Auf zum Gardasee ...

Dümmer geht´s nümmer! Oder wie soll man das sonst nennen, wenn man nach all den Problemen mit anderen Touren in dieser Saison - sind alle ausgefallen! - nun endlich wenigstens zur Saisonabschlusstour aufbricht und völlig überraschend eines feststellt: Es ist Ferienanfang !

Aber die Termine wurden seit längerem durch vieles andere bestimmt und nicht unbedingt durch eigenen Willen - als wir an diesem Morgen Richtung Bad Aibling aufbrechen (immerhin ist man manchmal schon am neuen Standort!), da merkt man es sofort: Viel Verkehr, viele Kinder an Bord anderer Fahrzeuge - es sind Herbstferien! Aber offensichtlich gibt es dennoch auch genug Urlauber ohne Kinder - vom Inntaldreieck bis nach Österreich erlebt man wieder mal alles an zügigen Fahrern rund um das Redaktionsfahrzeug, was das Herz begehrt ...

Erste Ziele: Lazise und Toscolano-Maderno ...Über den Brenner bis zur Ausfahrt Lazise hatten wir die Anreise wieder mit Autoroute 2000 geplottet, die schnellsten Verbindungen zum Gardasee sind halt bekannt und da will man das GPS eigentlich nur für einen einzigen Zweck nutzen: Für Auskünfte, wie lang man noch zum Ziel unterwegs ist.

Zu direkt drei oberitalienischen Seen sollte es also zum Saisonabschluss gehen, ein ruhiger Ausklang war gefragt nach all den Wirren der letzten Monate und außerdem sollte vom Geheimtipp, der von der Landschaft rund um den Lago d´Idro berichtete, bis hin zur neuen FUGAWI-Version alles getestet werden, was sich bei dieser Gelegenheit testen ließ ...

Die Verbindungen zwischen den Seen, die ungefähr mit dem Gardasee auf einer Höhe (= Breite ) liegen, sollte mit FUGAWI geplottet und bei dieser Gelegenheit auch das neue Höhenprofil genutzt werden - also genug zu tun für den Saisonausklang!

10 Tage waren geplant: Lang genug und nicht zu lange für ein 10-Tage-Pickerl auf Österreichs Autobahnen - mehr sollte man uns dort nicht abnehmen.

Und dann - dem Ferienbeginn zum Trotz: Kein Problem erwartet uns auf den Autobahnen Richtung Italien, sicherlich, jede Menge Fahrzeuge bis zum Brenner, aber bald wird es ruhiger - bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen rollen wir gen Süden - ein Auftakt zum Ausklang wie bestellt - die oberitalienischen Seen können kommen!

Sa, 27.10.01 - Ankunft

Nach angenehmer Fahrt erreichen wir die Autobahnausfahrt von Lazise - einziges Problem nun: Wir haben zwar die Adresse des ersten Campingplatzes, den wir hier ansteuern wollen, aber keine Ahnung, wo das sein könnte. Nun ja, wird schon kein Problem sein, sagen wir uns, bisher reichte die Beschilderung noch überall, wo wir so hin gekommen sind.

Diesmal wird es anders: Kein einziges Schild verweist auf den von uns gesuchten Platz, und ehe wir uns versehen, sind wir schon durch den ganzen Ort gerauscht und müssen wenden - ein Hauch von russischem Roulette bei der hier abschüssigen, kurvigen Strecke, den wild gewordenen Rad- und Autofahrern sowie unserem Wendekreis! 

Überhaupt die Radfahrer: Unmengen davon rasen die Strecke am Straßenrand entlang, seit dem wir uns dem Ort genähert haben, alle verkleidet als Radrennfahrer, immer rudelweise unterwegs, mal hintereinander, oft nebeneinander, eine Gruppe nach der anderen, aber immer ein Verkehrshindernis auf der Straße. Sämtliche Fahrer in voller Uniform mit Tropfenhelm, dunkler Sonnenbrille, grellbunter Radfahrkleidung - Giro d´Italia-Training, oder was mögen die sonst glauben, dass sie hier machen?? 

Angekommen ...Weiteres Rumkurven in Lazise ist angesagt, wir parken in der Nähe der Altstadt vor den Stadtmauern am dortigen Parkplatz - oder besser, wir stellen uns vor den Parkplatz. Denn dieser selbst ist mit Querlatten in ca. 2 m Höhe abgesperrt - ein Hindernis für die hier üblichen, ebenfalls rudelweise auftretenden wilden Parkplatzcamper, denen man so mitsamt ihrem Wohnmobil einen Riegel vorgeschoben hat. Unser Dank gilt in diesem Moment all den Camperfreunden, die hoffentlich mitsamt ihrem Gefährt irgend wo in der WoMo-Hölle braten mögen (aber ohne Dusche und Gelsenkirchner Barock-Sitzecke! ) - denn das Ergebnis ist nun, dass man hier nicht mal mehr parken kann!

Wir rufen am Platz an und man beschreibt uns am Telefon den Weg - dass hier deutsch gesprochen wird, gehört zum Service. Ganz in der Nähe des Zentrums ist der Platz, nachdem wir nochmals um zwei Ecken gefahren sind, stehen wir am Camping du Parc in Lazise (N45°29.925´ E010°44.245´).

Man ist sehr freundlich und erklärt uns, dass man sich den Stellplatz selbst aussuchen kann - nach einem kleinen Spaziergang rund um den Platz soll man die gewünschte Nummer in den mitgegebenen Übersichtsplan eintragen.

Wir suchen uns eine Stelle in Seenähe, neben (unter) uns steht ein 8 m-Riesenwohnwagen von Campern aus Innsbruck Land, hier wie überall toben jede Menge Kinder herum: Ferienzeit!  

Der Platz ist geöffnet bis Anfang November, man will offensichtlich die Ferien noch mitnehmen, wer kann es ihnen verdenken? Das Wetter ist unverändert optimal: Es ist warm, mehr als 20°C, Sonnenschein und südliche Atmosphäre tun das ihre zu einem entspannenden Auftakt bei einem Glas Rotwein.

Der Campingplatz ist berstend voll. Ein echter "Offroader", erkennbar an seinem urig aufgemotzten Gelände-"K", mit dem er mehrfach grüßend an uns vorbei fährt, nimmt zielsicher Kontakt auf. Er entpuppt sich als humoriger Beamter der bayrischen Forstverwaltung und erzählt, dass es bis gestern hier leer gewesen sei. Jetzt zum Ferienanfang wäre alles anders geworden, neben den Ferien in Deutschland seien schließlich jetzt auch noch "Energieferien" in Österreich. Wir haben uns eben die beste Zeit ausgesucht!

Macht Eindruck: Offroad auf dem Campingplatz ...Ganz in der Nähe von uns campiert eine Jugendgruppe mit Zelten und jeder Menge Ausrüstung bis hin zum Bierzelt. Zwei Abgesandte der Gruppe gehen von Stellplatz zu Stellplatz und kündigen einen etwas lauteren Abend an - es wird allerdings deutlich, dass sie wohl bereits mit Ärger rechnen, immerhin wollten die Leute um diese Jahreszeit scheinbar überwiegend Ruhe hier, bekommen wir von ihnen zu hören ...

Ein amerikanischer Full-Size Pickup, der zum 8 m-Wohnwagen neben uns gehört, taucht auf und ein wildes Rangieren in der gesamten Umgebung setzt ein. Dabei müssen offenbar jede Menge anderer Fahrzeuge umgesetzt werden, bis schließlich der Pickup auf einen noch leeren Platz manovriert wird, da er sonst nirgendwo hin passt - wie machen die das, wir bräuchten Sonderurlaub mit so einem Gespann!

"Wieder 30 Liter weniger im Tank!" kommentiert unser "Offroader" das Rangiermanöver des Pickup und amüsiert sich auch sonst mächtig über das Treiben rund um uns herum. Der Nachmittag vergeht wie im Fluge, er erzählt uns eine Geschichte nach der anderen, bis wir ankündigen, nun essen gehen zu wollen - aber wir versprechen ihm, abends wieder bei ihm vorbei zu schauen.

Wieder einmal ist ein Rundgang im abendlichen Lazise angesagt, nicht das erste Mal in den letzten Jahren. Schon oft haben wir den Ort am Südostufer des Gardasees zwischen Peschiera und Garda besucht, über den man bei ItaliaReisen nachlesen kann: 

"Gegenüber blickt man direkt auf die Spitze (Punta Grotte) der langgezogenen Halbinsel von Sirmione. Die dicken Stadtmauern aus dem Mittelalter sind zum Teil noch erhalten. Sehenswert sind der kleine Fischerhafen und die stolze Burg der Scaliger; das alte Zollhaus erinnert an die venezianische Zeit. In der Altstadt innerhalb der Stadtmauern finden Sie direkt an der Uferpromenade Restaurants, Tavernen, Pizzerias, Cafés und Eisdielen, Disco sowie gute Geschäfte. 

Lazise ist wie geschaffen zum Schwimmen oder zum Faulenzen und Träumen am Wasser. Der Strand ist lang und teilweise sandig, das Wasser flach. Im Sportzentrum Caneva ist alles vorhanden. Schwimmbad, Tennis, Reitstall, Minigolf, Tischtennis, Disco etc. Wenige km südlich Lazise in Richtung Peschiera liegt der Vergnügungspark "Gardaland" für Jung und Alt. (...) Ca. 5 km östlich von Lazise erwartet Sie ein schön angelegter Tierpark mit Freigehege und Autosafari als besondere Attraktion."

Vom Kastell in Campingplatznähe ... ... in die abendliche Innenstadt ...
Südliches Flair ... ... und Idylle am Seeufer ...

Für den heutigen Abend suchen wir uns ein hervorragendes Lokal: Das Antica Locanda Ulivo, Corso Cangrande, 22 Lazise, Tel (0039)045/6470205 (Für Italien die Null in der Ortsvorwahl mitwählen!) ist mit seiner urigen Atmosphäre, seiner Holzbohlendecke und seiner Außenwand, die von der alten Stadtmauer gebildet wird, genau das Richtige für einen Reiseauftakt - Gelegenheiten zum "Kochen unterwegs" werden sich woanders noch genug ergeben!

Und abends auf dem Rückweg zum nahen Campingplatz sehen wir sie dann: Dicht an dicht stehen sie auf dem einzigen noch verbliebenen und nicht mit Querlatten abgesperrten Parkplatz - Unmengen an WoMos direkt neben dem Campingplatz abgestellt, einige davon noch dreist halb auf dem Fußweg zur Altstadt. Nicht nur Italiener, sondern auch einige deutsche Kennzeichen zieren die Fahrzeuge im Hymer-Look. Wer mag es der Verwaltung von Lazise und anderer Orte verdenken, wenn sie sich auf ihre Art bemühen, diesen Camping-(Un)Wesen das Handwerk zu legen, die letztlich auch allen anderen die Tour mit vermasseln!

Abends finden wir uns auf ein Glas Roten beim "Offroader" in seinem stinknormalen "Onroad"-Wohnwagen ein, den er dabei hat: Wollte er damit wirklich nach Lybien, wie er erzählt? Aufgrund der Einreiseprobleme dort sei er in Italien geblieben, erfahren wir, das mit dem erforderlichen Visum schien ihn überrascht zu haben und so zeigt er uns seine Italien-Fotos: Er erzählt uns dabei von früheren Afrika-Fahrten, von zurück gelassenen bimobil-Kabinen, die er dort einst gesehen hat, von Abenteuern und Abenteurern ...

Wir verabschieden uns zu vorgerückter Stunde: Morgen wollen wir weiter und weg von diesem Platz - auch wenn wir immer wieder gern in Lazise sind, ist dies doch eindeutig nicht die richtige "Camping-Idylle" für uns! Bevor wir uns allerdings auf den Weg zum Geheimtipp, den Lago d´Idro machen, wollen wir vorher noch einmal auf der Westseite des Gardasees einen Zwischenstopp einlegen - vielleicht ist da ja alles ganz anders ...?

Morgen schließlich wollen wir weiter nach Toscolano-Maderno. Man könnte es sich vielleicht bereits ausmalen: Weiter geht die Fahrt entlang am Gardasee, vorbei an einem Panorama, das einfach nur überwältigend ist. Es könnte uns fast sogar entschädigen für die vollgestopften Straßen, auch wenn man nur langsam voran kommt und die Geduld wieder auf eine harte Probe gestellt wird ...


© 2002 J. de Haas