Zurück ...

Der Weg zurück zur Fähre nach Rosslare soll durch die Wicklow Mountains entlang der Ostküste führen. Doch zunächst einmal gilt es Dublin weiträumig zu umrunden - der letzte Trip durch diese Stadt bei der Tour Irland ´99 ist noch in bester Erinnerung und muss diesmal nicht unbedingt wiederholt werden, auch wenn das heutzutage mit Navi sicher kein größeres Problem wäre als alle anderen Stadtfahrten auch. Allerdings parken würden wir da heute bestimmt nicht mehr ...

Bei der rund 140 km langen heutigen Fahrt kommen wir auch wieder mal in Trim vorbei - die dortigen Ruinen lassen einen erneuten Besuch lohnend erscheinen: "Bravehearts" Film-Castle, beim letzten Besuch dort noch Irlands besterhaltene Normannenburg "King John´s Castle", sollte man wirklich noch einmal gesehen haben, wenn man schon mal hier ist.

Trim Castle: Fotos im Laufschritt ... "King John´s Castle" im Jahr 1999 ...

Doch irgendwie nähern wir uns diesmal dem Ort von der falschen Seite, der Besuch wird zu einem Spurt mit Kamera mit wartendem Fahrer und laufendem Motor. Mangels Park- und Wendemöglichkeiten in einer engen Straße mit einer Vielzahl von dort ebenfalls herumkurvenden anderen Fahrzeugen ist der entnervte schnellstmögliche Aufbruch angesagt - vielleicht wird unser nächster Besuch dort ja wieder etwas ausführlicher!

Um bei dieser Reise auch den Glendalough Nationalpark in den Wicklow Mountains besuchen zu können, wo wir erstaunlicherweise in all den Jahrzehnten zuvor noch nie gewesen sind, wollen wir als nächstes Halt machen im nahegelegenen Roundwood und dessen Camp. Von dort aus könnte man dann an einem folgenden Ruhetag den Nationalpark besuchen - nach Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Nicht weit vor Glendalough und Roundwood macht eine Ansammlung von Fahrzeugen am Straßenrand auf eine weitere Sehenswürdigkeit in dieser Gegend aufmerksam: Die Hero Mine von Glendasan ist hier noch in Resten erkennbar, die zum Minengebiet der Glendalough Mines gehörte und wo gegen Ende des 18. Jahrhunderts begonnen wurde, Blei, Zink und Silber sowie Eisenerz zu schürfen, was danach noch rund 150 Jahre erfolgte ...

Wir stapfen nur kurz über das Gelände, auf dem noch Reste von Bauwerken erkennbar sind und einige Personen im dortigen Bächlein immer noch nach Wertvollem zu suchen scheinen. Da wir allerdings nicht damit rechnen können, hier und heute auf die Schnelle reich werden zu können, steigen wir wieder in unser Fahrzeug, um die letzten paar Kilometer nach Roundwood und zum gleichnamigen Caravan Park zurückzulegen.

Die Hero Mine von Glendasan Von hier aus nicht weit bis Glendalough ... Explorer-Suchbild bei der Mine ...
Ein Blick auf alte Karten ... Slow, very slow ..? In Roundwood ...
Camp bei Zeltern beliebt ... Fußgänger Vorsicht! Zeltkampf ...

Es ist wieder mal Wochenende und am heutigen Samstag wollen wir es am Nachmittag ruhig angehen lassen: Mit einem Spaziergang vom mit Zeltern gut belegten Campingplatz aus in die nähere Umgebung ...

Und in der Tat muss man nur kurz durch einige benachbarte Sträßchen gehen, bis man sich mitten in wundervoll einsamer Umgebung des Örtchens befindet: Es geht vorbei an einem malerisch gelegenen See und schon wandert man kurz darauf auf einem Weg, der höchstens ab und zu landwirtschaftlich genutzt zu werden scheint. Als wir später allerdings versuchen, uns in einer großen Runde dem Ort wieder von der anderen Seite zu nähern, scheitern wir. Nach Befragung einer einsamen Joggerin, die zufällig auch auf diesem Weg unterwegs ist, werden wir wieder einmal auf ein Problem gestoßen, das sowohl Autofahrern, aber insbesondere auch Wanderern in Irland droht: Das großflächig verrammelte Land, das wir bereits bei unserer Euro-Tour Irland erwähnt hatten. Auch heute ist unser Weg "Verriegelt, Privat, Verschlossen", auch diesmal erstreckt sich wie schon so oft neben uns verbarrikadiertes Land, das mit Böschungen, Drahtzäunen und Toren ein Betreten verhindert.

Fluchend machen wir uns auf den selben langen Weg vorbei am See zurück zum Dorf, auf dem wir gekommen sind - während wir ab und zu die Spitzen von Gebäuden des Ortes erkennen können und uns doch ein Vordringen dorthin von hier aus unmöglich ist ...

Am späteren Abend trösten wir uns wieder einmal in einem der zahlreichen Pubs des Ortes, aufgrund des viel zu langen Rückwegs haben wir allerdings das "Küchen-Ende" beim Eintreffen fast noch verpasst und werden aber aus Kulanzgründen gerade noch bedient ...

Zu unserem Erstauen soll sich hier im Ort nach eigener Beschilderung des Vartry House Kavanagh´s "Irlands höchster Pub" befinden - wir haben es später nicht überprüft und nachgemessen!

See-Idylle bei Roundwood Wanderweg ins Nichts ..? Alles verriegelt und verrammelt!
Festlich beleuchteter Campingplatzeingang (mit Bushaltestelle!) Ein Smithwick´s geht immer! Am höchstgelegenen Pub Irlands?

Am nächsten Tag fragen wir in Ermangelung irgendeiner Beschilderung bei der Rezeption nach, ob es irgendwelche Möglichkeiten gibt, von hier aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Glendalough zu gelangen. Freudestrahlend berichtet man uns, dass genau hier am Campingplatz eine Bushaltestelle sei und gegen xx Uhr am Vormittag ein Bus von hier abfahren würde - Toll, wer würde da noch nach öffentlichen Fahrplänen fragen wenn soviel Insider-Info vor Ort ist!

Erwartungsvoll finden wir uns zur genannten Uhrzeit vor dem Tor des Campingplatzes an der vielbefahreren Durchgangsstraße von Roundwood ein: Ein Auto nach dem anderen fährt vorbei, ein Bus ist nicht dabei. Erste Zweifel machen sich breit, ob diese "Mundpropaganda-Haltestelle" hier wirklich existiert, aber würde man uns an der Camp-Rezeption wirklich einen Unfug erzählen?

Weitere 10 Minuten vergehen, als plötzlich tatsächlich ein Bus am Ende der Straße erscheint: Freudig erregt geben wir noch Anhalterzeichen, als der offensichtlich bestens gefüllte Bus schon ungebremst an uns vorbei rast. Das folgende "Sch....-Gebrüll" hallt wohl derart laut über die Straße, dass der Rezeptionist des Camps aus seiner Bude stürzt und zu uns an den Straßenrand eilt.

Wortreich erklärt er, dass dieser Bus aus Dublin käme und natürlich jede Menge Touristen an Bord hätte, die alle nach Glendalough möchten. Wenn der dann allerdings überfüllt wäre, käme manchmal direkt dahinter ein zweiter Bus, der uns sicher dann mitnehmen würde. Der Mann verschwindet wieder in seinem Kabuff und die Höflichkeit gebietet, seinen Hinweis nicht genau so lautstark wie vorher als echten "Brüller" und "Schenkelklopfer" einzustufen - Na klar, jeden Moment kommt ein zweiter Bus, was sonst ..!?

Erneut warten wir 10 Minuten und setzen uns eine Frist, wann die Höflichkeit enden und man zurück gehen sowie den Mann mitsamt seiner Rezeption ohne ein Wort und - ganz in irischer Tradition - ohne mit der Wimper zu zucken in die Luft sprengen würde. Und damit auch seine fahrplanlosen Märchenerzählungen!

Plötzlich geschieht erneut ein Wunder, wie es wohl nur im erzkatholischen Irland passieren kann: Erneut brettert ein brechend voller Bus um die Ecke und - diesmal reagiert er auf Anhalterzeichen und hält tatsächlich!


© 2017 J. de Haas