Da wird man erfinderisch ...
- Vom Outdoor-Kochen und seinen Tücken -
Vorbemerkung der Redaktion: Der Hobo-Ofen von Bernd van Ooy, den auch wir immer gern auf Reisen mitnehmen, hat ein großes Interesse bei unseren Lesern hervorgerufen, recht häufig kommen Anfragen hierzu.
Deshalb fanden wir es auch interessant, als uns Sepp Zuckerstätter seinen eigenen Ofen vorstellte, denn der erinnerte uns natürlich sofort an das hübsche Gerät, das uns immer begleitet. Deshalb in dieser Ausgabe mehr zur Kreation von Sepp, bei der es heißt: Jeder der Interesse daran hat, dieses Gerät zu bauen und zu vertreiben, kann sich mit ihm in Verbindung setzen ...
Im Folgenden soll nicht die Rede sein von der relativ komfortablen Speisenzubereitung im Wohnmobil oder im Wohnwagen, sondern vielmehr vom Kochen unter sparsamsten Bedingungen - wenn man etwa zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Motorrad oder dem Kanu unterwegs ist und zwar während aller vier Jahreszeiten und in allen Teilen der Welt.
Bei meinen Touren im südlichen Afrika, in Südamerika, Australien oder in den Alpen hatte ich oft mit einfacher Ausrüstung eine warme Mahlzeit zuzubereiten und musste dabei feststellen: Den perfekten Kocher gibt es nicht.
Hauptsächlich treten immer wieder folgende drei Probleme auf: Wind, Stand und Brennstoffe.
- Kochen bei Wind: Wer kennt das nicht, wenn Wind weht - es muss kein Sturm sein, doch schon 2-4 Beaufort reichen völlig und man kann das Kochen auf einem normalen Kartuschen-Kocher vergessen. Die Flamme ist immer 10 cm neben dem Topf. Abhilfe schafft hier ein faltbarer Windschutz, aber damit hat man nun wieder mehr im Gepäck.
- Fester Stand: Bei Kartuschen-Kochern ergibt das Verhältnis der Bodenauflagefläche zur Höhe der Kartusche mit Kochtopf eine insgesamt recht wackelige Kochstelle. Bei Schnee und weichem Untergrund muss man überdies sowieso erst einmal eine brauchbare Unterlage schaffen. Je nach Umgebung, Fantasie, Geschick und mitgeführtem Equipment müssen dann etwa Skier, Lawinenschaufel oder Steine als Küchenutensilien herhalten ...
- Brennstoffe: Sie sind das diffizilste Problem. Gas, Benzin, Petroleum oder Spiritus darf man im Flugzeug nicht transportieren. Wenn man deren Nützlichkeit bewertet, gilt es daher nicht nur ihre Brenneigenschaften zu berücksichtigen, sondern auch ihre Verfügbarkeit vor Ort.
- Gas: Man erhält nicht immer und überall die richtigen Kartuschen (Schraubkartuschen, Camping-Gaz-Kartuschen). Bei großer Kälte ist es bisweilen schwierig bis unmöglich, das Gas zum Brennen zu bringen.
- Benzin: Dieser Brennstoff ist fast überall erhältlich, hat aber den Nachteil, dass man geübt sein muss im Umgang mit einem Benzinkocher. Sonst gibt es kein warmes Essen oder es stinkt nach Benzin ...
- Spiritus: Auch Spiritus ist auch fast überall erhältlich, hat jedoch den Nachteil, dass er eine geringe Heizleistung hat und bei Kälte vorgewärmt werden muss.
- Holz: Holz ist für verschiedene Kocher (Hobos) optimal. Es kostet wenig oder nichts und ist außer in der Wüste und im Hochgebirge fast überall zu finden. Man kann kochen, sich wärmen, es gibt auch noch eine Beleuchtung ab und ein romantisches Lagerfeuer-Feeling. Die Nachteile sind dagegen Brandflecken am Boden, längere Vorheizzeit sowie verrußtes Kochgeschirr.
Der Titel dieses Beitrages "Da wird man erfinderisch" deutet auf die Konsequenz aus den genannten Schwierigkeiten hin: Aufgrund der geschilderten Erfahrungen und meines eigenen Bedarfs an einem vielseitigen und leichten Kochgerät habe ich versucht, so einen Allrounder zu bauen.
Man sollte damit auch bei Wind gut kochen können, fester Stand sollte auf jedem Untergrund gewährleistet und der Betrieb mit allen gasförmigen, flüssigen und festen Brennstoffen möglich sein. All das natürlich bei guter Leistung. Nach jahrelanger Tüftelei und entsprechenden Tests meine ich eine akzeptable Lösung konstruiert zu haben. Ich habe meinen Kocher "Simplyfire - Die Überallküche" genannt und möchte ihn nachfolgend vorstellen.
Er ist handlich und beinhaltet alles, was man zum Kochen braucht.
Der Feuertopf ermöglicht verschiedene Brennerarten einfach einzusetzen (Benzin, Gas, Spiritus). Ohne die Brenneinsätze kann er mit festen Brennstoffen betrieben werden.
Der Windschutz hat drei Funktionen:
- als Windschutz bei Verwendung von gasförmigen und flüssigen Brennstoffen
- als eine Art Kamin bei Verwendung fester Brennstoffe
- als Auflagefläche für das Kochgeschirr.
Apropos Kochgeschirr: Bei vielen Kochern hat es mich gestört, dass man nur ein dazu passendes Kochgeschirr verwenden konnte. Bei meinem "Eigenbau"-Kocher sind, wie oben ersichtlich, ein Topf mit 0,8 Liter Fassungsvermögen sowie eine kleine Pfanne dabei. Man kann aber jedes beliebige andere Kochgeschirr verwenden.
Die Bodenstandplatte gibt dem Kocher den gewünschten Halt auf jedem Untergrund. Und was ganz wichtig ist: Sie verhindert zuverlässig die hässlichen Brandflecken am Boden.
In der von mir verwendeten Grundausstattung ist der Kocher wirklich eine Überallküche für maximal zwei Personen. Wenn man größeres Kochgeschirr mitnimmt, ist es aber auch kein Problem, für mehrere Personen zu kochen, weil die Leistung des Kochers mit Gas, Benzin oder Holz ca. 3.000 Watt beträgt. Ein weiterer Vorteil ist, dass man - wenn nötig - aus diesem einen Kocher ohne weiteres auch zwei machen kann, indem man den Gasbrenner einfach auf die Kartusche schraubt und den Hobokocher mit Holz befeuert.
Ich selbst koche am liebsten mit Holz: Es ist - wie bereits erwähnt - fast überall (gratis) verfügbar, gibt Licht und Wärme und sorgt vor allem für eine klassische Lagerfeuerstimmung. Gas verwende ich nur dann, wenn es sehr schnell gehen muss oder bei Regen- und Schneefall. Denn es ist schon bedeutend angenehmer, wenn man dann nicht den Hobokocher anwerfen muss, sondern im trockenen Zelt sein Süppchen, Tee oder Kaffe kochen kann.
Abschließend noch ein Tipp zum Kochen mit Gas bei großer Kälte. Wie oben angeführt, will bei Minusgraden das Gas meist nicht mehr so recht aus der Kartusche. Um diesem Problem zu begegnen, kann man eine einfache Konstruktion verwenden, mit deren Hilfe so genannte Wärmepads am Kartuschenboden befestigt werden.
Die meist als Taschenwärmer im Handel vertriebenen Wärmepads, die durch Knicken eines Metallplättchens warm werden, kann man im kochenden Wasser immer wieder "aufladen". Mithilfe einer der Kartusche entsprechenden Metallplatte mit Halterungen und einem starken Gummiband kann man ein Wärmepad an der Unterseite der Kartusche befestigen. Meiner Erfahrung nach kann man mithilfe dieses simplen Tricks Gas problemlos bis -18°C einsetzen.
Den "Simplyfire" gibt es nicht zu kaufen, aber vielleicht findet sich ja jemand, der Interesse daran hat, das Gerät zu bauen und zu vertreiben ..?
© 2010 Sepp Zuckerstätter