Kurs Südwest ...

Mi, 03.09.03: Auch das Frühstück im warmen, beheizten Stadel ließ den Tag angenehm beginnen. Als wir wieder von der Ringstraße in Richtung Hochland auf die 722 einbogen, verabschiedeten wir uns von Conny und Günter, da das gebrauchte Getriebe schon wieder Geräusche von sich gab und sie einen Ausfall des Patrols ausgerechnet im Hochland nicht riskieren wollten. Sie blieben daher für den Rest der Tour auf den befestigten Straßen. Wir dagegen kamen auf der schön off-roadigen Hochlandpiste 578 gut voran und erreichten bereits am Nachmittag die weitläufigen Lavahöhlen Surtshellir. Dort trafen wir seit unserem Abzweig von der Ringstraße endlich auch wieder auf Menschen. 

Von hier aus waren es nur noch wenige Kilometer bis zum Super-Campingplatz in Husafell: Dieser hatte jedoch auch wieder keine Duschen und das Schwimmbad war unter der Woche ebenfalls nicht geöffnet. Nasskaltes Nieselwetter machte das Zusammensitzen selbst unter der Plane nicht gerade gemütlich. Wir trafen hier eine Familie, die allein mit ihrem Toyota HZJ die entlegenen Ecken Islands erkundeten: Deren vierjährige Tochter war ein genialer Spielkamerad für Robin ...

Ein Muss für jeden Touri: Die Blaue Lagune ... Der Weg in die Hauptstadt Islands führte uns durch den mautpflichtigen Tunnel unter dem Fjord Hvalfjördur hindurch. In Reykjavik bezogen wir Zimmer im gebuchten Drei-Sterne-Hotel und fuhren danach zum Baden in die Blaue Lagune: Wir genossen das warme Wasser im Lavabecken mit dem grauen Schlamm am Boden - ein Muss für jeden Touri!

Ein eiskalter Wind sorgte dafür, dass wir so wenige Körperteile wie möglich aus dem milchigen Wasser herausstreckten. Der Rückweg zum Hotel führte bei Kentucky Fried Chicken vorbei, wo wir als Kontrast zum selbstgekochten Essen der letzten Tage "fürstlich" speisten.

Fr, 05.09.03: Am nächsten Tag erkundeten wir Reykjavik mit seinem in den See hinein gebauten Parlamentsgebäude, seinen gefräßigen und alles andere als menschenscheuen Vögeln und seiner modernen Kirche. Im Einkaufszentrum deckten wir uns mit Lebensmitteln für den Rest der Reise ein und ließen dafür wieder viel Geld an der Kasse. Am Abend leisteten wir uns noch einmal ein gutes Essen im Restaurant: Dass wir pro Person umgerechnet über 50 Euro dafür bezahlen mussten, konnte uns den Genuss des fantastischen 5-Gänge-Menüs nicht verderben ...

Nächstes Ziel: Das Geysirgebiet mit seinen noch aktiven Spritzern. Der Geysir selbst, der allen Springquellen den Namen gab, ist nicht mehr richtig aktiv, jedoch spritzt bekanntlich der etwas kleinere Strokkur sehr eindrucksvoll seine erhitzten Wassermassen regelmäßig in die Luft. Von dort aus ist es nur noch ein kurzer Weg zum "goldenen" Wasserfall Gullfoss

Vom Gullfoss aus führt die naheliegende Route über die Hochlandpiste F 35, den Kjölur. In Hveravellir, wo wir uns eigentlich auf ein Bad in den warmen Becken eingestellt hatten, wurden wir enttäuscht: Ein Bad war wegen der Gefahr einer Wurminfektion leider nicht möglich. Zurück in Richtung Ringstraße führte unser Weg über die F 347, eine sehr eindrucksvolle und völlig menschenleere Hochlandroute. Die Nacht verbrachten wir idyllisch auf dem Weg zwischen zwei Bächen. Es wurde die kälteste Nacht unserer Tour und wie nicht anders zu erwarten, versagte ausgerechnet in dieser Nacht natürlich die Standheizung ihren Dienst. Der Zuleitungsschlauch für die Spritversorgung hatte die Rüttelpisten nicht überstanden ... 

So, 07.09.03: Nach Austausch dieser Leitung am heutigen Tag funktionierte die Heizung wieder einwandfrei. Peter wurde sehr früh geweckt, als ihm die ersten Leute von zu Hause aus zum Geburtstag gratulierten und dabei die Zeitverschiebung zu Deutschland nicht berücksichtigten: So klingelte sein Handy bereits um 6:00 Uhr morgens isländischer Zeit. 

Manchmal kommt der Adrenalinstoß ...Nach einer eiskalten Nacht und einer Wäsche am Bach brachen wir auf zur Landmannalaugar, unserer nächsten Etappe. Von dort aus weiter zur Eldgja, einer Eruptionsspalte, an der wir nur ein kleines Stück ihrer 30 km entlang wanderten. 

Der Weg zum Parkplatz führte durch eine tiefe Furt, die unseren schweren Toyota versetzte und uns einen kräftigen Adrenalinstoß versetzte: Die bisher nicht allzu tiefen Furten der vergangenen Tage hatten uns fast schon ein wenig leichtsinnig werden lassen ...

Weiter: Von der Eldgja aus auf der F 261 an der Nordseite des Myrdalsjökull entlang wieder nach Westen. Die zahlreichen Furten ließen unseren Puls vor allem nach dem Erlebnis auf dem Weg zur Eldgja regelmäßig sehr schnell werden. Dafür wurden wir mit zahllosen farbenprächtigen Regenbögen in einer unbeschreiblichen Natur entschädigt. Wieder auf der Ringstraße angekommen, erreichten wir nach kurzer Zeit den Campingplatz in Skogar in unmittelbarer Nähe zum Wasserfall Skogafoss. Während wir das leise Rauschen des Wasserfalls aus einiger Entfernung vorzogen, hatten hartgesottene Fahrradtouristen ihr Lager in unmittelbarer Nähe des tosenden Skogafoss aufgeschlagen.

Die Ringstraße hatte uns am nächsten Morgen wieder: Wir waren auf dem Weg zum Vogelfelsen von Dyrholaey, wo wir zu unserer Enttäuschung aber wieder keine Papageientaucher zu sehen bekamen, da diese Vogelart bereits Anfang August Island verlässt und zu den etwas wärmeren Shetland-Inseln zieht. Zum Trost konnten wir zahlreiche Sturmvögel bei ihren Flugkünsten an den Steilklippen bewundern. 

Unser nächster Abstecher ins Hochland war fällig: Er führte uns zur Lakagigar, einer sehenswerten Eruptionsspalte. Die Hauptpiste bis zur Laki-Spalte war sehr gut ausgebaut und oben stand bereits einer der in Island nahezu überall anzutreffenden Allradbusse mit einer Reisegruppe. Die kurze Wanderung zwischen kleinen Spalten am Rand eines Kraters vermittelte uns wieder einmal ein bisschen von den gewaltigen Kräften, die ein Vulkan bei einem Ausbruch freisetzen kann.

Fahrten über Lavabrocken ...Für den Rückweg wählten wir eine kleine Piste abseits des Touristenstroms: Diese Route wurde offensichtlich schon längere Zeit nicht mehr befahren, wie der Moosbewuchs zeigte. Nach etlichen Kilometern Buckelpiste gelangten wir zu einer gesperrten Brücke - laut Karte sollten wir an dieser Stelle auch den Fluss überqueren. Eine nähere Betrachtung des Umfeldes zeigte, dass die Brücke sowie auch ein breiter Streifen des Lavafeldes offenbar durch ein jüngeres Erdbeben beschädigt worden war. Nach einigem Suchen konnten wir auf der anderen Seite der zerklüfteten Lava einen Weg auf unserer Seite des Flusses entdecken. Also kämpften wir uns über die noch moosfreien Lavabrocken und folgten dem entdeckten Weg. 

Wenig später war der Weg dann jedoch nicht mehr erkennbar und erst ein längerer Erkundungsmarsch konnte den weiteren Verlauf klären. Wir trafen auf das nächste Hindernis dieses Weges: Eine Wasserdurchfahrt, die eigentlich gar nicht schlimm aussah. Uns verunsicherten jedoch Spuren, wo anscheinend Isländer versucht hatten, neben der Spur mittels aufgeschichteter Steine durch den tief ausgewaschenen, aber schmalen Bach zu fahren. Auch wir überlegten nun, wie wir mit Sandblechen den Bach überqueren könnten. Sabine bot an, das eiskalte Wasser zu Fuß zu durchqueren, aber ihr Bruder Peter entschloss sich, am Windenseil angehängt, die Wasserdurchfahrt einfach zu versuchen. Diese erwies sich dann aufgrund von steinhartem Untergrund zum Glück als problemlos befahrbar. So traten wir sichtlich entspannter den weiteren Weg an, bis wir schließlich an einen sehr breiten Fluss mit einer gewaltigen Strömung gelangten. Doch mit unseren hohen und gegen Wasser geschützten Fahrzeugen konnten wir auch diese sehr lange Furt gut bewältigen.

Furten bis zum Anschlag ... ... und Klettern im Gelände ... Duchkommen ist alles!

Der sehr anspruchsvolle Weg war ein tolles Erlebnis für uns und wir freuten uns ausnahmsweise darauf, die Hauptpiste und wenig später die südliche Ringstraße zu erreichen. Wir wählten den Campingplatz in Kirkjubaejarklaustur für unser Nachtlager aus, der luxuriös ausgestattet war und mit Duschen, Küche, Waschmaschine und sogar einem Bügelautomaten aufwartete. Der Abendhimmel bescherte uns dann auch noch Nordlichter - ein gewaltiges Spektakel am Nachthimmel ... 

Di, 09.09.03: Am heutigen Morgen steuerten wir den Nationalpark Skaftafell an und erkundeten zu Fuß den Wasserfall Svartifoss. Auch heute konnten wir bei strahlendem Sonnenschein unsere Mittagspause verbringen. Als nächstes Ziel stand die längste Furt Islands zur vorgelagerten Insel Ingolfshöfdi auf dem Programm: Dort angekommen, mussten wir allerdings zuerst einen wassergefluteten Weg bis zum Meer bezwingen.

Als wir dann vor dem Meer und der weit entfernten Insel standen, bewegten uns Gedanken um im Salzwasser versinkende Autos schließlich doch noch zum Umdrehen - somit blieb uns mehr Zeit, wenig später in der Gletscherlagune Jökulsarlon die riesigen im Wasser schwimmenden Eisberge zu bestaunen. Weiter in Richtung Osten zweigten wir ab auf die F 985 zum Gletscher Skalafellsjökull. Die Hütte am Gletscherrand wurde bereits für die nächste Saison neu gestrichen und wir waren die einzigen Gäste, die noch den köstlichen Kuchen genießen konnten, den man hier auftischt. Leider waren wir zu spät dran, der Gletscher hatte bereits zu große Risse: Eine Gletscherfahrt mit dem Superjeep war nicht mehr möglich und die Veranstalter konnten nur noch eine kleine Runde mit einem Kettenfahrzeug anbieten ...

Fotosession am Gletscherrand ...Nach einem Foto am Gletscherrand ging es weiter nach Höfn, einen Ort, den wir angesichts der unangenehmen Witterung nur per Auto besichtigten. Unser heutiges Nachtlager schlugen wir auf dem Campingplatz in Stafafell auf, während Conny und Günter die warme Unterkunft in der Jugendherberge bevorzugten. Als einzige Gäste auf dem wieder einmal ohne funktionierende Dusche sehr einfachen Campingplatz statteten uns lediglich ein paar Schafe einen Besuch ab. Während sie am Abend noch ein wenig Abstand zu den Fahrzeugen hielten und uns lediglich etwas vorschmatzten, nächtigten sie später direkt am Mercedes. Sabine stellte das fest, als sie die Leiter vom Dachzelt hinabstieg und beinahe auf ein darunter liegendes Schaf gestiegen wäre. Auch die zahllosen Kothäufchen zeugten am nächsten Morgen von der Anziehungskraft des grünen G auf die Tiere. 

Am Mittwoch lag nur noch die gemütliche Fahrt nach Egilstadir vor uns: Um den Urlaub nicht allzu ruhig ausklingen zu lassen, wählten wir noch einige "Abkürzungen", wobei uns die erste bereits mit einem teilweise weggespülten Weg in gewaltige Schräglagen zwang und Peter dabei des öfteren die Sorge hatte, dass der G mitsamt seinem Dachzelt gleich den Abhang hinunter stürzen würde ...

Die zweite "weiße" Straße des Tages, die "Öxi" genannte 939, erwies sich tatsächlich als schnell zu fahrende Piste, während sich die anschließend noch gewählte F 936 mit ihrem starken Gefälle als anspruchsvoll zeigte. Am Nachmittag trafen wir am Campingplatz in Egilstadir sehr viele Reisende, welche bereits vor zwei Wochen mit uns von der Fähre gegangen waren (darunter auch wieder das Explorer Team) ...

Angekommen: Auf dem Campingplatz von Egilstadir ... ... auch andere Heimkehrer sammeln sich hier ...

In diesem nicht mehr weit von Seydisfjördur entfernten Ort wurden nun noch die letzten isländischen Kronen ausgegeben und die Dieselfahrzeuge mit dem günstigen Treibstoff betankt. Jetzt konnten die unterschiedlichsten Erfahrungen und Erlebnisse der vergangenen zwei Wochen in Island ausgetauscht werden.

Do, 11.09.03: Heute morgen war es schließlich so weit: In einer Kolonne fuhren wir zurück nach Seydisfjördur, wo wir noch Stunden auf das Einchecken für die letzte Fähre der Saison 2003 warten mussten - dafür wurden wir traditionsgemäß mit Blaulicht und Sirene verabschiedet ...

Jetzt standen uns nur noch viel zu lange Seetage und eine lange Heimfahrt von Dänemark zurück nach Süddeutschland bevor. Bis zu unserem nächsten Island-Urlaub werden wohl einige Jahre vergehen. Bis dahin sparen wir kräftig und wärmen uns noch ein wenig in sonnigeren Gefilden auf ...


© 2004 Text/Bilder: Rainer Seefried, Bilder unten: Explorer Magazin