Vorbemerkung und Anreise
Die Anfahrtsroute ins Piemont kann man sich auf der Homepage des ADAC (wirklich sehr zu empfehlen!) ausrechnen lassen: Wenn man mit einem PKW ohne Anhänger fährt, ist die Route über die Schweiz billiger - wenn man mit Hänger fährt, ist es über Italien sinnvoller, wenn man Maut und Vignette berücksichtigt.
An Landkarten besorgte ich mir die Karten 2 und 3 des "Istituto geografico Centrale" (IGC-Karten nennt sie der Buchhändler) im Maßstab 1:50.000. Diese Karten sind vor Ort etwas billiger (z.B. Tankstelle). Leider waren diese IGC-Karten in manchen Bereichen ungenau, und ich verbrachte viel Zeit, um mich zu orientieren. Aber sie waren insgesamt schon brauchbar - es kommt eben darauf an, was man vorhat!
Darüber hinaus gibt es Karten im Maßstab 1:25.000, welche wirklich genau sind. Diese Karten wären sinnvoll, wenn man abseits der offiziellen Militärpisten unterwegs sein will - andererseits würde man die 4-fache Menge an Karten benötigen und das war mir zu viel. Es gibt zudem zahlreiche Mulatieres (Maultierpfade), die man spontan erforschen kann und dafür braucht man keine supergenaue Karte ...
Sehr gut ist auch der "Atlante stradale d´Italia" im Maßstab 1:200.000: Dieser Atlas ist jeweils für den nördlichen Teil, den mittleren und für den südlichen Teil Italiens erhältlich. Der Atlas war in Deutschland billiger als vor Ort. Hier sind sogar die meisten alten Militärstraßen enthalten und der Atlas ist für einen raschen Überblick ausgezeichnet.
Wichtig ist, dass man sich "gesittet" in diesem überaus empfindlichen Gebiet verhält: In den letzten Jahren kam es zu erheblichen Reibereien mit Wanderern und der einheimischen Bevölkerung. Die Folge waren Streckensperrungen und Verbote. Aus diesem Grund hatte ich mein Motorrad richtig auf "bieder und brav" getrimmt. Beide Rückspiegel waren montiert und sogar verchromt - das sollte von weitem signalisieren: Aha, kein Querfeldeinfahrer! Das deutsche Kuchenblech (Nummernschild) wurde auf seinem ordnungsgemäßen Platz montiert. Zugegeben, das alles behindert im Gelände sehr und zumindest die Rückspiegel dezimierten sich von selbst - aber der gute Wille war zumindest vorhanden ... An Absperrungen habe ich mich aber stets gehalten.
Als beste Reisezeit für die Befahrung bestimmter Strecken kommt der Herbst in Frage: Weil einzelne Restschneefelder erst im September so weit abgetaut sind, dass eine Befahrung gut möglich wird. Man kann sich auch den Sommer als Reisezeit aussuchen, wenn man nicht zu hoch hinauf will. Aber an Wochenenden bei schönem Wetter und in den italienischen und französischen Sommerferien sollte man sich unbedingt zurückhalten, will man nicht die direkte Konfrontation mit Wanderern riskieren! Ich wählte die erste Septemberwoche. Meine Wahl belohnte mich mit strahlendem Sonnenschein und Trockenheit tagsüber ...
Als ich von zuhause los fuhr, goss es in Strömen. Auf der Autobahn über den Brenner regnete es derart stark, dass man nur langsam fahren konnte, so dass der Anhänger, der sonst das Tempo drosselt, gar nicht störte. Aber Italien wäre nicht Italien, wenn das Wetter dort auch immer so scheußlich wäre wie bei uns: Südlich der Alpen hörte der Regen auf und es wurde immer wärmer, so dass ich mit offenem Schiebedach und heruntergekurbelten Scheiben an meinem Zielgebiet ankam.
Da hier die Unterkunftsmöglichkeiten nicht so üppig vorhanden sind, tut man gut daran, sein Zelt mitzunehmen. Es macht ja auch Spaß, abends bei trockenem Wetter in sein Zelt zu krabbeln. Der Campingplatz "Gran Bosco" liegt exakt in der Mitte des Operationsgebietes, etwa zwischen Salbertrand und Oulx. Dort waren auch andere Motorrad- und Offroadfahrer abgestiegen und man kann sich entsprechend austauschen und findet auch gleich Anschluss, wenn einem danach ist. Das Camp kann man nur loben: Ein lauschiges Plätzchen für die Zelte, Top-Waschräume mit Top-Duschen, ohne den sonst bekannten Münzautomaten ...
© 2002 Hans-Jürgen Weise