Zum Wrack: Die American Star wartet immer noch ...
Klar, dass wir auch bei diesem Besuch wieder zur jährlichen Nachschau los mussten, wie es um eines der berühmtesten Wracks der Welt aktuell bestellt ist. So war also auch erneut eine Tour zur Südwestküste angesagt, wo das Schiff liegt, über das wir bereits etliches geschrieben haben: Die American Star ...
Da die Piste zum Wrack so gut ist, dass wir sie im Vorjahr sogar mit einem Opel Astra befahren konnten, ist es bei diesem Besuch natürlich kein Problem, mit dem Patrol fast bis zum Wasser vorzufahren.
Im 7. Nachtrag zu unserer Schiffsgeschichte haben wir bereits erwähnt, dass wir Antonio und seine Quadtruppe am Schiff treffen und dort auch die neusten Geschichten vom Wrack erzählt werden - für die immer neuen Touristen vor Ort eine sichtlich spannende Geschichte ...
Als Fußgänger kann man sich "offroad" vorarbeiten bis zum seitlichen Felsen, der die Bucht einrahmt und wo man sich im höhlenartigen Einschnitt problemlos nasse Füße bis zum Knie holen kann ...
Von dieser Seite der Bucht recht beeindruckend: Die nach hinten stark ausgefranste Backbordseite der American Star, der See zugewandt, weit zurück ragend und unter sich ein riesiges abgebrochenes Teil. Hier wird sie übermächtig, die Frage: Wie lange noch ..?
Was wir beim Aufbruch vom Schiff nicht wissen, ist, dass der "echte" und harte Offroad-Teil dieser Tour noch auf uns wartet - und das an einer Stelle, die man kaum für möglich halten würde.
Wir sind auf der Rückfahrt Richtung Norden und haben die Inselmitte etwa bei Antigua erreicht. Der nächste nördlich gelegene Ort ist La Ampuyenta, dazwischen erstreckt sich rechts neben der Hauptstraße eine weite Ebene mit einigen kleineren Bergketten im Hintergrund, die wir schon im Vorjahr als Kulisse für ein Foto unseres Opels genutzt hatten ...
Also klar, dass man auch mit dem Patrol nun hier neben die Straße fährt, selbst wenn sich die Ebene nun in eine eher zähe Lehmfläche verwandelt hat aufgrund der starken Regenfälle der letzten Tage. Aber hat das je eine volle Blase interessiert, die darüber hinaus auch noch in einem Offroader unterwegs ist ..?
Das Geschäft ist schließlich erledigt, auch das Fahrzeug der Guardia Civil hat sich mittlerweile wieder vom Straßenrand entfernt - warteten die etwa auf irgend ein interessantes Schauspiel? Immerhin: Uns haben sie vermutlich sowohl diesmal wie auch an einigen anderen Stellen der Insel, wo wir auf sie treffen, nicht im Visier, denn wie kann man in Die "Kette" nachlesen: "Die Guardia Civil hält sich von den Touristenzentren fern, seit Franco damals den Tourismus als Devisenquelle entdeckt hat. Sie sollen nicht die Touristen erschrecken, sondern die eigene Bevölkerung in Schach halten."
Die Untersetzung ist längst eingeschaltet, der Untergrund ist hier und heute mehr als suspekt und mit gemischten Gefühlen wird registriert, wie sich das Fahrzeug, das über ein echt "kanarisches" Profil an mindestens zwei von vier Reifen verfügt, zunehmend schwer tut, sich im Lehm weiter voran zu arbeiten.
Und dann, nur wenige Meter von der rettenden Hauptstraße entfernt, ist es soweit: Nichts geht mehr und auch die paar verzweifelten Anstrengungen eines Rausschaukelns führen nur dazu, dass sich die Räder immer tiefer eingraben - keine Chance!
Fluchend verlässt der Fahrer das Fahrzeug: Nur wenige Meter entfernt rasen ungläubig staunende Einheimische vorbei, während es beim ersten Schritt bereits die leichten "italienischen" Treter im Lehm auszieht und die noch leidlich saubere Jeans im Schlamm aufsetzt - echtes Offroad-Ambiente pur, wie man es sich doch schon immer gewünscht hat ..!
Irgend wann hat sich auch der Wutanfall gelegt und Schaufeln ist angesagt: Was gibt es Schöneres, als mit der Drachenschaufel Schlamm auszubaggern, und das natürlich in den Schühchen, die es bei jedem Schritt fast auszieht ..?
Es verdichtet sich der Eindruck, dass es sich hier um eine späte Rache der Offroad-Götter handelt für all das Vergnügen, das einst die Erkundung Vom Geheimnis des Festfahrens auf dieser Insel mit sich brachte ...
Und mitten im Schaufeln geschieht dann das Wunder, das man auch als das "Glück des Tüchtigen" bezeichnen könnte: Ein Pickup-Fahrer naht (wer sonst? ) und bietet seine Hilfe an! Und man glaubt es kaum: Mitten im Lehm und Schlamm erscheint dieser arabisch aussehende Retter, der später auch nicht einen einzigen Euro für die Kaffeekasse haben will, wie vom Himmel gesandt!
Mit seinem Abschleppseil, das er sehr professionell handhabt, zieht er mit seinem Doppelkabiner den Nissan Patrol aus der Sch ...., während nun inzwischen die Einheimischen nicht mehr länger fassungslos, sondern vielmehr wild hupend auf der zehn Meter entfernten Hauptstraße entlang rasen - was will man mehr ..?
Als wir später als echte "Dreckschleuder" wieder zurück nach Norden auf der Hauptstraße unterwegs sind, kann selbst der "entehrte" Fahrer schon wieder lachen - beim nächsten Mal wird er selbstverständlich wieder lässig abwinken, wenn so ein Helfer naht und sich selbst rausschaufeln - Ehrensache ..!
© Text/Bilder 2005 J. de Haas