Nähnadelschwingen angesagt
Als letzte Änderung am Zelt ließ ich mir aus einem dem Zeltstoff ähnlichen Gewebe zwei Lappen von 25 x 20 und 25 x 25 cm fertigen. Diese nähte ich dann, nach dem ich in die Unterkannte an den Ecken je einen Tenax-Druckknopf eingesetzt hatte, ein paar Zentimeter oberhalb der Flansche an die Zelthaut an. Ich setzte je zwei Schlaufen aus 3 mm Zeltschnur, mit etwa 10 cm freien Enden, mit in die Haltenaht ein. So kann man nun diese Stofflappen aufrollen und mit den Schlaufen oberhalb der Flansche festbinden. Bei Regen oder falls die Rohrdurchführung nicht benötigt wird, kann man diese Stofflappen herunter rollen und mit den Tenaxknöpfen sturmsicher befestigen.
Die entsprechenden Unterteile der Tenaxknöpfe müssen natürlich noch an der Zelthaut angebracht werden. Ich habe das so bemessen, dass die Unterteile jeweils in einer quer verlaufenden Abnähernaht sitzen. Das ist stabiler und besser gegen das Ausreißen geschützt als in dem dünnen Stoff.
Das war es eigentlich schon mit dem Umarbeiten des Zeltes. Man muss bedenken, dass der Standort des Ofens nun nicht mehr großartig verändert werden kann, da sonst die Verbindung Ofenrohr zur Durchführung nicht mehr passt. Man sollte sich also die endgültige Stelle vorher wirklich gut überlegen.
Aber so ganz ist die Geschichte damit noch nicht erzählt. Zu den Zeltöfen möchte ich keine Empfehlung aussprechen. Die drei mir bekannten und auf dem deutschen Markt erhältlichen, sind im Prinzip und Funktion ähnlich, zwei davon auch in der Form. Auch Eigenbauten sind denkbar: Sie unterscheiden sich im Wesentlichen nur im verwendeten Material (Edelstahl, Titan, Eisen) und Preis.
Jeder kann für sich entscheiden, welche Ausführung er bevorzugt. Aber mir waren beim Betrieb meines Ofens einige Dinge aufgefallen, die sich verbessern ließen. Da ich noch in Bastellaune war, ging ich die Lösung dieser Probleme gleich mit an. Diese Vorschläge sind kein MUSS zum Betrieb des Ofens, aber machen dies meiner Meinung nach etwas sicherer.
1. Im Betrieb mit angeschlossenem Ofenrohr brennt der Ofen durch den guten Zug deutlich schneller aus, im Gegensatz zum Betrieb als offene, gefasste Feuerstelle beim Hobo-Ofen. Das bedeutet natürlich einen erhöhten Holzverbrauch und häufiges Nachlegen. Der stabile Rohrstutzen am Ofenaufsatz, an dem das Ofenrohr angeschlossen wird, bietet sich an, um darin eine Drosselklappe unterzubringen.
Ich fertigte also eine V2A Scheibe an, die eingebaut umlaufend einen Ringspalt von 5 mm frei ließ. So war noch genug Zug vorhanden, dass der Ofen auch im geschlossenen Zustand nicht nach innen qualmt. Mit einer Achse aus 4 mm V2A- Schweißdraht wurde daraus eine stufenlos verstellbare Regelklappe, die es ermöglicht, die Verbrennung deutlich zu verlangsamen.
2. Wesentlich unangenehmer ist die beim Verbrennen von z.B. Nadelhölzern auftretende Funken- und Rußflockenbildung. Diese teilweise recht "langlebigen" Funken steigen aus dem Ofenrohr empor und mit etwas Pech landen sie wieder (noch glühend) auf der Zelthaut und kokeln diese an. Noch unangenehmer wird es, wenn so ein Funken es bis zum Boden schafft und gar einen Brand auslöst, während man selber ohne Sicht nach außen im Zelt sitzt. Auch können Rußflocken das Zelt verschmutzen. Mein Ansatz, dies in den Griff zu bekommen, ist ein ins Ofenrohr gestecktes Edelstahlsieb mit einer Maschenweite von 1,5 mm. Das behindert den Zug nicht und hält ein paar Stunden durch, bevor es anfängt, sich zuzusetzen.
Man kann das Funkensieb dann einfach ausklopfen und hartnäckigen, harzigen Ruß dadurch entfernen, dass man das Sieb kurz ins Feuer hält und es "frei brennt". Ich habe das bislang mit ein paar Stunden Probefeuer getestet und es kam nicht ein einziger Funken aus dem Ofenrohr. Ein längerer Test unter Einsatzbedingungen steht im nächsten Urlaub an.
3. Nicht ganz so dramatisch, aber aus den unteren Luftlöchern im Ofen spicken auch ab und zu einige glühende Holzstückchen oder auch ein paar Funken in die Gegend. Dies besonders dann, wenn man den Ofen mit Holzkohle beschickt, um eine länger anhaltende Glut zum Wärmen zu erzeugen.
Im Zelt könnte das schnell mal ein Brandloch in der Ausrüstung oder auch der Zelthaut bedeuten. Wiederum aus Edelstahlsiebgewebe fertigte ich deshalb ein Funkenschild. Es handelt sich hierbei um einen 10 cm breiten und 66 cm langen Streifen aus recht festem Gewebe.
Da Metallsiebe an den Rändern leicht ausfransen und sich so hässliche und nach Blut lechzende Widerhaken bilden, habe ich auf die Längskanten als Schutz einen der Länge nach aufgeschnittenen, dickwandigen Silikongummischlauch von 6 mm Durchmesser mit einem Innendurchmesser von 2 mm aufgesteckt. Mit Silikonkautschuk wurde dieser Schlauch fest geklebt, an den Schmalseiten folgte ebenfalls mit dem Silikonkleber je ein entsprechend zurecht gebogenes Stück dünnes Edelstahlblech.
Man kann nun diesen Streifen einfach zusammen stecken und es entsteht so ein Ring von ca. 21 cm Durchmesser und 10 cm Höhe, den man um den Ofen herum auf die Unterlage stellt. Dieser Schild fängt zuverlässig alles ab, was aus den Löchern im Ofen herausspickt. Der Schutz lässt sich so zusammenrollen, dass man ihn zusammen mit dem Funkensieb, den beiden Bögen vom Ofenrohr und sogar auch noch den Halteklammern für die Zeltstange Platz sparend im Ofen transportieren kann ...
Fazit: Es ist nun doch eine ziemlich lange Geschichte geworden, aber es ist ja auch ein recht ungewöhnliches Zelt dabei heraus gekommen, oder etwa nicht ..?
© 2004 Bernd van Ooy (Lodjur)
Anm. der Redaktion: Einige Jahre vergehen und die Ofengeschichte geht weiter!
Übrigens wurde die "Ersatz-Kothe" vor Ort unter widrigen Wetterbedingungen seinerzeit intensiv im Echteinsatz getestet: Mehr dazu in unserem Beitrag Schweden 2004: Die Rückkehr ins Kanutenparadies ...
Neben den erwähnten Bootstouren und Reiseberichten gibt es im Explorer Magazin noch weitere Beiträge, die unseren Autor als vielseitigen Bastler und begeisterten Camper zeigen: Mehr dazu in unserer Autorenübersicht!