Wrackbesuch: Beobachtungen und Schatzsuche ...
Es ist nur noch wenig da, da bleibt kein Zweifel. Wenn man im Februar 2008 den kümmerlichen Bugrest aus dem Wasser ragen sieht, kommt neben der Erschütterung auch die Wehmut: Wie sehr hatte dieses grandiose Wrack doch noch vor wenigen Jahren die Bucht dominiert und wie wenig ist heute noch davon zu sehen ..!
Wir vergleichen den aus dem Wasser ragenden Bugrest mit der stolzen Erscheinung der letzten Jahre und man muss erstaunt sein, was uns heute noch zur Playa de Garcey lockt. Wir haben den diesmal noch sichtbaren Rest zum Vergleich in voller Größe (!) in das Bild montiert, das man vom Wrack der Jahre 2004, 2006 und auch noch vom Vorjahr 2007 in Erinnerung hat und man ist erschüttert, wie wenig es in der Tat noch ist ...
Auf jeden Fall wäre Dirk Evers heute mehr als entsetzt, wenn er die Reste im Februar 2008, ein Jahr nach unserem Helikopterflug über dem Wrack, noch einmal hätte sehen können!
Und so machten wir uns natürlich auch noch einmal auf in Richtung "seiner" Bucht, in der er im Vorjahr die Pik As Karte gefunden hatte: Heute, nur wenige Monate nach seinem Tod in Norddeutschland, denken wir noch mit Schaudern daran, was ausgerechnet eine Pik As Karte im Bereich des Kartenlegens bedeutet - was wir damals zwar bereits wussten, aber worüber wir seinerzeit noch nicht zu sprechen wagten ...
Zu Dirks Ehren gibt es auch in diesem Jahr noch einmal eine rote Rose - sie verschwindet diesmal blitzschnell direkt neben dem Felsen, auf dem er im Vorjahr den aus dem Hubschrauber abgeworfenen Kranz befestigt hatte ...
Wir beobachten die Wrackreste in diesen Tagen wieder einmal von allen Seiten und stellen fest, dass das weit verstreute Trümmerfeld bei Ebbe noch etliche interessante Blickwinkel freigibt. Neben den Resten eines Elektromotors der Ankerwinde (siehe Bild ganz unten, linker oberer Bereich) bis hin zu Pollern (C) und dem Handrad der Ankerwindenbremse (HW) auf der rechten Seite des Vorschiffs ist noch vieles erkennbar (siehe Vergleichsbild von Bill Lee aus dem Jahr 1940 sowie darunter eines von unserem Überflug im Vorjahr 2007).
Im Laufe des letzten Jahres ging es beim Vorschiff fast noch schneller als während der letzten beiden Jahre des Hecks - die Reste des Bugs werden nun genauso gnadenlos beseitigt wie seinerzeit zwischen 1994 und 1996 das Achterschiff ...
Es ist ein Abenteuer, die Wrackreste im Spiel der Gezeiten zu beobachten, wenn man die haushohen Fontänen sieht, die diesmal keinen Schiffsrumpf mehr umtosen, sondern nur noch einen letzten Zipfel des Bugs. Ganz klar wird einem dabei, dass dieser Anblick nur noch von kurzer Dauer sein wird.
Wohl ein letztes Mal machen wir uns an die Sammlung von Resten des Wracks - neben diversen Planken finden wir auch noch ein Teil, das wohl einst mit der Schiffselektrik zu tun hatte - alle diese Gegenstände trocknen wir später auf der Motorhaube unseres Freelander 2 - weitere Sammlungen an dieser Stelle wird es wohl in der Zukunft kaum noch geben und deshalb packen wir diesmal auch alles in unser Fluggepäck ...
Irgendwie scheint die "Fuerza de Armada" unsere letzten Aktionen mitzuverfolgen: Nachdem wir sie diesmal schon in Pajara getroffen haben, als sie in ihre Jeeps stiegen, gibt es nun noch eine Vielzahl von Überflügen mit ihrem Bell Hue Helikopter über das Wrack - sollen wir ihnen etwa zuwinken?
Wir verzichten darauf und trinken stattdessen lieber ein letztes Glas Wein am Wrack auf die American Star ...
© 2008 Explorer Magazin, Bild AMERICA 1940: Bill Lee