Auf den Spuren der Päpste ...
Nach dem entspannten gestrigen Tag ist heute unser Programm wieder vollgepackt mit dem Besuch bei Winzern des Anbaugebiets Châteauneuf du Pape: Wir müssen früh los, unser erstes Ziel wurde von Gerhild spontan organisiert (ein Bonusbesuch!). Wir fahren zum Château Vaudieu.
Das Schloss wurde im 18. Jhdt von einem Admiral erbaut. Seit 250 Jahren wird nun Wein angebaut, mittlerweile gibt es hier 13 Rebsorten, wobei Grenache dominiert. Die Weingärten werden an einem Drittel der Tage des Jahres vom Mistral durchgeblasen und es fallen nur geringe Niederschläge. Das fordert die alten Weinstöcke, hervorragende Trauben reifen zu lassen.
Wir werden durch die Kellerei geführt und man erläutert uns die Lagen und die einzelnen Schritte der Herstellung der Vaudieu-Weine.
Die Rebsorten Grenache, Syrah und Mouvèdre werden getrennt vergoren und reifen in Holzfässern, die in uralten Kellern stehen. Daraus entstehen die Weine, die auf Flaschen gezogen sich dann noch einige Jahre in den alten Kellern weiter entwickeln.
Im Verkostungsraum endet die Führung und hier erwartet uns bereits der "Degustationskater", den es ausgiebig zu kraulen gilt. Der Wein hatte uns schon beim Abendmenü im Les Florets begeistert und so füllt sich mal wieder der Einkaufskorb ...
Unser nächstes Ziel ist Cave Vieux Télégraphe: Den Namen erhielt das Weingut von der hiesigen Telegrafenstation, die sich auf dem Hügel des Weinguts befand. Im Jahr 1898 begann das Weingut mit der Produktion der Weine. Seit vier Generationen beschäftigt sich die Familie Brunier nun damit, das Weingut wurde ständig erweitert und so gehören inzwischen auch Lagen in Gigondas und sogar im Libanon dazu.
Der Hof selbst befindet sich wenige Kilometer entfernt von den Weinbergen in Bédarrides. Für den Wein "Vieux Télégraphe" werden Trauben von ca. 40 jährigen Rebstöcken vergoren, für "Télégramme" verwendet man Trauben der 20 - 30 jährigen Rebstöcke.
Die Mischung der Traubensorten Grénache und Syrah bzw. Mourvèdre, Grenache und Cinsault findet hier bereits vor der Fermentation statt. Im Folgejahr erfolgt dann die Auswahl aus den Weinen der gemischten Rebsorten für die endgültigen "Cuvées Télégraphe" und "Télégramme", ein vollkommen anderes Verfahren als beim zuvor besuchten Château Vaudieu. Neben den Rotweinen wird auch in geringem Umfang (ca. 10%) weißer "Vieux Télégraphe" hergestellt.
Die interessante Führung endet wie üblich mit einer Degustation.
Und weiter geht es nun nach Châteauneuf du Pape, zu dem Ort also, der dem Anbaugebiet den Namen gegeben und den das Explorer Team bereits bei der Tour Frankreich 2010 besucht hatte. Hier besaßen die Päpste zu der Zeit ihre Sommerresidenz, als sie in Avignon und nicht in Rom herrschten. Die Überreste der Sommerresidenz aus dem 14. Jhdt thronen über dem Ort: Von hier aus beginnen wir unseren Spaziergang auf Wegen, die vielleicht auch schon die Päpste benutzt haben. Unser Ziel ist die Ecole de Dégoustation. Nachdem wir nun so viel fertige Weine probiert haben, sollen wir in diesem Institut jetzt reinsortige Weine verkosten und anschließend selbst Cuvées daraus zaubern.
Doch zuvor erhalten wir einen zur Veranstaltung des ersten Abends vertiefenden Vortrag: Wir erfahren etwas über die Weinanbaugebiete, die Böden, die Weinherstellung, die Rebsorten, die Gärung, die Aromen und nicht zuletzt über die Kunst, Cuvées zu kreieren. Das ist der Punkt, an dem wir nun selbst erproben können, wie schwierig das Ganze ist: Man hat für uns Flaschen mit reinsortigem Cinsault, Syrah, Grenache und Mouvèdre bereitgestellt, dazu noch Messbecher, zahlreiche Degustationsgläser und Formulare zur Dokumentation der gemischten Weinanteile. Es kann losgehen!
Zunächst probieren wir die Weine pur, um ein Gefühl für die Rebsorten zu bekommen. Anschließend beginnt der erste Versuch einer Assemblage, wie die Cuvéeerstellung genannt wird. Jürgen, Pedro und ich bilden ein Team, unsere Mitstreiter Sabine und Lothar treten als weiteres Team an und Karin muss als Profi allein ihre Weine mischen. Die Ergebnisse des ersten Versuchs sind eher als "bescheiden" einzustufen, kaufen würde das keiner von uns. Der zweite Versuch ist weitaus besser, wenn auch unsere Cuvée auf Grund des zu hohen Mouvèdre-Anteils recht kräftig geraten ist.
Beim dritten Versuch müssen wir die Assemblage dokumentieren und zusammen mit dem Ergebnis beim Kursleiter abgeben. Im Anschluss daran werden die Ergebnisse nun blind verkostet: Werden die Teilnehmer "ihren" Wein erkennen? Aufgrund der beiden Weinproben, einem Zwischenhalt in einem Bistro des Orts und der Verkostung der Cuvéeexperimente, ist die Stimmung mittlerweile schon recht ausgelassen. Als aber Sabine ihren eigenen Wein nicht erkennt und ihn auch noch mit dem Kommentar "Der Wein hat eine belanglose Breite" auf dem letzten Platz einordnet, brechen alle in schallendes Gelächter aus, bei dem schon fast die Tränen fließen ...
Unsere Weine haben wir alle nicht sicher wieder erkannt, aber Jürgen, Pedro und ich erreichen den ersten Platz, die "Médaille d'Or" und ein Lob des Kursleiters. Irgend wann muss sich ja so viel Weindegustation bezahlt machen ...
Heute handelt es sich um einen anstrengenden Tag, denn nach der Schulstunde in der Ecole werden wir bereits bei Ogier im Ort erwartet. Wer deren Webseite anklickt, wird erstaunt sein, denn man muss dort bestätigen, dass man in einem Alter ist, in dem man in seinem Heimatland Alkohol trinken darf. Das erinnert doch irgend wie entfernt an erotische Webseiten, die aber unsere Leser sicher noch nie besucht haben ...
Wie bei uns bereits im Jahr 2010 an der selben Stelle beginnt die Führung wieder im Garten, wo man die verschiedenen Böden mit den Rebsorten als Beete angelegt hat. Es ist mittlerweile frisch geworden, der angekündigte Mistral bläst uns durch, so dass wir alle froh sind, dass die Führung anschließend in der Halle mit den schönen Glasfenstern, die an den kirchlichen Ursprung erinnern, bzw. im Keller mit den riesigen Holzfässern fortgesetzt wird. Im angeschlossenen Shop findet die unvermeidliche Degustation statt.
Besonders hübsch ist eine Packung mit Weinen der vier verschiedenen Böden, die im Anbaugebiet von Ogier anzutreffen sind - und wieder füllt sich der Einkaufskorb wie von selbst ...
Wir brechen auf: Nun geht es also weiter nach Avignon mit dem berühmten Papstpalast und in das Hotel Cloitre St. Louis, einem ehemaligen Kloster. Dort wird unser Abendmenü vorbereitet. Als Gerhild sieht, wie für eingedeckt wurde, muss sie aktiv werden:. Getreu dem Motto, gute Weine müssen aus ordentlichen Gläsern genossen werden, bittet sie darum, die Gläser mit dem plumpen Rollrand gegen "richtige" Weingläser auszutauschen. Zu ihrer Überraschung räumen die dienstbaren Geister des Hotelrestaurants ein, man hätte keine sieben "ordentlichen" Weingläser und uns werden als Ersatz Degustationsgläser angeboten. Die sind zwar ziemlich klein, aber immerhin besser als die ursprünglich eingedeckten. Hinter vorgehaltener Hand gesteht der Kellner, dass er es gut findet, dass endlich mal jemand diesen Missstand angesprochen hat ...
Abgesehen vom "Dilemma" mit den Gläsern ist das Menü köstlich und Gerhild hat auch mal wieder die perfekten Weinbegleiter ausgewählt.
Müde fallen wir schließlich in unseren komfortablen "Klosterzellen" in tiefen, erholsamen Schlaf ...
© 2014 Sixta Zerlauth