Erkenntnisse einer Leserreise ... |
Wie jeder weiß, schauen wir immer wieder mal gern über den autofahrerischen Tellerrand. Diesmal auf die sechste Leserreise 1999 von Pilot und Flugzeug - den bisherigen Rekord der Zeitschrift in Sachen derartiger Unternehmungen.
Eine Reise nach Australien mit letztlich 16 Flugzeugen am Start und mit 31 Personen an Bord. Die mit Abstand längste aller Touren mit ca. 100 Std. Flugzeit der Redaktions-Aerostar und zurückgelegten fast 22.000 NM über den Libanon, über Syrien, Jordanien, Saudi Arabien, den Oman, Indien, Thailand und Indonesien - eine solche Reise verdient eine ausführliche Erwähnung in unserem Magazin, auch wenn wir uns mittlerweile überwiegend am Boden bewegen!
Allein die Flugplanung schon beeindruckend, wann kann man so ein Unternehmen starten? In Anbetracht der klimatischen Besonderheiten aller Bereiche (einschließlich Australiens "wet season") kam tatsächlich nur ein Monat infrage: der Mai 1999. Interessiert (aber nicht im geringsten verwundert) nehmen wir zur Kenntnis, dass die Luftfahrtabteilung des DWD hier in blamabler Weise zur wettertechnischen Reiseplanung gar nichts beitragen konnte ...
In der Tat eine gewaltige Planungsarbeit, bei der von Überflug- und Landegenehmigungen über Hotelunterbringungen bis zu den touristischen Zielen in Australien (einschließlich der Geländewagenmiete!) alles organisiert werden musste - Beiträge zum Gelingen der Leserreise ohne Ende waren erforderlich ...
Einige Schlaglichter der Reise: Selbst das Redaktions-Flugzeug war geringfügig überladen durch einen sicherheitshalber eingebauten Zusatztank für das längste Strecken-Leg. Allerdings eine andere Leserreisen-Teilnehmermaschine um ein vielfaches überladen: Diese Aerostar war präpariert für einen nonstop-Flug von Australien nach Hawaii und weiter nach Kalifornien - nicht weniger als 5 (!) zusätzliche Tanks an Bord, die die serienmäßigen 820 Liter auf rund 1.770 Liter erhöhten. Tragisch in diesem Fall, dass es sich bei der Maschine um die erste handelte, die auf einer Pilot und Flugzeug-Leserreise tödlich verunglückte - warum genau die zwei Besatzungsmitglieder hier jedoch wirklich ums Leben kamen, ist bis heute ungeklärt ...
Trotzdem das Fazit von Heiko Teegen nach dieser Tour, dem wir nichts mehr hinzuzufügen haben: "Von allen 6 Leserreisen war diese nicht nur mit Abstand die längste. Sie war auch jene, die am perfektesten geklappt hat. Nicht an einem einzigen Tag kam es zu irgendwelchen organisatorischen Problemen, die im Vorfeld hätten erledigt werden können. Selten haben die Reisenden derart viele, bezaubernde Eindrücke bekommen, die nur schwer zu verarbeiten waren. Und selten ist die Gruppe so herzlich und hilfsbereit miteinander umgegangen wie dieses Mal ..."
... und noch eine Erkenntnis:
Ein weiteres Fazit unter "Reisen bildet" nach der Aufzählung vieler Probleme, die bei der Reise merkwürdigerweise nicht auf der weiteren Tour, sondern gerade in Europa auftraten:
"29. Mai, 19:02, Anflug auf Straubing. 2 Minuten vorher hatte Straubing den Betrieb eingestellt. Die Rollos am neuen teuren Towergebäude heruntergelassen, nachmittags um 19 Uhr an einem strahlend schönen Mai-Tag war der Flugplatz leblos, verwaist, menschenleer, sogar das Restaurant geschlossen:
Straubing-Wallmühle, einer der schönsten Flugplätze der Republik, degenerierte zur teuren Flugplatzruine, weil sich niemand ´drum kümmert. Im Lande der CSU.
Die so gerne auf die EU wettert, auf jene, die zuviel Geld,
zuviel Subventionen ausgeben. Nun: Straubing-Wallmühle bekam ein
neues Bürogebäude, einen prächtigen Eingangsbereich,
gut ausgestattete Büros für die Mitarbeiter. Das alles finanziert
mit Subventionen der EU und des Freistaates.
...
Selbstgefällig, überheblich würden wir reden und spotten, dabei leben wir Deutsche mitten in einem der größten Bananenstaaten überhaupt. Industrie und Mittelstand prosperieren, wo Unternehmer am Werk sind, drehen sich die Räder. Aber die Bremser werden immer mächtiger: Fachlich Halbgebildete in gesellschaftlich wichtigsten Organisationen wie der Flugsicherung, platte Unfähigkeit und auch Desinteresse bis zur Faulheit in den Ämtern und den Flugplatz - Dienstleistungsunternehmen, das einen kleinen Flugplatz, mit Millionen Steuergeldern ausgebaut, nachmittags um 19 Uhr abschließt.
Wir stranden mit diesen Faulpelzen, wir stranden mit diesen unfähigen Institutionen und Behörden, da mögen wir sehr sicher sein. In dem Bereich der Luftverkehrsinfrastruktur der 3. Ebene macht uns mittlerweile der Rest der Welt etwas vor.
Wir Deutsche üben uns im lächerlichen Popanz, Luftaufsicht, Flugleiter. Überflüssige, verzichtbare Luftämter und Regierungspräsidenten verfassen immer wieder dümmliche, sehr oft rechtswidrige Regeln, die niemand benötigt, die internationalen Übereinkünften widersprechen.
Das alles wird einem wieder richtig klar und gegenwärtig, wenn man reist. Wer um die halbe Welt geflogen ist, begreift den Ernst der Lage hier spätestens dann, wenn er an einem schönen Mai-Samstag nachmittags in strahlender Sonne auf einem abgeschlossenen Flugplatz landet, auf dem alle, aber wirklich alle Türen dicht sind.
Den Schock bekommt man nicht in Indien, Thailand oder sonstwo. Den Schock bekommt man hierzulande."
(Aus Pilot und Flugzeug, Heft 8/99)
Und nun haben wir auch den Reisebericht bei uns im Magazin: Australien 99!