Island  Island 2003

Confluences: Auf der Jagd nach dem Erstbesuch ... 


Einst hatten wir es schon versucht bei unserem Wettlauf zum Weißwurscht-Äquator: Als Erste an einigen Confluences zu sein - Ziel natürlich eines jeden "Confluence-Jägers" im Rahmen des DCP (Degree Confluence Project), der Schnittpunkten von Breiten- und Längengraden hinterherjagt. Was daraus wurde, kann man im obigen Bericht nachlesen - vorsichtig formuliert waren wir nicht sehr erfolgreich ... 

Nun wollten wir es also noch einmal versuchen - immerhin gibt es ja in Island noch etliche unbesuchte Punkte und einige von denen sind gar nicht so schwer zu erreichen, wie man vielleicht glauben könnte. Also machten wir uns während unserer Tour Dänemark-Faröer-Island 2003 noch einmal auf den Weg - diesmal wollten direkt an zwei dieser Punkte versuchen ...


N66° W017°: Eine "Explorer-Confluence-Tour" ...

Ein Confluence im Norden von Island war offensichtlich bisher noch nicht besucht worden und uns erscheint es machbar, ihn zu erreichen. Warum dieser Punkt noch unbesucht geblieben ist, obwohl er so nahe bei einem Track liegt, bleibt uns rätselhaft.

Am Höskuldsvatn ...Am 05.09.2003 ist es soweit: Bei unserer gleichtägigen Euro-"Extratour" Island ist der Himmel ausnahmsweise mal ein wenig bewölkt und wir verlassen Akureyri im Norden der Insel in Richtung Husavik. Dort soll hinter der Tankstelle am Ortseingang der Track beginnen zu unserem Confluence Punkt N66° W017°. 

Wir sind noch etwas unsicher, wie nahe wir an den Confluence heran fahren können, denn ein eingezeichneter Track in einer isländischen Karte heißt noch lange nicht, dass er für das Redaktionsfahrzeug mitsamt seinem Explorer befahrbar ist. Wir vermuten, dass wir mindestens bis zu einer Rettungshütte fahren können. Von dort wären es noch 5 km und die könnte man notfalls auch laufen ...

Wir finden den Abzweig, das Wetter wird immer sonniger, aber es frischt auch erheblich auf. Aufgrund der Sonne wird es wieder drückend heiß im Cockpit, doch die Fenster müssen wir geschlossen halten: Der Wind weht zwar in Fahrtrichtung, aber er weht schneller als wir fahren, denn der Weg ist recht steinig und schlecht. Ständig überholt uns der Staub, den wir beim Fahren aufwirbeln - wenige Sekunden Fahrt mit offenem Fenster bescheren uns so eine solide Staubschicht auf allem, was sich im Cockpit befindet. Wir erreichen eine Ebene zwischen den Bergen, in denen idyllisch der See Höskuldsvatn liegt. 

Schon bald halten wir an der nahen Rettungshütte und hinterlassen im Gästebuch, dass wir am 05.09. hier vorbei kamen auf dem Weg zum Confluence N66° W017° - ob das jemals jemand verstehen wird  ..? 

Eintrag ins Gästebuch Kein idealer Parkplatz ...

Noch ist der Weg befahrbar, wir passieren ein Gatter und unser GPS zeigt an, dass wir uns langsam aber sicher mit jeder Radumdrehung dem Confluence nähern. Wie es sich gehört, wird nun der Weg ganz plötzlich immer schlechter und nur noch 260 m entfernt von unserem Punkt zeigt das GPS, dass wir nun das Auto verlassen und einen Hügel hinauf müssen. 

Klar, dass dies hier nun der schlechteste Abschnitt des Weges ist und keinerlei Möglichkeit besteht, das Fahrzeug irgendwo am Rand zu parken. Mit größter Mühe finden wir eine Stelle, wo wir etwas am Rand stehen können und wir hoffen inständig, dass falls einer kommt, es ein "echter Isländer" ist, der ohnehin keinen Weg braucht, um sich durch das Gelände zu pflügen ... 

Also packen wir alles zusammen in einen Plastikbeutel: Die CD vom Explorer Magazin und eine Nachricht für diejenigen, die nach uns kommen. Wir begeben uns zügig auf den Hügel, wobei wir den Track nicht aus den Augen lassen, so lange es geht. Wir haben zwar den ganzen Tag niemanden getroffen, aber jetzt  wäre der Moment, wo eigentlich gemäß Murphy einer kommen müsste, der es auch noch ganz eilig hat. 

Oben auf dem Hügel wird man mit einem herrlichen Ausblick belohnt. In Rekordzeit bauen wir eine kleine Steinpyramide, schießen die geforderten Bilder und laufen wieder zurück zum Auto. Geschafft! 

Punktlandung! Blick nach Norden bis ans Meer ...
Wer wird sich die CD holen? Glück gehabt, keiner musste vorbei ...

Wir folgen dem Weg, der nun prompt wieder etwas besser wird weiter bis Fjöll - ein letztes Tor ist zu öffnen und unsere "Confluence-Tour" geht zu Ende ...

Ende einer Confluence-Fahrt: Am Tor von Fjöll ...

Nachdem wir uns anhand des Schilds am Tor davon überzeugt haben, dass die Strecke auch offiziell derzeit geöffnet ist, fahren wir weiter: Auf der 85 wollen wir heute noch nach Asbyrgi. Dort erfahren wir seltsamerweise einen Tag später von einem Camper aus Husavik, dass bis vor etlichen Jahren unser Weg die einzige Möglichkeit war, von Husavik aus bis nach Asbyrgi zu kommen.

Am Abend feiern wir bei einem Krug Bier und einem grandiosen Sonnenuntergang unseren Confluence - sicher waren wir zuerst dort, oder etwa wieder nicht??

Ach ja, dann besprechen wir noch etwas, denn eines haben wir noch vor, bei unserer Island-Tour: Einen weiteren Confluence wollen wir nun schon noch machen, und das ganz bequem vom Deckstuhl aus ..!


© 2004 S. Zerlauth


1. Nachtrag, August 2019: Die Geschichte geht weiter!

Wie wir damals vor 16 Jahren schon feststellten, waren wir am obigen Confluence-Punkt seinerzeit leider nicht die Ersten, aber immerhin die Zweiten nach dem Erstbesuch nur 12 (!) Tage zuvor. Bis heute folgte aber offenbar kein weiterer Besuch an dieser Stelle mehr und auch unsere in einem kleinen Steinhügel deponierte CD (Bild unten) wurde deshalb wohl nie in der isländischen Wildnis gefunden - kein aufregendes Geocache-Abenteuer war also zu vermelden ...

05.09.2003: Ein Steinhügel mit CD wird errichtet ...

Umso überraschter waren wir, als nun 16 Jahre nach diesem Trip am 30.07.2019 eine neue Benachrichtigung vom Confluence-Projekt kam: Ein dritter Besucher hatte "unseren" Punkt gemeldet! Sehr gespannt lasen wir den Bericht von Rainer Mautz, der offenbar bereits unvorstellbare 779 (!) Confluence-Besuche gemeldet hatte. Leider war nichts in seinem Besuchsbericht von unserer CD zu lesen, aber dennoch betrachteten wir seine Bilder ganz genau und erlebten dabei eine große Überraschung! Das Ergebnis dieser Überraschung war eine sofortige Mail von uns an Rainer:

"Hallo Rainer Mautz,
mit großem Vergnügen haben wir den Confluence-Besuchsbericht 66N 17W in Island gelesen.

Unter anderem haben wir dabei festgestellt, dass wir noch niemals zuvor in Kontakt mit einem Confluence-Besucher standen, der im Projekt 779 Visits (!) ausweist – einfach unglaublich und wohl nur erklärbar mit auch entsprechenden beruflichen Tätigkeiten vor Ort, oder?

Der Grund unserer Mail ist aber im Fall dieses besonderen Punktes ein anderer. Sicher kann niemand, der Hunderte von Punkten besucht, all die anderen Berichte zu diesen Punkten lesen und dabei vielleicht noch die ein oder andere kleine Überraschung erleben.

Dieses genau hatten wir uns aber gewünscht, als wir vor rund 16 Jahren am 05.09.2003 ebenfalls an diesem Punkt waren und dort in einem kleinen Steinhügel eine CD des Explorer Magazins deponierten. Unser Bericht dazu im Confluence-Projekt ist unter

http://www.confluence.org/confluence.php?visitid=7241

zu finden. Auch im Explorer Magazin hatten wir seinerzeit darüber berichtet (siehe oben).

Als wir nun die Mitteilung zum aktuellen Besuch bekamen, waren wir natürlich gespannt, ob darin irgendetwas zu unserer „historischen“ CD in ihrem Steinhügel (Bild unten links) zu lesen war, jedoch leider fand sich nichts darüber im Bericht. Trotzdem aber haben wir uns die aktuellen Bilder einmal sehr genau angesehen und im Bild „View to the North“ wurden wir tatsächlich fündig: Wir fanden dort – kaum zu glauben – unseren Steinhügel, der – da offenbar unbeschädigt – möglicherweise noch unsere CD enthält (Bild unten rechts). Ein wenig „Geocaching“ sollte damals eben mit unserem Confluence-Besuch verbunden sein ... ..."

Perspektive stimmt: Der "Cairn" ist fertig ... ... und nach 16 Jahren offenbar noch unversehrt!

Und Rainer antworte sofort:

Hallo Jürgen,
auch wenn ich Geodät bin, hat mein Hobby reichlich wenig mit meinem Beruf zu tun. ... Die Anzahl besuchter Punkte resultiert auf genügend Fanatismus gemischt mit Ausdauer.

Natürlich könnt ihr meine Bilder publizieren. Ich gebe euch hiermit die Freigabe für alle meine Bilder auf confluence.org für alle Medien ...

Von dem Cairn mit versteckter CD hatte ich gar nichts gewusst, da ich die Berichte anderer grundsätzlich vorgängig nicht lese. Das klingt ungewöhnlich, aber nur auf diese Weise kann ich einen unabhängigen Bericht machen und die Punkte quasi als Erstbesucher erfahren. Mein Ziel ist es ja nicht die CPs auf schnellstem Wege zu erreichen, sondern mit möglichst viel Freude - und die habe ich, wenn ich die Route selbst suche. Und mit Verlaub: viele Berichte sind eher irritierend als informativ. Schade nur, dass ich das Steinmännchen nicht erkannt habe. Das hätte ich sehen müssen.
Gerne könnt ihr meinen obigen Text veröffentlichen, falls euch das schon reicht.
Gruss Rainer

Und genau das machen wir hiermit zusammen mit Rainers Bild, auf dem unser Steinhügel deutlich erkennbar und offensichtlich unversehrt ist. Vielleicht wird ein nächster Besucher ihn dann schließlich finden und an dieser Stelle darüber auch mit einigen Bildern berichten? Wir würden uns jedenfalls sehr freuen!


2. Nachtrag, November 2020: Der vierte Besuch ...

Unser Steinhügel - ausdauernd wie eine ägyptische Pyramide! ;-))Ein Jahr nach dem dritten Besuch am Confluence-Punkt N66° W017° von Rainer Mautz ist es so weit: Im Juli 2020 erreichen Richard und Gerd Ohnesorge vermutlich das in unserem obigen Bericht zum Besuch 2003 erwähnte Weidetor.

Da sie mit ihrem Auto von hier aus nicht weiterfahren wollen, entschließen sie sich zu einem "schnellen Gewaltmarsch" von rund dreieinhalb Kilometern auf der Piste.

Diese Geschichte erfahren wir in ihrem Besuchsbericht, der im November 2020 von confluence.org veröffentlicht wird. Und das Einstiegsbild zu diesem Besuchsbericht zeigt: Unseren Steinhügel, den sie als "Markierung" bezeichnen!

Die beiden Besucher (ohne angegebene Email-Adresse) sind offensichtlich Deutsche und werden wohl mittlerweile festgestellt haben, dass vor ihnen lediglich nur drei (!) weitere Besuche an diesem sehr abgelegenen isländischen Confluence-Punkt stattgefunden haben, beginnend mit dem ersten im August 2003 nur 12 Tage vor unserem zweiten und dem späteren dritten oben erwähnten Besuch von Rainer Mautz.

Obwohl man eigentlich zumindest später hätte feststellen können, dass wir diese "Markierung" seinerzeit angelegt haben, die offenbar seit 17 Jahren nach wie vor völlig unbeschädigt ist und sicherlich noch unsere CD enthält, fast schon so wie eine ägyptische Pyramide ihren einstigen Herrscher (), erhielten wir leider bisher keinerlei Nachricht von diesen "Eilmarsch-Besuchern".

Um mit diesen Kontakt aufzunehmen, mailten wir confluence.org an und baten um eine Email-Adresse. Jedoch auch auf weitere Nachfrage erhielten wir von diesem Verein, der offensichtlich mittlerweile ebenfalls deutlich "in die Jahre" gekommen ist, keinerlei Antwort. Nun denn, vielleicht klappt´s ja beim nächsten Besucher ..!