Island im Überblick

Einige Informationen zum Land

  • Island 2000-2: Eine Tour durch den Nordosten der Insel ...Island ist erst 20 Mio. Jahre alt, rein vulkanischen Ursprungs, liegt an der Nahtstelle zwischen der nordamerikanischen und der eurasischen Platte, die sich jährlich um 4 cm auseinander bewegen.
     
  • 1783 Ausbruch der Lakispalte: 12 km3 Lava auf 565 km2, ein Viertel der Einwohner starben, 1963 entstand die Insel Surtsey, 1973 Ausbruch auf Heimaey, 1996 Vulkanausbruch unter dem Gletscher Vatnajökull, 2000 Ausbruch der Hekla.
     
  • Die isländische Sprache hat sich seit 1.000 Jahren kaum verändert, ist sehr schwierig zu lernen und besitzt noch 2 Runen aus der Wikingerzeit, ð und þ.
     
  • Island hat 103.000 qkm, entspricht der Fläche von Bayern und Baden Württemberg, davon 1% kultiviert, 22% Weideland, 12% Gletscher (der größte ist 3x so groß wie alle Gletscher der Alpen).
     
  • Das Land hat 277.000 Einwohner, davon 60% in Raum Reykjavik, die zweitgrößte Stadt ist Akureyri mit 14.000 Einwohnern.
     
  • In Island gibt es noch Elfen und eine staatliche Elfenhochschule.
     
  • Es gibt 117 Campingplätze, viele Ort haben einen Flugplatz und ein ganzjährig geöffnetes Freibad.
     
  • Die Ringstraße Nr. 1 ist 1.411 km lang und wurde erst 1974 komplett fertig gestellt (80% sind inzwischen geteert); die Küstenlänge beträgt 50.000 km.
     
  • 250 Thermalgebiete mit 700 heißen Quellen heizen über 90% der Haushalte.
     
  • Bis zu 25° C im Sommer und -40° C im Winter, 8000 mm Niederschlag am Vatnajökull und 500 mm im Nordosten des Landes, Windgeschwindigkeiten von mehr als 150 km/h sind keine Seltenheit im Hochland.
     

Atlavík

18.08. Atlavík (1. Rundfahrt), 150 km, 13° C, bewölkt, teilweise Nieselregen

Heute stand unsere erste Tour in Island auf dem Plan. Alle 8 Personen hatten in unserem Defender Platz und bei leichtem Niesel starteten wir. Das Ziel war Reyðarfjörður, am gleichnamigen Fjord. Einige Kilometer auf der noch nicht asphaltierten Ringstraße zeigten, dass solche Straßenabschnitte insbesondere bei Nässe mit Vorsicht zu befahren sind. Anschließend bogen wir nach links auf unsere erste Offroadstrecke ab und fuhren ca. 20 km durch menschenleeres Gelände. Während der Fahrt riss der Himmel zeitweise auf und eröffnete uns zum ersten Mal völlig neue landschaftliche Eindrücke.

Den Nachmittag verbrachten wir in Schwimmbad von Egilsstaðir, immer pendelnd zwischen dem Schwimmerbecken (30°C) und den beiden Hot Pots (38° C und 40° C).

19.08. Atlavík (2. Rundfahrt), 260 km, 15° C, teilweise bewölkt

Heute hatten wir uns die Schwemmsandebene nördlich von Egilsstaðir, den Ort Bakkagerði sowie die Bucht von Húsavik (Straße Nr. 94, 946) zum Ziel gesetzt. Wir fuhren wieder alle gemeinsam mit unserem Defender. Da die meiste Strecke ungeteert war, sollten unsere Sitzknochen heute strapaziert werden. Hat man sich als Fahrer aber daran gewöhnt, mit 90 km/h über Schlaglöcher und Bodenwellen hinwegzubrausen und auf einen Teil der Bodenhaftung zu verzichten, ist es halb so schlimm. Als Fahrer kann man damit leben, da einem sowieso die ganze Straße zur Verfügung steht und sich der Verkehr auf wenige Autos in der Stunde beschränkt.

Einsame Bucht: Letzte Beerdigung um 1930 ...Der erste Höhepunkt war die Passhöhe Vatnsskarð (430 m), von der aus wir einen herrlichen Überblick über die Flussmündungen dieser Ebene hatten. In Bakkagerði unternahmen wir eine Wanderung um den Elfenhügel Álfasteinn, in dem gute Geister wohnen sollen. Der Weg führte uns weiter zu einem Vogelfelsen - leider war die Zeit der Papageientaucher schon vorbei, sonst hätten wir hier eine Vielzahl dieser putzigen Vögel beobachten können.

Der weitere Weg nach Húsavik führte über eine nur mit Allrad zu befahrene Piste, vorbei an herrlichen Bergen aus rotem Rhyolith und Tuffsteinen zu einer völlig einsamen Bucht - bestehend aus einer Kapelle und zwei Häusern. Die Wanderung durch die Bucht war ein Erlebnis für alle. Beim Aufstieg zur Kapelle entdeckten wir den alten Friedhof, total zugewachsen, mit der letzten Beerdigung um 1930 ...

Die Weite und die Ruhe solcher Landschaften sind ein wahres Labsal und wir nahmen diese Eindrücke in vollen Zügen auf.

Der Rückweg wurde für den Autor zu einem besonderen Erlebnis. Bei dem Versuch, eine Furtdurchfahrt von Sonny effektvoll zu fotografieren, rutschte er aus und versenkte für einige Sekunden die Spiegelreflexkamera und sich in dieser Furt. Der Schreck saß tief, ich war nass bis auf die Knochen und die Kamera durfte zwei Tage trocknen, dann ging sie zum Glück wieder. In der Zwischenzeit konnten wir auf unsere kleine Zweitkamera zurückgreifen.

Mitten in der Schwemmsandebene fanden wir noch die Aufbauten eines alten Schiffes, die uns noch zu etlichen Fotos animierten ...

Der richtige Fund für die Kids ...

10 km vor unserem Campingplatz durften Martin und ich noch einen Radwechsel durchführen: Nach über 200 km auf Schotterpiste passierte uns dies auf einem kurzen Asphaltstück mit neuen und überaus stabilen Geländereifen. Später stellte sich ein 10 cm langer Nagel als Ursache heraus.

Offroaders Lieblingsbeschäftigung: Die Gummis wechseln ...Martin wollte abends noch den Reifen flicken und hatte schon die Montiereisen bereitgelegt. Ich war jedoch total durchgefroren und brauchte erst einmal einen wärmenden Tee. Später hatten wir beide keine Lust mehr auf Flicken, denn der Ausflug war anstrengend gewesen. So erfreuten uns lieber an einem tollen Sonnenuntergang über dem See und den dahinter liegenden Bergen, der Himmel war feuerrot und dies bei 3-5° C Außentemperatur.

Dies alles auf einem Campingplatz in weitgehender Abgeschiedenheit: Es gab nur wenige weitere Camper auf diesem Platz, die Infrastruktur war dennoch sauber und ausreichend. Es gab zwar keine Duschen, aber Wasch- und Toilettenräume. Wie erwartet hatten wir keinen Stromanschluss, lebten auf Kosten unserer Batterie und zapften mittels eines 220V-Konverters unsere Autobatterie an. Da diese durch die langen Fahrten stets gut geladen war, hatten wir somit immer in begrenztem Umfang auch 220V zur Verfügung. Wir genossen diese Idylle und Ruhe in vollen Zügen und verglichen dies oft mit der Hektik und Betriebsamkeit bei uns zu Hause ...

20.08. Atlavík, 140 km, 20° C, Sonne

Heute verabschiedeten wir uns von Martin und seiner Familie. Sie wollten weiter der Südküste in Richtung Reykjavik folgen, wo für sie in ca. 10 Tagen wieder die Verladung ihres Gespanns auf das Schiff nach Hamburg anstand.

Doch jetzt mussten wir uns erst einmal um unseren platten Reifen kümmern, anschließend wollten wir den Hengifoss erkunden, der ziemlich genau auf der anderen Seite des Sees lag. In Egilsstaðir fanden wir nach längerem Suchen am heutigen Sonntag eine Werkstatt, die den Reifen und den Mantel flicken konnte.

Mit einem Reserverad trauten wir uns auch wieder auf die Schotterpisten und fuhren auf der Nordwestseite des Sees zum Ausgangspunkt einer einstündigen Wanderung zum Fußes des "hängenden Wasserfalls", auf isländisch Hengifoss. Wir hatten wiederum bestes Sommerwetter und sahen auf der anderen Seeseite unseren Wohnwagen sowie die Bettlaken auf der Leine, die Sonny heute morgen noch gewaschen hatte.

Am Hengifoss ...Es war eine schöne Wanderstrecke zu diesem Wasserfall, denn es boten sich fantastische Ausblicke auf den See, sowie entfernt am Horizont, auf die Ausläufer des Gletschers Vatnajökull. Beeindruckend am Wasserfall sind die Gesteinsformationen und die Gestaltungskraft der Natur. Schmale Basaltsäulen schmücken den unteren Teil des Wasserfalls.

Wieder am Parkplatz angekommen, stand neben unserem Wagen das gleiche Fahrzeug mit Pinneberger Kennzeichen. Wir bewunderten die Innenrichtung, denn dieser Defender war hinten als Wohnmobil ausgebaut. Er hatte ein Bett in Längsrichtung auf der einen und Schränke auf der anderen Seite. Auf dem Dach befanden sich Kanister und Staukisten. In der Zwischenzeit kam der Besitzer, ein Architekt im Ruhestand, wie sich später herausstellte, und wir unterhielten uns noch lange. Er erzählte uns, dass er bereits seit zwei Monaten in Island unterwegs sei und seit Jahren diese Insel bereist. 

Er warnte uns auch vor unkontrollierten Furtdurchfahrten und gab uns seine Verhaltensregel mit: "Wenn er zu einer Furt kommt, die ihm zu unsicher erscheint, dann wartet er solange, bis ein zweites Fahrzeug kommt, so dass sie diese gemeinsam meistern und sich gegenseitig sichern können. Manchmal müsse er an einer Stelle ein oder zwei Tage warten, aber spätestens dann käme ein Fahrzeug vorbei. Er habe immer alles dabei, um einige Nächte in der Natur verbringen zu können und Zeit habe er auch genug".

Als abschreckendes Beispiel einer gescheiterten Furtdurchfahrt zeigte er uns einen Zeitungsausschnitt der letzten Tage: Ein durchaus geländegängiger Reisebus auf Unimogbasis wurde bei dem Versuch einer Durchfahrt von den Fluten mitgerissen und versank. Die Reisenden mussten in einer dramatischen Rettungsaktion vom Dach des Busses mit Hubschraubern geborgen werden. Das Zeitungsbild zeigte, wie gerade noch Dachreste aus den Fluten emporragten. Der Fahrer war auf dem Weg zur Askja gewesen, einem 50 km2 großen Vulkankrater, und hatte die Sperrung der Piste ignoriert. Die Quintessenz des Pinnebergers war: Wenn in Island Straßen gesperrt werden, ist dort mit Sicherheit kein Durchkommen mehr, wenn Straßen als befahrbar ausgeben werden, heißt das noch lange nicht, dass diese ohne Schwierigkeiten zu befahren sind. Da auch wir die Askja als eines der Ziele eingeplant hatten, hörten wir mit größter Aufmerksamkeit zu. Anschließend fragte er uns noch nach unserer Reifenpanne, denn er hatte uns gestern beim Radwechsel gesehen.

Nach dieser Wanderung und der plastischen Beschreibung von Furtdurchfahren kehrten wir zurück nach Egilsstaðir, in das uns inzwischen vertraute Freibad, zum Duschen und Baden. Leider verdüsterte sich bald der Himmel, der Wind nahm erheblich zu und wir hatten Bedenken, ob unsere Bettlaken sich nicht selbständig machen würden. So verkürzten wir den Aufenthalt und fuhren bald nach Atlavík zurück. So schnell, wie das schlechte Wetter kam, verzog es sich auch wieder und wir hatten noch einen schönen Abend am See, diesmal ganz für uns allein ....


© 2001 Hans-Jörg Wiebe