WK I: Die ersten Panzer der Welt
Der Erste der Franzosen: Der "Schneider CA1"
Ein Zeitgenosse von MARK I entsteht ...
Wie bereits in der ersten Folge dieser Serie erwähnt, gibt es insgesamt eigentlich nur sechs verschiedene wesentliche "erste Panzer" des Ersten Weltkriegs, von denen wir bisher bereits die Hälfte kennengelernt haben. Interessanterweise handelt es sich bei diesen sechs nur um einen einzigen deutschen sowie zwei britische und drei französische Tanks. Mit dem ersten der in Frankreich entwickelten drei Tanks wollen wir uns in dieser Ausgabe befassen.
Sicher nicht ganz zufällig begannen auch in Frankreich etwa zur selben Zeit wie in Großbritannien die Arbeiten an ersten Entwicklungen für künftige Panzer. Wie auch bei den Briten war im Jahr 1915 der Ausgangspunkt für derartige Maschinen die aktuelle Traktorentechnik, die als geeignete Basis auch für entsprechend militärisch nutzbare Fahrzeuge erschien.
War es bei der britischen MARK-Familie letztlich die "Lincoln Machine" und daraus umgebaut der "Little Willie", boten sich als Basis für die ersten französischen Panzer im Jahr 1915 Geräte wie der Holt Tractor, Filtz Tractor oder auch die Breton-Prétot Maschine an, eine erste experimentelle "Drahtschneidemaschine".
Französische Ingenieure wie der Colonel Jean Baptiste Eugène Estienne waren ebenfalls beteiligt an Versuchen in Großbritannien, wo man etwa zur selben Zeit an den "Landschiffen" arbeitete. Die militärische Ingenieurabteilung der Franzosen beschaffte während ihrer Versuche etliche landwirtschaftliche Traktoren und panzerte diese soweit möglich. Bei ersten Einsätzen dieser Gerätschaften im Herbst 1915 in Verdun stellte sich jedoch heraus, dass sie als militärisch verwendbare Fahrzeuge letztlich nicht geeignet waren.
Der französische Automobilhersteller Rochet-Schneider SA (Schneider & Cie.) aus Lyon baute schließlich unter Leitung des späteren Generals Estienne sowie des Konstrukteurs Eugène Brillié - basierend auf einem Holt Tractor Fahrgestell - einen zunächst als "bewaffneten Panzerschlepper" bezeichneten Prototyp. Später folgte der französische Angriffstank Schneider CA1, der im Frühjahr 2017 an der Westfront erstmalig zum Einsatz kam.
Wenig erfolgreiches französisches "Landschiff" ...
Das Konzept für diesen Tank sah ursprünglich ein Gewicht von etwa 12 Tonnen vor und eine 15-20 mm starke Panzerung. Ein kurzrohriges 75 mm-Geschütz war als Bewaffnung geplant. Nach einer ersten Erprobung Anfang 2016 hatte die französische Armee bereits 400 Exemplare dieses "Sturmwagens" bestellt. Bereits bei den ersten Echteinsätzen kamen wesentliche Mängel zum Vorschein, was insbesondere für die Geländegängigkeit in schwierigem Gelände galt, für die Sicherheit bei Bränden, für die Bewaffnung und die Panzerung, d.h. eigentlich bei allen wesentlichen militärischen Aspekten ...
Wichtige Spezifikationen des Schneider CA1 waren: Länge ca. 6,30 m, Breite 2,13 m, Höhe 2,35 m, Gewicht 14,6 t, Besatzung: 6 Mann. Höchstgeschwindigkeit: 4-8 km/h, Reichweite: 48 km, Bewaffnung: Eine Kanone L/9,5 Kaliber 75 mm (zur Sichtverbesserung vorn rechts platziert) + zwei MGs Hotchkiss M.14 Kaliber 8 mm. Die Panzerung von 5,4 bis 11,4 mm wurde später vorn durch zusätzliche, bis zu 8 mm dicke Panzerplatten im Abstand von 2 bis 4 cm verstärkt. Als Bodenfreiheit werden 40 cm und als Watfähigkeit 80 cm genannt.
Trotz der schiffsförmigen Bauweise des Rumpfs war der heute im Offroadbereich als "Böschungswinkel" bezeichnete Faktor unzureichend, was das Vorankommen auf einem Gelände mit Gräben und Granattrichtern erheblich einschränkte. Die kurzen Ketten und der weit vorstehende "Schiffsbug" führten dazu, dass sich die Tanks dauernd festfuhren und stecken blieben. Die schwache Motorisierung von etwa 75 PS trug das ihrige zu den bestehenden Problemen bei. Um Stacheldrahtverhaue besser durchschneiden zu können, war vorn am abgeschrägten Bug eine auffällige Schiene angebracht. Zum besseren hinteren Abgleiten in Gräben waren zusätzlich zwei "Kufenrutschen" als Stützgestelle am Heck des Tanks montiert.
Da die Fahrzeuge durch schlechte Platzierung der Benzintanke neben den MGs bei Beschuss schnell Feuer fingen, hatten sie schnell den Beinamen "Rollendes Krematorium" und auch die Belastung der Besatzung durch Lärm, Abgase und Hitze war enorm. Versucht wurde, die ebenfalls unzureichende Panzerung im Jahr 1917 durch zusätzliche Panzerplatten im vorderen Fahrzeugbereich zu verbessern.
Für den im April 1917 geplanten französischen Angriff (Nivelle Offensive) sollten etwa 200 Kampfwagen eingesetzt werden. Letztlich kamen etwa 130 zum Einsatz in 5 Kampfgruppen mit unterschiedlich gekennzeichneten "Batterien". Über 40 Fahrzeuge konnten allerdings nicht gestartet werden, fast 60 wurden beim Vormarsch zerstört und lediglich um die 30 Fahrzeuge erreichten ihr Ziel - insgesamt ein Desaster und die Offensive wurde abgebrochen ...
Literatur
- French Tanks of World War I, Steven J. Zaloga,
© 2010 Osprey Publishing Ltd., ISBN 978-1-84603-513-5 - Panzerkampfwagen im Ersten Weltkrieg, Wolfgang Fleischer,
© 2017 Motorbuch-Verlag Stuttgart, ISBN 978-3-613-03972-8
Das Modell, das es nicht gibt ...
Wir freuen uns, auch in diesem Beitrag ein passendes, und wie wir glauben, sehr gelungenes Kartonmodell im bisherigen Maßstab 1:25 präsentieren zu können - und zwar ein Modell, das es eigentlich gar nicht gibt und einen Baubericht, wie er bisher auch noch nicht vorliegt!
Vergeblich verlief die Suche bei allen bekannten und weniger bekannten Anbietern von Kartonmodellen. Zwar gab es offenbar in der Vergangenheit schon einmal irgendwo einen Modellbaubogen, aber sämtliche Links dazu führten ins Nichts - die Seite war nirgendwo mehr vorhanden. Kunststoffmodelle im üblichen Militärmaßstab 1:72 oder vor allem 1:35 gibt es natürlich in Hülle und Fülle, wie z.B. das von HobbyBoss und anderen Anbietern. Unbemalt und aus Kunststoff, dazu noch im falschen Maßstab? Nein, das wollten wir überhaupt nicht, schließlich sollte auch dieses Modell nach Art und Maßstab vollständig zu unserer Serie passen.
Also hieß es weiter suchen: Irgendwann fanden wir dann im Netz ein Plastikmodell im Maßstab 1:72 als "3D Printed Model" von Printed Planes aus dem 3D-Drucker. Es war zwar (wie z.Z. immer noch vorhanden, siehe ebay-Anzeige v. 07/19 mit 50 £, siehe Bild unten links) schweineteuer, aber wies vielleicht doch darauf hin, dass man so etwas ggf. auch im Maßstab 1:25 drucken könnte, wer weiß!
Also kontaktierten wir diese "Gedruckten Flugzeuge", auf der Webseite wurde auch eine Reaktion auf insbesondere solche Anfragen nach anderen Druckmaßstäben innerhalb von 3 Arbeitstagen versprochen. Was allerdings in keiner Weise erfolgte, war irgendeine Reaktion! Also fragten wir irgendwann noch einmal in Great Britain nach, die selbe Reaktion folgte - nichts!
Irgendwann wurde es uns zu bunt: Nach diversen vergeblichen Anfragen stellten wir diesmal die Frage, ob es sich bei "printedplanes" nicht eher um eine "fake website" handele, da nie jemand auf unsere Anfragen antworte. Und - oh Wunder - diesmal gab es eine Reaktion: Ein "Adam" teilte uns mit, man wäre derart beschäftigt mit neuen Aufträgen, dass man oft gar nicht dazu käme, sich mit neuen Anfragen zu befassen. Und was wir eigentlich genau wollten? Donnerwetter, wir waren beeindruckt!
Dennoch schilderten wir daraufhin alles noch einmal genau, was wir wollten, warum und wofür. Ergebnis: Übliche Antwortmail mit dem Versprechen einer Reaktion innerhalb von 3 Arbeitstagen. Danach wochenlang wieder - nichts. Irgendwann bedankten wir uns dann für die gelungenen Scherze mit den 3 Arbeitstagen. Reaktion: Antwortmail mit dem Versprechen einer Reaktion innerhalb von 3 Arbeitstagen.
Als wir daraufhin den "Never Printed Planes" für ihre geglückten Brüller beglückwünschten, kam plötzlich (nach dem Versprechen einer Reaktion innerhalb von 3 Arbeitstagen) tatsächlich auch noch eine ernstgemeinte Antwort (siehe oben, 2. Bild von links), der wir entnehmen konnten: Man freue sich über Kunden mit Humor, allerdings habe man nicht die Zeit, sich mit allen Anfragen zu beschäftigen, vor allem nicht mit solchen, von denen man erfahrungsgemäß wisse, dass die Angebote wohl zu teuer wären.
Und in der Tat: Das in der Antwort enthaltene Angebot für unser 1:25 Modell belief sich auf insgesamt rund 480 £, umgerechnet also mehr als 530,- Euro.
Wir bedankten uns bei Adam, dass er sich über unseren Humor freue, aber dass wir (wie erwartet) doch nicht so viel Humor hätten, um ein kleines graues unbemaltes Plastikteil zum Weltkrieg I-Preis eines neuen Schneider CA1 zu kaufen ...
Darauf erhielten wir dann allerdings nicht einmal mehr eine Antwort mit dem Versprechen einer Reaktion innerhalb von 3 Arbeitstagen ...
Also war unser Problem unverändert ungelöst: Neue Suche angesagt!
Unsere Spezialistin im Team für Russland, die uns bereits schon einmal bei einem freundlichen Polizisten in Kaliningrad "herausgehauen" hat (), bekam nun einen Auftrag: Durchsuchen russischer Webseiten nach einem vielleicht existierenden Modellbaubogen. Einen ersten Teilerfolg hatten wir bereits mit einem Download russischer Herkunft erzielt: Dieser Bogen mit angabegemäß Maßstab 1:35 (siehe Bildreihe oben, 2. Bild von rechts) war an verschiedenen Stellen downloadbar, erwies sich allerdings in keiner Weise als vollständig und damit unbrauchbar.
Erfolg!
Und dann kam es eines Tages zum Volltreffer: Die erfolgreiche Jägerin stieß im Internet auf eine russische Bastelzeitschrift aus dem Jahr 2006: Die Ausgabe 7 war wie die anderen Jahrgänge heute noch im online-Zugriff und dort gab es tatsächlich einen Baubogen des Schneider CA1 mit dem angegebenen Maßstab 1:30. Jede Menge nummerierte Teile waren enthalten (siehe Bildreihe oben, Beispiel Bild rechts) und auch einige Texte dazu, jedoch keinerlei Skizzen o.ä. zum Zusammenbau. Erster Eindruck: Nicht zu verwenden - weder konnte man die Vollständigkeit überprüfen noch den Zusammenbau der Teile erraten!
Dennoch: Die herunterladbare Bastelzeitschrift, wohl humorigerweise Левша́ (Der Linkshänder) benannt, war nun plötzlich unsere letzte und einzige Hoffnung. Vielleicht wäre der Bogen ja doch brauchbar und später sogar noch auf den richtigen Maßstab skalierbar, wenn es sich lohnen würde!?
Und so begann dann das Abenteuer: Da man den Baubogen beliebig kopieren konnte, lag es zunächst einmal nahe, einen "Probebau" zu versuchen, bei dem alle unterbringbaren Teile verwendet werden sollten, die man in Kenntnis der baulichen Eigenarten und mit Hilfe einer großen Zahl von Bildern des Tanks zuordnen konnte. Ein Puzzlespiel folgte, lang andauernd und immer wieder mit neuen Überraschungen verbunden, die sich nach intensivem Studieren und Verschieben aller möglichen Kleinteíle ergaben.
Wir wollen es nicht spannender machen als es war, das Ergebnis gab dem Vorgehen recht: Irgendwann war dieser Probebau so weit fertiggestellt, dass man den "richtigen" Bau beginnen konnte. Und - oh Wunder - sogar eine Skalierung erschien überflüssig, da die ausgedruckten Teile bereits von Haus aus ziemlich gut den erwünschten 1:25 Dimensionen unseres Tanks entsprachen.
Um es kurz zu machen: Der Einsatz von stabilem Karton analog zu den bisherigen Modellen von "Modelik" war erforderlich und musste beim Zusammensetzen der Teile natürlich berücksichtigt werden, außerdem erfolgte aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit den Tanks auch ein "Supern" wie z.B. bei den Ketten, was im Bastelheft natürlich überhaupt nicht vorgesehen war.
Nun haben wir unser fertiges Modell also erstellt, es zeigt das "Outfit" eines Tanks der Batterie "As de pique" (Pik As). In den Kampfgruppen / Kompanien gab es (wie oben bereits erwähnt) die Batterien 1-4, gekennzeichnet entsprechend der Farben von Spielkarten. Spendiert haben wir ihm als Beigabe von uns auch weitere "Panzerplatten" vorn, die nachträglich als Schutz gegen deutsche Artillerie zusätzlich angebracht wurden.
Über die später übliche Camouflage verfügt unser Modell leider noch nicht, aber wir haben versucht, das durch heftiges "Einschmutzen" des Tanks etwas auszubügeln. Als weiteren Zusatz hat unser Tank noch ein massives Drahtseil, das auf einem hinteren Stützgestell mitgeführt wird. Drahtgitter in der Motorenlüftung sowie Federn im Bereich des ausführlichen Fahrwerks mit Ketten konnten wir ebenfalls weit über den vorgesehenen Umfang des Baubogens hinaus realisieren.
Insgesamt das bisher natürlich spannendste Modell unserer kleinen Serie und darüber hinaus außer der nötigen aufzubringenden Geduld auch noch vollkommen kostenlos!
© 2019 J. de Haas
Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Jürgen finden sich in unserer Autorenübersicht!