WK I: Die ersten Panzer der Welt

Kriegsende-Monster (3): Der "K-Wagen"


Vorgeschichte

Im Rahmen unserer Nachfolge-Miniserie "Kriegsende-Monster" kommen wir mit diesem Beitrag zum Ende: Ein Panzer, der vielleicht ein echtes "Monster" hätte werden können, wenn er denn jemals zum Einsatz gekommen wäre. Irgendwann hatte auch die deutsche Heeresleitung begriffen, dass der Einsatz von Panzern kriegsentscheidend werden könnte. So hatte es immerhin der erste und einzige deutsche Panzer im Verlauf des Ersten Weltkrieges, der A7V, in die Produktion geschafft und ca. 20 derartige Fahrzeuge wurden gebaut sowie im Kriegsverlauf eingesetzt.

LK I (BIld: Bundesarchiv)Was die Planungen zur weiteren Entwicklung von deutschen Panzern im WK I angeht, sind zwei gegenläufige Entwicklungen erkennbar: Durch den Erfolg leichterer britischer und französischer Panzer wie dem Whippet und dem Renault FT hatte man zum einen erkannt, dass mit derart schweren Panzern wie einem A7V die erforderliche Schnelligkeit, Wendigkeit sowie Flexibilität an der Front nicht erreicht werden konnte und aus diesem Grund sollte nun auch im Deutschen Reich die Entwicklung leichterer Panzer erfolgen.

Wie auch beim A7V war es wiederum der dort bereits erwähnte Joseph Vollmer, der als Entwickler sämtlicher frühen deutschen Panzer gilt und der somit auch mit diesem Projekt beauftragt wurde. Auf der Basis leichter PKW-Straßenpanzer wurde daraufhin ein Prototyp des "Leichten Kampfwagens I" (LK I) entwickelt. Das Fahrzeug verfügte über einen Turm mit einem 7,92 mm MG ( (MG 08 bzw. 08/15 wie auch beim Ehrhardt E-V/4 sowie dem Panzer A7V).

LK II (BIld: Wikipedia)Da das Kriegsministerium auf einem stärkeren Panzer bestand, wurde in direkter Folge die Entwicklung des mit einer Kanone ausgestatteten LK II beauftragt, für den ebenfalls Joseph Vollmer verantwortlich war. Bis Kriegsende sollen mehr als 20 Exemplare dieses Panzers gefertigt worden sein, die jedoch wegen Kriegsende nicht mehr zum Einsatz kamen. Die halbfertigen Panzer wurden in Umgehung der Kontrollkommission der Alliierten heimlich nach Schweden und Ungarn verkauft. Ein Prototyp dieses Exemplars ist im Panzermuseum Munster zu sehen.

Während auf der einen Seite zwar die Notwendigkeit kleinerer und leichterer Panzer erkannt wurde, begann man auf der anderen Seite bereits vor Fertigstellung des ersten A7V-Prototyps auch mit der Entwicklung eines noch schwereren Panzers, der als "rollende Festung" selbst die größten Schützengräben überwinden sollte, die seinerzeit als Maßstab aller Dinge galten.

Und damit war der Weg offen für die Entwicklung unseres letzten "Kriegsende-Monsters", ebenfalls unter der Leitung von Joseph Vollmer. Allerdings handelt es sich bei diesem Panzer um denjenigen, bei dem sehr vieles unbekannt geblieben zu sein scheint und offenbar im Nebel der Geschichte rund um das Ende des Ersten Weltkriegs verschwunden ist ...

Der K-Wagen

Seitens der Obersten Heeresleitung (OHL) wurde im März 1917 entschieden, außer dem schweren Panzer A7V, dessen erster Prototyp erst im September desselben Jahres vorgestellt wurde, auch noch eine superschwere Konstruktion - einen 150t-Panzer zu entwickeln. Der neue Großkampfwagen (K-Wagen) sollte mit für die damalige Zeit gewaltigen 77 mm-Befestigungswerk-Geschützen ausgerüstet werden sowie mit sechs bis sieben 7,92 mm MGs; ursprünglich waren sogar zusätzliche Flammenwerfer vorgesehen.

Riebe Werke BerlinDer Panzer wurde von Anfang an als "fahrbare Festung" konzipiert, weshalb seine Höchstgeschwindigkeit lediglich 7-8 km/h betrug. Im Juni 1917 orderte die Armeeführung 10 Panzer dieses Typs. Während des Baus wurde die Antriebskonstruktion verändert - zunächst sollten es nur zwei 200 PS-Motoren werden, womit das "Monster" deutlich untermotorisiert gewesen wäre. So kamen letztlich zwei Daimler-Benz-Flugzeugtriebwerke mit je 650 PS zum Einsatz.

Um dieses Gebilde noch per Bahn transportieren zu können, wurde die Gesamtkonstruktion in jeweils etwa 30 t-schwere Segmente aufgeteilt, die vor Ort zusammengebaut werden sollten. Zu den Herstellerwerken finden sich unterschiedliche Quellen, wobei hier offenbar sowohl die Firmen Wegmann & Co. in Kassel als auch insbesondere die Riebe Werke Berlin genannt werden, wo offensichtlich die beiden gegen Kriegsende fast fertigen Exemplare des Panzers standen.

Fand sein Ende bereits in der Fabrik: Der K-Wagen (Bild aus Steven J. Zaloga, German Panzers 1914-1918)Die 1909 gegründete Riebe Kugellager- und Werkzeugfabrik GmbH in Berlin-Weißensee ließ im Jahr 1914 einen großen Fabrik- und Verwaltungsneubau entstehen, über ihre Beteiligung an der damaligen Waffenproduktion sind nur wenige Quellen zu finden. Als der Krieg verloren gegangen war, ging auch das Riebe-Werk in Liquidation, ein kleiner Nachfolgebetrieb überlebte nur wenige Jahre.

Die Montage des Superpanzers bereitete von Beginn an Probleme, da die Produktionslinien neu aufgebaut werden mussten. Bis zum September 1918 und kurz vor Kriegsende wurden lediglich zwei Exemplare des K-Wagens fast komplett zusammengebaut und ausgerüstet, ein Einsatz erfolgte nicht mehr. Wir wissen nicht, ob wenigstens einer davon, der als nahezu fertig galt, jemals aus eigener Kraft bewegt wurde.

Eine Probefahrt wurde von den Alliierten nicht mehr genehmigt, stattdessen wurde von diesen die sofortige Verschrottung angeordnet. Aus diesem Grund können auch wir in diesem Beitrag kein Bild des Originalpanzers bringen, lediglich eine Aufnahme der Baustelle vermutlich bei den Riebe Werken ist das Foto, was in allen verfügbaren Quellen zumeist gezeigt wird (Bild links).

Spezifikationen

Als Besatzung waren 27 Soldaten vorgesehen (Kommandant, Artillerieoffizier, zwei Fahrer, zwei Mechaniker, zwölf Kanoniere, acht Maschinengewehrschützen, ein Fernmelder). Die beiden Fahrer bedienten ohne Sicht nach draußen die linken und rechten Lenkvorrichtungen separat auf Anweisung des Kommandanten, der von einem Beobachtungsturm aus die Kommandos zum Steuern erteilte.

Weitere Kenndaten:

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Länge des Panzers: 13 m, Breite: 6,10 m, Höhe: 3 m, Masse: 120 t, Panzerung 30 mm, Hauptbewaffnung: vier 77 mm Kanonen, Sekundärbewaffnung:  sechs/sieben MG 08 bzw. 08/15, Antrieb: Zwei Sechszylinder-V-Motoren mit 650 PS. Höchstgeschwindigkeit 7-8 km/h.

Literatur

  • German Panzers 1914-1918,
    Steven J. Zaloga, © 2009 Osprey Publishing Ltd., ISBN 978-1-84176-945-5
  • Panzerkampfwagen im Ersten Weltkrieg, Wolfgang Fleischer,
    © 2017 Motorbuch-Verlag Stuttgart, ISBN 978-3-613-03972-8
  • Wolfgang Schneider und Rainer Strasheim: Waffen-Arsenal Band 112 Deutsche Kampfwagen im 1. Weltkrieg, Podzun-Pallas Verlag GmbH, 1988, ISBN 3-7909-0337-X.

Das Modell

Unser Modell ist wie die meisten anderen Panzer dieser Serie ebenfalls von einem polnischen Verlag, diesmal ist es unser erstes von Orlik mit der Bezeichnung Nr. kat. 077, 3/2011, und wie in unserer Serie üblich im Maßstab 1:25.

K-Wagen: Modellbaubogen von OrlikDer Bogen wurde beim Kartonmodellshop bestellt (12,- EUR, Stand 09/21) gemeinsam mit einem gewaltigen Lasercut-Satz (24,- EUR, Stand 09/21). Den letzteren nur als "ein echtes Pfund" zu bezeichnen, wäre glatt untertrieben ..!

Es fällt auf, dass dieser "Spantensatz" keinerlei Kettenglieder enthält. Einen zumeist üblichen "Kettensatz" gibt es ebenfalls nicht und wird es von Orlik auch nicht geben, wie Slawomir Wojcik vom Shop freundlicherweise dort erfragte. Man ahnt bereits, was hier auf den "Bauherren" und seine Nerven wieder mal zukommt, gerade wenn es um die Ketten geht ..!

Dafür ist dieser pfundschwere Spantensatz offenbar eher etwas für Puzzle-Freunde, die zufällig noch Kartonmodelle bauen: Nahezu sämtliche Teile sind in x-facher Anzahl im Paket, mal mit einigen Markierungslinien, zumeist aber ohne. Eine Nummerierung gemäß Baubogen gibt es dabei nicht, was erheblichen Aufwand erzeugt, wie man während des Baus bemerkt, wenn man die passenden Teile heraussuchen will.

Außerdem fällt auf, dass die Schlitze in den Bauteilen zumeist deutlich breiter sind als die Dicke der einzufügenden Teile - zusätzliche Befestigungsarbeit beim Zusammenbau zwingend: Die viel zu breiten Schlitze führen dazu, dass man für ein stabiles Kartongerüst eine Vielzahl eigener Eckwinkel einbauen muss, damit das Ganze überhaupt zusammenhält bei der Verklebung. Da das Modell eine Länge von mehr als 50 cm hat, erfordert dies aufgrund der Verpackungsgröße des Spantensatzes die aufwändige Montage einzelner Längsspanten aus mehreren Teilen.

Die wie üblich polnische Bauanleitung ist überraschend kurz und sehr schnell gescannt sowie mit Google gut verständlich ins Deutsche übersetzt. Ebenfalls überraschend, dass lediglich zwei Seiten mit 3D-Skizzen als Erläuterung vorhanden sind, was sich jedoch insgesamt als ausreichend erweist, da das Modell nicht allzu komplex ist.

Modell fertig!Allerdings stößt man recht schnell auch beim Modell auf diejenigen Probleme, die mit dem oben bereits erwähnten ungewissen Status der einzigen beiden unmittelbar verschrotteten Originale zusammenhängt: Dass man vieles über die Originale nicht weiß zeigt u.a. die Tatsache, dass man am Modell nicht einmal Einstiegsluken findet, was sonst üblich ist.

Außerdem zeigen sich bereits beim ersten Blick in den Baubogen grelle "Tarnfarben" des Modells, die ein wenig an das Design des A7V erinnern, der allerdings im Gegensatz zu diesem Panzer tatsächlich im Einsatz war.

Die Farbgebung hier erscheint jedoch eher für den Setzkasten geeignet als für das spätere Modell: Dieser "Buntfarbenanstrich" wie er später bei der Reichswehr und der frühen Wehrmacht noch zu Beginn des WK II üblich war, ist in ähnlicher Form beim LK II-Prototyp in Munster zu sehen (siehe oben). 

Da bekannt ist, dass lediglich ein einziger K-Wagen nahezu fertiggestellt und auf Anordnung der Alliierten noch im Werk demontiert wurde, erscheint die Farbgebung des Modells unrealistisch. Wie Slawomir Wojcik ebenfalls bei Orlik erfragte, wurde die Bemalung des Panzers von einem Plastikmodell und von Abbildungen auf russischen Internetseiten übernommen. Wie vermutet ist diese Gestaltung also auf keinerlei fundierte Recherchen gestützt und somit für unsere Sammlung nicht zu verwenden.

Aus diesem Grund haben wir das Modell überwiegend mit Revell-Farbe in grau gestrichen, wobei auch der Name "Thor" auf dem Modell Opfer unserer Umgestaltung wurde. Um dennoch aber wenigstens etwas "Farbe" in dieses Modell zu bringen, haben wir einfach unterstellt, dass wenigstens die beiden seitlichen Kasematten des Panzers schon fast so gestaltet waren wie vorgesehen und bei diesen deshalb (mit Ausnahme der Kanonen) die vorgesehene "Tarnbemalung" übernommen.

Auf das übliche "Einschmutzen" des fertigen Modells musste weitgehend verzichtet werden, denn niemand weiß, ob das fast fertige Original auch nur einmal ein paar Meter aus der Werkshalle gerollt ist. Zum Glück gibt es für Modelle wie dieses ab sofort ausreichend Nieten, die man selbst in den passenden Farben bemalen kann: Gemeinsam mit Slawomir Wojcik vom Kartonmodellshop wurden Kartonnieten konzipiert, die er nun in Form von Lasercut-Sätzen in verschiedenen Durchmessern anbietet - Danke an Slawomir für seinen großen Einsatz in dieser Sache!

Auch zu diesem Modell gibt es einen Baubericht im Forum "Die Kartonmodellbauer", wo man nach einer Einführung in unsere Serie den Bauablauf detailliert verfolgen kann, wobei für registrierte Mitglieder auch alle Bilder als Großbilder verfügbar sind.


Wenige grafische Darstellungen Krasse, frei erfundene Tarnbemalung Ein paar Pfund Lasercut-Sätze ... Stabilität des Spantengerüsts muss verbessert verden ...
Was nun mit der Außengestaltung ..? Viel Grau und passende Ketten kann nicht falsch sein ... Turm mit den neuen Nieten ... ... und Kasematten in Tarnbemalung mit neuen Nieten und grauen Kanonentürmen
Bisher sind überwiegend lediglich die Seiten grau ... Oberseite nun ebenfalls grau gestrichen ... Die Kasematten behalten den Tarnanstrich (bis auf die Kanonen) Nur der Kommandant hat im Turm Aussicht nach draußen ...
Erstaunliche Auspuffanlage, aber wo sind eigentlich die Einstiegsluken ..? Ein wenig "schmutzen" darf man auch bei einem "Fabrikhallen-Modell" ... Die drei "Kriegsende-Monster" neben dem Kleinsten, dem Renault FT ... Versammlung aller wichtigen WK I-Panzer ...

© 2021 J. de Haas


Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Jürgen finden sich in unserer Autorenübersicht!