Packet Radio (PR)


"Packet Radio" (PR), das Funk-Datenübertragungsverfahren, wurde 1978 von kanadischen Funkamateuren entwickelt, die das fehleranfällige Funkfernschreiben durch ein besseres Verfahren ablösen wollten.

Für die Datenübertragung verwendet PR das sogenannte AX.25-Protokoll, das mit dem HDLC-Protokoll der "normalen" Datenfernübertragung (DFÜ) verwandt ist. Bekannt als recht komfortables Protokoll bezüglich Fehlererkennung und -korrektur kommt es im Bereich CB-Funk derzeit in Verbindung mit recht geringen Übertragungsgeschwindigkeiten zum Einsatz (z.Z. überwiegend 1.200 Baud, höhere Geschwindigkeiten bis 9.600 Baud sind jedoch möglich, wenn auch kaum im praktischen Einsatz).

Als DFÜ des CB-Funkers ist es recht beliebt, besteht die wesentliche Investition doch lediglich in einem Funkmodem zum Preis von ca. 100,- DM. Die eingesetzte vielfältige Software kommt in der Regel ebenfalls aus dem Amateurfunkbereich und ist den Funkmodems im Normalfall beigepackt bzw. als Shareware überall zu haben (STOP, PCCOM, 4PCCOM usw.).

Funker können sich somit ohne Übertragungskosten gegenseitig "connecten" und dann auch miteinander "chatten", also sich gegenseitig Nachrichten senden. Das läuft darauf hinaus, dass man sich mehr oder weniger asynchron einzelne Zeilen schickt, die mit entsprechender Zahl von Tippfehlern "reingehackt" werden. Mühsames Unterfangen!

Pakete unterwegs ...Betrieben werden in PR aber auch Mailboxen ähnlich wie sie früher und auch heute noch im Bereich der "normalen" DFÜ vorhanden waren bzw. sind. So hat man als Funker seine Heimatmailbox (Home BBS), über die man seine Nachrichten austauscht und die ebenfalls über Foren (Bulletin-Boards) verfügen für unterschiedliche Bereiche (PC, Funk, Sport, Camping, usw.). Die vollständige Heimatadresse setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen, die ein "Routing" der Nachrichten über unterschiedliche Zwischenstationen ermöglichen bis zum Zielpunkt. Hierbei können Distanzen überwunden werden, die man auf "Phonie", dem Funken mit Sprechbetrieb, ohne Relaisstationen nie erreichen kann.

Das Funkrufzeichen vom EXPLORER lautete bis 31.12.97 EX1DHS und die vollständige Adresse EX1DHS @ NB0BAL.#EBE.OBB.BAY.DEU.EU, weshalb man auch von außerhalb Europas mit dieser Adresse arbeiten konnte: EU für Europa, DEU für Deutschland, BAY für Bayern, OBB für Oberbayern, EBE für Ebersberg und dort letzlich die Box NB0BAL im Münchner Osten.

Klar wird hier der Ursprung als Fernschreibe-Ersatzverfahren, da mit den äußerst geringen Übertragungsgeschwindigkeiten (selbst die nach wie vor weit verbreiteten 1.200 Baud sind nur theoretisch erreichbar!) niemals die heute üblichen großen Dateien übertragen werden könnten (man denke z.B. an große Winword-Dateien!).

Das Routing zwischen Boxen kann theoretisch in völliger Vermaschung, als Sternnetz, als Ringverbindung oder auch als lineares oder verzweigtes Routing organisiert sein, wobei eine weitergehende Darstellung den Rahmen dieser Einführung sprengen würde.

Wie ist aber PR im Zeitalter von Internet u.ä. zu beurteilen? Sicher keine Übertragungsart der Zukunft, im Vergleich zu den Mailing- und Übertragungsmöglichkeiten z.B. des Internet. Als Sondereinsatzbereich (DFÜ für "kleine Geldbeutel", bei vielen CB-Funkern ist das nicht nur aufgrund des Alters der Normalfall!) zur Kommunikation in speziellen Bereichen sicher auch hier weiter von Bedeutung. Gerade aber auch Amateurfunker werden hier sicherlich ebenfalls sehr aktiv bleiben, sind doch viele alles andere als begeistert vom Internet, wie ich bei einer Diskussionsrunde in einem CompuServe-Forum feststellen mußte.

All das hinderte aber unsere Bürokratie nicht, auch diesen kleinen, fast "exotischen" Bereich mit der üblichen Regelungswut in den Griff bekommen zu wollen. So wurde ab Anfang 1998 eine Rufzeichenpflicht mit zentraler Vergabe der Rufzeichen (natürlich gebührenpflichtig!) eingeführt. Und das im Zeitalter vom Internet, angeblich auf Betreiben von Amateurfunkern, die von "paketfunkenden" CB-Funkern gestört wurden.

Wie man ab Anfang Januar feststellen konnte, hatten alle Packet Radio betreibenden Funker im Münchner Osten offensichtlich nichts anderes zu tun, als sich so schnell wie möglich dieser Rufzeichenpflicht anzupassen - in Deutschland wird halt jeder behördlich veranlaßte Schwachsinn von allen schleunigst in die Tat umgesetzt. Wir verzichteten daraufhin auf PR (nicht wegen der 50,- DM für einen Skip, aber man kann schließlich nicht mehr jeden Mist in diesem Standortländle mitmachen).

Und während nun alle "behördlichen" PR-Funker obrigkeitsgetreu taten, was man von ihnen wollte, kassierte in der Zwischenzeit die Zeit (und die behördenimmanente Inkompetenz zur Verfolgung eigener Vorschriften) diese Regelung mittlerweile:

Wie uns die Zeitschrift "CB-funk" in ihrer Ausgabe 07/98 mitteilt, ist der faule Zauber inzwischen nahezu wieder vorbei: Zunächst hieß es nur, daß es der neuen Regulierungsbehörde "zu teuer und zu aufwendig" sei, die Rufzeichenvergabe selbst zu organsieren und einen Rufzeichen-Mißbrauch wirksam zu ahnden. Also wolle man die Pflicht ersatzlos abschaffen.

Aber dann noch besser: "Mit der Vfg. 49/1998 CB-Funk; Zuteilung von Rufzeichen im CB-Funk. Die AmtsblVfg 288/1997 des ehemaligen BMPT, veröffentlicht im Amtsblatt 32/97, wird hiermit zurückgezogen. Die aufgrund der ... eingegangenen Anträge auf Zuteilung eines Rufzeichens werden hiermit gegenstandslos."

Oder mit anderen Worten: Der behördlich verfügte Schwachsinn überdauerte keine 5 (!) Monate, aber alle machten mit! Was immer noch bleibt, sind die den "Teilnehmern am digitalen CB-Funk" zur Verfügung stehenden "Rufzeichenreihen", die dann nun sind:

DAA200-DAZ999, DBB200-DBQ999, DBS200-DDZ999, DEB200-DEQ999, DES200-DRZ999.

Na also, da wird es in Zukunft halt wieder den DHS geben, diesmal gefolgt mit dreistelliger Nummer: Ab sofort unser neuer PR-Skip: DHS007!  


© 1998 Karsten Franke