Im Land: Erste Schritte ...


Angekommen ...

Nun bin ich also drin, in der Mongolei. War nicht so einfach, her zu kommen und auch nicht so einfach, in die Mongolei zu gelangen. Mich empfängt ein Land, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Der Kontrast zwischen Russland und der Mongolei ist erstaunlich: Gleich hinter der Grenze fängt das Abenteuer an ... 

Es gibt zwar noch ein kleines Stück asphaltierte Straße, aber diese hört auch gleich im nächsten Dorf auf. Erst einmal führt der Weg in die nächste große Stadt. Wobei Stadt erheblich übertrieben ist: Es ist Suchbataar. Den Ort kenne ich ja bereits seit meiner Bahnfahrt, aber nun habe ich etwas mehr Ruhe für eine Besichtigung. Es gibt allerdings nicht viel zu sehen, die Architektur entspricht dem kommunistischen Standard der fünfziger Jahre. Die Häuser stehen wahllos herum, sind verfallen und wirken durchweg alle baufällig. Mein erster Eindruck von diesem Land ist nicht gerade berauschend. Aber man fährt ja hier nicht nur durch Ortschaften. Diese sind hier eher selten. Die Versorgung in den kleinen Dorfern ist sehr mangelhaft, man bekommt dort nur Kleinigkeiten. 

Ich bin zwar jetzt in der Mongolei, aber ich muss mich nun auch wieder um meine Rückfahrt kümmern. Die Ausreise und ein russisches Transitvisum müssen organisiert werden. Aus diesem Grund werde ich möglichst schnell nach Ulaanbaatar fahren, denn nur dort kann ich das organisieren. 

Ich folge der einzigen befestigten Straße in Richtung Süden. Die Landschaft ist fast wie ausgewechselt: Auf der russischen Seite der Grenze dichter Baumbestand, typische russische Wälder, hier auf der mongolischen Seite nur noch Graslandschaft. Ab und zu fährt man mal durch einen Wald, aber ansonsten hat man freie Sicht.

Kloster Amarbaasgalant ...Dachhan ist mein nächstes Ziel, die zweitgrößte Stadt der Mongolei und gleichzeitig auch ein sogenanntes Aimagzentrum (Regionalzentrum). In der Umgebung werden unterschiedliche Bodenschätze abgebaut - eine typische Industriestadt.

Man könnte fast sagen, "by the way" liegt noch ein Kloster, das ausgesprochen schön ist: Amarbaasgalant ist leider erst wieder in den letzten Jahren mit Unterstützung der UNO neu aufgebaut worden und seitdem wieder in Betrieb. Allerdings lernt man bei diesem Abstecher (ca.120 km), dass Sehenswürdigkeiten in der Mongolei oft mit vielen Tagen Fahrt verbunden sind. Ich benötige fast anderthalb Tage, um bis dort hin zu gelangen. Gleichzeitig war das auch meine erste Lektion in Sachen "mongolische Wege und Orientierung". Zwar gab es am Anfang noch eine Betonpiste, die führte aber nur bis zu einem in der Nähe gelegenem Bergwerk. Danach ging es dann auf Pisten weiter: Wenn man die Strecke nicht kennt und neu in der Mongolei ist, bleibt es nicht aus, dass man sich verfährt. So habe auch ich einen Umweg in Kauf nehmen müssen ... 

Aber zum Schluss habe ich dann das Kloster doch wohlbehalten erreicht - dort wird man von einem Lama empfangen, der auch die Führung übernimmt.

Nach Ulaanbaatar ...

Leider sprach der Lama kein Englisch, so das mir vieles von den ausführlichen Erklärungen verborgen blieb. Da die Anlage wieder in Betrieb ist, sollte man sich vorher etwas mit den buddhistischen Bräuchen vertraut machen. Das Kloster liegt wunderschön am Ende eines Tals. Man kann hier auch ruhig einen Tag verbringen, bevor man sich wieder auf die anstrengenden Pisten begibt. 

Aber das nächste Ziel heißt immer noch Ulaanbaatar. Die Stadt erreicht man, wenn man von dem Ausflug nach Amarbaasgalant mal absieht, auf einer neu ausgebauten Straße. Kurz vorher trifft man auf die Eisenbahnlinie, die von Irkutsk kommt. Auch kündigt sich Ulaanbaatar bei ungünstiger Wetterlage schon von weitem durch eine Dunstglocke an. Nach fast 30 Tagen Fahrt erreiche ich die Stadt, die mich nicht sonderlich beeindruckt: Sie liegt in einem Talkessel und ist eine typische kommunistische Stadt. Man könnte eine längere Episode über diesen Ort schreiben, allerdings würde im Kern nur heraus kommen, dass sie in den letzten 70 Jahren eher vernachlässig wurde. Und seit der Öffnung der Grenzen fehlt das Geld, um sie zu modernisieren. Man merkt an dieser Stadt sehr deutlich, wie sehr die Mongolei in den letzten Jahren am russischen Tropf gehangen hat. Aber das sollte man selber erleben. Also auf in die Stadt, um alles zu erledigen, was erledigt werden soll!

Suchbaatar Platz in Ulaanbaatar ...

Jedes mal ist es das Gleiche, wenn man in einen fremden Ort kommt: Man muss einen Standplatz finden, der möglichst zentral gelegen, aber dennoch etwas ruhig ist. Den Wunsch nach einem grünen Flecken gibt man hier sehr schnell auf. 

Danach heißt es heraus finden, wo die ganzen Behörden sind. Einen verlässlichen Stadtplan sowie Straßennamen und Hausnummern gibt es ebenfalls nicht. Also zielstrebig die Deutsche Botschaft angesteuert: Dort werde ich höflich empfangen, denn all zu oft kommt es nicht vor, dass sich ein Tourist mit seinem eigenem Auto in der Mongolei verliert. Ich würde ja gerne wieder im Westen des Landes herausfahren, um so den riesigen Umweg über den Baikalsee zu vermeiden. Allerdings macht man mir in der Botschaft keine großen Hoffnungen, denn die Russen werden keine Erlaubnis dafür geben. Aber dennoch wird der Versuch, eine Genehmigung zu bekommen, gestartet: ohne Erfolg. 

Weiterhin türmen sich diverse Probleme mit der Visumbeschaffung für Russland auf. Ich habe noch keine russische Botschaft erlebt, die sich so querstellt, hier scheinen nur sehr gute Beziehungen zu helfen, die ich allerdings nicht habe. Also verschiebe ich das Problem auf später. Irgendwie werde ich ja schon wieder das Land verlassen können, so rede ich mir das jedenfalls ein ... 

Was liegt noch an? Ach ja, mein Auto benötigt eine kleine Reparatur. Eigentlich brauche ich ja nur Strom, da ich ansonsten alles bei mir habe und das Auto auch sehr zuverlässig ist - es ist halt ein Mercedes. So fahre ich zur Mercedesvertretung in Ulaanbaatar, wo ich mit Erstaunen und sehr freundlich aufgenommen werde. Man gibt mir Strom und man unterhält sich über dies und das. Aus diesem Gespräch wird dann noch mehr, aber davon später ...

Wie nun weiter? Das Land ist groß, wohin soll man fahren? Informationen werden eingeholt und eine Tour wird geplant. Nach drei Tagen in der Stadt wird es mir schließlich zu viel und mich drängt es wieder hinaus. Es macht hier nun wenig Sinn, sich im Einzelnen über die Strecke auszulassen. Dazu mehr auf meiner Homepage für diejenigen, die es interessiert. Dort findet man eine genaue Beschreibung der einzelnen Routen, die ich in der Mongolei gefahren bin - an dieser Stelle soll im folgenden mehr über Land und Leute berichtet werden ...


© Text/Bilder 2001 Vait Scholz