Schwerpunkt "Neue Norröna", Teil 2: Innere Qualitäten ...
An unserer Kabine ist (fast) nichts auszusetzen: Immerhin gibt es für Selbstverpfleger wie uns einen kleinen Kühlschrank und ein Fernseher mit einigen wenigen Programmen soll der Unterhaltung dienen. Selbst ein Hosenbügler ist vorhanden, wer auch immer so ein Gerät brauchen mag.
Allerdings, "Außenkabine" haben wir uns etwas anders vorgestellt: Unser Kabinenfenster liegt in Richtung zu einem Decksgang. Da sollte man den Vorhang schließen, wenn man nicht eine unfreiwillige Peepshow für die Mitreisenden bieten will - Gelegenheit dazu besteht ...
Der Blick auf das Meer wird in derartigen Kabinen durch ein großes Rettungsboot versperrt. Immerhin mag der direkte Blick auf dieses Beiboot dem einen oder anderen Passagier das Gefühl von Sicherheit vermitteln. Wir hätten lieber einen freien Blick auf die See, den wir dann auf der Rückfahrt tatsächlich auch bekommen.
Wir machen uns auf, das Schiff zu erkunden: Auf dem 5. Deck befindet sich die Rezeption mit Gelegenheit zum Geldwechsel, die man besser nicht nutzt. Miese Kurse und happige Gebühren würden die Reisekasse schwer beuteln. Hier liegen Informationen zum Schiff und zum Programm aus sowie die Anmeldezettel für den obligatorischen Brückenbesuch.
Drei Uhren machen dem Passagier klar, dass er jede Uhrzeitangabe in den Programmen, Fahrplänen usw. genau überdenken und prüfen muss.
Da haben wir die gültige Zeit in Dänemark (MESZ), diese Zeit gilt für die Abfahrt und Ankunft in Hanstholm. Bordzeit ist jedoch die faringische Zeit mit einer Stunde Unterschied. Alle Zeitangaben für die Veranstaltungen an Bord sowie Ankunfts- und Abfahrtszeit in Thorshavn beziehen sich hierauf. Und dann haben wir noch die in Island gültige Zeit (UTC), die sich um eine weitere Stunde unterscheidet und für Ankunft und Abfahrt in Seydisfjördur maßgeblich ist. Alles klar? Dann sollte das Umstellen der eigenen Uhr nicht allzu kompliziert sein.
Nicht weit von der Rezeption ist ein echter "Hingucker" montiert: Auf einem großen Bildschirm wird der Navigationsbildschirm der Brücke eingeblendet. Eine Seekarte mit Soll- und Istkurs, GPS-Daten wie Position, Geschwindigkeit, Kurs, Abweichung vom Sollkurs, geschätzte Ankunftszeit, nächster Waypoint usw. sorgt für Klarheit. Zur Unterhaltung dienen zusätzlich die Warnungen, die die Navigationssoftware anzeigt und die Versuche der Brücke, diese "wegzuklicken". Hier schlägt das Herz des Navigators höher, denn so nah konnte man den Fortgang der Reise noch nie verfolgen ...
Recht unterhaltsam sind auch die Kommentare und Diskussionen der weniger navigations- und GPS-erfahrenen Passagiere, die sich aus den Abkürzungen ROT, ETA, SPD, LON, LAT usw. zusammenreimen, was denn hier wohl angezeigt wird. Da wird schon mal aus WPT 09 (nächster Wegpunkt 09), Windstärke 9 (wegen WP für Windpower, wie man uns erklärt ). Es hat zwar wirklich heftig geblasen, aber zum Glück waren wir von 9 Windstärken wohl noch etwas entfernt - zumindest auf der Hinreise ...
Im Vergleich zu früher hat sich der Kurs der Norröna geändert: Jahrelang ist man zwischen den Orkneys und den Shetland Inseln hindurch zu den Faröern gefahren. So ist es auch auf allen Plastiktüten, Webseiten und Aufklebern der Smyril Line zu sehen. Nun jedoch verläuft der Kurs östlich der Shetland Inseln.
Nicht weit vom Navigationsbildschirm entfernt befindet sich die stark beworbene Shopping Arcade. Sie soll drei Mal so groß sein wie auf der alten Fähre, aber wir können nicht feststellen, dass sich das Warenangebot merklich erweitert hat: Neben Andenkenkitsch, Süßkram, Parfümeriewaren und einigen Modeartikeln wird überwiegend Alkoholisches angeboten. Das Angebot nicht alkoholischer Getränke ist dürftig. So gibt es z.B. nicht einmal Mineralwasser mit Kohlensäure. Auch wer sich nicht ausreichend mit Lesestoff versorgt hat, wird hier nicht fündig.
Laut Programm findet im Viking Club (auch an Deck 5) eine Informationsveranstaltung zum Thema Sicherheit an Bord statt. Wir kommen 5 Minuten zu spät und sehen wie mit vielen faringischen (oder dänischen) Worten die Benutzung der Schwimmwesten erklärt wird. Danach bedankt sich der Vortragende und geht. Wir sind verwirrt: Wir haben zwar keine Erläuterung in Deutsch erwartet, aber Englisch wäre uns sinnvoll erschienen. Vielleicht (?) wurde ja in den ersten 5 Minuten abgestimmt, in welcher Sprache der Vortrag gehalten wird, aber dennoch: Einige Sicherheitshinweise in Englisch hätte man selbst in diesem Fall spendieren können.
Hier im Viking Club spielt jeden Abend spät eine Band auf und eine Tanzfläche erwartet die kessen Sohlen, sofern diese nicht (wie bei uns) zu festen Islandschuhen gehören. Wir haben Pech! Die Band ist so erbärmlich schlecht, dass sich innerhalb von 15 Minuten der Club fast vollständig leert. Auch wir flüchten in das sechste Deck, in die Naust Lounge. Dort gibt es regelmäßig das Bordquiz mit allerlei schwierigen Fragen, z.B. "Wie heißt der Finanzminister der Faröer", "wie heißt der höchste Berg Schwedens", "wie viele Herzen hat ein Octopus" usw.
Wir geben alles und - gewinnen! Der Sieger erhält einen Cocktail. Wir diskutieren mit dem Barpersonal über die Qualität der Band und erfahren, dass die Bands regelmäßig wechseln und auch schon richtig gute Musiker für Stimmung und einen vollen Club sorgten. Den Drummer der aktuellen Band treffen wir übrigens noch recht häufig, stets begleitet von einer Flasche Guinness. Über unsere guten Kontakte zum Personal der Bar (fest in österreichischer Hand!) erfahren wir, dass der Drummer leicht an die 10 Fläschchen Guinness schlürft, bis er dann zum Auftritt schlurft ...
Überhaupt scheint Alkohol hier "Hauptnahrungsmittel" vieler einheimischer (faringischer) Passagiere zu sein. Wer sich zunächst über die Preise wundert und vielleicht denkt, das ist ja fast teuerer als bei uns in Deutschland, sollte einen zweiten Blick riskieren: Denn alles, was hier ausgeschenkt wird, sind Doppelte (4 cl). Auch die Cocktails enthalten stets die doppelte Menge Alkohol. Fassungslos beobachten wir, wie häufig eine doppelte Cola Rum bestellt wird. Das sind 8 cl weißer Rum, Eiswürfel - der Anteil an Coca Cola ist kaum noch in der Lage, das Getränk einzufärben. Elektronische Zapfvorrichtungen sorgen dafür, dass man keineswegs zu wenig Alkohol bekommt. Hier trinken einige Passagiere, bis sie nur noch lallend "double" bestellen können. Auf Rückfrage, welches Getränk denn "double" sein soll, wird schnell klar, dass es dem Besteller egal ist ...
Für die ca. 120 Leute der Besatzung, die hier in der Hochsaison Dienst tun, gilt dagegen absolutes Alkoholverbot - auch in der Freizeit. Wer vom Landgang zurück kommt, muss mit Alkoholkontrollen rechnen und riskiert seinen Arbeitsplatz, wenn das Messgerät mehr als 0 Promille anzeigt.
Wer von der Besatzung auf die Idee kommt, der Bordeintönigkeit mit anderen berauschenden Mitteln entrinnen zu können, riskiert ebenfalls viel: Denn der isländische Zoll in Seydisfjördur kontrolliert hin und wieder die Kabinen der Besatzung mit Drogenhund und in Begleitung des Kapitäns. Bedenkt man, dass ein Besatzungsmitglied in der Regel durchgehend 6 Monate Dienst hat, sollte es mit Abstinenz keine Probleme haben ...
Wir nutzen die Gelegenheit der Brückenbesichtigung mit Herrn Hansen, den wir schon von der alten Fähre kennen. Neu für uns ist, dass Herr Hansen nun bei jedem Besucher 10 DKR einsammelt, bevor er uns in den Sicherheitsbereich einlässt.
Feinste Schiffstechnik erwartet uns. Hier auf der Brücke laufen alle Informationen zusammen aus dem Maschinenraum, von den Navigationsgeräten, vom Radar, aus den Kabinen (Feuer und Rauch). Kein Bereich, der nicht kontrolliert wird. Zusätzlich steht immer ein Besatzungsmitglied mit Fernglas auf der Brücke und beobachtet den Bereich vor der Fähre: Eigentlich habe ich mich etwas über den komischen Passagier gewundert, der Herrn Hansen überhaupt nicht zuhört und immer nur durch sein Fernglas starrt. Damit kann man mich wohl noch jahrelang veräppeln, zumal es diesen Aussichtsposten auch schon auf der alten Fähre gab ...
Irgend wann rührt sich der Hunger! Neben Selbstversorgung aus dem mitgebrachten Jausenpaket hat man die Auswahl zwischen Restaurant à la Carte (recht teuer), Buffet (auch nicht gerade billig) und Cafeteria (24 Stunden geöffnet). Wir wagen uns in die Cafeteria und erstehen für 17,50 EUR zwei Teller Makkaroni mit Fleischsoße. Geschmack und Geruch sind sicher keine Offenbarung, aber Übelkeit und Durchfall binnen 30 Minuten sind dann doch mehr als ärgerlich. Ein weiterer Versuch, an einem anderen Tag mit einem anderen Gericht ergibt das gleiche Ergebnis. Recherchen beim Personal bringen zu Tage, dass das Cafeteria-Essen identisch ist mit dem Essen in der Besatzungskantine und auch dort einen denkbar schlechten Ruf genießt.
Wir beschränken uns fortan nur noch auf Minipizza, die uns bekommt ...
Auch beim Frühstück sollte man genau nachrechnen: Für 4 Semmel mit wenig Belag und 2 Kaffee sind viele EUR zu berappen. Als wir einen zweiten Kaffee wollen, ist die Kaffeemaschine außer Betrieb. Auf die Frage, ob man noch irgendwo anders Kaffee bekommen könne, zuckt man nur bedauernd mit den Schultern. Da ist es sinnvoller, das nur geringfügig kostspieligere Frühstücksbuffet als Brunch zu nutzen, bei dem man man frei wählen und sich satt essen kann.
Soweit ist alles wie bei der alten Fähre, nur eben neuer, größer, schöner - aber nicht immer besser.
Ganz neu ist das sogenannte Fitnessdeck: Hier gibt es unterschiedliche Angaben, wo es zu finden ist. Mal ist es Deck 1, mal Deck 2. Irgendwie schaffen wir es trotz der verwirrenden Angaben dorthin zu finden. Im Schwimmbad gähnt uns ein leeres Becken entgegen. Diesen Zustand finden wir auf der Hinfahrt vor und auch zwei Wochen später auf der Rückfahrt ist das Becken noch trocken.
Aber die Sauna ist in Betrieb: Irgend welche "Schnarchnasen" von Passagieren scheinen nicht zu wissen, dass man die Tür einer Sauna schließt, wenn man diese verlässt. Aus diesem Grund hat der Vorraum mit den Duschen wohl 50° C oder mehr und wahrscheinlich wird am Ende der Saison der Saunaofen durchgebrannt sein. Bei meinem Saunabesuch habe ich mehrmals die Türe hinter so einer "Schnarchnase" schließen müssen, ich wollte es ja schließlich drinnen noch warm haben ...
Hier wird auch die Herkunft des Schiffes deutlich: Findet man an Bord hin und wieder bereits deutsche Aufschriften, so sind hier nun endlich alle Warnhinweise rund um den Saunaofen ausschließlich in Deutsch. Ebenso die Beschriftung der Bedienungstafel. Im Umkleideraum gibt es Schränke, die nur Euros akzeptieren (Bordwährung ist Dänenkrone!). Ein Schild informiert die Passagiere, dass man Euros an der Rezeption erhalten kann (Zu welchem Kurs? Mit welchen Gebühren?).
Neben der Sauna ist noch ein Kraftraum mit allerlei Geräten für die Fitness, die auch alle funktionieren.
Nun ist es an der Zeit, wieder raus an Deck zu gehen: Platz und Bewegungsmöglichkeiten gibt es draußen reichlich. Aber Vorsicht - wenn die Norröna mit voller Kraft durch die See pflügt, wehen aus dem Schornstein schon Mal größere Mengen Ruß. Und damit kann man sich seine Klamotten wunderbar einsauen oder - wie bei einem Passagier geschehen - ein Brandloch im Rucksack holen. Auch vor dem Setzen lohnt sich ein Blick auf die Sitzgelegenheit, um schwarze Flecken auf dem Gesäß zu vermeiden ...
Auch ein Wintergarten mit Decksbar, die nicht immer zu den Öffnungszeiten besetzt ist, bietet schöne Aufenthaltsgelegenheiten. Die Schiebetüren öffnen und schließen sich bei Sturm selbsttätig, die Plastikpalmen fallen um, sofern sie nicht mit Kabelbindern an den Säulen festgezurrt sind, so dass man nachts bei solchem Wetter nur noch die ganz harten Schlafsackschläfer im Wintergarten findet. Bei einem nächtlichen Rundgang bei Sturm fällt auf, dass in den Gängen Leute auf dem Boden im Schlafsack liegen: Wir wollen niemanden stören und fragen deshalb nicht nach. Aber wir vermuten, dass der Boden im Gang dem Schlafkomfort in den Couchettes vorzuziehen ist ...
Für die kurze Nacht, bevor wir in Thorshavn einlaufen, mag es sowieso egal sein: Wir müssen nämlich um 5 Uhr Bordzeit (morgens!) runter vom Schiff und bereits um 4 Uhr die Kabinen verlassen. Wir halten das für ein Missverständnis, aber um 4:15 Uhr macht uns heftiges Klopfen der Reinigungscrew klar, dass sie es ernst meinen.
So rotten sich zu nachtschlafener Zeit die Passagiere mit Unmengen an Gepäck in den Gängen zusammen, um in dem einen oder anderen Eck noch ein halbes Stündchen zu dösen. Diese Ankunft in Thorshavn ist wirklich grausam: Ehe man es realisiert, steht man noch ganz schläfrig am Quai. Alles hat noch stundenlang geschlossen und der Drang, nun bereits die Faröer zu erkunden, ist auch noch nicht richtig vorhanden - aber die Norröna kann wohl einfach nicht langsamer fahren ...
© Text/Bilder 2003-2004 S. Zerlauth
1. Nachtrag, Januar ´04: Neue Fähre Norröna auf Grund gelaufen
Pressemeldung von der Smyril Line am 15. Januar 2004
Alles ist unter Kontrolle an Bord der Norröna, nachdem das Schiff am Mittag 15. Januar 2004 an der Hafeneinfahrt von Torshavn auf Grund gestoßen ist. 25 Passagiere und 33 Besatzungsmitglieder in der Hotelabteilung des Schiffes wurden an Land gebracht und in dem Hotel der Reederei, Hotel Föroyar, einquartiert, wo sie psychologische Hilfe angeboten bekamen.
Die Norröna war unterwegs von Island zu den Färöern und war gerade dabei, um den Pier zu drehen, als das Unglück passierte. Es wehte 17 Meter pro Sekunde aus Nordost, und als das Schiff am Drehen war, kam ein Schauer, und der Wind nahm gleichzeitig an Stärke bis auf 21-22 Meter pro Sekunde zu. Die Norröna wurde auf die andere Seite des Hafenbeckens gepresst, und durch die Kollision entstand ein Loch in Backbordseite. Zunächst gelang es, das Schiff wieder flott zu bekommen, aber auf dem Weg weg von dem Pier traf das Schiff die Mole, was ein 10-Meter langes Loch in die Schiffsseite des Maschinenraumes verursachte.
Die Schäden waren beide in der Wasserlinie backbords, und deshalb ließ die Norröna Wasser ein. Es gelang der Norröna am Kai anzulegen, wo Pumpen an Bord gebracht wurden. Gleichzeitig hat man sich dazu entschlossen, das Schiff auf die Steuerbordseite zu legen, indem man den Ballast änderte, so dass sich die Löcher in der Backbordseite oberhalb der Wasserlinie befanden. Auf diese Weise hat die Norröna kein Wasser mehr eingelassen.
Schon um 2 Uhr hatte man die Situation unter Kontrolle. Niemand war jemals in Lebensgefahr. Man hat sofort versucht, eine Lösung für Passagiere und Fracht zu finden, die schon heute abend weiter befördert werden sollten. An einer Lösung wird immer noch gearbeitet. ...
Pressemeldung von der Smyril Line am Dienstag 27. Januar 2004
In Verbindung damit, dass die Norröna vor 10 Tagen in Torshavn auf Grund gelaufen ist, wurden die Propeller der Backbordschraube von der Norröna so beschädigt, dass sie nicht mehr repariert werden konnten. Es dauert etwa 7 bis 8 Wochen, neue Propeller herbeizuschaffen, so dass das Schiff erst am 20. März 2004 wieder auslaufen wird. Der Schaden wird vorläufig auf 10 Mio. Kronen (etwa 1,25 Mio. Euro) geschätzt.
Früh heute morgen am 26. Januar 2004 kam die Norröna in der Hamburger Schiffswerft Blohm+Voss an und steht nun im Dock. Der Stahlschaden wird sofort repariert. Danach wird das Schiff am Kaj in der Nähe von der Hamburger Werft anlegen, während man auf die neuen Propeller wartet. Planmäßig sollte die Norröna zur Garantiekontrolle während der letzten Woche im April 2004 kommen, die aber wird stattdessen nun durchgeführt.
Im Moment ist es zu früh, sich mit Sicherheit zu äußern, wie hoch der Endpreis der Reparation sein wird, aber vorläufig ist der Schaden auf 10 Mio. Kronen (= 1,25 Mio Euro) geschätzt. Die Versicherung deckt den Schaden, abzüglich einer Selbstbeteiligung der Reederei von 1,5 Mio Kronen (= 0,2 Mio Euro). Darüber hinaus ist Smyril Line gegen Verdienstausfall versichert.
Weitere Informationen sind erhältlich vom Pressesprecher: Kári Durhuus
2. Nachtrag, August ´08: Norröna im Sturm manövrierunfähig
Mitte November 2007 geriet die Fähre in einen Sturm auf dem Weg nach Torshavn. Als sich im Sturm die Schiffspropeller aus dem Wasser hoben, wurden zwei Maschinen automatisch abgeschaltet, zwei weitere brachten nur noch sehr geringe Leistung. In dieser Zeit war das Schiff nicht manövrierfähig, und es kränkte dabei bis zu 40 Grad.
Bei einem Seegang mit 12 Meter hohen Wellen stürzte ein Lkw-Anhänger um, der allein 12 Fahrzeuge zertrümmerte. Bis zu 60 weitere Fahrzeuge wurden zusätzlich beschädigt durch Umherrutschen. Von der Mannschaft und den Passagieren wurde niemand ernsthaft verletzt. Es gelang der Besatzung, ein Backup-System zu aktivieren und die Hauptmaschine wieder zu starten.
In der Folge änderte die Smyril Line ihren Winterfahrplan: Von November 2008 an verkehrt sie bis Ende März nur noch als Frachtfähre ohne Passagiere ...
3. Nachtrag, Dezember ´08: Smyril Line in wirtschaftlichen Schwierigkeiten
Der Fährbetrieb der Smyril Line über Bergen wurde offenbar aus ökonomischen Gründen eingestellt, ein drohender Konkurs der Gesellschaft wurde wohl im letzten Moment durch staatliche Hilfe vermieden. Die Faröer steigen durch Beteiligung und zusätzlichen Kredit in die Reederei ein.
Nun, wie in den letzten Jahren wohl bei derartigen Misswirtschaften und Pleiten an der Tagesordnung: Hier ist es wohl kaum mit nur einem Darlehen getan, sondern es ist eine grundsätzliche wirtschaftliche Neuorientierung angesagt. Eine Schifffahrtsgesellschaft wie die uns schon bekannte Smyril Line, die derartig auf eine "Teufel komm raus" und vor allem "Euro komm raus" Strategie setzt, kann letztlich nicht nachhaltig und vor allem wirtschaftlich erfolgreich agieren - wer würde sonst schon mitten im tiefsten Winter mit Passagieren und deren Fahrzeugen über den oft schon unbarmherzigen Nordatlantik reisen?
Die Winterfahrten nach Island im Personenverkehr bleiben wie oben berichtet abgesagt - sie hatten sich wohl zum unkalkulierbaren Risiko entwickelt - sowohl wetterbedingt als auch kommerziell ...
Ebenso wurden die neuen Verbindungen nach Schottland gestrichen, da man sich wohl auf die Strecken konzentrieren wollte, auf denen "Geld verdient" wurde.
Die Verunsicherung der Fährpassagiere ist derzeit erheblich, da Planungen für Islandreisen mit dem Fahrzeug mit einem erheblichen Risiko belastet sind ...
- Weiter auf den Faröern: Ankunft - Exkursion zur Nordspitze von Eysturoy
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