Botswana - Südafrika - Botswana

Auf unabwechslungsreicher Stecke geht es bis 11:00 Uhr Nachts weiter bis zum Lions Park hinter Gaborone. Von den einstmals 12 Löwen sind nur noch zwei übrig - aber diese restlichen beiden machen nachts noch genug Lärm, um wieder einmal echtes Buschfeeling aufkommen zu lassen - neben der Betonplatte mit gemauerter Feuerstelle, Betontisch und - Sitzbänken.

Paul Graetz Weg nach Johannesburg ...Das alte Transfeldhaus wird besichtigt, eigentlich eine kleine Ritterburg, die heute noch genau so aussieht, wie Paul Graetz sie verlassen hat ...

Wie es das Schicksal will, hat Carsten Möhle in Johannesburg die Gelegenheit, sich mit eigenen Augen vom Zustand des südafrikanischen Gesundheitswesens im Allgemeinen und von der Motivation des Personals im Besonderen zu überzeugen: Er muss auf Drängen der Mitreisenden ins Krankenhaus! Seine Fieberschübe der letzten fünf Tage sind ihnen nicht verborgen geblieben, vermutlich, da das Frühstückseiweiß bereits bei Aufschlagen der in seinen Händen gelagerten Hühnereier sichtbar wurde ...

Wem wäre nicht schon die These vom "Linearen Immunsystem" zu Ohren gekommen, nach der die Abwehrkraft des Körpers linear zur körperlichen und geistigen Belastung ansteigt! Nein, die Mitreisenden wollten eine Prüfung auf Ansteckbarkeit. Nun war es aber nur eine Malaria ovale, nicht ansteckend, nicht in Südafrika vorkommend und somit waren auch keine Medikamente zur zielgerichteten Behandlung verfügbar ...

Auf dem Rückweg aus Südafrika folgt noch einen Kurzaufenthalt im Groot Marico Hotel. Hier nahm Paul Graetz den in Great Marico weltberühmten Mampoer Pfirsichbrandy zu sich. Die "Neu-Graetzler" machen dies in der alten Bar, die extra für dieses Ereignis wieder geöffnet wird. Natürlich wird es auch durch die Filmkamera festgehalten, nur die Trinkszene muss mehrmals wiederholt werden, danach wird ein Fahrerwechsel notwendig. Irgendwie überquert man dann auch wieder die nächste Grenze ...

In Palapye Road steht seit 92 Jahren das von Paul Graetz beschriebene "Blechbudenhotel" direkt neben dem Store von Bailey, der damals die Etappenlegung für die Graetz Expedition mit Hilfe von Ochsenwagen besorgte.

Übernachtet wird am Boteti Fluss, der zu Graetz´ Zeiten Pottlettle genannt wurde, gegenüber dem Makgadikgadi Pan Reserve. Nachts versuchen sich Zebras und Schakale ins Lager zu schleichen, haben dabei aber die Löwen übersehen. 200 m vom Lagerplatz entfernt wird ein junges Zebra von den Löwen belehrt, es scheint aber aus seinen Fehlern nicht mehr lernen zu können ...

Auf der Original Graetz-Strecke entlang Ghanzi und des alten Ochsenwagenweges zum ehemaligen Grenzübergang Rietfontein-Nord steht ein Turm an dem Zweiländer-Dreieck (Longitude 210000, Latitude 220000). Auf dem alten Grenzstein steht noch Betschuanaland Protektorat und Südwestafrika drauf. Ein modernes GPS Gerät relativiert den korrekten Stand des Grenzsteines ...

Namibia

Grenzübergang Buitepos nach Namibia. Die Durchgangsliste am 09.09. zeigt: Die Deutschen reisen. Das "Deutsche" reist - ein Volk auf der Flucht vor sich selbst, nur verlassen sie Deutschland nicht, sondern nehmen es mit. Reisende soll man nicht aufhalten. Weg sein heißt nicht da sein. Kein Dasein? Im Ausland ist man mit  D-Mark gern gesehener Gast - ja, nicht weil man Deutschländer ist. Der Begriff "Qualitätskunde" ist außerhalb der Dienstleistung "Touristik" unbekannt, dort gibt es nur das Qualitätsprodukt. Ist Reisen denn eher Tätigkeit oder ist es tatsächlich auch ein Produkt? Reist man nur, damit sich die Biographie später interessanter anhört? Wenn der Weg das Ziel ist, was ist denn der Rückweg nach Namibia?

10.12.1908: Transvaal Automobilclub Johannesburg ... Auch heute begrüßt uns noch der Old Wheelers Club ...

Überall auf der Welt sind die Leute Touristen, nur in Deutschland sind es Fremde, für die man Fremdenverkehr organisieren muss. Wie soll man diejenigen nennen, die auf die Paul Graetz Tour gehen - Touristen zeigt man ja nur die schönen Seiten eines Urlaubslandes und Zielgebietsabhaken findet auch nicht statt. Sollte man sie Mitreisende nennen? Oder, wenn sie nicht selber fahren: Mitgenommene ..?

Unsere Vorräte, ein Fass!Gobabis steht bereit. Hervorragend organisiert werden die "Neu-Graetzler" auf dem Gelände des Deutschen Vereins "zu Hause" in Empfang genommen. Mittlerweile fünfzehn "Old Wheeler" Fahrzeuge stehen Spalier, man isst gemeinsam Gulaschsuppe und zeltet auf dem Sportplatz. Der starke Nachtfrost hat die Schlafsäcke am Morgen mit einer kleinen Eisschicht überzogen. Durch den warmen Empfang kann er den Teilnehmern aber nichts anhaben ...

Carsten Möhle muss a la Graetz ein vergrabenes Benzinfass unter anfeuernder Anteilnahme der Old Wheelers wieder an die Oberfläche bringen. Selbst das Detail, ein Holzkreuz mit der Aufschrift "Paul Graetz" zur Markierung dieser "Tankstelle" , fehlt nicht.

Danach geht es im Convoi mit Mittagspicknick entlang der Omitarapforte zum Goldbeckhaus. Paul Graetz übernachtete hier 1909 beim "Dichterkönig von Südwest", Ludwig Conrad. Das Haus wurde bereits an der Fassade modernisiert, aber zwei charakteristische Bäume neben dem Haus verraten, dass man am richtigen Platz ist. Forschung kann auch spannend sein!

Abends erreicht man Windhoek, aber genau wie Paul Graetz bleibt man nur so lange, wie es die Höflichkeit gebahr. Am nächsten Tag fährt man auf indirektem Weg zur Spitzkuppe, das Filmteam filmt den Convoi aus der Luft im Über- und Vorbeiflug. Tapfer fahren die Old Wheelers mit ihren wertvollen Fahrzeugen auf der staubigen Rüttelpiste mit bis an die magischen Granitfelsen heran. Durch mitgebrachte Musikinstrumente und einen aus Rundu in einem VW Kübel mit Akkordeon angereisten Pastor Förg kommt eine tolle Stimmung auf. Bis spät in die Nacht wird gefeiert. Einige sind noch wach, als der Wind mit plötzlicher Gewalt einsetzt und die ersten Zelte an den Buschmannzeichnungen vorbeihuschen ...

Am Ziel

Am Sonntag, den 12.09., muss man sich von den meisten "Old Wheelern" verabschieden, die ja einer geregelten Arbeit nachgehen. Der Convoi schmilzt von 22 Fahrzeugen auf 7 Fahrzeuge ab.

Aber an der alten Dampflokomobile "Martin Luther" warten noch Swakopmunder Fahrzeuge. Sie stehen dort und können nicht anders: Man ist endlich - 42 Tage nach dem Start in Windhoek, 13.779 km und 3.816 Liter Benzin später  - am Ziel angekommen. Beim Sonnenuntergang umspülen die Wellen des Atlantiks die Pneus des Graetzmobils ... 

01.05.1909: Ankunft an der funktionsuntüchtigen Martin Luther Dampflokomobile an der Stadtgrenze zu Swakopmund ... An der Martin Luther 1999 ...

Ankunft am 01.05.1909 in Swakopmund ...
Ankunft in Swakopmund mit Bwana Tucke-Tucke am 13.09.99 ...


© 2000 Carsten Möhle    


1. Nachtrag, Februar ´05: Treffen auf der C-B-R in München

Wir haben Carsten Möhle Jahre nach Fertigstellung dieses Berichts über die Paul-Graetz-Tour auf der Messe C-B-R in München getroffen: Am Stand von Bwana Tucke-Tucke fanden wir außer ihm auch das legendäre Graetzmobil aus unserem Bericht. 

Und eines haben wir mit Carsten bei dieser Gelegenheit natürlich auch gleich vereinbart: Ein neuer Bericht von ihm soll so bald wie möglich ins Magazin - wir freuen uns darauf!

Das Graetzmobil auf der C-B-R 2005 in München ... Besuch bei Carsten Möhle am Stand von Bwana Tucke-Tucke ...

2. Nachtrag, Juli ´08: Soweit die Reifen tragen ...

Und nun hat Carsten wieder mal an uns gedacht: Er schickte uns den spannenden und witzigen Bericht über seine alljährlichen Ausflüge nach Deutschland und in die Schweiz anlässlich seiner Messeauftritte - und der Bericht zeigt uns, wie man unsere Umgebung aus namibischer Sicht erleben kann: