mongolei durch drei Gebirgszüge untergliedert: Im Westen das Altai, in der Mitte das Changai und im Osten das Hangei Gebirge. Meine weitere Fahrt wird durch Regenfälle erschwert - durch diesen Regen steigen die Flüsse erheblich an. Teilweise sind die Furten für Pkw´s nicht mehr passierbar: Immer wieder muss ich mit der Seilwinde Hilfe leisten. Das ist überhaupt ein Problem: Es gibt keine oder nur sehr wenige Brücken. Die bestehenden Brücken sind fast alle in einem so schlechten Zustand, dass man lieber darauf verzichten sollte, sie zu benutzten. Viele sind nur aus Holz und nach jeder Schneeschmelze werden sie immer brüchiger ... Langsam führt die Piste immer weiter bergauf: Nach ca. 500 km verläuft sie fast auf 2.000 m Höhe. Die gesamte Mongolei ist überwiegend sehr hoch gelegen, die Durchschnittshöhe beträgt ca. 1.600 m. So ist es kein Wunder, dass es auch in Tseserleg mitten im Sommer schneit. Es geht weiter, immer Richtung Westen. Das Ziel ist ein Vulkangebiet mit einigen Seen und viel Natur. Es ist nicht so einfach, das Gebiet zu erreichen, denn obwohl ich mich auf einer der Hauptpisten befinde, verfahre ich mich öfter, da sich die Strecke immer wieder ändert und die Navigation schwer fällt. Die Landschaft verändert sich, die Schroffheit der Gebirge weicht einer hügligen Landschaft. Dadurch muss ich immer wieder viele kleine Flüsse durchqueren, denn wie gesagt, Brücken gibt es kaum hier in diesem Land ... Das Leben in der Mongolei wird bestimmt durch die harten klimatischen Verhältnisse: Jetzt im Sommer ist alles schön grün und die Temperaturen sind noch erträglich. Aber wenn im Winter das Thermometer manchmal weit unter -40°C fällt, dann wird das Leben hier zur Strapaze. So richtig kann ich mir das jetzt im Sommer bei +30° C nicht vorstellen. Was ich allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Ich werde es noch erleben ... Vom Norden geht es jetzt Richtung Süden, zur chinesischen Grenze, quer über den Altai. Die ersten 200 km ist die Landschaft noch leicht hügelig, dann fährt man durch eine große Ebene, bevor man das Altaigebirge erreicht. Der Altai ist mit Bergen über 5.000 m das höchste Gebirge der Mongolei. Er schiebt sich wie ein Keil von Westen nach Osten in das Land und trennt einen weiten Bereich regelrecht von den Hauptverkehrsströmen ab. Hinter dem Altai, bis zur chinesischen Grenze, gibt es keinerlei Infrastruktur und die Versorgung mit dem Notwendigsten ist nicht gesichert. Wer hier hin fährt, sollte sich sehr gründlich auf die Tour vorbereiten. Aber zuvor muss noch der Altai überquert werden: Es gibt eigentlich nur drei einigermaßen passable Routen durch das Gebirge. Davon sind aber nur zwei für größere Fahrzeuge geeignet. Wer auf Straßen oder zumindest Pisten hofft, wird enttäuscht werden. Zunächst geht es immer in einem Tal bergauf. Es gibt nur wenige Fahrspuren, da Regen diese immer wieder wegspült. Das Tal verengt sich dann auch zusehends, so dass Fahren immer problematischer wird. Dafür ist die Aussicht und die Landschaft unvergleichbar schön ... Ich komme nur langsam vorwärts: Wenn ich an einem Tage über 150 km schaffe, dann ist das viel. Schlechte Pisten und die vielen Stops, um zu navigieren, verzögern das Vorankommen erheblich. In einem Land, in dem es keine Wegweiser gibt, muss man schon gut mit Karte und Kompass umgehen können. Natürlich erleichtert auch das GPS die Navigation erheblich - allerdings, wer sagt einem, dass die Karten genau sind? Mehrmals habe ich es erlebt, dass die Pisten völlig anders verlaufen als in der Karte eingezeichnet. Oft bleibt dann nur die Hoffnung, dass die Piste schon wieder in die richtige Richtung führen wird. Man kann natürlich auch bei einer der Jurten anhalten und fragen, aber das hat meist zur Folge, dass man erst einmal zum obligatorischen Salztee eingeladen wird, danach schließt sich ein längeres Gespräch an. Gastfreundschaft ist hier oberstes Gebot. Die Jurten sind im allgemeinen nicht verschlossen und jeder kann kommen und gehen. Nur vor den Hunden muss man sich in acht nehmen. So erlebe ich auch des öfteren, dass sich nach dem Öffnen meiner Fahrzeugtür unerwarteter Besuch einstellt ... Nachdem ich den Altai durchquert habe, gelange ich auf eine große Ebene, die sich bis zur chinesischen Grenze erstreckt. Eigentlich bin ich jetzt schon in der Gobi, aber das richtige "Wüstenfeeling" will nicht aufkommen. Erstens sind die Temperaturen erträglich und zweitens fehlen die Sandfelder, mit denen man im allgemeinen eine Wüste in Verbindung bringt. Aber zum Trost: Der eigentliche Kern der Gobi ist ja sowieso in China .... |
© Text/Bilder 2001 Vait Scholz