Finnland  Zugvögel: Einmal nach Inari ...


Vorbemerkung der Redaktion: Dass wir unter "Reiseziele" den Spuren eines Spielfilms folgen, so wie dies im folgenden Beitrag geschieht, ist sicherlich ungewöhnlich. Aber es gibt einen Grund dafür: Unser Autor Karsten Franke, bereits bekannt als Skandinavienreisender seit seiner "Online-Tour" Skandinavien 2003, war von diesem Film derart angetan, dass er darüber nachgedacht hat, ob er sich nicht irgend wann einmal selbst auf den Weg machen sollte, der Handlung des Films "Zugvögel" zu folgen - und das wäre dann erneut eine Reise bis nach Inari in Finnland, und zwar in diesem Fall mit der Bahn ... 

Sollte es eines Tages soweit sein, werden wir darüber sicherlich berichten!


Der Film "Zugvögel ... Einmal nach Inari" ist nicht neu: 1997 in Deutschland und Finnland gedreht, kam er Mitte 1998 erstmals in die Kinos und wird auch heute noch häufig im Fernsehen gezeigt. Zu Recht, denn es handelt sich um einen der außergewöhnlichsten Filme der letzten Jahre.

Autor und Regisseur Peter Lichtefeld erzählt darin die Geschichte von Hannes (Joachim Król), einem schüchternen Bierfahrer aus Dortmund, dessen einzige Leidenschaften das Bahnfahren und Kursbuchlesen sind. Schon am frühen Morgen sucht er die schnellsten Verbindungen in seinen Kursbüchern und lernt sie auswendig. Er träumt davon, den ersten internationalen Wettbewerb der Kursbuchleser zu gewinnen, der ausgerechnet im nordfinnischen Inari stattfindet.

Dem Sieger winken 25.000 britische Pfund und der Titel des weltweit besten Fahrplan-Experten.

Hannes und Sirpa ...Bis dahin hat Hannes einige Abenteuer zu bestehen. Der neue Chef aus München will Hannes seinen Sonderurlaub streichen und wird kurz darauf ermordet. Kommissar Fanck (Peter Lohmeyer) beginnt mit den Ermittlungen und zählt Hannes zu den Hauptverdächtigen.

Während Hannes auf dem Weg nach Norden ist, versucht Kommissar Fanck, Hannes an den Grenzen abzufangen. Durch einen Zufall wird Hannes in Schweden vom Hamburger Kripobeamten Karl Heinz verhaftet, der Hannes verdächtigt, Mitglied in einem Geldfälscherring zu sein. Doch Hannes gelingt die Flucht und Kommissar Fanck macht sich selbst auf den Weg nach Finnland.

Auf der Fähre zwischen Schweden und Finnland trifft Hannes die Finnin Sirpa (Outi Mäenpää). Zwar kennen sich die beiden schon flüchtig aus dem Zug, doch nun kommen sie sich näher und erzählen sich gegenseitig von ihren Träumen. Hannes will den Wettbewerb gewinnen und dann Bahnexperte bei der EU werden, ein Gedanke mit dem sich Sirpa nicht anfreunden kann, denn für sie sind nicht die schnellsten Verbindungen die besten, sondern die schönsten. 

Der schönste Weg nach Inari geht über Nordschweden, über Haparanda, sagt Sirpa. Sie träumt davon, die Rosenzucht ihrer Großmutter zu übernehmen, wird daran aber von ihrem computerfixierten Lebensgefährten gehindert.

In Helsinki trennen sich ihre Wege wieder. Hannes fährt deprimiert weiter gen Norden, Sirpa fährt in ihre Wohnung und trifft dort auf lauter vertrocknete Rosen. Sie überlegt nicht lange und fährt Hannes nach.

Kurz vor Inari treffen sich beide wieder und fahren gemeinsam zum Wettbewerb. Dort wartet aber schon Kommissar Fanck.

Peter Lichtefeld erzählt in "Zugvögel" eine ungewöhnliche Geschichte, die in der realen Welt spielt. Eine Mischung aus Kriminal- und Dokumentarfilm und die gelungene Übertragung des Roadmovies auf die Schiene.

"Zugvögel" zeigt die Welt wie sie ist und verzichtet auf Effekthascherei. Bahnfahrern und Finnlandkennern wird vieles bekannt vorkommen. Der Film macht Lust auf Finnland und das Zugfahren. Sicher war er schon für viele Menschen der Auslöser für einen Urlaub in Finnland.

Die Idee für "Zugvögel" kam Peter Lichtefeld auf dem Filmfestival der Kaurismäki-Brüder im nordfinnischen Sodankylä. Auf der Rückfahrt schrieb er im Schlafwagen den ersten Entwurf für "Zugvögel". Zweifellos liebt der Autor Finnland und fährt viel mit der Bahn. Im Interview sagt er selbst, dass in diesem Film sein "Herzblut" steckt.

Auf den ersten Blick ist "Zugvögel" eine unterhaltsame Komödie. Doch wenn man genau hinsieht, zeigt der Film noch viel mehr: Zwei Menschen, die in ihrem Leben nicht viel erreicht haben und in ihren Liebesbeziehungen scheiterten; die aber beide mutig sind und für ihre Träume Job und Beziehung aufgeben.

Der Film zeigt die guten und schlechten Seiten des Lebens gleichermaßen und auch, dass es für jeden Menschen einen Weg gibt, glücklich zu werden ...


© Text 2004 Karsten Franke, Fotos: Filmausschnitte


  • Mehr zu Karsten Franke´s Skandinavien-Tour, über die wir einen Online-Reisebericht brachten: 
    Skandinavien 2003
    :  "Online" mit Zelt, Handy, Laptop
  • Und noch mehr von ihm zu einer anderen Stadt im Norden: Kiruna - Schwedens Hauptstadt des Eisenerzes ...